Atomkrieg

Atomkrieg
Atombombe „Castle Romeo“ auf dem Bikini-Atoll, 1954
Die Interkontinentalrakete Titan II bestückt mit einem 9-Megatonnen-W53-Sprengkopf war eine der mächtigsten Atomwaffen, die von den USA während des Kalten Krieges bereitgehalten wurden. Derartige global einsetzbare Flugkörper wären die Waffen der Wahl in einem Atomkrieg.

Als Atomkrieg bezeichnet man einen Krieg, der mit Kernwaffen geführt wird. Die bisher einzigen Einsätze solcher Waffen waren die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945.[1][2]Seit der Anfangszeit des Kalten Krieges besteht die Möglichkeit eines Atomkrieges. Mit dem Wettrüsten zwischen den Super- und übrigen Atommächten, in dessen Verlauf riesige Nuklearwaffenarsenale angehäuft wurden, wuchs sie sich zu einer das Überleben der Menschheit gefährdenden Bedrohung aus.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzarten von Kernwaffen

  • Taktische Nuklearsprengköpfe sind konzipiert zum Einsatz gegen Truppen oder Infrastruktur des Gegners auf dem Gefechtsfeld;
  • Strategische Kernwaffen zielen auf strategische Ziele vor allem im tiefen gegnerischen Hinterland wie Kommandozentralen, Bunker, Raketenstellungen, Flugplätze, Häfen, Industrie usw. Üblicherweise ist ihre Sprengkraft um ein Mehrfaches größer als die taktischer Kernwaffen

Taktische Kernwaffen sollen in der Theorie auch dosiert zum Einsatz kommen; ein massiver Nuklearschlag kann als Erstschlag bzw. Präventivschlag das Ziel verfolgen, möglichst alle Kernwaffen des Gegners zu zerstören, bevor er sie einsetzen kann - also zur Verhinderung eines Zweitschlages. Bei einem großen atomaren „Schlagabtausch“ der beiden Supermächte würde es wohl keinen Sieger geben, weil die Zerstörungen unvorstellbar wären und beide Seiten theoretisch in der Lage sind, sich mehrfach zu vernichten (sog. Overkill).

Mögliche Folgen

Schätzungen über die Auswirkungen eines großen nuklearen „Schlagabtausches“ reichen vom Tod von Millionen Menschen in kürzester Zeit bis zur Vernichtung der gesamten menschlichen Spezies und aller anderen komplexen Lebensformen, sowie des Weiteren dem Zusammenbruch des Ökosystems der Erde und der Stabilität des globalen Klimas.

Für Deutschland liegen Berechnungen vor. Nachdem die „Göttinger Achtzehn“ Atomphysiker 1957 abgelehnt hatten, selbst Atomwaffen zu bauen, wurde in der politischen Debatte ein weiterer Diskussionsbedarf deutlich: Wie würde Deutschland nach einem „begrenzten“ Atomkrieg aussehen und was könnte man tun, um diesen Krieg zu vermeiden? Vor allem dafür wurde die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) gegründet: Carl Friedrich von Weizsäcker erstellte zwischen 1964 und 1970 die Studie „Kriegsfolgen und Kriegsverhütung“, die detaillierte Berechnungen enthält. Horst Afheldt war der Stratege, Philipp Sonntag der leitende Programmierer für die Rechenmodelle der Studie. Die Resultate wurden in Deutschland und auf Pugwash-Konferenzen breit diskutiert sowie für die breite Öffentlichkeit publiziert, sie werden im Folgenden kurz dargestellt.

Taktischer Atomkrieg

Eine Fülle von Szenarien des Atomkrieges ließ die Ergebnisse technisch, medizinisch, wirtschaftlich usw. sehr anschaulich werden. Ausgehend von Annahmen über Explosionsstärke, Orte der Zündung und Wetterbedingungen wurden die Schäden an Gebäuden, die Verletzungen von Lebewesen, die Auswirkungen auf Industrie und Landwirtschaft untersucht, physikalische, medizinische, wirtschaftliche Schäden und ihre Auswirkungen unter den jeweiligen Kriegsbedingungen ermittelt. Beispielsweise würden die Schäden durch das unweigerliche Fehlen einer „ersten Hilfe“ sowie durch die Radioaktivität wesentlich verschlimmert.

