Raketenartilleriebataillon

Raketenartilleriebataillon
LARS der Raketenartillerie, 1969
MGR-1 Honest John der Raketenartillerie, 1969

Das Raketenartilleriebataillon ist in der Bundeswehr ein Truppenteil der Artillerie, der mit Raketenwerfern ausgestattet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab 1958 wurden bei der Bundeswehr Raketenartilleriebataillone aufgestellt. Sie wurden 1959 zunächst den drei Korps unterstellt (I. Korps in Münster, II. Korps in Ulm, III. Korps in Koblenz).

Ab 1963 erhielten zusätzlich elf der zwölf Heeresdivisionen, ausgenommen die 1. Luftlandedivision, je ein Raketenartilleriebataillon. Die Raketenartilleriebataillone sollten im Falle eines Atomkrieges Kurzstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen verschießen. Damit sollte die höhere Führung in der Lage sein, nachfolgende feindliche Einheiten weit im Hinterland zu zerschlagen, ohne auf Luftunterstützung zurückgreifen zu müssen. Gemäß dem Konzept der nuklearen Teilhabe waren die dafür vorgesehenen Atomsprengköpfe im Frieden in US-Gewahrsam, nur die Trägersysteme wurden von deutschen Soldaten bedient. Ab einer erhöhten Alarmstufe sollten die amerikanischen Einheiten dann den deutschen Korps unterstellt werden.

Die Raketenartilleriebataillonen der Korps waren zunächst mit Kurzstreckenraketen vom Typ Sergeant-Rakete ausgestattet. Mitte der 1970er Jahre wurde diese durch die Lance-Kurzstreckenrakete ersetzt.

Die neu aufgestellten Raketenartilleriebataillone der Divisionen erhielten zunächst die Honest John. Mit dem Leichten Artillerie-Raketen-System (LARS) war die Raketenartillerie auf Divisionsebene später auch mit nicht-atomaren Mehrfachraketenwerfern ausgerüstet. Ab den späten 1980er Jahren wurde LARS nach und nach durch das Mittlere Artillerieraketensystem (MARS) abgelöst. LARS-Systeme verblieben noch bis Mitte der 1990er Jahre in gemischten Bataillonen.

Lehrbataillon

Verbandsabzeichen

Das Lehrbataillon der Raketenartillerie war bis 1981 das Raketenartillerielehrbataillon 72 (RakArtLehrBtl 72) in der Selfkant-Kaserne in Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen). Mit dem Umzug in die Colmar-Kaserne in Wuppertal-Ronsdorf am 1. Oktober 1981 erfolgte die Umbenennung in Raketenartilleriebataillon 72. Das Lehrbataillon war bis zu deren Auflösung der Raketenartillerieschule des Heeres unterstellt. Als Lehrbataillon folgte das Raketenartillerielehrbataillon 52 (RakArtLBtl 52), das Mitte der 90er Jahre mit 1. (Stabs- und Versorgungs-) und 2. (LARS-) Batterie in Idar-Oberstein, 3. und 4. (jeweils MARS-) Batterie in Kusel lag. Das Lehrbataillon diente der praktischen Ausbildung des auf der Artillerieschule Idar-Oberstein ausgebildeten Führernachwuchses der Raketenartillerie. Es wurde später in der Hochwaldkaserne Hermeskeil zusammengelegt, wo es zum Jahreswechsel 2006/2007 aufgelöst wurde.

Verbandsabzeichen

Die Grundform des Verbandsabzeichens entspricht dem des Heeresamtes. Es ist ein Schild mit rotem Grund und zeigt zwei gekreuzte Schwerter. Unter den Schwertern im Schildfuß steht ein weißes L, welches die Lehrbataillone des Heeres kennzeichnet. Die Paspellierung des Abzeichens ist hochrot, die Waffenfarbe der Truppengattung. Das Verbandsabzeichen wird am linken Ärmel des Dienstanzuges getragen.

Ehemalige Raketenartillerie-Einheiten

Siehe: Liste der Artillerieverbände der Bundeswehr

Aktuelle Situation

Nach mehreren Heeresreformen existiert 2006 nur noch ein Raketenartilleriebataillon (Raketenartilleriebataillon 132 in Sondershausen) sowie ein gemischtes Bataillon mit einer Raketenartilleriebatterie. (Artilleriebataillon 295 in Immendingen). Beide sind mit dem Mehrfachraketenwerfer MARS ausgerüstet. Es soll nur noch konventionelle Munition verschossen werden, der Einsatz von Atomwaffen ist nicht mehr vorgesehen.

Ausblick

Im Oktober 2011 wurde die Auflösung des letzten Raketenartilleriebataillons 132 bekannt gegeben. Die drei schießenden Batterien werden vermutlich in die Artilleriebataillone 131, L325 und 345 eingegliedert, sodass die Zahl von vier Raketenartilleriebatterien gleich bleibt und diese Fähigkeit in der Bundeswehr weiterhin erhalten bleibt.

Literatur

  • Helmut R. Hammerich, Dieter H. Kollmer, Rudolf Schlaffer, Martin Rink: Das Heer 1950 bis 1970: Konzeption, Organisation, Aufstellung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006. ISBN 3486579746

Weblinks


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