RMS Lancastria

RMS Lancastria
Tyrrhenia, ab 1924: RMS Lancastria
RMS Lancastria.jpg
Technische Daten (Überblick)
Schiffstyp: Passagierschiff
Ursprünglicher Einsatzzweck
(vor dem Umbau):
Passagierverkehr (Nordatlantik)
Kreuzfahrten
Reederei: Anchor Line, ab 1924: Cunard Line
Stapellauf: 31. Mai 1920
Jungfernfahrt: 13. Juni 1922
Werft: William Beardmore and Company (Glasgow)
Maschinen: Dieselmaschine
Vermessung: 16.243 BRT
Länge (ü.a.): 176 m
Breite (ü.a.): 21 m
Tiefgang: 11,9 m
Geschwindigkeit: 16.5 Knoten
Passagierkapazität: 1785 (280 Erste Klasse, 364 Zweite Klasse, 1200 Dritte Klasse)
Passagierklassen: 3, ab 1924 2

Die RMS Lancastria war ein britisches Passagierschiff der Reederei Cunard Line. Es wurde 1920 als Tyrrhenia für die Anchor Line, eine Tochtergesellschaft der Cunard Line, gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Lancastria am 17. Juni 1940 vor Saint-Nazaire von der deutschen Luftwaffe versenkt. Es kam zu vielen Todesopfern; die Angaben schwanken zwischen 3500 und 6500 Toten. Aufgrund der Fluchtsituation war zuvor die Zahl der an Bord strömenden Personen nicht festgestellt worden.

Inhaltsverzeichnis

Zivile Nutzung

Das Schiff führte seine Jungfernfahrt am 19. Juni 1922 durch. 1924 wurde es anlässlich einer Erweiterung auf zwei Passagierklassen umgebaut und in Lancastria umbenannt. Es befuhr bis 1932 die Route zwischen England und New York und wurde dann als Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer und in nordeuropäischen Gewässern eingesetzt.

Ihr Schwesterschiff war die 1919 vom Stapel gelaufene und 1921 in Dienst gestellte Cameronia (II).

Kriegsbetrieb

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff zum Frachter umgebaut und ab April 1940 unter dem Namen HMT Lancastria (Her Majesty's Transport) als Truppentransporter genutzt. Ihre erste Aufgabe war es, die Royal Navy bei der Evakuierung von Truppen aus Norwegen zu unterstützen.

Nach einer kurzer Überholung in Liverpool nahm das Schiff unter Kapitän Rudolph Sharp an der Operation Ariel teil, der Evakuierung britischer Truppen und Bürger aus Frankreich. Es verließ Liverpool am 14. Juni 1940 und erreichte die Loiremündung am 16. Juni.

Untergang

Bis zum Nachmittag des 17. Juni nahm die Lancastria zwischen 4000 und 9000 Flüchtlinge an Bord (die offizielle Kapazität war 3000). Dazu gehörten sowohl britische Zivilisten als auch Soldaten und andere Militärangehörige.

Gegen 16.00 Uhr erfolgte ein Angriff von Junkers Ju 88 Maschinen des deutschen Kampfgeschwaders 30. Drei direkte Treffer brachten das Schiff zum Kentern und binnen zwanzig Minuten zum Sinken. Über 1.400 Tonnen Treibstoff liefen aus und gerieten in Brand.

2477 Überlebende wurden geborgen. An der Rettung beteiligte sich unter anderem die Oronsay der Orient Line, die selbst schwere Treffer abbekommen hatte. Die anderen Passagiere ertranken, erstickten im Öl oder wurden bei dem Beschuss getötet. Es handelt sich dabei um fast ein Drittel aller Toten, die die British Expeditionary Force während des Frankreichfeldzuges erlitt.

Folgeereignisse

Die Britische Regierung versuchte dieses große Unglück geheimzuhalten (D-Notice).

Sowohl den Überlebenden als auch den Besatzungen der Schiffe, die sie gerettet hatten, wurde Stillschweigen befohlen mit der Androhung einer Überstellung an das Kriegsgericht. Daher wurde der Vorfall erst am 26. Juli durch die New York Times und The Scotsman bekanntgegeben. Die britische Presse erwähnte es nur am Rande.

Das Wrack liegt etwa 9 km südlich von Pointe de Chémoulin in der Charpentier Straße, etwa 17 km vor Saint-Nazaire. Bis heute weigert sich die britische Regierung, das Wrack nach dem Protection of Military Remains Act von 1986 zu einem Kriegsgrab zu erklären. Die Französische Regierung hingegen hat den Bereich um das Wrack unter Schutz gestellt.

Der Kapitän, Rudolph Sharp, überlebte den Untergang und wurde Kapitän der RMS Laconia. Er starb am 12. September 1942 zusammen mit zahlreichen italienischen Kriegsgefangenen, die zum Teil durch die polnischen Wachmannschaften unter Deck gehalten wurden, und Besatzungsmitgliedern, als sein Schiff vor der Küste Westafrikas von U 156 torpediert wurde.

Literatur

  • Brian James Crabb: The Forgotten Tragedy. The story of the loss of HMT Lancastria. Shaun Tyas, Donington 2002, ISBN 1-900289-50-4.
  • Jonathan Fenby, The Sinking of the „Lancastria“. Britain's greatest maritime disaster and Churchill's cover-up. Simon and Schuster, London 2005, ISBN 0-7432-5930-0.

Weblinks

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