Ralf Koenig

Ralf Koenig
Ralf König, 2008

Ralf König (* 8. August 1960 in Soest, Westfalen) ist ein deutscher Comic-Zeichner und -Autor.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ralf König wuchs im westfälischen Westönnen auf, besuchte die Overberg-Hauptschule in Werl und absolvierte im Anschluss eine Tischlerlehre. 1979, während seines Coming-outs, veröffentlichte er erste kurze, vor dem Hintergrund der politischen Schwulenbewegung teilweise sehr engagierte Comic-Storys in dem Münchener Underground-Magazin Zomix sowie der Schwulenzeitschrift „Rosa Flieder“. Er machte seine Mittlere Reife nach und studierte von 1981 bis 1986 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Freie Kunst.

1981 erschienen mit „Sarius“, „Das sensationelle Comic-Book“ und „SchwulComix“ drei erste Comic-Hefte, deren sich zwischen Naturalismus und Underground bewegende Ästhetik die Suche nach einem individuellen Stil dokumentieren. Für die Zeitschrift „Arbeit und Sicherheit im deutschen Bergbau“ entstand 1983 als Auftragsarbeit die Serie „Bodo und Heinz“ (bis 1985).

Mit dem Band „SchwulComix 2“, 1984 in dem Berliner Szeneverlag Rosa Winkel erschienen, fand König schließlich zu einer eigenen Stilistik und zu seinem Thema: In pointierten Kurzgeschichten, die von dem zeichnerischen Minimalismus der Französin Claire Bretécher beeinflusst sind, porträtierte er selbstironisch und mit satirischem Augenzwinkern den Alltag der schwulen Subkultur. Zwei weitere „SchwulComix“-Alben (später nachgedruckt unter den Titeln „Zitronenröllchen“, „Silvestertuntenball“ und „Sahneschnittchen“) folgten 1985 und 1986 und machten König als Chronisten der Schwulenbewegung langsam einem wachsenden Publikum bekannt.

Mit „Kondom des Grauens“, einer Krimiparodie mit Anklängen an den Ton des Film noir, entstand 1987 eine erste längere Comic-Erzählung (1990 fortgesetzt mit „Bis auf die Knochen“); noch im gleichen Jahr gefolgt von „Der bewegte Mann“. Dieser war Königs erster Comic bei einem großen Publikumsverlag und bescherte ihm eine breite Leserschaft auch jenseits der Schwulenszene. Eine Fortsetzung erschien im folgenden Jahr mit „Pretty Baby“. 1994 wurde „Der bewegte Mann“ von Sönke Wortmann mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja Riemann in den Hauptrollen verfilmt und mit 6,5 Millionen Zuschauern zum bis dato zweiterfolgreichsten Film der deutschen Kinogeschichte. Er wurde in 47 Ländern gezeigt und 1995 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Neben seinen pointierten Kurzgeschichten hat Ralf König zu einem zweiten idealen Erzählformat gefunden, dem epischen Comic-Roman. In diesem adaptierte er auch satirisch Klassiker wie Aristophanes („Lysistrata“, 1987, verfilmt 2002) oder Shakespeare („Jago“, 1998). In beiden Formaten zählt das ungleiche Knollennasen-Paar Konrad und Paul (1990 für die Zeitschrift „Magnus“ entstanden), die beide unterschiedliche Charakterzüge ihres Zeichners in sich tragen, zu den Figuren, derer sich Ralf König immer wieder widmet und in deren Biografie er eine Chronik des schwulen Alltags nachgezeichnet hat. In dem Band „Super Paradise“ (1999) etwa setzte er sich mit dem Thema AIDS auseinander, in „Sie dürfen sich jetzt küssen“ (2003) mit der Homoehe.

1989 gestaltete König vier Comic-Hefte zum Thema Prävention für die Deutsche Aidshilfe. Trotz seines großen Erfolgs kam es in den 1990er Jahren jedoch immer wieder auch zu Beanstandungen, die teilweise in Indizierungsanträgen gegen Königs Bücher mündeten. Besonders engagierte sich hier das bayerische Landesjugendamt. Die geforderte Indizierung des Titels „Bullenklöten“ (1992) lehnte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften jedoch unter Berufung auf den Kunstvorbehalt ab. Trotzdem fand 1996 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Meiningen eine bundesweite Ermittlungs- und Beschlagnahmeaktion in über 1.000 Buchhandlungen statt, die sich neben anderen Comics (darunter auch Art Spiegelmans „Maus“) vor allem gegen den Band „Kondom des Grauens“ richtete. Zu einem Verfahren kam es jedoch nicht.

Einen neuen Weg beschritt König 2004 mit der Serie „Roy & Al“, in deren Mittelpunkt die beiden Hunde eines schwulen Paares stehen. In seinem bislang umfangreichsten Werk, der 2005 und 2006 in zwei Bänden erschienenen Erzählung „Dschinn Dschinn“, beschäftigte er sich mit dem Phänomen des radikalen Islamismus. Neben regelmäßig erscheinenden neuen Comic-Romanen zeichnet König monatlich Kurzgeschichten für die Zeitschrift „Männer aktuell“, die in Alben wie „Suck my Duck!“ (2004), „Trojanische Hengste“ (2006) oder „Stutenkerle“ (2008) gesammelt nachgedruckt werden.

