Pommerscher Provinziallandtag

Pommerscher Provinziallandtag

Der Provinzialverband Pommern war ein Höherer Kommunalverband, der von 1876 bis 1945 auf dem Gebiet der preußischen Provinz Pommern bestand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Durch die Provinzialordnung von 1875 wurde für die Provinz Pommern, wie auch für andere preußische Provinzen, die Bildung eines Provinzialverbandes als höherer Kommunalverband angeordnet. Die praktische Tätigkeit des Provinzialverbandes Pommern begann 1876. Der Provinzialverband als eine Selbstverwaltungskörperschaft bestand neben der Staatsverwaltung der Provinz, die unverändert durch den Oberpräsidenten der Provinz geleitet wurde.

Der neu gebildete Provinzialverband Pommern mit seinen moderneren Strukturen löste den bisherigen, auf altständischer Grundlage gebildeten Pommerschen Provinziallandtag ab; die Abgeordnetenversammlung des neuen Provinzialverbandes übernahm den alten Namen „Provinziallandtag“. Die beiden ebenfalls auf altständischer Grundlage gebildeten pommerschen Kommunallandtage, der Kommunallandtag von Neuvorpommern und Rügen und der Kommunallandtag von Altvor- und Hinterpommern, bestanden noch bis 1881 fort. Dann wurden auch ihre Aufgaben auf den Provinzialverband übertragen.

Der Provinzialverband erhielt als Aufgaben auf Provinzebene den Wegebau, die Melioration, die Armenfürsorge, die Fürsorge für Irre, Taubstumme und Blinde, die Unterstützung von Wohltätigkeitsanstalten und die Kulturpflege. Später kam insbesondere das Eisenbahnwesen hinzu.

Finanzmittel erhielt der Provinzialverband aus Zuschüssen des preußischen Staates, so genannten Dotationen.

Der Provinzialverband bestand formal bis 1945 fort. Jedoch wurde seine selbständige Stellung bereits 1933 und 1934 im Rahmen der Gleichschaltung beendet.

Organe

Die Organe des Provinzialverbandes waren der Provinziallandtag, der Provinzialausschuss und der Landeshauptmann (bis 1895: Landesdirektor).

Provinziallandtag

Der Provinziallandtag des Provinzialverbandes bestand von 1876 bis 1920 aus den von den Kreisen und kreisfreien Städten der Provinz Pommern gewählten Abgeordneten. Der 1. Provinziallandtag, dem 82 Abgeordnete angehörten, trat am 3. Januar 1876 in Stettin zusammen. In den folgenden Jahren trat der Provinziallandtag üblicherweise einmal jährlich zusammen, wobei die Sitzungen üblicherweise drei Tage dauerten.

Erstmals am 20. Februar 1921 wurde der Provinziallandtag in unmittelbarer Wahl von den Bürgern der Provinz Pommern bestimmt. Der erstmals unmittelbar gewählte 50. Provinziallandtag trat am 16. März 1921 zusammen. Wahlen zum Provinziallandtag fanden erneut am 29. November 1925, 17. November 1929 und 12. März 1933 statt.

Durch Gesetz der preußischen Staatsregierung vom 15. Dezember 1933 wurden in ganz Preußen die Provinziallandtage und Provinzialausschüsse aufgelöst und nicht mehr neu gebildet.

Wahlergebnisse

  • 1925: DNVP 49,4% - 37 Sitze | SPD 26,2% - 20 Sitze | DVP 5,9% - 5 Sitze | KPD 5,4% - 4 Sitze | WP 4,5% - 3 Sitze | AMP 4,2% - 3 Sitze | DDP 3,3% - 3 Sitze | Pommernliste 1,2% - 1 Sitz
  • 1929: DNVP 40,8% - 31 Sitze | SPD 30,6% - 24 Sitze | KPD 5,8% - 5 Sitze | WP 5,2% - 4 Sitze | DVP 4,9% - 4 Sitze | NSDAP 4,1 - 4 Sitze | DDP 3,1 % - 3 Sitze
  • 1933: NSDAP 57,9% - 44 Sitze | DNVP 18,4% - 14 Sitze | SPD 16,3% - 13 Sitze | KPD 5,2% - 4 Sitze
    An 100% fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge

Vorsitzende des Provinziallandtags

Vorsitzende des Provinziallandtags waren:

  • 1876: Hans von Köller-Carow
  • 1876–1906: Georg von Köller-Cantreck
  • 1907–1911: Wilhelm von Heyden-Cadow
  • 1912–1918: Adolf von Köller-Osseken
  • 1918: Freiherr von Steinaecker
  • 1919–1920: Victor von Dewitz-Farbezin
  • 1920: Freiherr von der Goltz
  • 1921–1926: Freiherr von Wangenheim
  • 1927–1930: von Flemming
  • 1931 von Puttkamer
  • 1932: von Flemming
  • 1933: Graf von der Goltz

Provinzialausschuss

Der Provinziallandtag wählte aus seiner Mitte den Provinzialausschuss. Der Provinzialausschuss hatte die Aufgabe, die Beschlüsse des Provinziallandtags vorzubereiten und auszuführen.

