Pharmagroßhandel

Pharmagroßhandel

Pharmagroßhandel ist der Großhandel mit pharmazeutischen Produkten. Er ist Teil des Gesundheitssystems. Zu seinen Aufgaben gehört die Versorgung der Apotheken mit den Produkten der Pharmaunternehmen. Wesentlich für den Pharmagroßhandel ist der Betrieb einer Logistik, die eine sehr schnelle Belieferung auf Tagesbasis gewährleistet.

Inhaltsverzeichnis

Situation in Deutschland

Der Pharmagroßhandel in Deutschland ist das Bindeglied zwischen den ca. 1.500 Herstellern von pharmazeutischen Produkten und den ca. 21.500 Apotheken im Bundesgebiet. Alle Großhändler sind im Bundesverband des Pharmazeutischen Großhandels - PHAGRO e. V. organisiert. Der Verband hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Der Umsatz mit Arzneimitteln belief sich 2007 auf ca. 22 Mrd. €.

Die Großhandelsspanne ist durch die Arzneimittelpreisverordnung festgelegt: Bei Fertigarzneimitteln mit einem Herstellerabgabepreis bis einschließlich 3,00 Euro beträgt der maximal zulässige Großhandelszuschlag 15 %, bei Abgabepreisen über 26,83 Euro nur noch 6 %. Bei besonders hochpreisigen Arzneimitteln (ab 1200,01 Euro) ist der Zuschlag begrenzt auf maximal 72,00 Euro.

Die Legaldefinition findet sich in § 4 (22) Arzneimittelgesetz: Großhandel mit Arzneimitteln ist jede berufs- oder gewerbsmäßige zum Zwecke des Handeltreibens ausgeübte Tätigkeit, die in der Beschaffung, der Lagerung, der Abgabe oder Ausfuhr von Arzneimitteln besteht, mit Ausnahme der Abgabe von Arzneimitteln an andere Verbraucher als Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte oder Krankenhäuser.

Der Betrieb eines Pharmagroßhandelsunternehmens bedarf gemäß § 52a Arzneimittelgesetz der Genehmigung durch die zuständigen Länderbehörden.

Mitgliedsfirmen

Die Mitgliedsfirmen lassen sich in drei Gruppen unterteilen:


Bundesweit arbeitende Großhändler:


Mitglieder von Pharma Privat (eine Kooperation inhabergeführter privater Pharmagroßhandlungen[3]):

  • Ebert+Jacobi GmbH u. Co. KG, Würzburg
    • gegr. 1884 - 2 Lager in Würzburg und Heidenheim
    • Umsatz: 800 Mio. € (2009) incl. Beteiligungen (anteilig)
  • Ebert + Jacobi Holdermann GmbH & Co. KG, Baden-Baden
    • gegr. 1887 - 2 Lager in Baden-Baden und Ludwigshafen
    • Anteil Ebert + Jacobi: 50 %
  • Ebert + Jacobi Finze GmbH & Co. KG, Pfreimd
    • gegr. 1922 - 1 Lager in Pfreimd
    • Anteil Ebert + Jacobi: 100 %
  • spangropharm Pharmazeutische Großhandlung GmbH u. Co. KG, Spangenberg
    • gegr. 1916 - 1 Lager in Spangenberg
    • Ab dem 1. Januar 1987 im Besitz (100 %) von Ebert + Jacobi
  • Leopold Fiebig GmbH & Co. KG, Rheinstetten
    • gegr. 1898 - 1 Lager in Rheinstetten
    • Umsatz: 161 Mio. € (2008)
  • Otto Geilenkirchen GmbH & Co KG, Aachen
  • Max Jenne Arzneimittel-Großhandlung KG, Kiel
    • gegr. 1879 - Verwaltung in Kiel, 3 Lager in Neumünster, Lübeck und Lüneburg
  • Richard Kehr GmbH & Co. KG, Braunschweig
    • gegr. 1924 - 1 Lager in Braunschweig
    • Umsatz: 341 Mio. € (2008)(incl. Kehr Holdermann)
  • Kehr Holdermann GmbH & Co. KG
    • gegr. 1990 - 1 Lager in Dessau
    • Anteil Richard Kehr: 75 %
  • C. Krieger & Co. Nachfolger GmbH & Co. KG, Koblenz
    • gegr. 1802 - 1 Lager in Koblenz

Die Firmen in dieser Gruppe verfügen somit über 15 ausliefernde Betriebe und einen Marktanteil von 8 %.