Atomwaffen von 20 kt nahe der früheren Grenze zur DDR

Bereits begrenzte Szenarien aus den „ersten Stunden“ eines Atomkrieges zeigten, dass enorme Schäden rasch möglich sind. So wurde angenommen[3], dass eine Autobahnbrücke nahe der Grenze bei Königslutter durch eine Bombe mit einer Explosionsstärke wie in Hiroshima oder Nagasaki zerstört würde (siehe Bild). Je nach Windrichtung und Windstärke konnte der Fallout Städte wie Wolfsburg oder Braunschweig erreichen - oder nicht einmal Dörfer in der Nähe.

Strategischer Atomkrieg

Bereits der Einsatz einer einzigen Wasserstoffbombe, im Bild 20 Mt (mehr als tausendfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe) auf Hamburg, kann je nach Windrichtung Flächen mehrerer Länder kontaminieren.

Eine Wasserstoffbombe von 20 Mt TNT-Äquivalent auf Hamburg

20 Atombomben von 2 Mt TNT-Äquivalent (mehr als hundertfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe), das wären drei Prozent der sowjetischen Mittelstreckenraketen zur Zeit des Kalten Krieges, detoniert am Boden der größten Städte Deutschlands, würden 15 Millionen Tote und ebenfalls Millionen Verletzte und Strahlenkranke verursachen, deren Überlebenswahrscheinlichkeit mangels Unterstützung von außen gering sind. Eine radioaktive Dosis von 1000 r ERD (roentgen Equivalent Residual Dose, am Boden auf den Menschen in Tagen und Wochen nach der Explosion insgesamt einwirkende Strahlungsdosis) bedeutet den sicheren Tod, 100 r ERD die Strahlenkrankheit.

20 Atomwaffen von je 2 Mt auf große Städte

Die Prognos AG trug ein Rechenmodell bei, mit dem die Folgeschäden in einzelnen Branchen der Wirtschaft geschätzt wurden.

Es zeigte sich insgesamt, dass für den Zeitpunkt um 1970:

  • die Eskalationsgefahr groß war, dass es sowohl technisch, als auch militärisch und politisch schwer gewesen wäre, nach Beginn eines begrenzten Atomkrieges die laufende Eskalation zu vermeiden: Präventivschläge zu versuchen liegt militärisch nahe.
  • Zivilschutz den Schaden nicht wirksam begrenzen kann. Bereits der Einsatz von etwa zehn Prozent der amerikanischen taktischen Gefechtsfeldwaffen, ähnlich etwa zwei bis drei Prozent der sowjetischen Mittelstreckenwaffen, würde Deutschland bei vielen Millionen Toten und Verletzten so nachhaltig zerstören, dass die gesellschaftlichen Funktionen und Rettungsmaßnahmen völlig zusammenbrächen und ein Wiederaufbau und eine Erholung nicht mehr absehbar wären.

Eskalation

Mit Hilfe einer Systemanalyse der Studie (S. 303–416) zeigten Horst Afheldt und Philipp Sonntag, wie der Rüstungswettlauf bei den strategischen Atomwaffen zu einer laufend höheren Eskalationsgefahr führt, welche jegliche Sicherheit untergräbt: Indem man dem Gegner während einer Krise mit einem „ersten Schlag“ gegen dessen Atomraketen zuvorkommt, kann man versuchen, dessen Gegenschlag zu begrenzen. Aber auch eigene Abwehrraketen können den Gegenschlag nicht wirkungsvoll einschränken, so dass ein Schlagabtausch immer für beide verheerend endet. Selbst radikale Annahmen über Trefferwahrscheinlichkeiten ändern an dem Resultat kaum etwas: Es gibt keinen gangbaren Weg zur Sicherheit, außer in gemeinsamer Rüstungsbegrenzung bzw. Abrüstung. [4]

