Peter Mansfeld

Peter Mansfeld
Peter Ernst II. von Mansfeld

Graf Peter Ernst II. von Mansfeld, meist einfach „Ernst von Mansfeld“ genannt (* 1580; † 29./30. November 1626 in Bosnien), war ein bedeutender Söldner- und Heerführer im Dreißigjährigen Krieg.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Anfänge

(Peter) Ernst von Mansfeld - er selbst unterschrieb seit 1607 mit „Ernest conte de Mansfelt“ - war ein natürlicher, d.h. außerhalb vollgültiger Ehe geborener Sohn (fils naturel) des königlich-spanischen Statthalters von Luxemburg, Peter Ernst I. von Mansfeld, der dem bekannten alten Reichsgrafenhause entstammte (Linie Mansfeld-Vorderort-Friedeburg). Ernst von Mansfeld, angeblich 1580 in Luxemburg geboren, wurde am dortigen Hofe seines strengen Vaters im katholischen Glauben erzogen. Sein Vater und dessen ältester, vollbürtiger Sohn Karl (* 1543/45) wurden 1594 von Kaiser Rudolf II. in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben und führten seitdem den Titel Prince et Comte de Mansfelt. Als Fürst Karl im Jahre 1595 den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen in Ungarn erhielt, gab der Vater ihm den 15jährigen Ernst mit, der somit in den sog. Langen Türkenkrieg (1593-1606) geschickt wurde, um das Kriegshandwerk zu erlernen. Während Fürst Karl schon im August den ungarischen Kriegsseuchen erlag, blieb der junge Ernst noch jahrelang auf dem dortigen Kriegsschauplatz. Von den Erfahrungen des Türkenkrieges geprägt, diente er den Habsburgern dann 1604-1607 auch in den Niederlanden. Beim Tode seines Vaters (1604) hatte der noch immer nicht rechtskräftig legitimierte Ernst von Mansfeld laut Testament nur geringe Erbansprüche, die aufgrund der hinterlassenen Schulden in nichts zerflossen. In Diensten der Habsburger nicht zufriedengestellt, ging er 1610 zu den Protestanten über. Ob er im Zuge dieses Seitenwechsels auch evangelische Konfession annahm, ist nicht sicher.

Unionsdienste (1611-1618/21)

Offiziell stand Mansfeld 1611-1621 als Obrist in Diensten der Protestantischen Union unter Führung von Kurpfalz; tatsächlich aber erhielt er seine Befehle von deren maßgeblichen Fürsten (Christian von Anhalt, Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach), die eine konfessionell polarisierende, ideologisierte und auf Krieg hinauslaufende Politik vertraten. Entgegen einem verbreiteten Irrtum ist Mansfeld niemals Heerführer der Union gewesen, weder vor 1618 noch danach; im übrigen endeten sämtliche Unionsdienste spätestens mit der Selbstauflösung des Sonderbundes (Mai 1621), so dass es sachlich falsch ist, für die Zeit danach - etwa zum Kampf um die Rheinpfalz (1621-1622) - noch von Unionsfeldherren zu sprechen. Auch die Bezeichnung als protestantischer Heerführer ist fragwürdig, weil er nach 1610 seine wahre Konfession geschickt verbarg, sich nirgends erkennbar von konfessionellen Motiven hat bestimmen lassen und im übrigen später auch katholischen Mächten diente. Ein seit 1610 durchgehender Zug ist allerdings sein Einsatz auf Seiten verschiedener Gegenspieler des Hauses Habsburg.

Im Geheimauftrage der führenden Unionsfürsten befehligte Mansfeld 1616-1617/18 in Italien deutsche Truppen in Diensten Herzog Karl Emanuels I. von Savoyen (Carlo Emanuele I. di Savoia), der zugleich Fürst von Piemont war, während des [Ersten] Mantuanischen Erbfolgekrieges (1612/13-1617). Bei einem späteren Aufenthalt in Turin (1619) verlieh der Savoyer ihm die Herrschaften Castel-Nuovo (Castelnuovo d'Asti, heute Castelnuovo Don Bosco) und Buttigliera (Buttigliera d’Asti), beide im Fürstentum Piemont gelegen, als Marquisat.