Mit seinen witzigen, oft aber auch hintersinnigen und bewegenden Geschichten hat sich Ralf König stets gegen die Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben engagiert. Ralf König war Mitglied in regionalen Schwulengruppen, er ist Mitglied der Homosexuellen Selbsthilfe und des LSVD, außerdem unterstützt er mit seiner Arbeit immer wieder die Schwulenemanzipation und die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfen. Er ist Förderer der Akademie Waldschlösschen, auf die er in verschiedenen Comics Bezug nimmt.

Seine Bücher wurden in bislang 15 Sprachen übersetzt. Mit einer Gesamtauflage von fast sieben Millionen Exemplaren ist er heute der weltweit populärste Autor explizit schwuler Geschichten. Vier seiner Werke wurden für das Kino verfilmt, etliche als Puppenspiel oder Theaterstück aufgeführt.

Schon 1992 wurde König während des Internationalen Comic-Salons in Erlangen in der Kategorie „Bester deutscher Comic-Zeichner“ mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet, dem zahlreiche internationale Preise folgten. So erhielt er 2005 auf dem Internationalen Comicfestival von Angoulême den Prix du scenario für das beste Szenario der französischen Übersetzung von „Wie die Karnickel“ sowie in Lucca den «Premio miglior storia lunga» für die italienische Ausgabe von „Bullenklöten“.

2006 erhielt Ralf König für seine gezeichneten Kommentare zum Karikaturenstreit abermals den Max-und-Moritz-Preis (Spezialpreis der Jury) für sein Engagement in dem Konflikt um die 2005 von der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlichen Mohammed-Cartoons.

Seit September 2007 ist König Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Giordano Bruno Stiftung. Anlässlich der Bekanntgabe seiner Mitgliedschaft im Stiftungsbeirat wurde auf der Website der Religionsfreien Zone der religionskritische König-Comic „Der neue Bund“ veröffentlicht. Der zweiseitige Comic-Strip verbindet Königs altes politisches Thema, den Kampf gegen Homophobie, mit seinem neuen Schwerpunktthema „Religionskritik", dem er sich auch in seinem Strip „Prototyp“ widmete, seiner Version der Schöpfungsgeschichte, die im September 2007 über zwei Wochen lang anstelle von Volker Reiches «Strizz» im Feuilleton der F.A.Z. erschien. Am 6. Januar 2009 startete, ebenfalls in der F.A.Z., von dienstags bis freitags der religionskritische Comic-Strip „Archetyp“ um Noah und seine Arche.[1]

Im November 2007 erschien sein Comic „Hempels Sofa“, indem er erstmals eine heterosexuelle Frau mit ihren Schwierigkeiten beim Suchen und Finden der Liebe zur Hauptperson machte; eine Verfilmung ist derzeit in Vorbereitung.

Werke

Comicbücher

  • Sarius, 1981
  • Das sensationelle Comic-Book, 1981
  • SchwulComix, 1981
  • SchwulComix 2, 1984
  • Macho Comix, 1984
  • SchwulComix 3, 1985
  • SchwulComix 4, 1986
  • Kondom des Grauens, 1987
  • Der bewegte Mann, 1987
  • Lysistrata, 1987
  • Pretty Baby, 1988 (Fortsetzung von Der bewegte Mann)
  • Comics, Cartoons, Critzeleien, 1988
  • Safere Zeiten, 1988
  • Beach Boys, 1989
  • Prall aus dem Leben, 1989
  • Bis auf die Knochen, 1990 (Fortsetzung von Kondom des Grauens)
  • Heiße Herzen, 1990 (mit Detlev Meyer)
  • Zitronenröllchen, 1990
  • Schwulxx-Comix, 1990 (mit Walter Moers)
  • Deutsche Tuntenpost, 1991
  • Silvestertuntenball, 1991 (Remake von Schwulcomix 3)
  • Bullenklöten!, 1992
  • Sahneschnittchen, 1992 (Remake von Schwulcomix 4)
  • ...und das mit links!, 1993
  • Konrad und Paul, 1993
  • Konrad und Paul 2, 1994
  • Jago, 1998
  • Superparadise, 1999 (Fortsetzung von Bullenklöten)
  • Poppers! Rimming! Tittentrimm!, 2001
  • Wie die Karnickel, 2002
  • Sie dürfen sich jetzt küssen, 2003 (dritter Teil zu Bullenklöten)
  • Suck my duck, 2004
  • Roy und Al, 2004
  • Dschinn Dschinn. Der Zauber des Schabbar, 2005
  • Trojanische Hengste, 2006
  • Dschinn Dschinn 2. Schleierzwang im Sündenpfuhl, 2006
  • Hempels Sofa, 2007
  • Stutenkerle, 2008 (Männerschwarm Verlag, ISBN 3-939542-19-9)
  • Prototyp, 2008 (Rowohlt, ISBN 3-498-03542-8)

Comicserien

  • Bodo und Heinz, 1983–1986
  • Konrad und Paul, seit 1990
  • Roy & Al, seit 2003
  • Prototyp, 10-teilig, im September 2007 in der FAZ erschienen[2]
  • Archetyp, erscheint ab Januar 2009 in der FAZ

Filme nach Vorlagen von Ralf König

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1992 Max-und-Moritz-Preis als Bester deutschsprachiger Comic-Künstler
  • 2006 Max-und-Moritz-Preis, Spezialpreis der Jury, „für seine künstlerische Stellungnahme im Streit um die Mohammed-Karikaturen“

Quellen

  1. Andreas Platthaus: „Ralf Königs neuer Comic für die F.A.Z.“, FAZ, 29. Dezember 2008
  2. FAZ.net: „Pfoten weg von diesem Adam“, 29. September 2007

Weblinks


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