Die Diskussion solcher Rechenmodelle auf den Pugwash-Konferenzen bereitete die gemeinsam beschlossene Rüstungsbegrenzung der Supermächte USA und UdSSR vor. Diese Begrenzung ist äußerst wertvoll, jedoch sind weitere Schritte in Europa überlebensnotwendig. Es ist ein enormer Fortschritt, dass die eskalationsgefährliche Abschreckung in den 90er Jahren weitgehend überwunden wurde. Die Gefahr ist jedoch keineswegs beseitigt.

Fazit

Aus detaillierten Berechnungen der Studie „Kriegsfolgen und Kriegsverhütung“ resultiert:

  • Verteidigung führt zur eigenen Vernichtung. Bereits der Einsatz einer geringen Anzahl von Atomwaffen führt zum Zusammenbruch der Gesellschaft und unermesslichem Leid. Bereits zehn Prozent allein eines einzigen Waffensystems, der amerikanischen taktischen Atomwaffen, würde beim Einsatz nach militärischen (ebenso bei den meisten sonstigen vorstellbaren) Gesichtspunkten zum Völkerselbstmord und zur nachhaltigen Unbewohnbarkeit in Deutschland führen. Der Einsatz von beiden Seiten führt zu Eskalation in Waffenart und Raum und ist politisch kaum begrenzbar.
  • Der Versuch der Kriegsverhütung durch Abschreckung ist eskalationsgefährlich. Auch bei „gutem Willen“ der Verantwortlichen ist es – nach Beginn von Kriegshandlungen, die auch durch Missverständnisse und Unfälle ausgelöst werden können – sachbedingt weder technisch, noch militärisch, noch politisch beherrschbar. Bereits drei Prozent eines einzigen Waffensystems der damaligen Sowjetunion, die Mittelstreckenraketen, hätten Deutschland vernichten können im Sinne des nachhaltigen Völkermordes und der langen Unbewohnbarkeit für eine große Zahl von Tierarten. Von 1962 bis 1984 gab es mehr als 500 sowjetische Mittelstreckenraketen.

Der menschliche Faktor

Mit entscheidend für die Vermeidung atomarer Katastrophen aller Arten ist der – bis auf weiteres unvermeidlich risikoreiche – Einfluss des „menschlichen Faktors“, des Verhaltens, insbesondere in gefährlichen Situationen[5] In Deutschland wurde durch die „Göttinger 18“ und die Kriegsfolgenstudie jegliche Atomrüstung zu einem Tabu. In den USA hatten über 100.000 Personen beruflich mit der Herstellung, Lagerung und möglichem Einsatz von Atomwaffen zu tun, über drei Prozent davon wurden jährlich wegen Geisteskrankheit, Alkoholismus, Drogenmissbrauchs oder disziplinären Problemen ausgemustert.[6] Es gibt in Russland seit 2007 konkrete Überlegungen zu einer nuklearen Wiederaufrüstung.

Es gibt eine Fülle von emotionalen Ursachen, welche zu einer politisch „eigentlich“ ungewollten Auslösung von atomaren Katastrophen und Kriegshandlungen führen können. Geschichtlich waren viele Eskalationen zu intensiverem Waffeneinsatz nicht sachlich begründet, sondern eine Folge von Stress, von einer Überforderung des Menschen mitten in katastrophalen und/oder kriegerischen Entwicklungen. Die Untersuchung von (oft altersbedingten) Krankheitsgeschichten politischer Führer in höchsten Staatspositionen ergab eine hohe Übereinstimmung von gefährlichen Aktionen mit dazu passenden Krankheiten und Emotionen. Neue Aktionen von Terroristen, Exilregierungen, Putschisten usw. wurden mehrfach nicht vorausgesehen und bei der Abwehr von Schäden zu wenig berücksichtigt. Laborsimulationen ergaben eine hohe Bereitschaft zum Gehorsam auch bei unethischen Anweisungen. Krasse Unfälle bei Kernkraftwerken beruhten in der Regel weniger auf Konstruktionsfehlern als auf groben Bedienungsfehlern. Die Verbreitung von Atomwaffen bei technisch nur bedingt fähigen Nationen kann entsprechend zu weit wirkenden Unfällen mit Radioaktivität führen.