Freie Mitglieder:

  • Hageda-Stumpf GmbH & Co., München
    • gegr. 1990 - 1 Lager in München
    • Das Unternehmen ist der Merckle Unternehmensgruppe und damit indirekt der Phoenix Pharmahandel zuzurechnen. Zugrunde liegt eine Vereinbarung von Adolf Merckle mit dem Bundeskartellamt über die Zusammenlegung seiner verschiedenen Pharmagroßhandelstöchter, die von Merckle durch Strohmann-Lösungen jedoch niemals umgesetzt worden ist.
  • W. Kapferer GmbH & Co. KG, Mosbach
  • v.d.Linde-Arzneimittel GmbH, Düsseldorf
    • gegr. xxxx - 3 Lager in Hilden, Düsseldorf, Herne
    • Die v.d.Linde-Arzneimittel GmbH ist zum 1. Januar 2009 von der Sanacorp Pharmahandel GmbH übernommen worden[5]. Der Antrag auf Übernahme wurde am 4. März 2009 durch die EU-Kommission genehmigt[6][7].

Obige Firmen verfügen über acht Läger und einen Marktanteil von 4 %.

Fusionskontrollverfahren

Im Jahre 2001 hat die Sanacorp versucht, die ANZAG zu übernehmen. Die Übernahme scheiterte jedoch am Widerstand des Kartellamtes. Der Rechtsstreit wurde durch ein Urteil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf im Oktober 2006 beendet. Das Fusionskontrollverfahren war eines der längsten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Sanacorp war bis zur Übernahme durch Alliance Boots Ende 2010 mit 24,99 % an der ANZAG beteiligt[8].

Strafzahlungen wegen verbotener Absprachen

Anfang 2003 hatte sich die ANZAG zu einer Vorwärtsstrategie entschlossen. Den Apotheken wurden Rabatte eingeräumt um den eigenen Marktanteil auszubauen. Mitte 2003 wurde der Vorstand der ANZAG entlassen und die Rabattschlacht beendet. Zwischen den Großhändlern wurde vereinbart, die Marktanteile von Anfang 2003 wiederherzustellen. Diese Absprache wurde vom Kartellamt beanstandet. Das Bußgeld gegen die vier Unternehmen ANZAG, Gehe, Phoenix und Sanacorp sowie sieben Verantwortliche wurde auf nur 2,6 Mio. € festgelegt, weil ein kartellbedingter Mehrerlös nicht mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden konnte.

Maßnahmen des Kartellamtes

Die niederländische Versandapotheke DocMorris gehört seit April 2007 zu 90 % zur Celesio AG, der Muttergesellschaft der Gehe Pharma Handel GmbH. Die Landesverbände der Apotheken sollen Apotheken gedrängt haben, ihre Lieferbeziehung zu Gehe zu beenden. Das Bundeskartellamt hat daraufhin im Juli 2007 die Büros einiger Landesverbände durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Die Gehe hat die Angelegenheit als weniger dramatisch eingestuft, da die negativen Reaktionen der Apotheker im erwarteten Rahmen geblieben seien. Der Marktanteilsverlust habe bei 2,6 % gelegen, der jedoch im Laufe des Jahres 2007 aufgeholt werden soll.

Situation in Österreich

Der Pharmagroßhandel in Österreich besteht aus neun privaten Großhandelsunternehmen und beliefert ca. 1.126 öffentliche Apotheken und 21 Filialapotheken. Die durchschnittliche Großhandelsspanne betrug seit 1. Februar 1997 rund 13%. [9].

Die Legaldefinition findet sich in § 2 (2) und (3) Arzneimittelgesetz: "Arzneimittel-Großhändler" ist ein Gewerbetreibender, der aufgrund der Gewerbeordnung 1994, BGBl. Nr. 194, zum Großhandel mit Arzneimitteln berechtigt ist und über eine entsprechende Bewilligung gemäß § 63 Abs. 1 verfügt, sowie ein pharmazeutischer Unternehmer einer anderen Vertragspartei des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, der berechtigt ist, Großhandel mit Arzneimitteln zu treiben. "Arzneimittel-Vollgroßhändler" ist ein Arzneimittel- Großhändler, der zufolge ausreichender Lagerhaltung, einer entsprechenden Sortimentgestaltung sowie einer entsprechenden Versorgungsbereitschaft, -regelmäßigkeit und -intensität, in der Lage ist, die Arzneimittelversorgung im Sinne des § 57 in einem bestimmten Gebiet sicherzustellen.

Situation in der Schweiz

Europäische Ebene

Auf europäischer Ebene gilt die Richtlinie 92/25/EWG des Rates vom 31. März 1992 über den Großhandelsvertrieb von Humanarzneimitteln[10].

Belege

  1. a b Vertriebszentren der Phoenix Pharmahandel GmbH & Co. KG
  2. der NOWEDA eG
  3. Pharma Privat
  4. Bundeskartellamt zur Übernahme der W. Kapferer KG, Mosbach
  5. Sanacorp übernimmt v.d.Linde-Arzneimittel GmbH - Pressemitteilung vom 22. Dezember 2008
  6. Apotheke adhoc - Sanacorp darf von der Linde übernehmen Pressemitteilung vom 4. März 2009
  7. Reuters - EU gibt grünes Licht Pressemitteilung vom 4. März 2009
  8. Sanacorp trennt sich von Anzag-Beteiligung
  9. Arge Pharmazeutika
  10. ABl. Nr. L 113 vom 30. April 1992

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