- Jargon
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Als Jargon [ʒarˈgõ] – auch Slang [slɛŋ] – wird eine nicht standardisierte Sprachvarietät oder ein nicht standardisierter Wortschatz bezeichnet, der in einer beruflich, gesellschaftlich oder kulturell abgegrenzten Menschengruppe, einem bestimmten sozialen Milieu oder einer Subkultur („Szene“) verwendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Im 15. Jahrhundert existierte in Nordfrankreich eine kriminelle Bande namens „Muschelbrüder“, deren Mitglieder sich als Erkennungszeichen eine Jakobsmuschel um den Hals hängten. Die Muschelbrüder hatten eine eigene Geheimsprache entwickelt, die sie Jargon nannten.[1]
Bedeutung und Abgrenzung
Der Jargon ist als Umgangssprache eine Sondersprache (Soziolekt), die der (häufig vereinfachten) Kommunikation innerhalb der Anwendergruppe (als Berufs- und Spezialistensprache auch Fachjargon genannt) sowie der Abgrenzung nach außen und somit der Identitätsbildung dienen kann.
Der Fachjargon beschreibt die spezielle Berufswelt treffend und konkret, ist jedoch nicht standardisiert. Er darf deshalb nicht mit einer standardisierten Fachsprache verwechselt werden. Der Fachjargon ist aber effizient und klar: er vermag zu differenzieren und zu pointieren.
Parallel dazu zieht der Jargon als Szenejargon Gruppengrenzen, indem er eine Art „Sprachkomplizenschaft“ herstellt. Durch die Anwendung eines speziellen Jargons, beispielsweise der Jugendsprache, die sich von der Sprache der Älteren abgrenzt, entsteht eine eigene Identität. Die Sprecher als Schöpfer und Besitzer ihrer Sprache üben damit gleichsam eine Macht in der Sphäre aus, die zwischen Zugehörigen und Fremden klar unterscheidet. Die Gruppe schafft Ausdrücke, die eine besondere Wirklichkeitserfahrung widerspiegeln. Der Jargon gliedert diese in die Identität und die Kultur der Gruppe ein.
Man unterscheidet unter anderem:
- Gruppensprachen: Computerspieler-Jargon, Drogenjargon, Gefängnis-Jargon, Graffiti-Jargon, Hip-Hop-Jargon, Jugendsprache, Netzjargon, Programmierjargon, Rotwelsch, Sprache Kanaans, Schülersprache, Studentensprache, Argot (ursprünglich Bettler- und Gaunersprache des mittelalterlichen Frankreich)
- Berufssprachen: Bergmannssprache, Druckersprache, Jägersprache, Juristendeutsch, Seemannssprache, Soldatensprache, Verwaltungssprache
- Fachsprachen: Beamtendeutsch, Sportjargon, Wissenschaftssprache
Manchmal entwickelt sich aus einem Jargon eine Pidginsprache.
Man kann den Jargon abgrenzen von anderen Sprachvariationen wie Vulgärsprache oder Register, die weniger stark einer Gruppe zugeordnet werden können.
Siehe auch
- Der übermäßige Gebrauch von Jargon-Begriffen wird im Buzzword-Bingo karikiert.
- Der Jargon der Netz- und Hacker-Kultur wurde im Jargon File gesammelt, eine ähnliche Funktion hat das Urban Dictionary für englische Slang-Ausdrücke.
- Im Jargon der Eigentlichkeit diskutierte Theodor W. Adorno, dass im Jargon der Tonfall die Wahrnehmung des Gesagten so sehr dominieren kann, dass der Inhalt darüber in den Hintergrund tritt.
- Nadsat (fiktiver Jargon unter Jugendlichen aus Anthony Burgess’ Roman A Clockwork Orange)
Literatur
- Kirsten Nabrings: Sprachliche Varietäten. Narr, Tübingen 1981, ISBN 3-87808-147-2, S. 172f.: Abschnitt „Jargon“.
- Peter Wippermann (Hrsg.): Duden. Wörterbuch der Szenesprachen. Herausgegeben von Trendbüro. Duden, Mannheim u. a. 2000, ISBN 3-411-70951-0.
- Peter Wendling: Slang-Register. Hochdeutsch – Umgangsdeutsch. Würzwörter vom Feinsten. Helix-Verlag, München 1994, ISBN 3-927930-18-0.
Weblinks
Wiktionary: Jargon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: Berufssprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: Gruppensprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
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