Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschlands

Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschlands

Das Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschlands wurde 1935 gegründet und hatte seinen Sitz in Berlin. Seine Hauptaufgabe bestand darin, sich im Sinne der NSDAP mit der „Judenfrage“ zu beschäftigen. Hierdurch wurde es zum Instrument der NS-Propaganda. Im Jahre 1939 wurde mit dem Frankfurter Institut zur Erforschung der Judenfrage eine Konkurrenzeinrichtung geschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Aufgabenstellung

Das Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschlands diente dazu, der nationalsozialistischen Regierung eine Rechtfertigung für ihre antijüdische Politik zu liefern. Die Wissenschaftler beschafften dabei pseudowissenschaftliches Material zur Erklärung des Antisemitismus. Die Politik benutzte die Wissenschaft, um die Frage, wer ein Jude ist, zu „klären“. Das Reichsinstitut wurde Zentrum der antijüdischen deutschen Geschichtsschreibung.

Durch seine Veröffentlichungen erfüllte das Institut für die nationalsozialistische Partei den Anspruch, nachweisbare wissenschaftliche Fakten für ihr politisches Verhalten präsentieren zu können. Hierbei fand eine enge Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt statt, bei der sogar geheime Informationen von Konsulaten und Geheimdiensten ausgetauscht wurden. Zur Veröffentlichung der Arbeiten dienten nicht nur Fachzeitschriften sondern auch die Tagespresse und der Rundfunk. Selbst Ausstellungen und Filme wie „Der ewige Jude“ dienten dazu, die Notwendigkeit der Rassengesetzgebung zu erklären.

Geschichte

Der Reichsminister für Erziehung, Bildung und Volksbildung Rust rief das Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschlands im Jahre 1935 ins Leben. Als Präsident ernannte er Walter Frank, die Geschäftsführung übertrug man Wilhelm Grau, der auch gleichzeitig die 1936 in München gegründete Forschungsabteilung Judenfrage leitete. Es war dem Reichswissenschaftsministerium unterstellt. Zu den bekanntesten Mitgliedern gehörten die Rassenforscher Eugen Fischer, Hans F. K. Günther sowie Otmar Freiherr von Verschuer. Aber auch nationalsozialistische und nationalkonservative Historiker waren vertreten.

1939 entließ Frank den Geschäftsführer Grau, da dieser zu eigenmächtig handelte. Als Grau im Frankfurter Institut zur Erforschung der Judenfrage eine Anstellung fand, wo ihn der Sponsor Alfred Rosenberg sogar zum Direktor einer eigenen Außenstelle ernannte, entbrannte ein Machtkampf zwischen beiden Einrichtungen um den Führungsanspruch zur „Judenfrage“.

Das Reichsinstitut besaß drei Forschungsschwerpunkte. Der erste beschäftigte sich mit der „Politischen Führung im Weltkrieg“, der zweite mit dem „Nachkrieg“ und der dritte trug den Namen „Forschungsabteilung Judenfrage“. Die Gewichtung der Schwerpunkte sowie die Aufgabenstellung innerhalb der Einzelbereiche verlagerten sich parallel zum Kriegsverlauf.[1] So begann das Reichsinstiut bei Kriegsausbruch gegen England damit, antijüdische Artikel gegen englische Juden zu publizieren. Bis zum Fall Benito Mussolinis gehörte die Recherche an italienischen Blutlinien in Deutschland zu den Aufgaben des Instituts. Hierdurch sollte die positive Assimilation der Juden dokumentiert werden. Nach Mussolinis Fall wurde die Arbeit sofort gestoppt.

Die ersten von Frank aufgegriffenen Aufgaben bestanden darin, Nachkriegsdokumente zum Thema Juden zu sichern. Hierzu wurde es seinem Institut offiziell erlaubt, gewaltsame Requirierungen von Bibliotheksmaterial und Archivbeständen vorzunehmen. So wurden beispielsweise Daten über Judentaufen und Mischehen gesammelt.

Ab ca. 1942 begann man mit einer fotografischen Erfassung jüdischer Friedhöfe,[2] da man der Ansicht war, dass das Judentum in Europa komplett ausgelöscht würde.

Um das Ziel einer völkischen Gemeinschaft zu schmieden, zögerte man selbst nicht, bei einem Preisausschreiben ein Preisgeld in Höhe von 400 Reichsmark für den besten Artikel zum Thema Hofjuden in Österreich auszusetzen.

Das Institut wurde 1945 aufgelöst.

Quellen

  • [Walter Frank:] Das „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ [Dokumente zu seiner Gründung]. In: Historische Zeitschrift 153, 1936, Heft 1, S. 220–223.

Literatur

  • Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): „Beseitigung des jüdischen Einflusses …“. Antisemitische Forschung, Eliten und Karrieren im Nationalsozialismus (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 1998/99). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-593-36098-5.
  • Helmut Heiber: Walter Frank und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschland (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 13, ISSN 0481-3545). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1966.
  • Matthias Wolfes: Protestantische Theologie und moderne Welt. Studien zur Geschichte der liberalen Theologie nach 1918 (= Theologische Bibliothek Töpelmann 102). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-11-016639-9 (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1998).

Einzelnachweise

  1. "Scholarly" antisemitism during the Third Reich, the Reichsinstitut's research on the "Jewish Question", 1935-1945
  2. http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/FRIEDHOF/ALLGEM/p-bund.htm

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