Richtfunkverbindung nach West-Berlin

Richtfunkverbindung nach West-Berlin

Die Realisierung der Richtfunkverbindung zwischen der damaligen Bundesrepublik und West-Berlin war wegen der großen zu überbrückenden Distanz ( > 130 km) schwierig. 1948 führte die britische Besatzungsmacht den ersten Richtfunkversuch zwischen dem Berliner Funkturm und dem Bocksberg im Harz durch. Es standen anfangs nur drei, später acht Kanäle für Sprachübertragung zur Verfügung. Später wurde die Sendestation nach Heckeshorn am Wannsee und die Empfangsstelle auf das Areal des heutigen Teufelsbergs verlegt.

1950 errichtete die damalige Deutsche Bundespost in der Nähe des Strandbads Wannsee die Richtfunkstelle Nikolassee, auch Richtfunkstelle Berlin 2 genannt. Bei ihr waren Empfänger und Sender auf dem gleichen Areal untergebracht. Als Antennenträger wurden zwei abgespannte Gittermasten verwendet. Einer dieser Gittermasten bestand aus zwei Masten, die in 140 Meter Höhe durch eine 25 Meter lange Brücke verbunden war. Die Gegenstationen für die Überhorizont-Richtfunkverbindung zum Bundesgebiet lagen in Clenze und Gartow (Sender Höhbeck).

Von 1959 bis 1961 wurde auf dem Schäferberg der 216 Meter hohe Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg errichtet, der an seinem Schaft in 30 und 55 Meter Höhe je eine Parabolantenne mit 18 Metern Durchmesser trug. Neben diesem wurde ein freistehender Stahlfachwerkturm mit zwei weiteren derartigen Antennen errichtet. Gegenstationen waren Torfhaus, Clenze und Gartow. Insgesamt konnte diese Anlage 5460 Telefongespräche oder 7 Fernsehkanäle gleichzeitig übertragen.

1970 wurde mit dem Bau der Richtfunkanlage Berlin-Frohnau begonnen. Sie erhielt als Antennenträger einen freistehenden Stahlfachwerkturm von 117 Metern Höhe, der in 39,5, 60,5 und 81,5 Meter Höhe einen Parabolspiegel von 18 Meter Durchmesser für Überhorizont-Richtfunkverbindungen erhielt. Nach der Fertigstellung dieses Turmes wurde die Richtfunkstelle Berlin 2 stillgelegt und die dortigen Antennenträger demontiert. In der 2. Hälfte der 1970er Jahre wurde erstmals eine direkte Richtfunkverbindung zwischen West-Berlin und der BRD realisiert. Hierfür wurde in Berlin-Frohnau zwischen 1977 und 1978 ein 358,58 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast errichtet. Als Gegenstation diente ein 344 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast in Gartow. Die Übertragungskapazität dieser Verbindung, die im Frequenzband zwischen 5,688 GHz und 6,151 GHz arbeitete, betrug 11700 Fernsprechkanäle.

Ende der 1980er Jahre wurde auf dem Areal einer ehemaligen Müllkippe in Wannsee eine Satellitenfunkstelle mit acht Parabolspiegeln, deren Durchmesser zwischen 5 und 18 Meter beträgt, errichtet. 1988 gingen die ersten Antennen dieser Anlage in Betrieb, ihre komplette Fertigstellung erfolgte erst nach der Wiedervereinigung 1991.

Wie andere Richtfunkstrecken wurden die Verbindungen nach West-Berlin vom Ministerium für Staatssicherheit und der NVA der DDR abgehört. [1]

Nach der Wiedervereinigung

Nach der deutschen Wiedervereinigung konnte das ehemalige West-Berlin direkt an das Fernsprechnetz angeschlossen werden. 1996 wurden die großen Parabolantennen am Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg demontiert. Die für die Richtfunkverbindungen nach West-Berlin verwendeten Antennenträger in Clenze, Gartow und Torfhaus sind heute noch vorhanden und werden als normale Richtfunktürme, Rundfunksendetürme und Mobilfunksender genutzt. Die ehemalige Richtfunkstation in Heckeshorn dient heute als Lungensanatorium. Der Mast in Berlin-Frohnau wurde am 8. Februar 2009, ein Mast in Gartow am 20. August 2009[2] gesprengt.

Quellen

  1. Die Hauptabteilung III des MfS
  2. http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/gartow102.html

Links

Hintergrundinformationen zu den West-Berliner Funkstrecken anlässlich der Sprengung der Richtfunkanlage Berlin-Frohnau


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