RBS15

RBS15
RBS15 Mk3

Rb15.JPG

Allgemeine Angaben
Typ: Anti-Schiff-Lenkwaffe
Hersteller: Saab Bofors Dynamics (SBD)
Entwicklung: 1980er
Technische Daten
Länge: 4,35 m
Durchmesser: 500 mm
Gefechtsgewicht: 805 kg mit Booster
630 kg ohne Booster
Spannweite: 1.400 mm
Antrieb:
Erste Stufe:
Zweite Stufe:

Feststoffbooster
TRI 60 Turbojet
Geschwindigkeit: Mach 0,9
Reichweite: > 200 km
Ausstattung
Zielortung: aktive Radarzielsuche
Gefechtskopf: 250 kg SAPHE
Zünder: Aufschlagzünder
Waffenplattformen: Flugzeuge, Schiffe, LKWs
Listen zum Thema

Der RBS15 (Robotsystem 15) ist ein schwerer Antischiffsflugkörper, der von dem schwedischen Hersteller Saab Bofors Dynamics (SBD) entwickelt und produziert wird. 1979 bekam der Rüstungshersteller Bofors von der schwedischen Marine einen Entwicklungsauftrag für einen neuen Seezielflugkörper, aus dem der RBS15 hervorging. Mitte der 1980er-Jahre konnte das System in Schweden eingeführt werden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Technik

Der Seezielflugkörper kann sowohl von Schiffen als auch von Flugzeugen und Lastkraftwagen gestartet werden. Die zylindrische Waffe besitzt dabei einen Ku-Band-Radarsucher in der Nase, und eine dahinter liegende Sektion für Flugsteuerung und Navigation. Der Flug zum Ziel erfolgt dabei mit Hilfe von Trägheitsnavigation, wobei Ziel-Updates während des Marschfluges von der Startplattform zum Flugkörper gesendet werden können. Ab der Version Mark 3 kann auch mit Hilfe des Global Positioning System navigiert werden. Mittels programmierter Wegpunkte könnten Kurs und Flughöhe mehrfach verändert werden, um Ziele aus jedem Winkel anzugreifen. Dabei können auch mehrere Flugkörper so programmiert werden, dass diese auf unterschiedlichen Flugpfaden zur gleichen Zeit am Ziel ankommen, um dessen Verteidigungssysteme durch Salvenangriffe zu saturieren. Der Endanflug erfolgt mit aktiver Radarzielsuche dicht über der Wasseroberfläche, alternativ ist auch Home-on-Jam möglich. Um das Abfangen durch gegnerische Nahbereichsverteidigungssysteme zu erschweren, vollführt der RBS15 auch Ausweichmanöver im Endanflug. Wenn der Sucher dabei das Ziel verliert, wird die Zielposition nach dem letzten bekannten Bewegungsvekor errechnet (engl. memory tracking).[2] Hinter der Elektroniksektion folgt der 200 kg schwere Gefechtskopf, an den sich die Antriebssektion anschließt. Beim Start vom Boden aus werden dazu zwei Boosterraketen links und rechts am Rumpf angebracht, um den Flugkörper auf Mach 0,7 zu beschleunigen und so schneller auf Marschgeschwindigkeit und -höhe zu bringen.[2] Beim Start von Flugzeugen aus sind die Booster nicht nötig. Der Marschflug selbst erfolgt mittels eines TRI 60 Turbojettriebwerks von Safran Microturbo mit 3,73 kN Schub. Der Treibstoff ist dabei ebenfalls im Heck untergebracht.

Versionen

Mk1

Erste Version mit 790 kg Abflugmasse (etwa 600 kg ohne Booster) und einer Reichweite von 70+ km. Die Unterversion RBS15F kann aus der Luft gestartet werden. Einführung ab 1989. Verwendet den 9GR400-Radarsucher. Dieser kann um ±30° in Azimut und ±15° in Elevation geschwenkt werden, und besitzt eine Pulsleistung von 65–100 kW. Die Impulsdauer liegt bei 0,2–1 Mikrosekunden, mit einer wechselnden Impulsfolgefrequenz von 1000 bis 4000 Impulse pro Sekunde.[2] Das Gewicht des panzerbrechenden Gefechtskopfes mit Splitterwirkung (engl. semi-armor-piercing high-explosive, SAPHE) beträgt etwa 200 kg.

Mk2

Stark überarbeitete Version. Die auf 800 kg erhöhte Abflugmasse und ein neuer Turbojet steigern die Reichweite auf 150 km. Das Navigationssystem wurde verbessert, und erlaubt nun auch 90°-Kursänderungen im Endanflug. Zusätzlich wurde ein neuer SAPHE-Gefechtskopf mit etwa 250 kg eingerüstet. Der Produktionsvertrag wurde im Mai 1994 unterzeichnet, die Einführung erfolgte ab 1998.