Böhmischer und pfälzischer Krieg (1618–1623)

Aus Italien zurückgekehrt, zog Mansfeld 1618 nach Böhmen, zur Unterstützung der evangelischen Stände, die sich gegen die habsburgische Landesherrschaft erhoben hatten (Prager Fenstersturz). Dabei befand er sich - in Absprache mit den Anführern der Union - noch immer in savoyischem Sold, weil der Savoyer den böhmischen Königsthron begehrte. Im November 1618 gelang Mansfeld die Einnahme der habsburgtreuen Stadt Pilsen; zur Strafe verhängte der Kaiser die Reichsacht über ihn. Im Juni 1619 bei Sablat geschlagen, reorganisierte Mansfeld seine Truppen und focht 1619/20 in Böhmen und Niederösterreich. 1620 zog er sich nach Pilsen zurück, wo er eigenmächtig Verhandlungen mit den Kaiserlichen begann. An der Schlacht am Weißen Berge nahm er nicht persönlich teil, wofür er 100.000 Taler aus der gegnerischen Kasse erhielt. Den Kampf um Böhmen aber führte er bis Mai 1621 fort.

Seit dem Frühjahr 1621 diente Mansfeld dem geächteten Pfalzgrafen Friedrich (dem vertriebenen Winterkönig von Böhmen) als Heerführer im Kampf um die Kurpfälzer Stammlande gegen übermächtige Gegner - den Kaiser und dessen Verbündete (Spanien, Bayern und die Liga). Im Herbst musste Mansfeld die unhaltbar gewordene Oberpfalz aufgeben, zog aber zum Rhein und brachte der pfälzischen Festung Frankenthal, die von spanischen Truppen belagert wurde, den ersehnten Entsatz (Oktober). Den Winter 1621/22 verbrachte er mit seinem Heer, das er aus dem Lande leben ließ und mittels Kriegsbeute fortlaufend verstärkte, im Elsaß. Am 27. April 1622 schlug er bei Mingolsheim den bayerisch-ligistischen Generalleutnant Tilly, nutzte den Erfolg aber nicht aus. Am Tage darauf erhob der Pfalzgraf, noch immer königliche Würden beanspruchend, seinen Feldherrn in Bruchsal zum Fürsten. Für den geschlagenen Tilly, der rechtzeitig vom spanischen General Córdoba verstärkt wurde, rettete die schwere Niederlage des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen (6. Mai 1622) die strategische Lage.

Vom überforderten Kurpfälzer Staatswesen nur unzureichend unterstützt, richteten die mansfeldischen Truppen schwere Verheerungen an: So erwähnt z.B. das Kriegsschadensverzeichnis der Obergrafschaft Katzenelnbogen für das Jahr 1622 einen Einfall Mansfelds nach Hessen-Darmstadt, das heutige Südhessen. Zahlreiche Städte und Dörfer - u. a. Langen, Darmstadt, Nauheim, Ober-Ramstadt, Nieder-Modau, Neunkirchen, Weiterstadt, Raunheim, Rüsselsheim und Büttelborn - stehen auf der Schadensliste.[1]

Im Juli 1622, als der Kampf um die Rheinpfalz aussichtslos geworden war, wurden Mansfeld (seit April Prince et Comte de Mansfelt) und der Welfenherzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (gen. der Halberstädter) im Elsaß mitsamt dem Söldnerheer vom Pfalzgrafen entlassen. Bald darauf von den Generalstaaten in Sold genommen, überwanden die beiden Söldnerführer beim Durchzug durch die habsburgischen Niederlande eine spanische Armee unter Córdoba, die ihnen bei Fleurus den Weg nach Norden verlegen wollte (Schlacht bei Fleurus, 29. August 1622). Im Herbst desselben Jahres besetzte Mansfeld die Grafschaft Ostfriesland; Herzog Christian folgte ihm später nach. Beide hielten das Reich auch 1623 weiter in Unruhe, bis der Braunschweiger bei Stadtlohn nahezu vernichtend geschlagen wurde (6. August 1623). Anfang 1624 musste Mansfeld in Ostfriesland die Reste seiner Truppen entlassen.