Ebenso ist auch in modernen Industriestaaten nicht zu erwarten, dass Atomwaffen auf Dauer unfallfrei beherrscht werden, atomare Katastrophen (großflächige wirksame Unfälle mit hoher Kontamination) können die Folge sein.[7]

Globale Verbreitung von Atomwaffen

Die Gefahr von Atomkriegen ist vor allem global keineswegs gebannt, insbesondere wächst sie im Zuge der Proliferation zu einer größeren Anzahl von Atommächten.

Zur Situation 2008 notiert Oliver Thränert Stiftung Wissenschaft und Politik: „Das internationale Regime zur Verhinderung der Verbreitung von Atomwaffen befindet sich in einer tiefgehenden Krise.“[8] Aktuell wachsen die Kapazitäten für den Bau von Kernwaffen, durch den global deutlichen Ausbau der Kernkraftwerke, welcher nur teilweise überzeugend mit wirtschaftlichen Motiven „friedlich begründet“ wird. Der Fortschritt der Präzisionstechnik im Maschinenbau eröffnet neue Optionen für die Waffentechnik, wobei über Jahrzehnte hinweg gilt: Abwehrraketen sind weitaus teurer als Angriffsraketen und zudem meist wirkungslos.

Die drei zielführenden Vorschläge von Thränert sind[8]:

  • „ein iranisches Atomwaffenprogramm oder auch nur eine entsprechende Option zu verhindern
  • den Atomwaffensperrvertrag vor allem hinsichtlich seiner Überprüfbarkeit zu verbessern und die friedliche Nutzung der Kernenergie zu fördern
  • die kritischen, also leicht militärisch zu missbrauchenden Elemente des nuklearen Brennstoffkreislaufes hingegen zu internationalisieren.“

Politisch sind lokale Aufrüstungswettläufe denkbar, welche zu einer neuen Art von Eskalationsrisiken führen können. So kann ein konventioneller Schlag gegen nukleare Fabriken zu militärischer Eskalation führen. Solche Aktionen, ebenso mangelnde technische Beherrschung der Nukleartechnik können zu atomaren Unfällen und großflächigen Verstrahlungen führen.

Das seit 1945 wirksame Tabu eines Einsatzes von Atomwaffen und „schmutzigen Bomben“ (konventionell mit Radioaktivität) könnte auf solchen Wegen „politisch ungewollt“ gebrochen werden und zu atomaren Katastrophen führen, die politisch nicht oder kaum eingedämmt werden können. Terrorismus betrifft dann nicht mehr „nur“ einzelne Opfer für Medienwirksamkeit, sondern gezielte Ausrottung, während zugleich eine verschärfte polizeiliche Kontrolle im allgemeinen Chaos weniger möglich sein wird als etwa 2008, und zusammen mit militärischer Aufrüstung in Sackgassen hoher, nicht zielführender Ausgaben führen kann.

Der damalige russische Präsident Putin kündigte 2004 eine Modernisierung der atomaren Trägersysteme an.[9] Helmut Schmidt hat 2007 auf aktuelle Herausforderungen der atomaren Rüstungskontrolle hingewiesen und die konstruktive Einstellung von führenden amerikanischen Militärstrategen betont, welche früher teils intensiv an der Aufrüstung beteiligt waren.[10]

Carl-Friedrich von Weizsäcker hat in zahlreichen Schriften betont: Eine Überlebenschance der Menschheit auf Dauer besteht nur, wenn eine rechtzeitige globale Betroffenheit zu einer gemeinsamen und menschlichen Weltinnenpolitik führt, welche jegliche Atomrüstung im Ansatz vermeidet.

