- Club Voltaire
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Club Voltaire ist ein vor allem in Deutschland benutzter Name für verschiedene linksalternative kulturelle Einrichtungen, die untereinander keine organisatorische Verbindung aufweisen. Eine der gemeinsamen Maximen ist die Meinungsfreiheit.
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung und Entstehung
Die Namensgebung ist an den französischen Philosophen der Aufklärung, Francois-Marie Arouet, angelehnt, der unter dem Namen Voltaire bekannt wurde. Sein Zitat "Du bist anderer Meinung als ich, doch ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen" steht für ein radikales Bekenntnis zur Redefreiheit. Voltaire ist besonders in politisch gemäßigt linken Kreisen beliebt, da er gegen Armut und Unbildung sowie für die Pflichten der Industrie und des Staates in Bezug auf das Gemeinwohl argumentiert und geschrieben hat. Er wendete sich aber auch gegen jeglichen Fanatismus ("bedenkt, dass Fanatiker gefährlicher sind als Schurken") und steht sowohl für ein naturwissenschaftliches Weltbild ("Zufall ist ein Wort ohne Sinn; nichts kann ohne Ursache existieren") als auch für moderne rechtsstaatliche Prinzipien ("besser man riskiert, einen Schuldigen zu retten, als einen Unschuldigen zu verurteilen"). Die zwischen 1968 und 1975 gegründeten Clubs bildeten sich häufig nach dem Vorbild des Republikanischen Clubs in Berlin[1].
Beispiele für politische Clubs
- Der Club Voltaire in Frankfurt am Main ist der älteste in Deutschland und existiert seit 1962. Es handelt sich um ein Speisenlokal ohne Verzehrzwang, wo es regelmäßige und unregelmäßige Veranstaltungen gibt und sowohl Politiker und Aktivisten verschiedener linker Parteien zu Vorträgen eingeladen werden. Zudem finden freie Musikveranstaltungen und andere Events statt. 2009 treffen sich in Räumen des Clubs Voltaire regelmäßig die Jugendorganisation der Frankfurter Grünen als auch die Piratenpartei.
- Der Club Voltaire in Hannover wurde durch die Professoren Peter Brückner und Peter von Oertzen, den späteren Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg und den Kabarettist Dietrich Kittner gegründet[2]
- Der Club Voltaire in Tübingen wurde 1970 ausgelöst durch die 1968er-Studentenbewegung gegründet und verstand sich als Kämpfer gegen einen veralteten Kulturbegriff. 1975 wurde dort das erste Tübinger Folk- und Liedermacher-Festival durchgeführt, das ganz der linken angloamerikanischen Liedermacher-Szene gewidmet war.
- Der Club Voltaire in München wurde 2001 mit der erklärten Absicht gegründet, die politische Kulturszene zu bereichern.
Andere Beispiele für die Verwendung des Namens
- 1964 erschien vom Gerhard Szczesny Verlag in München unter CLUB VOLTAIRE erstmals ein "Jahrbuch für kritische Aufklärung".
- In Aachen firmiert unter dem Namen Club Voltaire eine Diskothek, die die ganze Nacht geöffnet hat.
- In Münster ist Club Voltaire ein regelmäßiges französischsprachiges Treffen der Deutsch-Französischen Gesellschaft Münster in einem Restaurant.
- In Frankreich ist die Verwendung der Bezeichnung Club Voltaire ziemlich populär und wird für Damenmode, Büroraumanbieter und Kampfsportklubs gleichermaßen gerne verwendet.
Das literarische Zitat
"Daniel Cohn-Bendit schüttet den Inhalt seines Weinglases an meinem Gesicht vorbei gegen die Wand des Club Voltaire". In: Bernward Vesper: Die Reise. Von der Hitlerjugend zur RAF, 1977, nach: Frederick A. Lubich: Wende Welten, 2002, S. 65. Daniel Cohn-Bendit ist der Studentenführer der Pariser Mai Revolte von '68, der Club Voltaire der in der kleinen Hochstraße in Frankfurt.
Ereignisse
Am 10. Juni 2009 wurde der Club Voltaire in Neu-Isenburg während eines Musikkonzertes von etwa zwanzig jungen Männern [3] überfallen.
Einzelnachweise
- ↑ * Klaus Mlynek, in: Stadtlexikon Hannover, S. 611f.
- ↑ Klaus Mlynek, in: Stadtlexikon Hannover, S. 611f.
- ↑ http://www.op-online.de/nachrichten/neu-isenburg/mit-einem-ueberfall-keiner-gerechnet-347079.html
Weblinks
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