Private Finanzplanung

Private Finanzplanung

Private Finanzplanung (persönliche Finanzplanung) ist wie die Finanzplanung selbst eine Vorgehensweise, die vorhandenen Finanzmittel bei ununterbrochener Aufrechterhaltung der eigenen Liquidität gewinnbringend einzusetzen.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

Im Gegensatz zur Finanzplanung im Unternehmen, bei dem der Begriff gewinnbringend direkt zu rentabel überführt werden kann, stehen bei der privaten Finanzplanung vor allem der psychologische Gewinn durch erhöhten Konsum sowie die Absicherung von Lebensrisiken im Mittelpunkt. Ein weiterer Punkt kann überhaupt erst die Feststellung der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit sein, da diese von Privatpersonen häufig überschätzt wird und dann leicht eine Überschuldung eintreten kann.

Weiterhin ist in Unternehmen eine eigene Abteilung oder direkt die Unternehmensführung mit der Finanzplanung beschäftigt, während im privaten Bereich eine ungenaue Planung meist nur im Geiste der betroffenen Person besteht.

Formen der Finanzplanung

Obwohl also private Finanzplanung wichtig für die persönliche Lebenssituation und -entwicklung des Einzelnen ist, wird ihr im Allgemeinen nur wenig Beachtung geschenkt.

Ad hoc

Der Begriff "Ad-hoc-Finanzplanung" ist gewissermaßen ein Anachronismus, da mit "ad hoc" die Vorgehensweise beschrieben werden soll, dass anlassbezogene Entscheidungen über Darlehensaufnahmen, Versicherungsabschlüsse und Kapitalanlagen dominieren, und eine ganzheitliche Planung hierzu eben nicht stattfindet. Der private Verbraucher ist sich hierbei über den eingeschlagenen Weg bei Vermögensaufbau und Vermögenssicherung überhaupt nicht im Klaren, Kapitalanlage ist Gelegenheitssache. Die isoliert getroffenen Empfehlungen ggf. einer Vielzahl unterschiedlicher Berater bzw. Vermittler in den einzelnen Finanzbereichen unterliegen keiner wirksamen Koordination, so dass kein in sich stimmiges Gesamtkonzept der Anlage-, Finanzierungs- und Vorsorgestrategie entstehen kann. Die Folge ist in den meisten Fällen eine zufallsbedingt entstandene Vermögensstruktur, über die der Verbraucher selbst häufig nur rudimentäre Informationen besitzt, und die nicht selten im Widerspruch zu seinen ursprünglichen Anlagezielen und seiner Risikobereitschaft bzw. -fähigkeit steht.

Systematische Finanzplanung

Dem gegenüber steht eine systematische Finanzplanung. Diese vermeidet einen solchen Missstand, der aus dem wahllosen Kauf und Verkauf von Finanzprodukten entsteht.

Einer systematischen Finanzplanung liegen Kenntnisse aus Betriebswirtschaftslehre, Steuer- und Rechtsberatung, Finanzmathematik und dem vertieften Wissen über Produkte aus der Bank-, Versicherungs- und Immobilienbranche zugrunde. Es werden die finanziellen Verhältnisse eines Privathaushaltes analysiert, nach Liquidität, Vermögen, Rendite und Risikoabsicherung strukturiert, sowie anschließend ein vorausschauender Finanzplan aufgestellt.

Vorgehensweise bei der systematischen Finanzplanung

Zunächst werden die für die Finanzplanung relevanten Daten erhoben. Hierbei werden mittels eines formalisierten Fragebogens und in Gesprächen möglichst alle Aspekte der individuellen finanziellen und privaten Situation abgefragt. Danach erfolgt die Auswertung der gesammelten Daten mittels einer speziellen Finanzplanungssoftware.

Das Ergebnis der Datenanalyse ist ein Gutachten über die finanzielle Situation des Einzelnen. Dieses Gutachten stellt bereits einen Finanzplan dar, der aber naturgemäß nur eine unvollkommene Vorausschau der finanziellen Situation des Mandanten aufzeigen kann, da lediglich aktuell laufende Anlagen und Finanzierungen berücksichtigt sind. Vielfach erhält aber der Mandant damit zum ersten Mal einen umfassenden Einblick in seine Finanzsituation und einen Ausblick auf die in den nächsten Jahren eintretende Entwicklung seiner Finanzen, so dass dieser vorläufige Plan bereits einen Wert besitzt.

