Kapitalvermögen

Kapitalvermögen

In der Fachsprache der Volkswirtschaftslehre steht Vermögen für die Gesamtheit aller Güter und Ansprüche auf Güter (Geld, Aktien) im Eigentum eines Menschen oder einer Körperschaft: Vermögen hat, wer über Güter verfügt. Typische Arten von Vermögen im volkswirtschaftlichen Sinn sind zum Beispiel Bankguthaben, Bargeld, Immobilien, Aktien oder Patente. Das Gegenteil von Vermögen in diesem Sinne ist Vermögenslosigkeit. Vermögen im engeren Sinn wird unterteilt in Anlage- und Umlaufvermögen. Vermögensgegenstände werden häufig nach steigender Liquidität geordnet, und zwar anhand der Geschwindigkeit, mit der sie in Geld umgewandelt werden können. Die Vermögensverwaltung ist eine Finanzdienstleistung.

In der Umgangssprache wird das Wort hauptsächlich für materiellen Reichtum verwendet: Ein Millionär „hat Vermögen“ oder „ist vermögend“. Sagt man über einen Menschen, dass er „kein Vermögen“ hat oder „nicht vermögend“ ist, so meint man damit entsprechend nicht, dass er gar nichts, sondern lediglich, dass er nicht besonders viel besitzt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsabgrenzung

Vermögen ist nicht zu verwechseln mit Kapital, das zum Zweck seiner Mehrung in Investitionen angelegt und nicht unmittelbar verfügbar ist. Vermögen dagegen verbleibt im Besitz und ist also verfügbar, in Form von Geld (Geldvermögen) und Gütern, einschließlich Konsumgütern. Ein anderer Begriff ist Reichtum.

Vermögensteuern

Vermögen wird in einigen Staaten (darunter den USA und Großbritannien) mit einer Vermögensteuer belastet. In Deutschland wird die Vermögensteuer seit 1997 nicht mehr erhoben.

Betriebsvermögen

Das Betriebsvermögen bezeichnet den Gegenwert des Besitzes eines Unternehmens, das neben rein materiellen Gütern (z. B. Kassenbestand, Immobilien, Maschinen, Beteiligungen) auch den Gegenwert geistigen Eigentums (z. B. Patente, Markennamen) umfasst. Das Betriebsvermögen stellt eine der wesentlichen Größen dar zur Bewertung eines Unternehmens bzw. einer Aktie im Rahmen der Fundamentalanalyse.

Einen besonderen Faktor des Betriebsvermögens bildet das Humanvermögen, also die Summe der Potenziale der Beschäftigten des Betriebes.

Volksvermögen

Unter Volksvermögen versteht man in der Regel die Güter, Leistungen und Steuergelder einer Nation oder Volksgruppe (z. B. enteignetes Volksvermögen der Sudetendeutschen).

In der VGR ist das Volksvermögen definiert als die Summe aller Reinvermögen.

Siehe Hauptartikel Vermögen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Vermehrung des Vermögens

Für die meisten Menschen stellt die Vermehrung des materiellen Vermögens eine wesentliche Motivation ihrer Aktivitäten dar. Dies kann unter anderem durch eine Private Finanzplanung geschehen.

Fiskalpolitische Entscheidungen des Staates lenken das Anlageverhalten.

Förderung der Vermögensbildung

Da private Vermögensbildung eine Alternative zu Versicherungen darstellt wird sie von einigen Staaten gefördert. Siehe auch Arbeitnehmersparzulage, Wohnungsbauprämie, Altersvorsorgezulage.

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Das Europäische System der VGR ESVG stellt in der Aufstellung von Vermögensbilanzen den Vermögenswerten, den Aktiva (Vermögensgüter und Forderungen) die Verbindlichkeiten, die Passiva gegenüber. Der Saldo ist das Reinvermögen. Dieser wird für die Volkswirtschaft insgesamt als das Volksvermögen bezeichnet.

In finanziellen Vermögensbilanzen werden den Forderungen die Verbindlichkeiten gegenübergestellt, der Saldo ist das Nettogeldvermögen. Diese finanziellen Vermögensbilanzen werden von der Deutschen Bundesbank aufgestellt und veröffentlicht.

Die Vermögensgüter bestehen aus den produzierten und nichtproduzierten Vermögensgütern.

