Hippe (Werkzeug)

Hippe (Werkzeug)
Stielhippe, Schweizer Gertel, Säsli, Rebmesser aus dem Markgräflerland

Eine Hippe (auch Heppe, Knipp, Säsle oder Rebmesser) ist ein Werkzeug, das je nach Größe und Ausführung zu unterschiedlichen Arbeiten in der Land- und Waldwirtschaft, im Garten- und im Weinbau verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnungen

Nach Kluge (1975:310) hat Martin Luther 1522 die ostmd. Bezeichnung für Sichelmesser, Handbeil viermal für die Übersetzung des griechischen δρέπανον/drépanon/Sichel (Offenb. 14,17-19) verwendet und damit ins Nhd. eingeführt. Die ahd. Formen habba, happa, happia leiten sich danach von mlat. (h)apia, hapiola ab, geht auf eine indogermanische Wurzel zurück und ist urverwandt mit gr. kopis (Messer), lit. kapone, lett. kapans (Hackmesser).

Die Bezeichnung Hippe wurde jedoch regional auch synonym zu Sichel verwendet (Kluge 1975:705). Im Wörterbuch der deutschen Synonymen (Weigand 1842) wird dazu folgendes vermerkt: Die Hippe bed. ein an einem längeren oder kürzerem Stiele befestigtes gekrümmtes Schneidewerkzeug zum Abschneiden wie Abhauen. So wird nicht allein die Sense dichterisch noch Hippe genannt, sondern es heißt auch gewöhnlich so z. B. das gekrümmte Gartenmesser zum Beschneiden der Bäume u.s.w., das gekrümmte Winzermesser zum Beschneiden der Weinstöcke, das kleine gekrümmte Messer zum Beschneiden der Blumen, - die Gartenhippe, Winzerhippe (Rebmesser), Blumenhippe.

Weiter wird dort angemerkt: "Die Hippe ist Nebenform v. d. gleichbed. ahd "diu happa", mhd. happa, landschaftl. auch Heppe, Häpe (am Niederrhein), Hâpe (in Wirtemberg) u.s.w.".

In Südbaden, im Elsaß und in der Schweiz wird die Hippe in einer längeren Ausführung mit 40 cm eingesetzt und unter anderem als Säsli (Breisgau, Ortenau und Mittlerer Schwarzwald) oder Gertel (Schweiz und angrenzendes Markgräflerland) bezeichnet. Alleine in Südbaden wurden dreizehn Namen bekannt, so neben dem Gertel und dem Säsli örtliche Bezeichnungen wie Bäcksel, Dechsel, Schnäker, Riisäsli, Gertmesser oder Häpe (Scheer-Nahor 2006). Im Schwäbischen ist auch die Bezeichnung Hope gebräuchlich.

Die Bezeichnung Säsli (oder Sächsli) leitet sich von dem im Mittelalter von den Sachsen verwendeten Kurzschwert, der Sax ab. Aus ahd. gertari oder kertari (Meßer zum Abschneiden oder Abhauen von Reisern) hat sich über mhd. gerter und gertel die Bezeichnung Gertel entwickelt (Schade 1866).

Im Siegerland wird neben der Bezeichnung "Knipp" auch Häbe, Häpe, oder Häwe verwendet. Dort ist der Knipp Bestandteil im Wappen des Landkreises Siegen-Wittgenstein.

In Österreich ist die Bezeichnung Praxe für die haumesserartige Hippenform verbreitet. So nennt Machatschek (2002:117) für Kärnten die Bezeichnung Braxe oder Praxn.

In Luxemburg heißen die haumessergroßen Hippen Hipp, Héip, Häpp oder Heep, in einigen Gegenden werden sie nach ihrer Form auch als Kromm oder Krëmmes bezeichnet (Luxemburger Wörterbuch[1]), während in der Pfalz die gekrümmten Rebmesser Sesel genannt werden. Das ebenfalls in der Pfalz verwendete Wort Sächsel bezeichnet ebenfalls das "Winzermesser mit gekrümmter Schneide, zum Abschneiden der Trauben oder zum Rebschnitt, hat darüber hinaus in manchen Orten weitere Bedeutungen wie schwach sichelartig gebogenes Messer zum Hauen, Messer zur Pflege der Obstbäume oder gebogenes Messer zum Schneiden von Weiden. Nach dem Pfälzischen Wörterbuch[2] leiten sich diese Bezeichnungen von ahd. sahsilîn, sehselin ab und sind eine Verkleinerungsform zu ahd. sahs (Schwert, Messer) und haben damit die gleiche Wurzel wie das südbadische Säsli.