Forschungsgeschichte

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die möglichen Folgen von Kernwaffen hinkten der Entwicklung und Aufstellung der Waffen hinterher. Erst 1954 im Rahmen der Operation Castle wurde die Möglichkeit des Transports von Fallout über große Distanzen erstmals beschrieben. Schäden durch EMP wurden erst in den 60ern nach Waffentests in großer Höhe nachgewiesen. Ende der 80er-Jahre ist der nukleare Winter erstmals in Betracht gezogen worden.[11]

Kritische Situationen

Insbesondere zur Zeit des Kalten Kriegs gab es eine Reihe von Vorfällen, die potentiell in einem Atomkrieg hätten enden können. Zwischen 1956 und 1995 gab es mindestens 20 dokumentierte kritische Situationen (siehe Liste). Ein solcher Krieg (Dritter Weltkrieg) wurde in der Kubakrise und der NATO-Atomkriegsübung Able Archer 83 am 8. November 1983[12] gerade noch abgewendet.

  • 5. November 1956, Suezkrise: Großbritannien und Frankreich erhielten von den USA Warnungen vor möglichen sowjetischen Vergeltungsmaßnahmen in Reaktion auf die Militäraktion gegen Ägypten. In der Nacht vom 5. auf dem 6. November gingen bei NORAD verschiedene Meldungen über sowjetische Flugbewegungen in Syrien, ein sowjetisches Flottenmanöver bei den Dardanellen und einen Alarmzustand bei der türkischen Luftwaffe ein. Nach dem Plan der NATO hätten derartige Vorfälle mit Atomschlägen beantwortet werden sollen, jedoch fanden sich für sämtliche Meldungen andere Erklärungen.
  • 5. Oktober 1960: Falschalarm des Ballistic Missile Early Warning System (BMEWS) der Thule Air Base auf Grönland, das das Radarecho des Mondaufgangs als Signal eines Raketenangriffs gedeutet hatte.
  • 24. November 1961: Totalausfall der Kommunikation zwischen NORAD und dem BMEWS sowie weiteren Frühwarnstationen. Da Feindeinwirkung als Möglichkeit für den Ausfall der Verbindung erachtet wurde, erhielten Bomberbesatzungen Alarmanweisungen. Tatsächlich verursachte eine ausgefallene Relaisstation in Colorado den gleichzeitigen Ausfall von Telefon- und Telegrafenleitungen.
  • 23. August 1962: Navigationsfehler eines B-52-Bombers, der sich auf 300 Meilen der zum sowjetischen Territorium gehörenden Wrangel-Insel im Eismeer näherte.
  • August bis Oktober 1962: U-2-Flüge in sowjetischen Luftraum. Bei einem der Einsätze am 26. Oktober 1962 ging einer U-2 über Ostsibirien der Treibstoff aus; nuklear bewaffnete F-102-Jäger mussten das im Gleitflug fliegende Aufklärungsflugzeug nach Alaska eskortieren.
  • 1962: Kubakrise
    • 24. Oktober: Die Explosion eines sowjetischen Satelliten nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre hätte als Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs gedeutet werden können; genaue Unterlagen stehen noch immer unter Geheimhaltung.
    • 25. Oktober: Auf dem Gelände der Duluth Air Force Base wurde ein Bär als „Eindringling“ fehlidentifiziert und ein basisweiter Alarm für den Fall von Sabotage ausgelöst.
    • 26. Oktober: Routinemäßiger ICBM-Teststart in der Vandenberg Air Force Base trotz DEFCON 3.
    • 26. Oktober: Ein unangekündigter Start einer Titan-Rakete in Cape Canaveral wurde von der Radarstation in Moorestown zeitweilig als feindlich aufgefasst, bis feststand, dass die Rakete nicht auf amerikanisches Gebiet steuerte.
    • 26. Oktober: In der Malstrom Air Force Base mussten bei einer Routineprüfung aufgrund eines Mangels an Sicherheitspersonal Startcodes und weiteres Material in einem einzelnen Silo untergebracht werden. Auf diese Weise wäre es für einen Techniker möglich gewesen, alleine den Startvorgang für sämtliche Minuteman-Raketen auszulösen.
    • 27. Oktober: Das sowjetische U-Boot B-59 wird von amerikanischen Zerstörern bedroht; Offizier Wassili Alexandrowitsch Archipow spricht sich gegen den Angriff mit nuklearen Torpedos aus, der letztlich daher nicht stattfindet.
    • Oktober: Trotz DEFCON 3 entschieden sich Großbritanniens Premierminister Harold Macmillan und NATO-Oberbefehlshaber Lauris Norstad am 22. Oktober gegen einen NATO-Alarm. Dennoch wurde in verschiedenen Basen ein DEFCON 3 vergleichbarer NATO-Bereitschaftsalarm ausgerufen.
