- Postgeschichte und Briefmarken Bremens
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Durch die Briefmarken, die von Bremen zwischen 1855 und 1867 herausgegeben wurden, ist dieses Land noch heute in einigen Sammelalben als eigenständiges Gebiet präsent.
Inhaltsverzeichnis
Vor der Einführung der ersten Briefmarken
Schon früh war das Fürstengeschlecht Thurn und Taxis für die Abwicklung des Postwesens in Bremen verantwortlich. Im 16. Jahrhundert wurde ihnen diese Aufgabe übertragen. Zuvor sorgten verschiedene Boten für den Briefverkehr in Bremen. So hatte beispielsweise die Kaufmannschaft ihre eigenen Boten, um den Handel mit diversen Waren besser abwickeln zu können. Das erste Postamt von Thurn und Taxis in Bremen wurde schließlich 1617 eröffnet.
In den folgenden Jahrzehnten erfolgte ein stetiger Ausbau des Postwesens von Thurn und Taxis. Schließlich eröffneten auch andere Länder ihre eigenen Postanstalten in Bremen und bauten ein eigenes Postwesen auf. Als erstes folgte Hannover Thurn und Taxis 1709 nach. Kurze Zeit später, 1727, ließ sich auch Preußen mit einem eigenen Postamt in Bremen nieder. 1808 eröffnete auch Berg ein eigenes Postamt in Bremen.
Zwei Jahre zuvor, 1804, hatte Bremen bereits sein eigenes Postamt, das Bremer Stadtpostamt, eröffnet.
Während der Besetzung durch Frankreich im Zuge der napoleonischen Kriege von 1807 bis 1813 wurden sämtliche Postdienste vom Kaiserlich Französischen Oberpostamt übernommen. Nach dem Abzug der Franzosen nahmen die früheren Postämter ihre Tätigkeit wieder auf und begannen erneut mit dem Ausbau des Postwesens. Das Bremer Stadtpostamt eröffnete beispielsweise weitere Postämter in Bremerhaven (1846) und ein Jahr später (1847) in Vegesack, welches damals eine Exklave Bremens war, die gemeinsam mit Hannover verwaltet wurde.
In den Jahren 1850 bis 1851 kam es schließlich zur Aufteilung der Postkurse zwischen den einzelnen Postämtern. Das Postamt Thurn und Taxis wurde zum Beispiel mit dem Postverkehr nach Frankreich betraut, dafür musste Hannover den gesamten Postverkehr nach Braunschweig übernehmen.
Ein Jahr später, am 1. Dezember 1852, erfolgte der Beitritt in den Deutsch-Österreichischen Postverein. Drei Jahre später kam es zur Einführung der ersten Briefmarken in Bremen.
Eigene Briefmarkenausgaben
Die ersten Briefmarken
Am 10. April 1855 wurde in Bremen die erste Freimarke zu 3 Grote (72 Grote entsprachen 1 Bremer Thaler) ausgegeben. Dieser Wert war ausschließlich für den inländischen Postverkehr in Bremen gedacht. Eine Ausgabe von Ergänzungswerten war zu diesem Zeitpunkt schon geplant. Die erste Briefmarke Bremens wurde ungezähnt verausgabt. Auf dem Markenbild sieht man neben der Wertangabe und dem Schriftzug „Stadtpostamt Bremen“ das Bremer Wappen in der Mitte der Briefmarke. Der einfarbige Druck der Freimarke erfolgte auf graublauem Papier. Die Briefmarke war, wie alle restlichen Freimarken von Bremen, bis zum 31. Dezember 1867 gültig. Die geschätzte Auflage betrug 60.000 Stück.
Ergänzungswerte
Da eine Postabwicklung mit nur einem einzigen Wert denkbar schwierig ist, wurden bald neue Ergänzungswerte verausgabt.
Am 4. April 1856 erschien eine neue Freimarke zu 5 Grote. Das etwas geänderte Markenbild zierte wiederum das Wappen Bremens. Die Inschrift wurde von „Stadtpostamt Bremen“ in „Francomarke – Fünf Grote“ umgeändert. Diese Briefmarke war ebenfalls noch ungezähnt verausgabt worden. Die Auflage betrug ungefähr 26 500 Stück. Das verwendete Briefmarkenpapier war (karmin)gräulich gefärbt.
Am 22. August 1859 erfolgte erneut die Ausgabe eines weiteren Ergänzungswertes zu 5 Sibergroschen (5 Silbergroschen entsprachen 11 Grote, für Sendungen nach Großbritannien vorgesehen). Die Zeichnung wurde diesmal stark verändert, im Mittelpunkt steht jedoch noch immer das Bremer Wappen. Die Inschrift lautete diesmal „Bremen – 5 Sgr.“. Ein knappes Jahr später, am 10. Juli 1860, wurde eine neue Freimarke zu 7 Grote verausgabt. Die Zeichnung sowie die Inschrift stimmte bei dieser Briefmarke vollkommen mit der des Wertes zu 5 Grote der ersten Bremer Briefmarkenausgabe überein. Die Auflage dieses Postwertzeichens wurde jedoch mit 20 000 Stück etwas unter der der 5 Grote angesetzt. Das Briefmarkenpapier war gelblich gefärbt.
Mitte November des Jahres 1861 wurde der vorerst letzte Ergänzungswert zu 10 Grote der Serie verausgabt. Das Markenbild weist wiederum das Bremer Staatswappen auf, allerdings in einer neuen Zeichnung. Das Besondere dieser Marke liegt jedoch nicht in der neuen Zeichnung. Es handelt sich um die erste perforierte Briefmarke Bremens. Die Perforation erfolgte mittels Durchstich.
Die Einführung der Perforation
Die Bremer Postverwaltung erkannte bald die Vorzüge in der Briefmarkentrennung des Durchstiches. In den folgenden Jahren 1862 bis 1864 wurden die bisher verausgabten Briefmarken Bremens zu 3, 5 und 7 sowie 5 Silbergroschen ebenfalls duchstochen verausgabt. Der neue Ergänzungswert Bremens zu 2 Grote, der am 29. April 1863 erschien, wurde ausschließlich durchstochen ausgegeben.
In den Jahren 1866 bis 1867 stieg man schließlich von dem Durchstich als Perforation auf die Zähnung um. Alle sechs bis dahin verausgabten Bremer Briefmarken wurden von nun an in Linienzähnung 13 (für 13 siehe Zähnungsgrad) perforiert und ausgegeben. Die Zähnung wurde teilweise etwas schlecht ausgeführt, so dass die gezähnten Briefmarken Bremens manches Mal optisch wie durchstochene Briefmarken wirken.
Eintritt in den Norddeutschen Bund
Am 1. Januar 1868 erfolgte der Eintritt in den Norddeutschen Bund (Vorläufer des Deutschen Reiches). Ab diesem Zeitpunkt teilt die Postgeschichte Bremens die Postgeschichte des Norddeutschen Bundes. Die fünfzehn Briefmarken Bremens konnten nur bis zu diesem Tag verwendet werden.
Literatur
- B. E. Crole: Geschichte der Deutschen Post. II. Auflage. Verlag W. Malende, Leipzig 1889. Der Autor ist Bruno Emil König aus Berlin.
- K. Schwarz (Postrat): Zeittafel zur deutschen Postgeschichte. R. V. Deckers Verlag, Berlin 1935, Band 22 Post- und Telegraphie in Wissenschaft und Praxis.
- Handwörterbuch des Postwesens. Frankfurt a. M. 1953
Weblinks
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