Weitere Bezeichnungen sind Laubmesser, Haumesser, Gertmesser, Spitzmesser, Hagmesser, Stockmesser oder Holzmesser.

Die kleinen Ausbildungen, mit denen Reben geschnitten werden oder die für Gartenarbeiten benutzt werden, gibt es ebenfalls eine Vielfalt an regionalen Bezeichnungen oder das Messer wird in ein und derselben Gegend nach der Funktion unterschiedlich benannt.

So ist beispielsweise in Südtirol für hippenförmige Messer, die zum Rebenschneiden verwendet werden, die Bezeichnung Runggl oder Runggel verbreitet, während Rebmesser, die bei der Traubenlese verwendet werden in manchen Orten als Reber oder Raggaun bezeichnet werden (Wimmer 2010). Das Wort Runggel leitet sich vom italienischen Roncola, dem Wort für eine kleine Hippe ab (Wimmer 2008). Im Raum Bern kennt man die Bezeichnung Rebmutz.

Historische Darstellungen

Hippenförmige Messer gibt es seit der Antike. Schultz-Klinken (1975:71f) berichtet von haumesserartigen Sicheln aus Bronze, die massiv wie Hippen gebaut waren und die als Laubsicheln verwendet worden sind. Ein Exemplar, das bei Schultz-Klinken abgebildet ist, gibt es im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Auch war ein der Hippe ähnliches Werkzeug bei den Römern unter der Bezeichnung falx arboria et silvatica im Einsatz (Demmin 1893:711), das sich von einer ebenfalls als Falx bezeichneten Waffe ableitete. Dabei handelt es sich ebenfalls um Laub- oder Baummesser, mit denen man Laubwerk aus den Bäumen schnitt, das in frischer oder getrockneter Form dem Vieh gefüttert wurde. Diese falces wurden auch die an langen Griffstangen befestigt um Laub in größeren Höhen schneiden zu können. Auch römische Handwerker wie Korbflechter und Rutenbinder besorgten sich mit solchen Laubmessern ihr "Rohmaterial" aus Sträuchern oder Bäumen. Zudem waren die Haumesser bei allerlei Rodungsarbeiten im Einsatz. Eine solche haumesserartige Falx wurde beispielsweise bei Kastell Niederbieber gefunden (Gaitzsch). Eine kleinere Variante war das Rebmesser, die falx vinatoria.

Columella beschreibt in seinem umfangreichen Lehrbuch zum Landbau De re rustica, das 1538 in deutscher Sprache erschienen ist, ein Mehrzweckgerät für den Wein- und Obstbau.

In der deutschen Ausgabe des von Petrus de Crescentiis um 1300 herausgegebenen Lehrbuchs Ruralia commoda wird die Verwendung des heppelyn zum Veredeln von Granatapfel[3] beschrieben: "Sie werden gemanchfeltiget mit den pflantzen die man abeschnydet von irer muter stāme. Doch ist es besser das es sy ein zwyg einer elenlang und also dicke als ein axt helme an beyden enden geschlichtet mit einem scharpffen cleynen heppelyn und das er werde mit suwe mist wole bestrichen an dem haupte un(n) an dem untern teyle und werde schlim ingesenckt".

Eine weitere Darstellung für die Verwendung einer haumesserartigen Hippe findet sich in der deutschen Ausgabe des Waldbau-Handbuchs des Franzosen Henri Louis Duhamel du Monceau von 1766. Es beschreibt die Herstellung von Faschinen, wie sie auch damals im Flußbau zur Befestigung der Ufer gebraucht wurden. Weiter wurden Faschinen zum Einbau von Schutzwehren beim Bau von Schanzen vom Militär in größeren Mengen gebraucht. Ebenso wurden Hippen bei militärischen Befestigungen verwendet, um das notwendige Holz für die Herstellung von Verhauen zu gewinnen und zu bearbeiten.[4]

Formen und Verwendung

Größere Haumesser wie Gertel, Knipp oder Säsle werden zum Abschlagen von Ästen, Beseitigen von Gestrüpp, oder zur Herstellung von Reisigbündeln oder Grobholzwaren verwendet, während die früher gebräuchlichen Rebmesser kleine Hippen sind, die je nach Landschaft wieder eigene Namen haben. Im Obst- und Gartenbau verwendet man eine noch kleinere Versionen, die vielfach als Klappmesser angeboten werden.