Die produzierten Vermögensgüter bestehen aus den Anlagegütern (Anlagevermögen) und den Vorräten und den Wertsachen.

Die nichtproduzierten Vermögensgüter bestehen aus den nichtproduzierten Sachvermögen wie Grund und Boden, Bodenschätze, Freie Tier- und Pflanzenbestände und Wasserreserven sowie aus den immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern wie Patente, Nutzungsrechte, aktivierte Firmenwerte und sonstige immaterielle nichtproduzierte Vermögenswerte.

Auslandsvermögen

Siehe Artikel unter Auslandsvermögen

Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland waren nach Angaben des statistischen Bundesamtes 1998 20 Prozent der Haushalte in Besitz von 71 Prozent des gesamten Bruttogeldvermögens.[1] Die reichsten 10 Prozent besaßen etwa die Hälfte des Gesamtvermögens (im Sinne von Bruttogeldvermögen), woraus sich ein Gini-Koeffizient von über 54 % ergibt.[2]

Dabei versteht man in den finanziellen Vermögensbilanzen unter Bruttogeldvermögen die Summe aller Forderungen. Zieht man vom Bruttogeldvermögen die Summe aller Verbindlichkeiten (Passiva) ab, erhält man das Nettogeldvermögen.

Für das Jahr 2002 folgt aus einer 2007 veröffentlichen Studie des DIW [3] eine Verteilung von 20 % der Haushalte, die 80 % des Vermögens besitzen. Dies entspricht der Vermögensverteilung, die Pareto im letzten Jahrhundert in Italien beobachtete. 1 % der Bevölkerung besitzt über 20 % des gesamten Vermögens in Deutschland - und damit mehr als die unteren 80 % der Bevölkerung zusammengenommen. (Quelle: www.n-tv.de - Bericht vom 7. November 2007) Die reichsten 10 Prozent besitzen inzwischen fast zwei Drittel des Volksvermögens.[4] [5] Zweidrittel der Bevölkerung haben kein oder nur ein geringes Vermögen, ungefähr die Hälfte der Bundesbürger hat kein Vermögen und lebt unmittelbar vom Einkommen.

Eine moderatere Ungleichverteilung mit einem Gini-Koeffizient von 44 % ergibt sich für das Jahr 2002 aus den hochaufgelösten Daten in einem Bericht der Hans-Böckler-Stiftung. Zur Angabe des den breiten Bevölkerungsschichten zur Verfügung stehenden Pro-Kopf-Vermögens wird nicht das Durchschnittsvolksvermögen (Quotient aus Volksvermögen und Bevölkerungsgröße) herangezogen, sondern der Median oder die Wohlfahrtsfunktion. Im Jahr 2002 betrug die mit dem Theil-L-Index berechnete relative Wohlfahrtsfunktion 0,706. das heißt, dass das Vermögen eines zufällig aus der Bevölkerung selektierten Bürgers nicht das rechnerische Durchsschnittsvermögen war, sondern mit höchster Wahrscheinlichkeit nur bei 70,6 % des Durchschnittsvermögens lag.[6]

In einer Studie vom Juni 2007 kommt das Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton (BAH) zu folgender Vermögensverteilung, wobei Gruppen von Privatkunden der Banken in Deutschland den jeweiligen investierbaren Vermögen dieser Gruppen gegenübergestellt werden. [7]

Kundengruppe Anzahl der Privatkunden der Banken in Deutschland Investierbares Vermögen in Mrd. Euro
Normale Privatkunden rund 73 Millionen 500 bis 600
Angehende gehobene Privatkunden 3 bis 5 Millionen 200 bis 300
Gehobene Privatkunden 3,5 bis 4,5 Millionen 600 bis 700
Reiche Kunden weniger als eine Million 1100 bis 1200

Die Kunden sind anhand des „investierbaren Vermögens“[8] abgegrenzt:

  • Normale Privatkunden: weniger als 50.000 Euro
  • Angehende gehobene Privatkunden: 50.000 bis 100.000 Euro
  • Gehobene Privatkunden: 100.000 bis 500.000 Euro
  • Reiche Kunden: mehr als 500.000 Euro

Vermögen in der Welt

Die Anzahl der weltweit vorhandenen Dollarmillionäre, gemessen am Nettovermögen in US-$, wird regelmäßig im World Wealth Report dokumentiert. Diese Erhebung wird jedes Jahr von der Investmentbank Merrill Lynch gemeinsam mit dem Consulter Capgemini erstellt. US-Dollar-Millionäre werden darin als High Net Worth Individuals, kurz HNWIs bezeichnet, Personen mit mehr als 30 Mio. US-$ Nettovermögen als Ultra-HNWIs.