    • Oktober: Als am 24. Oktober DEFCON auf den Wert 2 erhöht wurde, verlängerte das britische Militär eine Bereitschaftsübung für die nuklearen Streitkräfte, was vom sowjetischen Geheimdienst als unmittelbare Vorbereitung auf einen Atomschlag hätte gedeutet werden können.
    • 28. Oktober: Während einer Übung, bei der ein Raketenangriff von Kuba aus simuliert wurde, interpretierte die Besatzung des Moorestown-Frühwarngerätes einen über dem Horizont auftauchenden Satelliten als anfliegenden Sprengkopf. Eine Warnung wurde an NORAD ausgegeben mit dem Hinweis, der Sprengkopf werde 18 Meilen westlich von Tampa einschlagen. Da innerhalb kurzer Zeit der Zeitpunkt des angekündigten Einschlags verstrichen war und keine Detonation stattfand, wurde das Ereignis schnell als Falschalarm abgetan.
    • 28. Oktober: Ähnlicher Falschalarm eines Satelliten durch eine Radarstation in Laredo.
  • 2. November 1962: Oleg Penkowski, ein Doppelagent, hatte die Central Intelligence Agency vor einem bevorstehenden atomaren Angriff gewarnt. Die CIA erhielt seine Nachricht am 2. November, Penkowski war jedoch bereits am 22. Oktober enttarnt und inhaftiert worden, weshalb die Warnung als mögliche Desinformation durch den KGB verworfen wurde.
  • November 1965: Zivile Warnanlagen hätten während des großen Stromausfalls in Neuengland einen „gelben“ Alarm anzeigen sollen; aufgrund von Fehlern in den Schaltkreisen wurde allerdings ein „roter“ Alarm ausgegeben. Zivile Schutzbehörden bereiteten sich auf den scheinbaren Angriff vor, in Militärkreisen wurde allerdings kein Alarm wahrgenommen.
  • 21. Januar 1968: Bei einem B-52-Absturz nahe der Thule Air Base auf Grönland stellte sich heraus, dass es durch den Absturz zu einer Kernwaffenxplosion hätte kommen können.
  • März 1969 Zwischenfall am Ussuri, es drohte ein möglicher Atomkrieg zwischen der VR China und der UdSSR
  • 8. April 1970: Das sowjetische Atom-U-Boot K-8 sinkt auf der Rückfahrt aus dem Mittelmeer in der Biskaya. Ob das Boot zuvor nukleare Seeminen im Golf von Neapel gelegt hat, ist bis heute unklar.
  • 24.–25. Oktober 1973: Auf der Kinchole Air Force Base in Michigan kam es während des Jom-Kippur-Krieges, bei dem DEFCON 3 herrschte, zu einem Falschalarm, der aus einer Fehlfunktion resultierte.
  • 9. November 1979: Ein zu Testzwecken verwendetes Band, das einen Raketenangriff zeigte, wurde vom Personal bei NORAD, beim Strategic Air Command und im Pentagon für einen echten Angriff gehalten. General Odom informierte US-Präsidenten Jimmy Carter, dass etwa 220 sowjetische Nuklearraketen im Anflug auf die USA seien. Vorbereitungen zu Gegenschlägen wurden getroffen, bis Radargeräte die angeblichen Raketen nicht bestätigen konnten. Als Reaktion wurde durchgesetzt, dass simulierte Übungen nur noch an speziellen, nicht für den Einsatz bestimmten Geräten durchgeführt werden sollten.
  • Juni 1980: Ein defekter Computerchip ließ die Anzeigegeräte in den Befehlszentren eine variierende Anzahl anfliegender Raketen angeben. Nachdem sich unrealistische Werte gezeigt hatten, wurden die Vorbereitungen zu Vergeltungsmaßnahmen wieder abgebrochen.
  • 26. September 1983: Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow, wachhabender Offizier der Luftüberwachung, erhielt vom Warnsystem Meldungen über anfliegende Raketen. Er entschied sich jedoch, die Meldung nicht weiterzugeben und verhinderte so möglicherweise einen nuklearen Gegenschlag der Sowjetunion. Der Alarm stellte sich als Falschalarm heraus; Verursacher waren von Satelliten fehlinterpretierte Reflexionen auf Wolken in der Nähe einer amerikanischen Abschussbasis.
  • November 1983: Die Vorbereitungen zum NATO-Atomkriegsmanöver Able Archer 83 wurde von den Staaten des Warschauer Paktes als verdeckter echter nuklearer Angriff gedeutet. Entsprechend wurden im November des Jahres die Raketentruppen der Sowjetunion mobilisiert und es kam aufgrund von Fehlern der Aufklärung fast zu einem Gegenschlag.
  • Januar 1995: Ein russisches Frühwarnsystem ortete einen unidentifizierten Raketenstart in der Nähe von Spitzbergen. Tatsächlich war dies der Start einer norwegischen Forschungsrakete, doch die an das russische Verteidigungsministerium durchgegebene Ankündigung des Starts erreichte das Personal des Frühwarnsystems nicht.

