Soldatenfriedhof

Soldatenfriedhof
Soldatenfriedhof in Schatkowo bei Minsk, eingeweiht 2011
Soldatenfriedhof in der Normandie 2011
Hochkreuz und Kriegsgräber auf dem Kölner Südfriedhof

Ein Soldatenfriedhof (auch: Ehrenfriedhof, veraltet: Gefallenenfriedhof) ist eine Grabstätte, auf der während eines Kriegs gefallene Soldaten beerdigt sind. Insbesondere im Zusammenhang mit den Gräbern des Zweiten Weltkriegs wird auch von einer Kriegsgräberstätte gesprochen.

Soldatenfriedhöfe liegen nicht immer am eigentlichen Kriegsschauplatz. Manche dieser Anlagen sind abgetrennte Gräberfelder innerhalb ziviler Friedhöfe. Oft finden sich Soldatengräber auch im räumlichen Zusammenhang mit Kriegsgefangenenlagern oder Lazaretten. Gefallene wurden auch teilweise in ihre Heimat überführt und dort auf Ehrenfriedhöfen bestattet. Nach britischer Tradition können auch Schiffswracks als war grave (englisch, wörtlich übersetzt Kriegsgrab) deklariert werden und erhalten dadurch den besonderen Schutzstatus der Genfer Konventionen.

Der Grund des Sprachwandels vom Soldatenfriedhof zur Kriegsgräberstätte in den vergangenen Jahrzehnten ist, dass ein großer Teil der Bestatteten keineswegs Kombattanten waren und als Opfer unmittelbarer militärischer Kampfhandlungen, sondern an den unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft, etwa in Kriegsgefangenschaft, starben. Hinzu kommen zivile Tote durch Bombenangriffe und die Opfer von Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus.

Galten Soldatengräber vielen Menschen früher als Ort des „Heldengedenkens“, werden heute Kriegsgräberstätten von der Mehrheit der Europäer als Orte der Mahnung für Frieden und gegen Krieg und Gewalt betrachtet – besonders wegen der Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit Millionen von Toten.

Inhaltsverzeichnis

Internationale Rechtsgrundlage

Die Genfer Konventionen liefern heute international verbindliche Grundlagen für die Anlage und den Erhalt von Kriegsgräberstätten. Im Zusatzprotokoll von 1977 heißt es im Art. 34 Sterbliche Überreste:

„Sterbliche Überreste von Personen, die im Zusammenhang mit einer Besetzung oder während eines durch Besetzung oder Feindseligkeiten verursachten Freiheitsentzugs verstorben sind, und von Personen, die keine Angehörigen des Staates waren, in dem sie infolge von Feindseligkeiten verstorben sind, werden geachtet; auch die Grabstätten aller dieser Personen werden nach Artikel 130 des IV. Abkommens geachtet, instand gehalten und gekennzeichnet […].“

– Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen, 8. Juni 1977.[1]

Kriegsgräber in Deutschland

Britischer Soldatenfriedhof Rheinberg War Cemetery 1939–1945
Gedenkstein: „Their Name Liveth For Evermore

Gräber deutscher Soldaten

Kriegsgräberstätte Besch im Saarland
Ehrenfriedhof Bitburg

In der Bundesrepublik Deutschland gilt seit 1952 das Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz).[2] Damit wurden die inländischen Kriegsgräberstätten in die Obhut der jeweiligen Gemeinden gestellt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen.

Die meisten der zur Zeit des Ersten Weltkrieges in Soldatenfriedhöfen auf deutschem Boden Bestatteten starben in Lazaretten, bei Kampfhandlungen in den Grenzgebieten im Nordosten und Südwesten oder bei den ersten Bombenangriffen auf Westdeutschland. Kampfhandlungen fanden nur in vergleichsweise geringem Umfang zu Beginn des Krieges auf deutschem Territorium statt, und zwar in Ostpreußen und im Oberelsaß. Demgegenüber starben im Zweiten Weltkrieg, besonders ab 1944, weit mehr deutsche Soldaten und Zivilisten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Sie sind beispielsweise auf dem Waldfriedhof Halbe in Brandenburg, auf dem Hügel Golm auf Usedom, dem Soldatenfriedhof Obermarchtal (Baden-Württemberg) oder auf dem Ehrenfriedhof Eversberg in Nordrhein-Westfalen bestattet. Besonders bekannt wurde der Soldatenfriedhof in der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Bitburg durch den Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan am 8. Mai 1985 und die sich darum entspannende „Bitburg-Kontroverse“.

Ein Teil der in beiden Weltkriegen gestorbenen deutschen Soldaten ist auf Gemeindefriedhöfen (→Kategorie:Friedhof in Deutschland) bestattet, oft in abgetrennten und als Soldatenfriedhof oder Ehrenfriedhof gekennzeichneten Bereichen, zum Beispiel auf dem Hauptfriedhof Dortmund, dem Friedhof Öjendorf in Hamburg oder dem Kölner Südfriedhof.

