- Philipp Galen
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Philipp Galen, eigentlich Ernst Philipp Karl Lange (* 21. Dezember 1813 in Potsdam; † 18. Februar 1899 ebd.) war ein deutscher Schriftsteller und Arzt. Sein Pseudonym entstand, als sein Roman Der Inselkönig ohne Autorisierung und ohne sein Wissen unter dem Namen Galen (ein Spiel mit den Buchstaben seines Namens) erschien; fortan behielt er diesen Namen als Schriftsteller bei.
Gemessen an Galens in lateinischer Sprache an der Charité abgefasster Dissertation über 'De Struma', die Schilddrüse, wäre natürlich ebenfalls denkbar, dass sich der Mediziner statt der Version in dem Anekdötchen aus der Deutschen Hausbibliothek den Künstlernamen nach dem griechischen Arzt und Forscher Galenus von Pergamon gab, was das Anagramm seines bürgerlichen Nachnamens L a n g e zusätzlich erleichtert haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bereits während seiner Schulzeit entstanden erste literarische Stücke, u.a. das Theaterstück Friedrich von Rheinsberg.
Nach Abschluss seiner Schulausbildung nahm er jedoch ein Studium der Medizin in Berlin auf, um wie sein Vater Arzt zu werden. Nach dem Examen nahm er eine Stellung als Chirurg an der Berliner Charité an. Im Jahr 1845 trat er die Stellung des Assistenzarztes des Potsdamer Kadetten-Corps an. Kurze Zeit später wurde er Oberarzt und kam 1847 als Stabsarzt nach Bielefeld, wo er seine spätere Frau kennenlernte. Nach seiner Hochzeit praktizierte er für kurze Zeit als Landarzt im Teutoburger Wald. Dort widmete er sich neben seiner Arbeit wieder dem Schreiben, weil er befürchtete, mit dem harten Job des Landarztes sich und seine Familie nicht ernähren zu können. 1849 nahm er als Chefarzt am Feldzug in Schleswig teil; verschiedene andere Einsätze folgten. 1858 siedelte er nach Potsdam um. Im Alter von 70 Jahren ging Philipp Galen in den Ruhestand. Er starb im Alter von 85 Jahren in Potsdam.
Aus seiner Ehe mit Marie Louise Körner, einer Anverwandten von Friedrich Körner stammt seine Tochter Else Galen-Gube, die ebenfalls Schriftstellerin wurde. Sie verfasste hauptsächlich Gedichte und Novellen und ließ den Roman ihres Vaters Der Strandvogt von Jasmund 1905 neu auflegen. In dem auf Rügen Kultstatus innehabenden Roman beschrieb er in einer historisierenden Erzählung Rügen während der Zeit der französischen Besatzung (1807 bis 1813) im Stil eines Mantel- und Degenromans. Der Strandvogt von Jasmund wurde nach 1905 vielfach nach Gusto des Zeitalters gekürzt neu aufgelegt. Ob in Leipzig oder später in Berlin in den DDR-Reihen Kompass oder Spannend erzählt. Die kürzeste Nacherzählung ist das in A6 1938 bei der Meynkeschen Verlagsbuchhandlung erschienene, nacherzählte Geschichtchen mit 120 Seiten. Das Original von 1958 war dreibändig auf Dünndruckpapier. Die heutige Ausgabe von 1997 beim Verlag ostSeh umfasst in einem Band immerhin 624 Seiten.
Lange Zeit war nicht bekannt, warum Galen Rügen und den Ostseeraum so gut kannte. Zwischenzeitlich wurde über die Forschung zu Abenteuerliteratur AbLIT bekannt, dass seine Freundschaft zu Balduin Möllhausen dafür verantwortlich sein dürfte. Dieser zehn Jahre jüngere Abenteuerschriftsteller, der selbst Expeditionen durchführte, wuchs bei Garz auf Rügen als Pflegesohn in einer Familie auf.