In einem Strategiegespräch werden auf Basis dieses aktuell gültigen Finanzplans Handlungsempfehlungen gegeben und erörtert.

In der engen Betrachtung ist die Finanzplanung mit dem Strategiegespräch, resp. mit der Übergabe des Planungsberichtes abgeschlossen. Der Auftrag „Erstellen Sie mir einen Finanzplan!“ ist dann abgeschlossen. Die Umsetzung der Empfehlungen sind neue Aufträge und gehören daher in dieser engen Betrachtung nicht zur Finanzplanung.

Erscheinungsformen

Der Begriff „private Finanzplanung“ für die neue Dienstleistung ist nicht einheitlich. Mitunter werden Begriffe wie „Vermögensanalyse“, „Vermögensstrukturberatung“ und „Vermögensplanung“ gebraucht, um den ganzheitlichen Ansatz der neuen Dienstleistung zu verdeutlichen. Unabhängig von der Bezeichnung lassen sich zwei Formen der „privaten Finanzplanung“ unterscheiden:

Zum einen dient "private Finanzplanung" als Vertriebsinstrument zum Absatz von Finanzprodukten. Dieser Ansatz wird häufig als „Financial Planning" bezeichnet und ist in der Finanzdienstleistungsbranche bei Banken, Versicherungen, Finanzvertrieben sowie freien Maklern anzutreffen. Ziel der Finanzplanung ist der Abschluss von Verträgen über Finanzierungs-, Anlage- und Versicherungsprodukte.

Zum anderen wird die Dienstleistung auch als formell unabhängige und neutrale Beratungsleistung angeboten, die es dem Kunden erlaubt, einen von Vertriebsinteressen unabhängigen Überblick über seine Finanzsituation zu erhalten. Als Anbieter fungieren hier Steuerberater, Honorarberater (auch: Honorarfinanzberater), sowie inzwischen auch Banken, wobei letztere eine wirklich neutrale "private Finanzplanung" nur erbringen können, wenn sie keine eigenen Produkte emittieren (da sonst Interessenskollisionen zu unterstellen wären).

Ein guter "Finanzplaner" sollte über eine lange Erfahrung in der privaten Finanzberatung verfügen, seine Fähigkeiten anhand seines Lebenslaufes und/oder entsprechender Qualifikationsnachweise glaubhaft machen können, möglichst keinen Vertriebsinteressen unterliegen, mit dem Steuerberater des auftraggebenden Mandanten zusammenarbeiten sowie in dessen Sicherheitsinteresse über eine ausreichende Vermögenschadenshaftpflichtversicherung verfügen.

Literatur

  • Böckhoff/Stracke: Der Finanzplaner. 1999
  • Farkas et.al.: Private Finanzplanung. Vermögensanlage und Steuern. 2003
  • Kruschev: Private Finanzplanung: Die neue Dienstleistung für anspruchsvolle Anleger. 1999
  • Günter Schmidt: Persönliche Finanzplanung - Modelle und Methoden des Financial Planning, Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-28983-6
  • Tilmes: "Financial Planning im Private Banking: Kundenorientierte Darstellung einer Beratungsleistung. 3., aktualisierte und ergänzte Aufl. Bad Soden. [2002], [1]
  • Lammer: "Haftung im Financial Planning: Untersuchung der Rechte und Pflichten der Vertragsparteien sowie der Rechtsfolgen von Pflichtverstößen. Bad Soden. [2002], [2]
  • Wackerbeck: "Private Finanzplanung bei Versicherungsunternehmen: Die kundenorientierte Neugestaltung des Geschäftsmodells." Bad Soden. [2006],[3]
  • Jakob: "Financial Planning und Vertrieb: Ausgestaltung und Positionierung eines Financial Planning-basierten Vertriebskonzeptes aus theoretischer und empirischer Sicht." Bad Soden. 2007
  • Junk:Berücksichtigung von Risikoaspekten in der Privaten Finanzplanung. 2007

Software

  • LifeCharts - Tool zur Berechnung des optimalen Renteneintrittsalters

Siehe auch


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