Spätere Kriegsgeschäfte und Operationen (1624-1626)

Nach mehreren Reisen, die ihn u.a. nach Holland (Haag, Amsterdam, Delft), nach Paris und London geführt hatten, warb Mansfeld seit dem Herbst 1624 in englischem Sold neue Truppen und erhielt durch Richelieu auch französische Unterstützung. 1625 diente er in den Niederlanden, zog dann nach Norddeutschland, wo er sich auf Geheiß seiner Geldgeber - der Könige von Frankreich und England - König Christian IV. von Dänemark unterstellen musste, der inzwischen in die Reichswirren eingegriffen hatte. Am 25. April 1626 wurde Mansfeld von Wallenstein bei Dessau schwer geschlagen. Nachdem er sein Heer in Kurbrandenburg reorganisiert und verstärkt hatte, brach er im Juni zu einem Feldzug nach Ungarn auf, wo er sich mit Bethlen Gábor zum gemeinsamen Angriff auf die kaiserlichen Erblande vereinigen wollte. Wallenstein verfolgte ihn seit Juli von der mittleren Elbe durch Schlesien bis nach Mähren und Ungarn, konnte einen mansfeldischen Einfall nach Böhmen verhindern, bekam seinen Gegner aber nicht zu fassen. Der Feldzug endete im Herbst ohne Schlachtentscheidung.

Des Mansfelders Tod

Auf dem Wege zur dalmatinischen Küste, von wo er zu Schiff nach Venedig reisen wollte, um Geld für neue Werbungen aufzutreiben, gelangte Mansfeld bis nach Bosnien. Im Dorfe Racovica, in den Bergen oberhalb von Sarajewo, erlitt er einen Blutsturz, angeblich aufgrund einer Tuberkulose, diktierte noch sein Testament und starb in der folgenden Nacht (29./30. November 1626). Sein Leichnam wurde angeblich auf einer Insel beim damals venezianischen Spalato beigesetzt.

Seine letzten Wochen sind geheimnisumwittert. Glaubhafter als das Gerücht, er sei von den Türken vergiftet worden, ist die Angabe anderer Quellen, er sei einem Blutsturz (un flux de sang) erlegen. Mansfeld soll, nachdem er sein Testament diktiert hatte, in voller Rüstung stehend, auf zwei Diener gestützt, den Tod erwartet haben. Gegen diese Legende spricht allerdings die Tatsache, dass er nicht einmal mehr die Kraft hatte, seinen Letzten Willen auch zu unterzeichnen; stattdessen trägt das Dokument, dessen Verfügungen ihm doch so wichtig waren, die Unterschriften dreier Offiziere, die es später in Venedig auch beglaubigen ließen.

Dass der Blutsturz das Resultat einer Leberzirrhose gewesen sein soll - finale Blutung aus Ösophagusvarizen -, ist wenig wahrscheinlich, weil Mansfeld für seine gemäßigte Lebensweise bekannt und offenbar kein Alkoholiker war. Die Sterbeszene, in ähnlicher Weise auch anderen Berufskriegern angedichtet, ist schon kurz nach seinem Ende zum soldatischen Heldentod stilisiert worden und ermöglicht daher sicherlich keine zuverlässige Aussage über das tatsächliche Geschehen. Auf der Grundlage der Quellen [vgl. Ernst Fischer, Des Mansfelders Tod] ist eine andere Todesursache weitaus wahrscheinlicher: Blutsturz infolge einer Pulmonaltuberkulose (volkstümlich: Lungenschwindsucht); da über den Blutsturz aber keine Einzelheiten bekannt sind, sollte hier nicht spekuliert werden.

