Philipp Christoph von Königsmarck

Philipp Christoph von Königsmarck
Bildnis in jungen Jahren

Philipp Christoph Graf von Königsmarck (* 4. Märzjul./ 14. März 1665greg. in Stade; † 1. Julijul./ 11. Juli 1694greg. in Hannover) war ein hannoverscher Offizier und Hofkavalier. Er war der Sohn von Kurt Christoph Graf von Königsmarck (1634–1673) und Maria Christine von Wrangel (1628–1691).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Graf Königsmarck stammte aus einem alten märkischen Adelsgeschlecht. Er war der Enkel des deutsch-schwedischen Feldmarschalls Graf Königsmarck. Sein Onkel war Otto Wilhelm Graf von Königsmarck, sein Bruder Hans Karl Graf von Königsmarck. Daneben hatte er zwei jüngere Schwestern, Amalie Wilhelmine und Maria Aurora.

Seit seinen Kindertagen, als er als Page am Hof von Celle lebte, war er mit der Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, Sophie Dorothea von Celle, befreundet. Diese vermählte sich im Alter von 16 Jahren mit ihrem Vetter, dem Herzog Georg Ludwig zu Braunschweig und Lüneburg (Prinz von Calenberg), dem späteren Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg und König Georg I. von Großbritannien, zu einer wohl eher unglücklichen Ehe.

Der junge Königsmarck schlug währenddessen, nach Studien in Oxford, die Offizierslaufbahn ein und stand zuerst in kaiserlichen Diensten. In Venedig traf er auf den damaligen Kurprinzen August von Sachsen. Mit diesem kehrte er heim und lebte einige Zeit in Dresden.

Philipp Christoph von Königsmarck

Nachdem sein Onkel und sein Bruder 1686 und 1688 vor Argos und Negroponte, im Kampf gegen die Türken, den Tod gefunden hatten, ging er im Jahre 1688, als reicher Erbe, nach Hannover. Zu seinem Hausstand sollen 29 Diener und 52 Pferde gehört haben. Hier trat er in die Dienste des Herzogs Ernst August von Braunschweig-Lüneburg und nahm am Feldzug gegen Frankreich teil. Als Oberst der Leibgarde gehörte er zum engsten Kreis der herzoglichen Hofhaltung und war bei gesellschaftlichen Anlässen regelmäßig anwesend. Zusammen mit seinem Freund, dem Prinzen Karl Philipp, zog er auf den Peloponnes (Morea), um dort gegen die Türken zu kämpfen. Im April 1690 kam er allein nach Hannover zurück.

Sophie-Dorothea von Braunschweig-Lüneburg

Hier begann er offensichtlich eine, durch einen umfangreichen Briefwechsel dokumentierte, Liebesbeziehung mit der Erbprinzessin Sophia Dorothea von Celle. Im Sommer 1694 schließlich planten die beiden ihre gemeinsame Flucht, die entweder nach Wolfenbüttel zu Herzog Anton Ulrich oder nach Kursachsen führen sollte, wo der Graf als Generalmajor der Kavallerie eine Offiziersstelle innehatte.[1]

Durch Gräfin Clara Elisabeth von Platen (1648–1700), eine Mätresse des Kurfürsten, wurden die Liaison und die geplante Flucht bekannt. In der Nacht vom 1. Juli 1694 verschwand Graf Königsmarck im Hannoverschen Schloss spurlos, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet wurde. Offiziell galt er als verschollen.

Das Verschwinden des Grafen Königsmarck wurde zur Staatsaffäre, die nicht nur im europäischen Hochadel, sondern auch bei Diplomaten und in der breiten Bevölkerung, weite Kreise zog. Die Prinzessin wurde schuldhaft geschieden, auf Schloss Ahlden gebracht und dort unter strenger Bewachung festgehalten, wo sie 1726 starb.

Rezeption

Volkslied

Theodor Fontane behandelt die Geschichte ausführlich in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Laut seiner Darstellung hatte sich von Königsmarck nur in das Schloss zu Hannover begeben, um von der Kurprinzessin Abschied zu nehmen. Dort sei er von vier gedungenen Mördern getötet und innerhalb der Schlossmauern begraben worden. Zwei der beteiligten Hellebardiere sollen die Tat auf ihrem Sterbebett gebeichtet haben. Der kompromittierende Briefwechsel zwischen von Königsmarck und der Prinzessin sei hingegen eine nachträgliche Fälschung des Hofes in Hannover gewesen, während der wahre Anlass seiner Ermordung die Eifersucht der, nach einem Liebesabenteuer mit dem Grafen, verschmähten Gräfin Platen gewesen sei. (Tatsächlich steht die Authentizität des Briefwechsels heute fest. Der Fälschungsvorwurf ging in Wirklichkeit zunächst vom Hof in Hannover aus, der sich damit dem diplomatischen Druck nach der Königsmarck-Affäre und Erpressungsversuchen entziehen wollte.[1])

Die Gräfin Platen wurde – als angebliche Anstifterin des Ganzen – Gegenstand allgemeinen Hasses. Fontane berichtet hierbei von einem Volkslied, in welchem dieser Stimmung Ausdruck verliehen wird.

Wer geht so spät zu Hofe,
Da alles längst im Schlaf?
Im Vorsaal wacht die Zofe –
Schon naht der schöne Graf.
Er sprach: »Eh ich nach Frankreich geh,
Muß ich sie noch umarmen,
Prinzessin Dorothee.«
Gräflein, du bist verraten,
Verraten ist dein Glück,
Die böse Gräfin Platen
Ersann ein Bubenstück.
Du schaltst sie eine Wetterfahn,
Sie tät dir gern viel Liebes,
Nun ist’s um dich getan.
Er ging zur ew’gen Ruhe
Mit vielen Schmerzen ein,
Doch ward in keine Truhe
Gebettet sein Gebein.
Ich weiß nicht, wo er modern mag,
Doch wird er einst erscheinen
Am Auferstehungstag.

Romane

  • Pierre Benoit: Kœnigsmarck 1918
  • Gilles Lapouge: Les folies Koenigsmark 1989
  • A. E. W. Mason: Koenigsmark 1940
  • Dörte von Westernhagen: Und also lieb ich mein Verderben, Roman, 1997 (gebundene Ausgabe) Wallstein-Verlag, ISBN 3-89244-246-0

Filme

  • Kœnigsmark von Léonce Perret (1923)
  • Saraband for dead lovers von Basil Dearden (1948)
  • Kœnigsmark von Solange Térac (1953)

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Mijndert Bertram: Das Königreich Hannover – Kleine Geschichte eines vergangenen deutschen Staates; Hannover: Hahn, 2003, ISBN 3-7752-6121-4.

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