Das typische an einer Hippe ist die sichelförmig geschwungene Klinge mit einer mehr oder weniger nach unten gebogener Spitze. Wenn man zum Beispiel mit der schweren Ausführung im Unterholz arbeitet, kann man nicht nur schneiden, sondern auch mit dem gebogenen Vorderteil reißen. Je nach Verwendungsart unterscheiden sich die Hippen auch in ihrer Gestalt. Bei schweren Ausführungen für Hauarbeiten ist die Schneide bis auf den vordersten Teil gerade. Es gibt regional auch Formen mit wenig ausgeprägtem "Adlerschnabel" oder dieser fehlt ganz.

Im Schusterhandwerk wurde früher hippenförmige Messer, die sogenannten Schusterkneipen verwendet.[5]

Hippe als Haumesser

Die haumesserartige Hippe ist ein in der Forstwirtschaft unentbehrliches Kulturpflegegerät und dient dem Waldarbeiter zum Aufasten der Stämme, zum Zerkleinern von Reisig und zum Abhauen von Buschholz. Des Weiteren werden mit der Hippe Stockausschläge entfernt. Sie kann bis zu einem Astdurchmesser von ca. 5 cm eingesetzt werden. Die Stielhippe oder Einhand-Kulturhippe ist eine Ausführung mit einem ca. 60 cm langen Stiel, die zum Entasten von höheren Sträuchern und kleinen Bäumen verwendet wird.

Wappen des Landkreises Siegen mit Haubergsknipp

Haumesserartige Hippen werden in England als Billhook bezeichnet, in Frankreich als Serpe. Wimmer (2008) hat in seiner ausführlichen Arbeit zahlreiche Varianten je nach Bauweise, Verwendung und regionalen Besonderheiten beschrieben. Er weist im Übrigen darauf hin, dass Heimatschützer in Großbritannien das Billhook als wichtiges nationales Kulturgut einstufen[6].

Auch in Sammlerkreisen sind Billhooks sehr begehrt. So findet man im Internet Diskussionsforen, in denen sich Liebhaber dieser Geräte treffen und dort auch ihre Errungenschaften, etwa kunstvoll verzierte Hauberg-Knipps aus dem Siegerlandd vorstellen.[7] Auch in Frankreich ist die Serpe ein begehrtes Sammlerobjekt. In Deutschland genießt das Haubergknipp im Siegerland eine gewisse Popularität und ist dort auch Wappenzeichen des Landkreises Siegen.

Im Folgenden wird die Verwendung der haumesserartigen Hippen im deutschsprachigen Raum beschrieben, wobei diese überall in ähnlicher oder gleicher Weise eingesetzt worden sind, unabhängig von deren regionalen Bezeichnung.

Praxe

Vor allem in Regionen mit wenig Grünland war früher das Schneiteln eine Form der Futtergewinnung. Dabei haben Werkzeuge wie die Hippe bei der Aufarbeitung eine wichtige Rolle gespielt. So wurden in Kärnten die als Praxn, Braxn oder Hackmesser bezeichneten Hippen zum Zerkleinern feiner Äste auf dem Hackklotz verwendet. Dabei mußten die "Schnäbel" der Praxn scharf geschliffen sein. Damit wurden die entfernt stehenden Ruten beim Heranziehen gleich abgeschnitten. Die "Rückseite" der Praxn war vielfach noch ein zusätzlicher, stumpfer Haken versehen, mit dem man ebenfalls Äste heranziehen konnte. So konnte man auch Äste vom Boden aufnehmen, ohne sich allzuweit bücken zu müssen. Auch bei den Praxn gibt es je nach Verwendung unterschiedliche Formen. So werden die geschneitelten Taßn (Äste) mit einer Taßnpraxn bearbeitet, während zum Schneiden des Laubes Laubpraxn eingesetzt werden. Die im Montafon als Kress bezeichneten Haumesser haben ebenso wie die Schweizer Gertel am Stielende einen stumpfen Haken, mit dem man das Messer beim Klettern in den Hosengürtel einhängen kann (Machatschek 2002:117).

