- Potenzreihe
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Unter einer Potenzreihe versteht man in der Analysis eine unendliche Reihe der Form
ist hierbei eine beliebige Folge von reellen oder komplexen Zahlen. x0 wird als der Entwicklungspunkt der Potenzreihe bezeichnet.
Hinsichtlich der Konvergenz sind drei Fälle möglich: Die Reihe konvergiert entweder
- nur für x = x0, oder
- auf einem Intervall (reelle Zahlengerade) bzw. auf einer Kreisscheibe mit Mittelpunkt x0 (komplexe Ebene), dem sogenannten Konvergenzkreis, oder
- auf ganz bzw. .
Inhaltsverzeichnis
Konvergenzradius
Als Konvergenzradius einer Potenzreihe an der Stelle x0 ist die größte Zahl r definiert, für welche die Potenzreihe für alle x mit | x − x0 | < r konvergiert. Der Konvergenzradius ist also der Radius des Konvergenzkreises. Falls die Reihe für alle x konvergiert, so sagt man, der Konvergenzradius ist unendlich. Konvergiert sie nur für x0, so ist der Konvergenzradius 0, dies wird manchmal auch nirgendskonvergent genannt.
Bei Potenzreihen lässt sich der Konvergenzradius r mit der Formel von Cauchy-Hadamard berechnen. Es gilt:
In vielen Fällen kann der Konvergenzradius bei Potenzreihen mit nicht-verschwindenden Koeffizienten einfacher auf folgende Weise berechnet werden. Es gilt nämlich
sofern dieser Limes existiert. Folgerungen aus dem Konvergenzradius:
- Die Potenzreihe ist absolut konvergent.
- Die Potenzreihe ist divergent.
- Hier lassen sich keine allgemeinen Konvergenzaussagen treffen, dieser Fall ist für jedes x jeweils separat zu untersuchen (siehe hierzu auch: Abelscher Grenzwertsatz).
- Ist , so konvergiert die Potenzreihe gleichmäßig für alle x mit . Auf einem inneren Kreis oder Teilintervall liegt also auch immer eine gleichmäßige Konvergenz vor.
Operationen mit Potenzreihen
Addition und skalare Multiplikation
Sind f und g zwei Potenzreihen
mit dem Konvergenzradius r und ist c eine reelle beziehungsweise komplexe Zahl, dann sind auch f + g und cf wieder Potenzreihen mit Konvergenzradius mindestens r und es gilt
Multiplikation
Das Produkt zweier Potenzreihen mit dem Konvergenzradius r ist ebenfalls eine Potenzreihe mit einem Konvergenzradius, der mindestens r ist. Es gilt
Die Folge ist dabei die Faltung der beiden Folgen (an) und (bn).
Differentiation und Integration
Eine Potenzreihe ist im Inneren ihres Konvergenzkreises differenzierbar und die Ableitung ergibt sich durch gliedweise Differentiation.
Analog erhält man eine Stammfunktion durch gliedweise Integration einer Potenzreihe.
In beiden Fällen entspricht der Konvergenzradius dem der ursprünglichen Reihe.
Beispiele
Jede Polynomfunktion lässt sich als Potenzreihe mit Konvergenzradius unendlich auffassen, wobei alle Koeffizienten an mit Ausnahme von endlich vielen gleich 0 sind. Wichtige andere Beispiele sind auch Laurent-Reihen, Taylorreihen und die MacLaurin'sche Reihe. Hier noch beispielhaft die Reihenentwicklungen einiger bekannter Funktionen:
- Exponentialfunktion: , d. h. der Konvergenzradius ist unendlich.
- Logarithmusfunktion: , d. h. der Konvergenzradius ist 1. Für x = 1 ist die Reihe konvergent, für x = − 1 divergent.
- Wurzelfunktion: , d. h. der Konvergenzradius ist 1 und die Reihe konvergiert sowohl für x = 1 als auch für x = − 1.
Literatur
- Kurt Endl/Wolfgang Luh: Analysis II. Aula-Verlag 1973, 7-te Auflage 1989, ISBN 3-89104-455-0, S. 85-89, 99
- E.D. Solomentsev: Power series in der Encyclopaedia of Mathematics
Kategorien:- Analytische Funktion
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