Bedeutung: Kriegsunternehmertum im frühen 17. Jahrhundert

Ernst von Mansfeld agierte, wie in seiner Zeit verbreitet, als privater Unternehmer in staatlichem (herrschaftlichem, obrigkeitlichem) Auftrage, wobei er freilich nicht zuletzt persönliche Ziele verfolgte. Vor allem in den Jahren 1621-1625, kurz vor dem Auftreten Wallensteins, war er ein namhafter Hauptvertreter jener großen Kriegsunternehmer [Begriff nach: Fritz Redlich, The German Military Enterpriser], die in dieser Größenordnung erst seit ca. 1615 aufgekommen waren und die es verstanden, ihren Dienstherren ein vollständiges, kriegsstarkes Heer aus Söldnern aller Truppengattungen (Reiterei, Fußvolk, Artillerie) aufzustellen, ohne dass die Auftraggeber in der Lage sein mussten, auch den erforderlichen Unterhalt zu leisten. Einen Ersatz boten Kontributionen, welche die Heeresführung im besetzten Gebiet eintrieb, sowie Beuteversprechen an die Truppen und die Subsidien interessierter Drittmächte, vor allem aus dem Ausland, die Mansfeld immer wieder erwirken konnte. Unter den schwierigen Bedingungen des frühen 17. Jahrhunderts - unzureichender Entwicklungsstand des damaligen Staates, seines Steuer- und Verwaltungswesens - war seine Leistung somit vor allem eine organisatorisch-logistische. Sein strategisch-operatives Verhalten als Feldherr wie auch die Auswirkungen seines Heeresunterhaltes (Verheerung der durchzogenen Reichsgebiete) sind stets vor diesem Hintergrund zu sehen; sie waren bedingt durch das Kriegsrecht jener Zeit (den sog. Kriegsbrauch, besonders im Beutemachen) und durch die private Organisation der damaligen Söldnerheere (Regimentsstruktur, Stellung der Obersten). In Anbetracht der großen Vielfalt der von ihnen besorgten Aufgaben können die frühneuzeitlichen Kriegsunternehmer als frühe Vorläufer des sich entwickelnden modernen Unternehmers und Managers gesehen werden.

Siehe auch

Quellen

  1. Hessisches Archiv-Dokumentations- und Informations-System, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Kriegsgeschichte (E 8 A), HStAD Best. E 8 A Nr. 31/1, URL, Stand 8. Januar 2007

Literatur (Auswahl)

  • FRITZ REDLICH, The German Military Enterpriser and His Work Force; a study in European economic and social history; 2 Bände (VSWG, Beihefte 47/48), Wiesbaden 1964/65.
  • WOLFGANG BRÜNINK, Der Graf von Mansfeld in Ostfriesland (1622–1624) (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 34), Aurich 1957 (zuvor Diss. Köln 1954).
  • ERNST FISCHER, Des Mansfelders Tod; ein kritischer Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges; in: 13. Jahresbericht für das Luisenstädtische Gymnasium in Berlin; Berlin 1878.
  • LUDWIG WOLF SIGISMUND GRAF ÜTTERODT ZU SCHARFFENBERG, Ernest Graf zu Mansfeld; Gotha 1867.
  • ANTOINE CHARLES HENNEQUIN, COMTE DE VILLERMONT, Histoire d’Ernest de Mansfeldt; 2 Bände, Brüssel 1865/66.
  • RUDOLF REUSS, Graf Ernst von Mansfeld im Böhmischen Kriege, 1618–1621; ein Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges; mit einem Plane von Pilsen; Braunschweig (zuvor Diss. Göttingen) 1865.
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Weblinks


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