RMS Laconia (1921)

RMS Laconia (1921)
Laconia
RMS Laconia.jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich (Seedienstflagge) Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Liverpool
Eigner Cunard White Star
Bauwerft Swan Hunter (Wallsend)
Baunummer 1125
Stapellauf 9. April 1921
Indienststellung 25. Mai 1922
Verbleib 12. September 1942 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
190,19 m (Lüa)
Breite 22,46 m
Tiefgang max. 12,4 m
Vermessung 19.680 BRT
Maschine
Maschine 6 Dampfturbinen
Maschinen-
leistung
12.500 Wellen-PS
Geschwindigkeit max. 16 kn (30 km/h)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl I. Klasse: 350
II. Klasse: 350
III. Klasse: 1500
Sonstiges
Registrier-
nummern

Registernummer: 145925

Die RMS Laconia (II) war ein 1921 in Dienst gestelltes Dampfschiff der britischen Reederei Cunard White Star, das im Passagier- und Postverkehr zwischen Großbritannien und den USA eingesetzt wurde. Mit knapp 20.000 BRT war es eines der größten kurz nach dem Ersten Weltkrieg gebauten britischen Passagierschiffe. Im Zweiten Weltkrieg diente der ehemalige Luxusdampfer als Truppentransporter für Soldaten und Kriegsgefangene.

Mit 2.741 Personen an Bord wurde die Laconia am 12. September 1942 im Südatlantik von einem U-Boot der deutschen Kriegsmarine versenkt. Das U-Boot rief auf offener Frequenz weitere Schiffe herbei, um so viele Schiffbrüchige wie möglich aufnehmen zu lassen. Obwohl es sich um eine Rettungsaktion handelte, wurde der U-Boot-Verband von einem US-amerikanischen Bomber angegriffen. Der Befehlshaber der U-Boote Karl Dönitz gab daraufhin den „Laconia-Befehl“ heraus, der jegliche Hilfeleistung gegenüber Überlebenden versenkter feindlicher Schiffe untersagte. Insgesamt kamen beim Untergang und der Bombardierung der Rettungsflotte 1.658 Menschen ums Leben.

Inhaltsverzeichnis

Dienstzeit als Passagierschiff

Die bei der Wallsend Slipway & Engineering Co. gebaute Kesselanlage der Laconia
Das Menü des Weihnachtsdinners 1937

Die Laconia war Nachfolger der 1911 in Dienst gestellten ersten RMS Laconia, die 1917 vor der irischen Küste von dem deutschen U-Boot U 50 versenkt wurde. Ihre Schwesterschiffe waren die RMS Scythia (II) und die RMS Samaria (II).

Die zweite Laconia lief am 9. April 1921 auf der Werft von Swan, Hunter & Wigham Richardson in Wallsend vom Stapel. Das Dampfschiff hatte einen Schornstein und zwei Masten. Die beiden Schrauben wurden von sechs Dampfturbinen der Wallsend Slipway & Engineering Co. angetrieben, die 12.500 Wellen-PS leisteten und das Schiff auf bis zu 16 Knoten (29,6 km/h) beschleunigten. Das Schiff war für die Beförderung von 350 Passagieren in der Ersten, 350 in der Zweiten und 1500 in der Dritten Klasse ausgelegt.

Am 25. Mai 1922 lief das Schiff von Liverpool aus zu seiner Jungfernfahrt aus, die über Queenstown nach New York führte. Am 22. Juni 1922 begannen die regulären Fahrten auf der Linie Liverpool–Queenstown–Boston–New York. Im Januar 1923 unternahm die Laconia ihre erste Weltumrundung, bei der sie in 130 Tagen 22 Häfen anlief. Am 26. Juni 1923 begann die erste Überfahrt auf der Route HamburgSouthamptonCherbourg–New York und ab dem 1. Dezember 1923 wurde sie wieder auf der ursprünglichen Strecke Liverpool-New York-eingesetzt.