Gertel

Zahlreich sind die Formen der als Gertel bezeichneten Hippen in der Schweiz. Während in Deutschland eine vorn gebogene Hippe unter dem Namen Schweizer Gertel bekannt ist, heißt diese Ausführung in der Schweiz Tessiner Gertel oder Italiener Gertel. Daneben gibt es verschiedenste Formen, so unter anderem solche ohne den bei Hippen ansonsten typischen gebogenen Vorderteil. Das Berner Gertel ist einfach ohne "Schnabel" gebaut, während das Freiburger Gertel auf der Oberseite einen stumpfen Haken hat. Weitere Gertel gibt es in der Aargauer Form oder in der Waadtländer Form. Das heute häufig verwendete Schweizer Gertel mit Ledergriff hat eine Länge um 43 cm bei einem Gewicht zwischen 600 und 750 g.

Nach[8] kann das Gertel in seiner Verwendung "zwischen Axt und Beil eingeordnet werden, wobei es seiner Form nach zu den Messerarten, der Funktion nach zu den Hiebswerkzeugen gehört". Es wird danach zum Ausästen von abgehauenen Tannenästen ebenso verwendet wie zum Herstellen von "Reiswellen". Genannt wird auch das "Blätter machen" (Schneiteln) von Laubfutter, wie dies in vielen Gebirgsgegenden üblich war. Hasel- und Weidenruten wurden für die Herstellung von Körben geschnitten und derart gewonnene Birkenzweige und Astwerk von Heidekraut zu Besen verarbeitet. Weiter wurde und wird es zum Entfernen von Dornengestrüpp und Buschwerk verwendet. Erwähnt wird auch die Verwendung im Haus, etwa zur Herstellung sogenannter "Wedeln", also von Kienspänen. Diese Aufgabe wurde meist von der Hausfrau übernommen.

Knipp

Die Klinge eines alten Knipps ohne den dazugehörigen Griff, darunter ein Knipp mit Plastikgriff

Das Knipp ist die Bezeichnung für Hippe in der Siegerländer Haubergswirtschaft. Es gleicht nach Größe und Verwendung den süddeutsche Gertel oder Säsli und besteht aus einer breiten, starken Klinge, deren Spitze nach unten abgebogen ist (und die so einen leichten Haken formt – ähnlich der Spitze eines Papageienschnabels), mit einem Griff daran.

Im Siegerland wird es von den Waldbauern vom 15. Jahrhundert an bis heute bei der Waldarbeit eingesetzt. Das Knipp wird dazu benutzt, die Äste von gefällten Bäumen abzuschlagen, also zum Entasten. In der Siegen-Wittgensteiner Gegend ist das Knipp früher ein alltägliches Arbeitswerkzeug gewesen.

Das Haubergsknipp unterscheidet sich vom herkömmlichen Knipp durch den Griff und die Klingenform. Der Griff zeichnet sich durch einen kegelförmigen Aufbau aus, hierdurch wird die Griffigkeit erhöht und das Haubergsknipp kann nicht mehr so leicht aus der Hand gleiten. Bei der Klinge ist der Dorn an der Spitze nicht so stark ausgeprägt.[9] Die Schneiden, aber auch die Griffe der Knipps wurden vielfach Verzierungen versehen, außerdem haben die Schmiede als Schöpfer dieser Volkskunst ihre Initialen in das Metall eingesenkt.

Säsli

Auch das Säsli des Schwarzwaldes war ein unentbehrliches Werkzeug der dort als Reutbergwirtschaft bezeichneten alten Nutzungsform (Blum & Lutz 2008:11-13). Hierzu wurden ebenfalls spezielle Formen mit einem weniger ausgeprägten Schnabel hergestellt, die als Säsli Reuther angeboten wurden.

Das Säsli wurde im Schwarzwald, im Breisgau und in der Ortenau jedoch auch für weitere Arbeiten verwendet, so, um "Wellen" zu produzieren, also Bündel aus dünnen Ästen und Reisig. Mit dem Haumesser wurde das Reisig vom Stamm abgeschlagen, auf dem Hackklotz mit dem Säsli auf etwa 80 cm abgelängt, um anschließend mit Hilfe eines "Wellenbocks" gebündelt zu werden. Im Kaiserstuhl werden die Bündel aus Trieben der Weinrebe auch als "Sermde" (abgeleitet von lat. sarmentum; Reisig aus Rebholz, Faschinen) bezeichnet. Die "Wellen" oder "Sermde" wurden meist im Kachelofen zum Anheizen verwendet. Im Schwarzwald wurden die Säsli auch zum Schnitzen von Schindeln benutzt, die zum Decken der Dächer, teilweise auch der Außenwände noch heute Verwendung finden.[10]

Eine eher kuriose Verwendung des Säsli oder Sächsli ist noch heute die Herstellung von hölzernen Schiiwe (Scheiben) oder Reedli (Rädchen), wie sie im Alemannischen Raum beim Schiiweschiesse oder Reedlischiesse gebraucht werden. Sowohl aus dem Breisgau als auch aus dem Baselbiet[11] wird über diesen Brauch und die Funktion des Haumessers dabei berichtet.