Sowjetische Kriegsgräberstätten

In Deutschland existieren insgesamt 760.000 Gräber von Kriegstoten aus Russland bzw. der ehemaligen Sowjetunion. Dies umfasst sowohl Einzelgräber auf Gemeindefriedhöfen als auch große Kriegsgräberstätten mit Zehntausenden von Toten. Die Mehrzahl stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, den Jahren von 1940 bis 1945. Es handelt sich um Soldaten der Roten Armee, um sowjetische Kriegsgefangene oder um Opfer der Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus (→Sowjetische Kriegsgräberstätten in Deutschland).

Kriegsgräberstätten der Commonwealth War Graves Commission

Weitere Kriegsgräberstätten

Gräber in Österreich

Soldatenfriedhof am Wiener Zentralfriedhof

In Österreich fällt die dauernde Erhaltung von Soldatenfriedhöfen auf österreichischem Staatsgebiet nach dem Kriegsgräbergesetz aus dem Jahr 1948 dem Bund zu. Aber bereits nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Friedensvertrag von St. Germain en Laye im Artikel 171 und 172 geregelt, dass die Grabstellen der Heeres- und Marineangehörigen, von der jeweiligen Regierung, auf deren Staatsgebiet sie liegen, mit Achtung zu behandeln und zu erhalten sind.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Thema erst im Österreichischen Staatsvertrag im Jahr 1955 geregelt. Dabei sind nicht nur Soldaten, sondern auch alle zivilen Personen, die zwangsweise nach Österreich gebracht wurden, inkludiert.

Die Pflege sowohl der Friedhöfe als auch einzelner Gräber übernahm das Österreichische Schwarze Kreuz, das auch im Ausland betreut.

Siehe auch: Liste von Soldatenfriedhöfen in Österreich

Situation in anderen Ländern

Gräber deutscher Soldaten

Deutscher Soldatenfriedhof nahe Rovaniemi, Finnland.
Deutscher Soldatenfriedhof in Vantaa nahe Helsinki, Finnland.
Deutscher Soldatenfriedhof während des Ersten Weltkriegs an der Ostfront, um 1916
Noch nicht geschlossenes Massengrab auf dem vom VDK neu angelegten Deutschen Soldatenfriedhof Insterburg. Die kleinen Holzsärge mit den sterblichen Überresten deutscher Soldaten sind durchnummeriert, links beginnend mit „2035“ (Aufnahme von 1999)

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge übernimmt im Auftrag der Bundesregierung die Pflege von Friedhöfen im Ausland, auf denen deutsche Soldaten beerdigt sind. Deutschland hat dazu mit zahlreichen Staaten bilaterale Abkommen geschlossen. In 100 Ländern weltweit befinden sich Deutsche Kriegsgräber, der Volksbund betreut insgesamt zwei Millionen Kriegsgräber in 44 Staaten.[3] Der größte ausländische Friedhof für deutsche Soldaten ist der Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges in Sologubowka bei Sankt Petersburg, der größte in Westeuropa ist der belgische Soldatenfriedhof Lommel mit über 39.000 Bestatteten. Weitere bekannte Soldatenfriedhöfe sind etwa der Deutsche Soldatenfriedhof Langemark in Belgien, der kleine Deutsche Soldatenfriedhof in Nazareth in Israel (beide sind Ruhestätte für im Ersten Weltkrieg gestorbene Soldaten), die Kriegsgräberstätte Bordj Cedria in Tunesien mit den 8.562 deutschen Toten des Tunesien-Feldzuges 1942–1943 und der Deutsche Soldatenfriedhof Maleme mit 4.465 Toten (hauptsächlich Gefallene der Luftlandeschlacht um Kreta). Alle anderen deutschen Gefallenen in Griechenland wurden auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionyssos-Rapendoza nahe Athen beigesetzt. Zahlreiche deutsche Soldaten sind auch in internationalen Soldatenfriedhöfen und Gedenkstätten bestattet, viele Opfer der Schlacht um Verdun (1916) etwa im Beinhaus von Douaumont.

Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg

Insbesondere in Frankreich und Belgien (z.B. Soldatenfriedhof Lommel) bestehen große Soldatenfriedhöfe, auf denen Soldaten aus dem Bereich des britischen Commonwealth und den Vereinigten Staaten begraben liegen, die in beiden Weltkriegen dort gefallen sind (vgl. Gedenken an die Operation Overlord). Auf dem niederländischen Soldatenfriedhof Ysselsteyn, wo 31.598 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges begraben sind, liegen alle in den Niederlanden gefallenen deutschen Soldaten. Die im Nordwesten Frankreichs und auf den Kanalinseln gefallenen deutschen Soldaten liegen auf dem Soldatenfriedhof Mont d'Huisnes.