Gemäß dem World Wealth Report vom Juni 2008 ist die Zahl der Dollarmillionäre oder HNWIs bis zum Jahr 2007 weltweit auf 10,1 Mio. angestiegen, wovon 100 000 in Afrika, jeweils 400 000 im Nahen Osten und in Lateinamerika lebten, 2,8 Mio. in Asien, 3,1 Mio. in Europa und 3,3 Mio. in Nordamerika. Diese Millionäre hatten insgesamt ein Nettovermögen von 40,7 Bio. US-Dollar, davon waren 1,0 Bio US-$ in Afrika, 1,7 Bio US-$ im Nahen Osten, 6,2 Bio US-$ in Lateinamerika, 9,5 Bio US-$ in Asien, 10,6 Bio US-$ in Europa und 11,7 Bio US-$ in Nordamerika.

Die Zahl der Ultra-HNWIs, also der Personen mit mehr als 30 Mio. US-$ Nettovermögen, betrug 2007 laut World Wealth Report vom Juni 2008 weltweit 103 300 Personen, wovon 2100 in Afrika, 4400 im Nahen Osten, 10 200 in Lateinamerika, 20 400 in Asien, 25 000 in Europa und 41 200 in Nordamerika lebten.

Die Durchschnittsvermögen beschreibt die Liste der Länder nach Vermögensverteilung.

In den Jahren von 2005 bis 2007 kam es, auch unter dem Einfluss der Finanzkrise ab 2007, zu Vermögensumschichtungen. Machten riskantere Vermögensbestandteile wie Hedgefondsanteile, Derivate, Fremdwährungen, Warentermingeschäfte und Außerbörsliches Beteiligungskapital 2005 noch 20 % des Vermögens der HNWIs aus, waren es 2006 nur noch 10 % und 2007 9 %. Dafür stieg der Anteil an Immobilienvermögen von 2005 16 % auf 2006 24 % an. Im Zuge der Immobilienkrise sank er jedoch im Jahr 2007 auf 14 % ab. Zugenommen haben dagegen liquide Vermögensbestandteile wie Bargeld von 2005 13 % auf 2007 17 %. Der Anteil von festverzinslichen Wertananlagen stieg von 21 % auf 27 % und der Anteil von Aktien stieg von 30 % auf 33 %. Insgesamt stellt der Bericht ein vorsichtigeres Verhalten bei der Vermögensanlage fest.

Fußnoten

  1. Einkommens- und Verbrauchsstichprobe für das Jahr 1998
  2. http://www.umverteilung.de/rechner/?quantiles=0.8,0.29|0.1,0.21|0.1,0.50
  3. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,515937-3,00.html Siehe Grafik der Vermögensstudie des DIW 2007, zitiert im Spiegel
  4. Volksvermögen: Ersparnisse, Wohneigentum, Rentenansprüche, Versicherungen, Kunst- und Briefmarkensammlungen
  5. Vermögensstudie des DIW 2007', auch zitiert in Süddeutsche Zeitung, 7. November 2007, S.19. - Quelle dieser Daten: Claus Schäfer: Mit einer ungleicheren Verteilung in eine schlechtere Zukunft – Die Verteilungsentwicklung in 2002 und den Vorjahren, WSI Mitteilungen 11/2003, Hans-Böckler-Stiftung
  6. Auswertung einer Tabelle (2002) der Hans-Böckler-Stiftung, Vermögens und Einkommensverteilung in Deutschland, S.15, Abb.9: Vermögensaggregate mit Einschluss einer Hocheinkommensstichprobe „SOEP A-F“
  7. Darstellung nach FAZ, 14. Juni 2007: "Deutsche Banken nur Mittelmaß" - Internationale Vergleichsstudie von Booz Allen Hamilton
  8. Für die Verteilung dieser investierbaren Vermögen ergibt sich ein Gini-Loeffizient von über 70 %.

Weblinks

Deutschland“ Von Joachim R. Frick und Markus M. Grabka]


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