Moderne Forstwerkzeuge

Verschiedene Heppen im Landhandel (Italien, Piemont)

In der heutigen Forstwirtschaft werden Geräte verwendet, die als Gertel, Praxe oder Heppe angeboten werden. In Österreich findet man in einschlägigen Katalogen von Gerätelieferanten die Bezeichnung Praxe für Geräte, die eine Messerlänge von 20-25 cm haben und mit Stiel etwa 40 cm lang sind. Sie entsprechen etwa den in der Schweiz im Handel erhältlichen Berner bzw. Freiburger Gertel.

Weit verbreitet ist das Schweizer Gertel bzw. Tessiner Gertel, das eine Länge von ca. 43 cm hat. Darüber hinaus gibt es Einhand-Kulturheppen, die meist noch eine Rückenschneide haben. Ausführungen dieser Heppen gibt es mit 40 cm oder 90 cm Stiellänge, die mit dem Schneideteil dann 56 bzw. 120 cm lang sind. Je nach Produkt und Verwendung gibt es verschiedene Ausbildungen der gebogenen Vorderschneide. Die in der Steiermark gebräuchliche Oberwölzer Staudenpraxe gibt es in der kurzen Ausführung mit ca. 40 cm Länge, ist jedoch durch eine Rückenschneide gekennzeichnet.

Im Arbeitsalltag werden die Heppen zum Durchforsten von Stämmchen bis 50 mm Durchmesser verwendet, auch zum Vereinzeln dichter Naturverjüngungen oder Entfernen von Dornengestrüpp, kleinerer Sträucher oder Kleingeäst.

Hersteller

Noch heute werden Haumesser unter Bezeichnungen wie Heppe, Praxe, Gertel, Roncola, Roncette oder Billhook von teilweise traditionsreichen Hammerschmieden hergestellt. Dabei produzieren manche der Firmen bis zu 80 Modelle. Speziell Billhooks werden in England auch als Einzelstücke geschmiedet. Unter anderem produzieren folgende Firmen solche Geräte:

  • Adler Werkzeugfabrik in Waghäusel (Baden-Württemberg); seit 1919
  • Himmelberger Zeughammerwerk Leonhard Müller & Söhne , Frantschach-Sankt Gertraud (Kärnten); seit 1675
  • John Beavis Olivemead Forge, Chippenham (Wiltshire) / England
  • Leonelli Cav. Lanfranco s.n.c., Castelraimondo (Macerata) / Italien; seit 1835
  • Mario Valsecchi & Figli srl., Calolziocorte (Lecco) / Italien
  • A. Morris & Sons Ltd. - The Iron Mills, Dunsford (Devon) / England; seit ca. 1820
  • Panzeri Tools s.n.c., Cisano Bergamasco (Bergamo) / Italien

Rebmesser

Geschichte und Verwendung

Vorläufer hippenförmiger Rebmesser lassen sich bis in die Eisenzeit zurückverfolgen. Wimmer (2010) nennt Funde aus der Latènezeit oder römische Hakenmesser die bei Nattenheim in der Eifel gefunden worden sind. Auch in der römischen Mythologie hatte das gebogene Rebmesser als Requisit des Feld- und Waldgottes Silvanus eine Bedeutung. Silvanus wird in zahlreichen Abbildungen halbnackt mit dem Rebmesser in der rechten Hand abgebildet und zeigt sich zudem geschmückt mit Feldfrüchten (Kotterba 2000). Rebmesser tauchen bei Grabungen nördlich der Alpen regelmäßig auf, was von Archäologen vielfach so gedeutet wird, dass die Römer an solchen Fundorten Weinbau betrieben haben. Wie die haumesserartigen Hippen brachten die Römer mit der Verbreitung des Weinanbaus im 2. und 3. Jahrhundert in Gallien und Germanien ihre typisch gekrümmten Rebmesser (falx vinatoria) mit.[12]

Im Unterschied zu den haumesserartigen größeren Laubhippen haben die kleineren Rebmesser eine Klinge mit einer Länge von 5 bis 15 cm und werden überwiegend zum ziehenden Schnitt eingesetzt, das heißt, der Benutzer zieht das Messer beim Schnitt zu sich hin. Seltener wird mit dem Rebmesser auch durch Drücken geschnitten, jedoch nie gehackt. Ansonsten ähneln die Rebmesser in der Form den verbreiteten haumesserartigen Hippen, die Klinge ist also zugespitzt und endet mit einem mehr oder weniger konkav gekrümmten Bogen. Wimmer (2010) hat für die Rebmesser und Gartenhippen hat eine Typisierung nach Form und Verwendung vorgenommen.