Ab April 1928 gab es neue Passagierklassen, die Kabinenklasse, Touristenklasse und die Dritte Klasse. Am 24. September 1934 kollidierte die Laconia während einer Fahrt von Boston nach New York im Nebel mit dem kleinen Frachtdampfer Pan Royal der Pan Atlantic Steamship Company. Der Bug des Passagierschiffs bohrte sich dabei tief in die Backbordseite des Frachters. Beide Schiffe konnten aber ihre jeweiligen Fahrten aus eigener Kraft fortsetzen. Die Laconia wurde in New York repariert und nahm 1935 ihre Tätigkeit wieder auf. Am 12. August 1939 begann in Liverpool mit Ziel New York die letzte Fahrt in Friedenszeiten.

Einsatz im Zweiten Weltkrieg

Am 4. September 1939 wurde die Laconia für die Dienste der Royal Navy angefordert und fuhr anschließend nach Portsmouth, wo sie in einen bewaffneten Hilfskreuzer für die Royal Navy umgewandelt wurde. Sie wurde mit acht 152-mm-Kanonen und zwei 76-mm-Kanonen ausgerüstet. Nach den Probefahrten bei der Isle of Wight wurden Goldbarren auf das Schiff verladen und am 23. Januar 1940 brach sie zu einer Fahrt nach Portland (Maine) und Halifax (Nova Scotia) auf. In den folgenden Monaten diente die Laconia als Geleitschutz für Schiffskonvois nach Bermuda, wo diese sich mit anderen Konvois vereinigten.

Am 9. Juni 1940 lief die Laconia in der Bucht Bedford Basin vor Halifax auf Grund und wurde beschädigt. Ende Juli war sie wieder vollkommen in Stand gesetzt. Im Oktober wurden die Passagierunterkünfte demontiert und teilweise mit leeren Ölfässern gefüllt, um eine bessere Schwimmfähigkeit für den Fall einer etwaigen Torpedierung zu erreichen.

Zwischen Juni und August 1941 folgte in Saint John eine weitere Ausbesserung, nach der die Laconia nach Großbritannien geschickt wurde, um als Truppentransporter verwendet werden zu können. Am 12. September 1941 legte sie am Bidstock Dock im Hafen von Birkenhead an. Bei der Werft Cammell, Laird & Company in Birkenhead wurde das Schiff in den folgenden Monaten in einen Truppentransporter umgewandelt. Ab dem 1. Oktober 1941 war das Schiff offiziell dem Ministry of War Transport (MoWT) überstellt. Anfang 1942 waren die Arbeiten abgeschlossen. Fortan führte die Laconia Truppenfahrten nach Kapstadt und Freetown durch, wobei oft im Zickzackkurs gefahren und andere Vorsichtmaßnahmen getroffen wurden.

Versenkung

Hauptartikel: Laconia-Befehl

Im September 1942 befand sich die Laconia auf einer Fahrt von Sues (Ägypten) über Aden (Jemen), Mombasa (Kenia), Durban (Südafrika) und Kapstadt nach Kanada. Das Kommando hatte Kapitän Rudolph Sharp, ein Träger des Order of the British Empire und langjähriger Cunard-Kapitän, der schon auf der Brücke der RMS Queen Mary gestanden hatte und im Juni 1940 Kommandant der RMS Lancastria gewesen war, als diese bei einem deutschen Luftangriff versenkt worden war. Nach dem letzten Halt in Kapstadt am 1. September dampfte die Laconia in nordwestlicher Richtung durch den Südatlantik. An Bord waren 2741 Menschen, darunter die Besatzung, 366 Passagiere, unter ihnen viele Frauen und Kinder, aber auch Offiziere und Soldaten, 1809 italienische Kriegsgefangene und 103 Mitglieder der Free Polish Army zu deren Bewachung. Auch waren 200 Tonnen Fracht an Bord. Am Sonnabend, dem 12. September 1942 um 22.07 Uhr wurde die Laconia etwa 360 Seemeilen nordöstlich der Atlantikinsel Ascension von dem deutschen U-Boot U 156 entdeckt, das sich unter dem Kommando von Korvettenkapitän Werner Hartenstein auf seiner vierten Feindfahrt befand.

