Reutbergwirtschaft

Reutbergwirtschaft

Die Reutbergwirtschaft (Reute = Rodung), auch Waldfeldbewirtschaftung, Hauberg- oder Birkbergwirtschaft, ist eine Kombination von Niederwaldbetrieb (Brenn-, Stangenholzgewinnung) mit landwirtschaftlicher Zwischennutzung (Getreide- und Hackfrüchteanbau), bei der die Wälder zur Gewinnung ackerbaulicher Flächen im Abstand von zehn bis dreißig Jahren immer wieder durch Brand gerodet wurden. Die Düngung erlaubte eine ein- bis dreijährige ackerbauliche Nutzung des Bodens. Nach und nach kam es über Stockausschlag zur Wiederbewaldung. Oft wurde zwischenzeitlich die Fläche als Gestrüppweide genutzt.

Die Reutebergwirtschaft begann im 13. Jahrhundert[1] und war geprägt durch hasel- und birkenreiche Weichholzwaldungen. Sie war auf Steillagen in den deutschen Mittelgebirgen weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Waldwirtschaftliche Nutzung

Für die Holzgewinnung wurde die Bestockung ab einer Stärke von ca. 4 cm genutzt. Es wurde Brenn- und Stangenholz gewonnen. Häufig wurde die Reutbergwirtschaft auch bei der Gewinnung von Eichenrinde für die Gerberei (Gerberlohe) genutzt. Dann wurden Haseln, Aspen, Sal-Weiden, Birken und Sträucher entfernt, um den Eichen ein gutes Wachstum zu ermöglichen.

Rütte oder Riddibrennen

Für das Brennen wurde das für die waldwirtschaftliche Nutzung nicht brauchbare Reisig auf der Fläche belassen und in Bahnen, die senkrecht zum Abhang verliefen, verteilt. Dieses Reisig wurde dann angezündet und mit langen Brandhaken von oben nach unten über die Fläche gezogen.

Ackerbauliche Nutzung

Nach dem Brennen, bei dem Asche zur Düngung anfiel, wurden die Rodungsflächen mit der Hacke gelockert und Getreide wie Winterroggen, Hafer und Buchweizen und/oder Kartoffel eingesät.

Niedergang der Reutbergwirtschaft

In der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Reutbergwirtschaft stark zurück Die landwirtschaftliche Nutzung dieser Flächen wurde zunehmend unrentabel und die Holzpreise stiegen. Auch regelten forstpolitische Gesetzgebungen die Nutzung des Walds. Die Reutberge wurden mit Eichen-, Edelkastanien-, Haselniederwälder aber auch mit ertragreicheren Hölzern, wie Fichte und Tanne, aufgeforstet oder in Weinberge umgewandelt.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Abetz, Karl: Bäuerliche Waldwirtschaft. Dargestellt an den Verhältnissen in Baden. Hamburg und Berlin: Verlag Paul Parey 1955

Einzelnachweise

  1. Miaskowski, A. von, 1878: Die Agrar-, Alpen- und Forstverfassung der deutschen Schweiz in ihrer geschichtlichen Entwicklung. - Baur, Basel. IX + 130 S.

Weblinks


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