Das Rebmesser besteht wie alle Hippen aus einer sichelförmig gebogenen Schneide aus geschmiedetem Eisen oder gezogenem Stahl und einem festen, gedrechselten Griff aus Holz, der gut in der Hand liegen muss. Wertvollere Rebmesser hatten einen Griff aus besonderem Material, etwa aus Horn oder aus gelbem Holz des Buchsbaum. Griff wie Schneide waren vielfach verziert und die Winzer trugen das Messer mit Stolz. In vielen Weingegenden wurde ein regelrechter Kult mit den Winzermessern getrieben.

Unabhängig von der Verzierung hatte ein guter Winzer stets ein scharfes Rebmesser im Hosensack. Er benutzte es zum Beschneiden der Weinstöcke und zum Ausschneiden der Weinbeeren sowie bei der Lese. Die größte Verbreitung hatte das Rebmesser zwischen etwa 1650 und 1850 (Wimmer 2010). Zumindest im Weinbau wird es seit der Einführung der Rebschere praktisch nicht mehr verwendet.

Heraldik und Volkskunst

Rebmesser auf einem Steinschieber

Das Rebmesser taucht auch in Weinbaugebieten häufig als Symbol des Winzerstandes in Steinmetzarbeiten auf, so vor allem in Torschlusssteinen alter Winzerhöfe oder an anderen markanten Stellen von Gebäuden, etwa an Steinschiebern von Kellerfenstern. Zwei gekreuzte Weinbergshapen zieren ein Wappenfenster in der Heilbronner Kilianskirche von 1487.[13] Zudem ist das im Wappen vieler Gemeinden, seltener auch in Familienwappen zu finden.

Gartenhippe

Gartenhippe als Klappmesser (Modell aus Frankreich)

Die kleinste Ausführung eines gebogenen Messers ist die "Gartenhippe" oder "Gärtnerhippe". Entsprechende Geräte werden bereits im 15. Jahrhundert erwähnt. Im Gegensatz zum Rebmesser wird die Gartenhippe noch heute vielfach verwendet.

Meistens ist die Gärtnerhippe als Klappmesser ausgeführt. Die Heftlänge der heute angebotenen Gartenhippen liegt zwischen ca. 9 cm und 12 cm, die einklappbaren Klingen sind nur einige Zentimeter kürzer. Die Griffe sind vielfach mit Holzbeschalung, Messingeinlagen und Messingnieten gebaut und haben je nach Bauart ein Gewicht von 50 g bis zu 170 g.

Gartenhippe mit schwacher Krümmung. Pomologische Monatshefte 1855 Pomologische Monatshefte:1. Heft:Die Werkzeuge des Baumwärters

Gartenhippen werden von vielen Gärtnern und Baumschulern als Universalmesser eingesetzt. So finden sie vor allem bei der Veredelung von Gehölzen Verwendung.

Bei der Geißfußveredelung werden die Einkerbungen insbesondere bei starken Unterlagen mit der Hippe ausgeführt, während bei kleineren Reisern vielfach Kopuliermesser mit gerader Schneide eingesetzt werden. Weiter eignet sich die Gartenhippe zum Anheben der Rinde beim sogenannten Anplatten. Im Obstbau dienen dienen Hippen häufig auch zum Ausputzen von Wildlingen und zum Glattschneiden kräftiger Pfropfköpfe.

In der Baumschule werden oft größere Gärtnerhippen verwendet, etwa zum Abschneiden von Stecklingen, Steckhölzern und schlanken Holztrieben. Leichtere Gartenhippen werden zur Pflege von Stauden oder wie eine kleine Sichel bei der Ernte im Kräutergarten verwendet.