Das Schiff wurde an Steuerbord von einem Torpedo getroffen und nahm eine schwere Schlagseite an. In der getroffenen Abteilung starben die etwa 450 dort untergebrachten italienischen Gefangenen. Kapitän Sharp befahl das Ausbooten der Frauen, Kinder und der Verletzten, als im Frachtraum Nr. 2 ein zweiter Torpedo einschlug. Einige der 32 Rettungsboote wurden durch die Explosionen zerstört und die italienischen Kriegsgefangenen versuchten, die übrigen zu stürmen. U 156 blieb in der Nähe, um die leitenden Schiffsoffiziere gefangen nehmen zu können. Beim Auftauchen sah Kapitän Hartenstein dann hunderte Menschen an Bord des Schiffs und im Wasser um ihr Überleben kämpfen. Um 23.23 Uhr ging die Laconia unter. Als Hartenstein erkannte, dass sich Zivilisten und Kriegsgefangene unter den Schiffbrüchigen befanden, begann er sofort mit der Rettung Überlebender. Um 01.25 Uhr am 13. September ließ er einen Funkspruch an den Befehlshaber der U-Boote (BdU) absetzen, in dem er um Hilfe bat.

Am 15. September trafen die deutschen U-Boote U 506 (Kapitänleutnant Erich Würdemann) und U 507 (Korvettenkapitän Harro Schacht) sowie das italienische U-Boot Cappellini (Kommandant Marco Revedin) am Ort des Untergangs ein. Die vier U-Boote nahmen mehrere Rettungsboote in Schlepp und fuhren unter der Flagge des Roten Kreuzes Kriegsschiffen der Vichy-Flotte entgegen. Über Funk ließen sie mitteilen, dass sie an einer Rettungsaktion teilnahmen. Am 16. September wurde die Flotte von einem amerikanischen Bomber des Typs B-24 Liberator angegriffen, der von Ascension aus gestartet war. Die abgeworfenen Bomben trafen Rettungsboote und streiften U 156, so dass Hartenstein die Leinen zu den Booten kappen ließ. In der Nacht zum 17. September wurde U 156 durch den BdU aus der Rettungsaktion entlassen und die anderen U-Boote bekamen den Befehl zum Abtauchen.

Kapitän Sharp, 97 Besatzungsmitglieder, 133 Passagiere, 33 polnische Wachleute und 1394 Kriegsgefangene, insgesamt 1658 Menschen, kamen durch die Versenkung der Laconia und die Bombardierung der U-Boote durch Amerikaner ums Leben. Zwischen dem 17. und 20. September wurden 1083 Überlebende von dem Leichten Kreuzer Gloire, der Sloop Dumont d’Urville und dem Minenräumer Annamite aufgenommen und nach Dakar gebracht. Darunter waren 425 italienische Kriegsgefangene, 179 Angehörige der Royal Navy, 104 Angehörige der British Army, 79 Angehörige der Royal Air Force, 186 Mitglieder der britischen Handelsmarine, 70 polnische Soldaten und 50 Frauen und Kinder. Die 668 alliierten Überlebenden wurden anschließend von der Gloire nach Casablanca gebracht.

Das als „Laconia-Zwischenfall“ bekannt gewordene Ereignis hatte den von Admiral Karl Dönitz erteilten Laconia-Befehl zur Folge, der es deutschen U-Boot-Mannschaften untersagte, den Überlebenden eines versenkten Schiffes einer feindlichen Nation zu Hilfe zu kommen.

Sonstiges

Die Ereignisse um die Versenkung der Laconia wurden 2010 in einer deutsch-britischen Gemeinschaftsproduktion unter dem Titel Laconia (Originaltitel The Sinking of the Laconia) für das Fernsehen verfilmt (Regie Uwe Janson)[1] und im November 2011 von der ARD als Zweiteiler ausgestrahlt[2] [3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IMDB
  2. www.ardmediathek.de Teil 1 (freigegeben ab 12)
  3. Teil 2

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