Filme

Videospiele

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Atomkrieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Michael D. Gordin; University Press (Hrsg.): Five days in August. 2007, ISBN 0691128189, S. 5 (sourced by Ph.D. (Harvard University) Michael Gordin, Associate Professor of History at the Princeton University, Department: History of Science, Five days in August, Seite 5, abgerufen am 27. März 2009).
  2. Wayne D. LeBaron; Nova Publishers (Hrsg.): America's nuclear legacy. 1998, ISBN 1560725567, S. 16 (America's nuclear legacy, Seite 16, abgerufen am 27. März 2009).
  3. S. 189 der Studie
  4. Siehe auch /Kernwaffe#Abrüstung_und_Rüstungsbegrenzung
  5. Verhinderung und Linderung atomarer Katastrophen. S. 100–147.
  6. Verhinderung und Linderung atomarer Katastrophen. S. 132 und Bulletin of the Atomic Scientists. Nov. 1980, S. 15–20.
  7. fas.org: USAF Report: “Most” Nuclear Weapon Sites In Europe Do Not Meet US Security Requirements » FAS Strategic Security Blog, Zugriff am 28. Dezember 2010
  8. a b Thränert, S. 1-6.
  9. Atomare Aufrüstung gegen die andere Bedrohung. Der Spiegel vom 17. November 2004.
  10. zeit.de: Aufrüstung: Amerika, geh mit gutem Beispiel voran, Zugriff am 28. Dezember 2010
  11. Peter C. Sederberg : Nuclear winter : Paradoxes and Paradigm Shifts in Peter C. Sederberg : Nuclear Winter, Deterrence and the Prevention of Nuclear War, New York, 1986, S. 3 - 14
  12. Videodokumentation 1983 – The brink of apocalypse (74 Minuten)

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