Reinhard Raffalt

Reinhard Raffalt

Reinhard Raffalt (* 15. Mai 1923 in Passau; † 16. Juni 1976 in München) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

In seinem Elternhaus war durch die Mutter der Geist der alten Donaumonarchie lebendig. Der Vater, Druckereibesitzer und Zeitungsverleger, weckte schon früh das Interesse des Jungen an Literatur und Geschichte und lehrte ihn die Notwendigkeit einer logischen Denkweise.

Nach dem Abitur studierte Reinhard Raffalt in Leipzig Kirchenmusik, nach 1945 setzte er das Studium mit Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft fort. Er sammelte erste Erfahrungen als Journalist an der neu gegründeten „Passauer Neuen Presse“ und promovierte 1949 über die „Problematik der Programm-Musik“. Dann aber zog es ihn nach Rom. Offiziell war Reinhard Raffalt der „Vatikankorrespondent“ der „Passauer Neuen Presse“. Aber außer dem hochtrabenden Titel hatte er nichts, weder Geld noch Sprachkenntnisse oder Beziehungen.

Als Organist an der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima hielt er sich die erste Zeit über Wasser.

Bald schon machte Raffalt Sendungen für den Bayerischen Rundfunk. Daraufhin bot ihm der Münchner Prestel-Verlag an, ein Buch über Rom für die neu-konzipierte Landschaftsbuch-Reihe zu schreiben. Das „Concerto Romano“ wurde ein Bestseller, der viele Rombesucher auf ihren Wegen durch die Ewige Stadt begleitete.

Außerdem erhielt er einen Lehrauftrag für Kirchenmusik am Collegium Germanicum. Plötzlich hatte sein Leben in Rom eine Art Eigengesetzlichkeit bekommen: 1954 wurde Reinhard Raffalt vom Auswärtigen Amt zum Direktor der Biblioteca Germanica ernannt, des ersten deutschen Kulturinstitutes, das nach dem Krieg wieder im Ausland gegründet wurde. Unter Raffalts Leitung entstand ein Zentrum, das deutsches Geistesleben in bisher nicht erlebter Weise repräsentierte.

Der Bayerische Rundfunk schickte ihn nach Asien, Afrika und Südamerika. 1957 gründete Reinhard Raffalt die „Römische Bachgesellschaft“. In den 1960er Jahren gab Reinhard Raffalt die offiziellen Ämter auf und lebte fortan als freier Schriftsteller in Rom.

Er machte weiterhin seine durch Stil und Vortrag einzigartigen Sendungen für den Bayerischen Rundfunk (Portraits Römischer Kaiser: Nero, Augustus, Tiberius, Diokletian, Marc Aurel, Julian, Konstantin, Domitian, Heliogabal. Beschreibungen Römischer Basiliken: St. Peter, San Giovanni im Lateran, Santa Maria Maggiore, Santa Sabina, Santa Maria in Cosmedin, sowie das Essay: „Der Antichrist“ und Beschreibungen wie „Autostrada del Sole“, „Teatro La Fenice“, „Der Tiber“, „Bella Figura“ und „Eine Reise nach Neapel“ als lebendigen Sprachkurs. Er schrieb gerngelesene Bücher für Prestel und Piper und entwickelte sich immer mehr zu einem Kenner der „Vatikanischen Szene“.

Unter dem Pontifikat Pauls VI. (ab 1963) wurde Raffalt zu einem scharfen Kritiker der päpstlichen Ostpolitik.

Das antike Rom als geistige Wiege Europas, das christliche Abendland und Humanismus, Kultur, Geschichte und Musik, die katholische Kirche als Erbin und Bewahrerin antiker Tradition und die Zukunft Europas waren seine zentralen Themen.

1966 erschien die Komödie Das Gold von Bayern. Darin behandelt Raffalt die Machenschaften der Münchener Anlagebetrügerin Adele Spitzeder und die Gutgläubigkeit ihrer Opfer.

Seine besondere Sicht der Dinge, die Gabe, große Zusammenhänge zu erkennen und geistige Bögen zu schlagen, seine charmant-humorvolle Art machen seine Bücher, Sendungen und Filme unverwechselbar.

Gleichzeitig verrät insbesondere sein Werk Große Kaiser Roms eine konservative Grundhaltung; insbesondere sein Frauenbild mutet bisweilen etwas altertümlich an. In seiner Darstellung stehen die - oft anekdotenhaft geschilderten - Familienverhältnisse der Kaiser eindeutig im Vordergrund, von einer wissenschaftlichen Analyse kann daher nicht die Rede sein. Offenbar wendet sich der Autor auch eher an ein populärwissenschaftlich interessiertes Publikum.

Kurz vor seinem Tod heiratete Raffalt seine langjährige Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Nina Bertram, Tochter einer bekannten Bauunternehmersfamilie aus Passau.

Reinhard Raffalt starb völlig überraschend im Juni 1976 in München.

Auszeichnungen

Werke

  • 1955 „Concerto Romano“, Prestel-Verlag, München
  • 1957 "Drei Wege durch Indien", Glock & Lutz Verlag, Nürnberg
  • 1957 "Die Kleine und die Große Überfahrt", Süddeutscher Verlag, München
  • 1957 "Eine Reise nach Neapel... e parlare italiano", Prestel-Verlag, München
  • 1958 "Ein römischer Herbst", Prestel-Verlag, München
  • 1959 "Fantasia Romana", Prestel-Verlag, München
  • 1961 "Wie fern ist uns der Osten", Prestel-Verlag, München
  • 1962 "Der Nachfolger", Prestel-Verlag, München
  • 1964 "Der Papst in Jerusalem", Prestel-Verlag, München
  • 1966 "Sinfonia vaticana", Prestel-Verlag, München
  • 1966 "Das Gold von Bayern", Prestel-Verlag, München
  • 1973 "Wohin steuert der Vatikan?", Piper-Verlag, München

Postum erschienen:

  • 1977 "Cantata Romana", Prestel-Verlag, München
  • 1977 "Große Kaiser Roms", Piper-Verlag, München
  • 1978 "Divertimento Romano", Prestel-Verlag, München
  • 1978 "Musica eterna", Piper-Verlag, München
  • 1981 "Abendländische Kultur und Christentum," Essays, Piper & Co. Verlag München
  • 1990 "Der Antichrist", Lins-Verlag, Feldkirch; verfasst 1966

Weblinks


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