Landeshauptmann

Der Landeshauptmann (bis 1895: Landesdirektor) war der Leiter der Verwaltung des Provinzialverbandes. Er wurde vom Provinziallandtag gewählt. Die Inhaber dieses Amtes waren:

Ernst von Zitzewitz, der im April 1934 aus seiner Stellung ausscheiden musste, war der letzte gewählte Landeshauptmann. Die Verwaltung des Provinzialverbandes unterstand ab 1934 dem Gauleiter Franz Schwede-Coburg in dessen Funktion als Oberpräsident der Provinz Pommern. Die Position des Landeshauptmanns wurde zwar weiter besetzt, der Landeshauptmann war ab 1934 aber lediglich der allgemeine Vertreter des Oberpräsidenten in der Verwaltung des Provinzialverbandes. Ernannt wurden:

Literatur

  • Harald Lutter: Zur verfassungsgeschichtlichen Stellung des Provinzialverbandes Pommern und seiner ständischen Vorformen. In: Baltische Studien. Band 80 N.F., 1994, ISSN 0067-3099, S. 52-80.
  • Theodor Wengler: Der Provinzialverband Pommern. Verzeichnis der Mitglieder des Provinziallandtages. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, Reihe V, Band 44. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2008, ISBN 978-3-412-20109-8.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich Pels-Leusden — (auch Pels Leusden; * 12. August 1866 in Willich; † 16. März 1944 in Mehlem) war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Kommunalpolitiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Pels Leusden — Friedrich Pels Leusden (auch Pels Leusden; * 12. August 1866 in Willich; † 16. März 1944 in Mehlem) war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Kommunalpolitiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Malte zu Putbus — Denkmal des Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus, 1859 errichtet von Friedrich Drake. Wilhelm Malte I. zu Putbus, Büste im …   Deutsch Wikipedia

  • Edwin Hasenjaeger — Edwin Renatus Hasenjaeger (* 27. Oktober 1888 in Cammin; † 5. Juni 1972 in Mülheim an der Ruhr) war ein deutscher Kommunalpolitiker (DNVP, NSDAP, parteilos). Er war nacheinander Oberbürgermeister der Städte Stolp, Rheydt und Mülheim an der Ruhr,… …   Deutsch Wikipedia

  • Ewald Graf von Kleist-Wendisch Tychow — Ewald Graf von Kleist (* 11. Mai 1882 in Lissabon; † 20. März 1953 in Flensburg), Jurist, war Herr auf Wendisch Tychow/Landkreis Schlawe i. Pom./Hinterpommern und gewährte Pastor Dietrich Bonhoeffer während der NS Zeit Unterkunft auf seinem… …   Deutsch Wikipedia

  • Maximilian Graf von Schwerin-Putzar — Maximilian Heinrich Karl Graf von Schwerin Putzar (* 30. Dezember 1804 in Boldekow; † 2. Mai 1872 in Potsdam) war ein preußisch pommerscher Rittergutsbesitzer, preußischer Minister und liberaler Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Julius Pistorius — (* 13. Januar 1781 in Poseritz; † 27. März 1861 in Wolgast) war Jurist, pommerscher Kommunalpolitiker und Bürgermeister von Wolgast. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Maximilian von Schwerin-Putzar — Maximilian Heinrich Karl Graf von Schwerin Putzar (* 30. Dezember 1804 in Boldekow; † 2. Mai 1872 in Potsdam) war ein preußisch pommerscher Rittergutsbesitzer, preußischer Minister und liberaler Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Moritz Karl Henning von Blanckenburg — (* 25. Mai 1815 auf dem Familiengut Zimmerhausen, Landkreis Regenwalde in Pommern; † 3. März 1888 ebenda) war ein konservativer Politiker und Reichstagsabgeordneter 1867–1873. Familie Moritz von Blanckenburg war ein Enkel von Henning Dionysius… …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhold von Thadden-Trieglaff — Reinold Leopold Adolf Ludwig von Thadden Trieglaff (* 13. August 1891 in Mohrungen, Ostpreußen; † 10. Oktober 1976 in Fulda, Hessen), Dr.jur. et Dr.theol. h.c., war deutscher Theologe, Jurist und Gründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”