Planemo

Planemo

Als Planemo (englisch planetary mass object ‚Objekt planetarer Masse‘) wurden bisher Exoplaneten bezeichnet, deren untere Größengrenze dadurch definiert ist, dass die eigene Schwerkraft groß genug ist, um sie in eine zumindest annähernd kugelförmige Gestalt zu zwingen, und deren obere Grenze dadurch definiert ist, dass die Masse unter der von Braunen Zwergen liegt und nicht ausreicht, um im Innern eine stellare Kernfusion zu zünden (siehe auch Stern). Zu den Planemos gehören außerdem außerhalb des Sonnensystems befindliche Zwergplaneten und Monde.

Der Begriff „Planemo“ wird unter anderem auch für solche Objekte planetarer Masse verwendet, die ohne Anbindung an einen anderen Himmelskörper existieren beziehungsweise keinen Stern umlaufen. Möglicherweise sind sie zukünftig in der Lage, Monde an sich zu binden, die sie umkreisen. Der Astronom Ray Jayawardhana bemerkte hierzu, dass eine eindeutige Definition des Begriffes „Planet“ aufgrund weiterer Entdeckungen von Planemos „noch mehr verwischt wird“.[1]

Daneben gibt es für diese extrasolaren Himmelsobjekte auch die englische Bezeichnung planetar (gebildet aus planet und star), wobei bisher keine genaue und allgemein anerkannte Definition für den Begriff existiert.

Planemos sind mangels eigener Lichtquelle oder Reflexion naher Sterne optisch nur schwer zu finden. Mit Infrarotteleskopen konnten jedoch viele Planemos in der Galaxis entdeckt werden, so dass man heute davon ausgeht, dass in unserer Galaxis beinahe doppelt so viele freifliegende Planeten wie Sterne existieren.[2]

Inhaltsverzeichnis

Exemplarische Planemos

Fantasiedarstellung des Planemo Cha-110913-773444

Bekannte Beispiele für Objekte planetarer Masse sind S Ori 68, S Ori 70 und Cha 110913-773444. Letzterer löste durch seine Entdeckung und unklare Einordnung als Stern oder Planet eine Debatte aus, aus welcher der Begriff des „Planemo“ hervorging.

Cha 110913-773444 ist für einen Braunen Zwerg zu klein und kann daher als Planet ohne Stern angesehen werden (Masse: 8-mal Jupiter oder 0,008-mal Sonne). Um ihn existiert eine Staubscheibe, in welcher sich Planeten bzw. Monde bilden könnten. Es liegt im Sternbild Chamäleon, weist ein Alter von nur 2 Millionen Jahren auf und befindet sich in einer Entfernung von 500 Lichtjahren von der Erde. US-Astronom Kevin Luhmann und Kollegen haben 2005 diesen Himmelskörper entdeckt, der sich nicht einordnen ließ, obwohl in dessen Umgebung Planeten entstehen: eine sich verdichtende, nur 2 Millionen Jahre alte Gaskugel mit einer Staubscheibe. Er ist lediglich achtmal so schwer wie Jupiter und kann daher kein Fixstern sein. Somit stellt sich die Frage, ob von einem Braunen Zwerg die Rede sein kann (Mindestmasse: 13 × Jupiter) oder ob es sich vielmehr um einen Planeten handelt. Hier jedoch kommt das Problem auf, dass Planeten ohne einen Fixstern, den sie umkreisen, bisher nicht kategorisiert worden sind. Bei der Diskussion in der Fachwelt entstand so der Begriff „Planemo“.

Entdeckt wurde Cha 110913-773444 mit dem Weltraumteleskop Spitzer, das den Kosmos im Bereich des Infrarotlichts untersucht. Luhman hatte schon 2004 den damals kleinsten bekannten Braunen Zwerg entdeckt, der ebenfalls von einer protoplanetaren Staubscheibe umgeben ist. Dieses Objekt – OTS 44 – hat fünfzehn Jupitermassen, und kann daher gerade noch als Stern kategorisiert werden. Cha 110913-773444 besitzt jedoch nur etwa die Hälfte der Masse von OTS 44. Wenn die protoplanetare Scheibe um Cha 110913-773444 sich irgendwann einmal zu Planeten verdichtet haben wird, dann wird eine Art Mini-Planetensystem im Sternbild Chamäleon entstehen. Sein Zentral-„Stern“ (Planemo Cha 110913-773444), seine Mini-Planeten und deren Umlaufbahnen sind insgesamt dann rund hundertmal kleiner als im Sonnensystem.

Liste der Planemos

Bisher wurden die folgenden Objekte planetarer Masse entdeckt.

Objekt Rektaszension Deklination Masse
in MJ
Radius
in RJ
Entfernung zur Sonne
in Lj
Jahr der Entdeckung Referenzen
Cha 110913-773444 11h 9m 13,63s 1226555.4−77° 34′ 44,6″ 8 1,8 500 2005 EPE
S Ori 68 05h 38m 39,1s 1977195−2° 28′ 05″ 5  ? 1400 2000 EPE
S Ori 70 5381005h 38m 10s 1976374−2° 36′ 26″ 3 1,6 1400 2002 EPE, Luhman

Sonstiges

Die MACHO-Hypothese nimmt an, dass Planemos einen nennenswerten Teil der dunklen Materie im Universum darstellen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Martin Ratcliffe: State of the Universe 2008: New Images, Discoveries, and Events. Praxis Publishing Ltd, New York 2008, ISBN 978-0-387-73998-4, S. 21.
  2. DOI: 10.1038/nature10092

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