Vereinigte Staaten

Seit dem Zweiten Weltkrieg werden gefallene US-Soldaten möglichst zurück in die USA überführt. Amerikanische Soldaten werden entweder, je nach Wunsch der Angehörigen, in ihrem Heimatort oder auf einem der 139 United States National Cemeteries (Nationalfriedhöfe der Vereinigten Staaten) beigesetzt.

Besonders wird darauf geachtet, dass Soldaten, die auf dem Territorium gegnerischer Staaten zu Tode kamen, nicht auf diesem Territorium endgültig ihre letzte Ruhe finden. Auf den Territorien der Staaten, mit denen die USA in den Weltkriegen verbündet waren bzw. die neutral waren, gibt es hingegen US-amerikanische Kriegsgräberstätten. Auf dem Cambridge American Cemetery and Memorial westlich der Universitätsstadt Cambridge in England ruhen insgesamt 3812 gefallene US-amerikanische Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Frankreich, Italien und Nordafrika ihr Leben lassen mussten.

Nach der Ardennenschlacht des Zweiten Weltkriegs wurden US-amerikanische Soldaten, die knapp östlich der deutschen Westgrenze gefallen waren, dauerhaft auf Friedhöfen in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg beigesetzt.[4]

Baltikum

Auf dem Soldatenfriedhof Labina, Modrinu vacu kapi, liegen Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Er liegt in Lettland, Distrikt Demene, Region Daugavpils.[5] Auf dem Friedhof sind 449 bekannte, 27 unbekannte deutsche und 11 russische Soldaten begraben. Die meisten Gräber sind mit Steinkreuzen versehen.

Dänemark

Auf dänischem Boden ruhen (Stand 1966) 24.204 deutsche Kriegstote, darunter 14.757 Flüchtlinge. Diese wurden auf 479 verschiedenen Friedhöfen bestattet.

1962 schlossen Dänemark und Deutschland ein deutsch-dänisches Kriegsgräber-Abkommen. Es sah vor, viele der Toten "zum Zwecke der besseren Überwachung und Pflege der Gräber" auf 30 Friedhöfe umzubetten, auf denen die meisten ruhen. Als die Umbettung 1965/1966 beginnen sollte kam es zu einer Kontroverse.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zusatzprotokoll vom 8. Juni 1977 zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte, Abschnitt III Vermisste und Tote (SR 0.518.521), bei den Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, [28. Oktober 2007].
  2. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bekanntmachung der Neufassung des Gräbergesetzes vom 29. Januar 1993 (PDF, 568 KB), 28. Oktober 2007.
  3. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. …, Kurzprofil auf der offiziellen Website volksbund.de, [28. Oktober 2007].
  4. Martin Fröhlich: Kriegsgräberstätten und Ehrenmale im Kreis Düren
  5. Lage: 55° 42′ 7,3″ N, 26° 29′ 22,3″ O55.70201666666726.489533333333
  6. spiegel.de 14. Februar 1966: Was Dänen denken. Zitat: "Die meisten Dänen kritisierten den Grabvertrag nicht nur, weil er den Deutschen erlaubte, auf ihren Kirchhöfen herumzuschaufeln. Mehr noch störte sie daß die von der Bundesrepublik angelegten Kriegsgräberstätten privilegiert sind: Tote Dänen ruhen für gewöhnlich 20, auf Antrag der Angehörigen höchstens 60 Jahre lang. Dann werden ihre Gräber eingeebnet. Die Deutschen aber sollen ihre Plätze in dänischer Erde für immer behalten. Dieses ewige Ruherecht für gefallene Krieger ist keine deutsche, sondern eine amerikanische Erfindung. Sie stammt aus dem US-Bürgerkrieg und wurde von den europäischen Nationen nach dem Ersten Weltkrieg übernommen - in der Hoffnung, die langen Reihen von Soldatengräbern würden auf ewig zur Versöhnung der Völker mahnen. Die Dänen hatten dafür wenig Verständnis. Friedfertig und seit 100 Jahren nicht mehr aktiv an Waffengängen betelligt, machen sie keinen Unterschied zwischen Kriegs- und Friedenstoten. Ewiges Ruherecht genießen bei ihnen nur Könige und Berühmtheiten wie der Märchenerzähler Hans Christian Andersen, der Philosoph Sören Kierkegaard, der Atomforscher Niels Bohr und der von der Gestapo als Widerstandskämpfer erschossene - Pastor und Dramatiker Kaj Munk. Und nun beanspruchten ausgerechnet die Deutschen das Recht der dänischen Könige."

Weblinks

 Commons: Soldatenfriedhof – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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