Beide Schriftsteller gelten heute als Begründer des damals noch unbekannten Genres Abenteuerliteratur. Karl May ließ sich wohl (so das Karl-May-Museums Bielefeld) von diesen beiden inspirieren. Aus Bielefeld existiert noch eine Handschrift Galens, in der er sich bei seiner Gesprächspartnerin vom Vorabend verabschiedet und ihr Grüße für jemanden aufträgt.
Sein literarisches Schaffen umfasst hauptsächlich Romane und Erzählungen sowie ein Theaterstück. Seine Romane sind hauptsächlich Gesellschaftsromane; sein bedeutendstes und heute noch regelmäßig verlegtes Werk, der Roman Der Irre von St. James gilt als Kriminalroman. Bei Erscheinen wurde Galen lange Zeit des Plagiats bezichtigt, da er selbst nie in England war und die britische Kritik dennoch seine Schilderung von Land und Leuten als brillant einstufte. Viele Anregungen für seine Werke erhielt er durch seine Tätigkeit als Arzt. Mitunter wird er als der deutsche Walter Scott bezeichnet. Waren die Stoffe seiner Handlungen in wenigstens vier Fällen in seinen frühen Jahren im Ostseeraum angesiedelt, verlagerte sich sein Schaffensschwerpunkt mit seinem Reiseschwerpunkt später in die Schweiz.
Lesungen zu und über, vor allem jedoch mit den Romanen von Ernst Philipp Carl Lange oder Philipp Galen finden noch heute an verschieden Plätzen Rügens statt.
Werke
Romane
- Der Inselkönig, Leipzig, 1852, 5 Bände
- Der Irre von St. James, Leipzig 1853, 4 Bände
- Fritz Stilling, Erinnerungen aus dem Leben eines Arztes, Leipzig, 1854, 4 Bände
- Walter Lund, Leipzig, 1854, 4 Bände
- Andreas Burns und seine Familie, Leipzig, 1856, 4 Bände
- Baron Brandau und seine Junker, Leipzig, 1858
- Emery Glandon, Leipzig, 1859
- Der Strandvogt von Jasmund, Lebensbild während der Rügenschen Besatzung
- durch die Franzosen (1807 bis 1813) Leipzig, 1859, 4 Bände
- Der Sohn des Gärtners, Leipzig, 1861
- Die Insulaner, Rugianisches Charakterbild, spielt auf der Insel Öhe. Leipzig, 1861, 4
- Bände
- Der Leuchtturm auf Cap Wrath, Leipzig, 1862
- Der grüne Pelz, Leipzig, 1863, 2 Bände
- Das Erbe von Bettys Ruh, Leipzig, 1866
- Das Irrlicht von Argentieres, Berlin, 1867, 3 Bände
- Der Löwe von Luzern, Berlin, 1869, 5 Bände
- Irene die Träumerin, Berlin, 1873, 3 Bände
- Die Rastelbinder, Berlin, 1874, 3 Bände
- Der Alte vom Berg, Berlin, 1875, 3 Bände
- Der Einsiedler vom Abendberg, Berlin, 1875, 3 Bände
- Frei vom Joch, Berlin, 1878, 3 Bände
- Die Fürstendiener, Leipzig, 1880, 4 Bände
- Die Perle von der Oie, Greifswalder Oie, Leipzig, 1880, 4 Bände
- Der Meier von Monjardin, München, 1891, 2 Bände
Erzählungen
- Jane, die Jüdin, Berlin, 1867, 3 Bände
- Die Moselnixe, Berlin, 1877, 3 Bände
- Der Pechvogel u. andere Erzählungen, 1883, 4 Bände
Dramen
- Friedrich in Rheinsberg, Berlin, 1871
Literatur
- Franz Brümmer: Galen, Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 240–242.
- Reinhard Wittmann: Lange, Philipp (Ps. Philipp Galen). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 568 f.
Weblinks
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