Mk3

Wurde auf der IMDEX im März 1995 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt und ab 1997 entwickelt, um die Stealth-Eigenschaften und Manövrierfähigkeit zu verbessern. Dazu wurde die Radar- und Infrarotsignatur reduziert und ein Low Probability of Intercept Radar eingebaut. Dieses arbeitet als frequenzmoduliertes Dauerstrichradar im Milliwatt-Bereich. Die Sendeleistung wird dabei stetig reduziert, je weiter sich die Waffe dem Ziel nähert, um konventionelle Radarwarnempfänger zu neutralisieren.[3] Die Reichweite wurde durch den neuen TR 60-5 Turbojet, die Wahl des dichteren JP-10-Treibstoffes und die auf 805 kg erhöhte Abflugmasse auf über 200 km gesteigert. Schätzungen gehen von bis zu 250 km Reichweite aus.[4] Die Waffe kann durch den eingebauten GPS-Empfänger auch gegen Landziele eingesetzt werden. Das Navigationssystem wurde digitalisiert und erlaubt nun auch gescheiterte Angriffe zu wiederholen (engl. re-attack). Durch den neuen Höhenmesser können Tiefflüge abhängig vom Seegang in bis zu 2 Metern über dem Boden geflogen werden. Die Manövrierfähigkeit konnte auf 8 g erhöht werden.[2]

Mk4

Befindet sich momentan in der Entwicklung, als Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Schweden. Der Flugkörper wird wahrscheinlich einen Radar-Infrarot-Dualsucher erhalten. Der LPI-Betriebsmodus soll dabei durch größere Frequenzspreizung verbessert werden.[5] Zusätzlich soll die Orientierung durch Geländefolgenavigation verbessert werden, wenn der GPS-Empfang gestört oder verfälscht wird. Parallel dazu sollen mit Hilfe des Radar- und Infrarotsensors charakteristische Punkte zur Navigationsstützung genutzt werden. Vermutlich wird auch ein Zwei-Wege-Datenlink eingebaut. Dabei soll auch der gegen Schiffe optimierte Splitter-/Sprenggefechtskopf durch einen Mehrzweck-Gefechtskopf ersetzt werden.[6] Die Reichweite soll auf etwa 400 km steigen.

Nutzer

Startbox des RBS15 Mk2
  • KroatienKroatien Kroatien: Für die Kroatische Marine, welche RBS15M von Tatra-LKWs und Korvetten aus einsetzt.
  • FinnlandFinnland Finnland: Die Finnische Marine setzt RBS15SF (Mk2, Bezeichnung MTO 85) und RBS15SF-3 (Mk3, Bezeichnung MTO85M) ein. Startplattformen sind die Korvetten der Rauma- und Hamina-Klasse, sowie Sisu-LKWs.
  • DeutschlandDeutschland Deutschland: Die Deutsche Marine wird die Mk3-Version auf der Braunschweig-Klasse und den F125 Fregatten einsetzen. Im September 2011 wurde als erste Einheit die Korvette Braunschweig mit der neuen Hauptbewaffnung ausgerüstet.[7]
  • PolenPolen Polen: Die Polnische Marine beabsichtigt die Version Mk3 auf Schnellbooten der Orkan-Klasse und der neuen Gawron-Klasse (MEKO A-100) einsetzen. Die Version Mk2 soll zur Küstenverteidigung eingesetzt werden.
  • SchwedenSchweden Schweden: Die Schwedische Marine setzt das RBS15-System auf der Stockholm-Klasse, der Göteborg-Klasse sowie auf den neuen Stealth-Korvetten der Visby-Klasse ein. Zur Küstenverteidigung werden Flugkörper von Volvo-LKWs aus verschossen. Die Saab 39 kann dabei auch Luft-Boden-Einsätze mit dem Seezielflugkörper fliegen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Janes Weapon Systems 1986-87
  2. a b c d The Naval Institute guide to world naval weapons systems, 1997-1998
  3. DETECTION AND JAMMING LOW PROBABILITY OF INTERCEPT (LPI) RADARS: RBS-15 MK3 ASCM
  4. Defense Industry Daily – Poland Orders RBS15 Missiles for its Navy: Note that Saab has never released public domain range figures. 200 km/ 125 miles is the RBS15 Mk3’s estimated operational range given flight profile variances; its maximum range is commonly believed to be about 250 km/ 155 miles.
  5. DETECTION AND JAMMING LOW PROBABILITY OF INTERCEPT (LPI) RADARS: The next generation RBS-15 will be a LPI version of the successful RBS-15 MK3. To make this missile LPI, the design engineers are designing the seeker using frequency modulated continuous wave spread-spectrum technology.
  6. Strategie und Technik / Juli 2006; Seite 54-55
  7. Bericht in den Kieler Nachrichten vom 23. September 2011

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