Ausstellungen

Die Hippe in Bibel und Dichtung

  • Luther hat in seiner Bibelübersetzung das griechische δρέπανον/drépanon/Sichel mit Hippe übersetzt, soweit die Funktion des Rebmessers angesprochen war. Offenb. 14,14-19 lautet:

14Vnd ich sahe / vnd sihe / eine weisse wolcke /vnd auff der wolcken sitzen einen / der gleich war eines menschen Son / der hatte eine güldene Krone auff seinem Heubt / vnd in seiner Hand eine scharffe Sichel 15Vnd ein ander Engel gieng aus dem Tempel / vnd schrey mit grosser stimme zu dem / der auff der Wolcken sass / Schlag an mit deiner Sicheln vnd erndte / Denn die zeit zu erndten ist komen / denn die Erndte der erden ist dürre worden. 16Vnd der auff der Wolcken sass / schlug an mit seiner Sicheln an die Erde vnd die erde ward geerndtet.

17VNd ein ander Engel gieng aus dem Tempel im Himel / der hatte eine scharffe Hippen. 18Vnd ein ander Engel gieng aus dem Altar / der hatte macht vber das fewr / Vnd rieff mit grossem geschrey zu dem / der die scharffe Hippen hatte / vnd sprach /Schlag an mit deiner scharffen Hippen / vnd schneite die Drauben auff erden / denn jre Beer sind reiff. 19Vnd der Engel schlug an mit seiner Hippen an die erden / vnd schneit die Reben der erden / vnd warff sie in die grosse Kelter des zorns Gottes. 20Vnd die Kelter ward ausser der Stad gekeltert / vnd das Blut gieng von der Kelter bis an die zeume der Pferde /durch tausent sechshundert feldwegs.

In der ersten kirchenamtlichen Revision der Lutherbibel 1892 blieb die Bezeichnung Hippe erhalten, in der Fassung von 1912 (2. Revision) ebenso, wurde jedoch mit einem Vermerk versehen und mit "Rebmesser" erklärt. In der Textfassung von 1984 (3. Revision) wurde die Hippe durch die Bezeichnung Winzermesser ersetzt.

  • In einem der populären Verse des Alten Testaments (Jesaja 2,4) verwendet Luther die Bezeichnung Hippe für das Rebmesser,

4 Vnd er wird richten vnter den Heiden / vnd straffen viel Völcker / Da werden sie jre Schwerter zu Pflugscharen / vnd jre Spiesse zu Sicheln oder Hippen machen. Denn es wird kein Volck wider das ander ein Schwert auffheben / vnd werden fort nicht mehr kriegen lernen.

Die Luther-Ausgabe von 1912 verwendete noch den Begriff Hippe, während in der Übersetzung 1984 nur noch von der Sichel die Rede ist.

In der Dichtung stellt die Hippe (synonym zu Sense oder Sichel) das Werkzeug des Todes dar. Die Schnitterin führt ihre Sichel, wie der Mäher seine Sense, und der Tod hat in der bildlichen Darstellung seine Sense oder Hippe (Weigand 1842).

  • Zum Schädel ohne Zopf und Schopf, Zum nackten Schädel ward sein Kopf; Sein Körper zum Gerippe Mit Stundenglas und Hippe. Gottfried August Bürger - Leonore fuhr ums Morgenrot
  • Drohend schwang er seine Hippe, Drohend sprach das Furchtgerippe: Fort, du teurer Bacchusknecht! Fort, du hast genug gezecht! Gotthold Ephraim Lessing - Der Tod
  • Im Prachtgewand, das Haupt bekränzt, Und Lachen auf der Lippe, Sitzen sie froh beim Lebensbankett. Da trifft sie jählings die Hippe. Heinrich Heine - Miserere
  • man sieht dir jetzt die gute Zeit an; dir fehlt nur noch das Stundenglas und die Hippe, .. Novalis - Heinrich von Ofterdingen.
  • Hohl und hager, wandelnde Gerippe, keuchen sie in des Cocytus Boot. Gebt den Armen Stundenglas und Hippe, Huh! – und vor euch steht der Tod. Friedrich Schiller - Der Venuswagen.
  • Zwischen den Säulchen aber, und zwar mit Blick auf den Flur, war eine Rokokouhr angebracht mit einem Zeitgott darüber, der eine Hippe führte. Theodor Fontane - Der Stechlin.
  • Und ob sie ihn zehn Jahre behalten, er wird mich finden, ich werde so lange leben, das weiß ich, merk dirs, Tod, ich bin von jetzt an ein Stein vor deiner Hippe, sie wird eher zerspringen, als mich aus der Stelle zu rücken. Friedrich Hebbel - Maria Magdalena

