- Requalivahanus
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Requalivahanus ist der Name oder Beiname einer männlichen germanischen, vielleicht auch keltischen Gottheit, über die außer diesem Namen nichts bekannt ist. Die spärlichen Informationen gehen auf einen 1883 in der Umgebung der Stadt Köln (Nordrhein-Westfalen) entdeckten Stein zurück, der eine lateinische Inschrift trägt.
Inhaltsverzeichnis
Funddaten
Lage
Der Fundort war eine ehemalige römische Siedlung bei Blatzheim, die vermutlich an der einstigen Verbindungsstraße zwischen Köln und Maastricht gelegen war. In einem ausgegrabenen Landsitz, der offensichtlich einem vermögenden Mann gehört hatte, fand sich ein steinerner Hausaltar mit der erwähnten Inschrift. Das Fundstück befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.
Beschreibung
Der Hausaltar wurde von Alfons Commer 1925 folgendermaßen beschrieben[1]:
„... in Gestalt eines rechteckigen Kalksteines, 31 cm hoch, 28 cm breit, 12 cm dick, mit Sockel und Gesims, oben Reste des Giebelchens sowie der Voluten und Tellerchen.“
Die Errichtung des Altars lässt sich auf das 2. Jahrhundert datieren.
Inschrift
Die lateinische, teilweise abgekürzte Inschrift lautet[2]:
„Deo Requalivahano Q. Aprianus Fructus ex imperio pro se et suis v. s. l. m.“
In deutscher Übersetzung:
„Dem Gott Requalivahanus erfüllt Quintus Aprianus Fructus aus eigenem Antrieb für sich und die Seinen sein Gelübde.“
Der Eigenname deutet auf einen römischen Bürger hin, wohl einen Magistraten, also einen höheren Verwaltungsbeamten. Ansonsten ist über jenen Quintus Aprianus Fructus nichts überliefert.
Der hier im Dativ auftretende Gottesname Requalivahanus ist aus germanischen, möglicherweise auch keltischen Wortteilen zusammengesetzt. Eine exakte Übersetzung ist nicht möglich, zumal sich die latinisierte Form vahanus nicht eindeutig zuordnen lässt. Der erste Namensteil bezeichnet dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit die Dunkelheit oder Finsternis (vgl. got. riqis, altnord. røkkr, urverwandt mit griech. erebos) und dürfte somit auf Nacht oder Unterwelt verweisen.
Eine Zuordnung des Namens zu einer der bekannten germanischen Gottheiten ist unter anderem auch deshalb nicht möglich, weil die germanische Religion neben der Göttin Hel keinen männlichen Gott der Unterwelt kannte. Verbindungen mit Vidar, dem Waldgott der Germanen, oder Wotan als Hüter der Walstatt bleiben spekulativ. Ebenso gut könnte es sich bei Requalivahanus um eine im Übrigen gänzlich vergessene eigenständige Gottheit handeln.
Bedeutung
Auch wenn keine letztliche Klarheit über die Gottheit des Requalivahanus zu gewinnen ist, zeigt der Fund doch einmal mehr die Anpassungsfähigkeit der römischen Religiosität, die es dem Q. Aprianus gestattete, einen aus seiner Sicht als Lokalgottheit zu bewertenden Gott ohne weiteres in die Verehrung seiner Hausgötter einzubeziehen und ihm – nach dem Muster des „do ut des“ offensichtlich in Erwartung göttlicher Gegenleistungen für das Gelübde – einen Altar in seinem Anwesen zu errichten.
Literatur
- Siegfried Gutenbrunner: Germanische Göttnamen der antiken Inschriften. Niemeyer, Halle/S. 1936.
- Rudolf Much: Requalivahanus. In: Zeitschrift für deutsches Altertum. Bd. 35, 1891, S. 374–376.
- Rudolf Simek: Lexikon der Germanischen Mythologie. Kröner, Stuttgart 2006. ISBN 3-520-36803-X
- Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. De Gruyter, Berlin – New York 3. unveränd. Aufl. 1970. Reprint 2010. Bd. 1 ISBN 978-3-11-002678-8. Bd. 2 ISBN 978-3-11-002807-2.
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Germanische Gottheit
- Männliche Gottheit
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