Literatur

  • Gerhard Blum, Peter Lutz: Rüttibrennen – ein seltenes Schauspiel. Der Bezirk Kinzigtal lässt alte Brandtechnik wieder aufleben. In: Der Schwarzwald. 1/2008 Freiburg (online)
  • Lucius Iunius Moderatus Columella, Rutilius Taurus Aemilianus Palladius: Das Ackerwerck Lucii Columelle und Palladii : haltet inn allen veldbaw, wein, frûchten, allerley Kreütern, obsbeûmen ... und allerley gartenwerck pflanzung oder impfung. Item den Viechzug, als wieder Pferd, Schaf ... Und arzney wider eynes yeden thires krankheyten ... Verteûtschet durch Michael Herren. Rihel, Straßburg 1538.
  • Petrus de Crescentiis: Von dem nutz der ding die in den äckeren gebuwt werden. Peter Drach, Speyer 1493.
  • Auguste Demmin: Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen. P. Friesenhahn, Leipzig 1893.
  • Wolfgang Gaitzsch: Römische Werkzeuge. (Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besatzungsgeschichte Südwestdeutschlands Nr.19)
  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch. Berlin/New York 1975
  • Manfred Kotterba: Sucellus und Nantosuelta: Untersuchungen zu einem gallo-römischen Götterpaar in den Nordprovinzen des Imperium Romanum. Diss. Univ. Freiburg. 1999/2000.(online)
  • Michael Machatschek: Laubgeschichten: Gebrauchswissen einer alten Baumwirtschaft, Speise- und Futterlaubkultur. Böhlau Wien 2002, ISBN 3-205-99295-4 (online)
  • Henri Louis DuHamel du Monceau: Von der Fällung der Wälder und gehöriger Anwendung des gefällten Holzes oder wie mit dem Schlag-Holz umzugehen ...: Nebst einer Beschreibung der Handwerker, die ihre Arbeit in den Wäldern verfertigen. Ins Deutsche übersetzt von Carl Christoph Oelhafen von Schöllenbach. 1. Theil. Winterschmidt, Nürnberg 1766.
  • Oskar Schade: Althochdeutsches Wörterbuch. Halle 1866 (online)
  • Friedl Scheer-Nahor: Der Sprung zur Motorsäge war zu groß. Was hat das Säsle mit den Sachsen zu tun? In: Badische Bauern Zeitung. 21. Januar 2006 (online)
  • Karl-Rolf Schultz-Klinken: Die Entwicklung der ländlichen Handarbeitsgeräte in Südwest-Deutschland. In: Der Museumsfreund. 14/15 1975, S. 9-109.
  • Friedrich Ludwig Karl Weigand: Wörterbuch der deutschen Synonymen. 2. Bd. Florian Kupferberg, Mainz 1842 (online)
  • Clemens Alexander Wimmer: Die Häpe (serpe, billhook). Geschichte und Formen eines wenig bekannten Gartengerätes. In: Zandera. 23(1) 2008, ISSN 0940-9920, S. 1-29.
  • Clemens Alexander Wimmer: Zur Geschichte der Hippe. In: Kulturtechniken: Gartenkunst und Gartenhandwerk. Schweizerische Gesellschaft für Gartenkultur SGGK (Hrsg.) vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, 2010, ISBN 978-3-7281-3276-5, S. 56–68.

Einzelnachweise

  1. Luxemburger Wörterbuch
  2. Pfälzisches Wörterbuch
  3. die Beschreibung findet sich im Kapitel "Von öpffeln von affrica", von deren Anbau auch in der deutschen Ausgabe berichtet wird, obwohl der Granatapfel nördlich der Alpen nie angebaut wurde.
  4. Hippen zur Herstellung von Verhauen im 18. Jahrhundert
  5. Schusterkneipen
  6. Webseite über Billhooks
  7. Webseite mit Fotos verzierter Haubergsknipps
  8. Forstmuseum Ballenberg: Beschreibung von Form und Verwendung des Gertel
  9. Haubergsknipp verliehen. Der Westen. 14. Mai 2007
  10. Ein "Säsli" für den Schindelmacher. - Badische Zeitung 9. September 2009
  11. Fasnachtsfüür/Schiiblischiesse in Ettingen - Birsigtalbote 22. Februar 2007
  12. Wolfgang Gaitzsch: Römische Werkzeuge
  13. Darstellungen von Rebmessern auf Steinkreuzen, Wappenfenster oder Torbogen

Weblinks

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