Langer Lulatsch

Langer Lulatsch
Berliner Funkturm
Basisdaten
Ort: Berlin
Verwendung: Fernsehturm, Restaurant, Aussichtsturm
Bauzeit: 1924–1926
Technische Daten
Höhe: 146,78 m
Aussichtsplattformen: 48,1 m, 51,6 m, 121,5 m und 124 m
Baustoff: Stahl
Berliner Funkturm von unten
Funkturm – blaue Illumination bei Nacht anlässlich der Funkausstellung 2005
Einer der vier Füße des Berliner Funkturms

Der Berliner Funkturm ist ein von 1924 bis 1926 von Heinrich Straumer in Berlin erbauter Sendeturm. Heute steht er unter Denkmalschutz. Er wurde im Dezember 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

Der Funkturm befindet sich auf dem Areal des Berliner Messegeländes im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt. Er wird z. B. oft in der Tourismuswerbung, seltener aber im Berliner Volksmund „Langer Lulatsch“ genannt.[1]

Betreiber und Eigentümer der Anlage ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Verwechselungsgefahr besteht mit dem Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz.

Inhaltsverzeichnis

Bauweise

Die Struktur des Turmes ist eine Stahlfachwerkkonstruktion, genauer eine vertikale Kragarmkonstruktion, wie beim Eiffelturm in Paris. Ursprünglich wurde der ca. 600 Tonnen schwere Funkturm als reiner Sendemast entworfen. Nachträglich wurde auf 52 Meter Höhe ein Restaurant und auf 125 Meter eine Aussichtsplattform angebracht. Zu erreichen sind diese Anbauten mit einem 4 Meter/Sekunde schnellen Lift.

Der Funkturm verfügt über zwei bautechnische Besonderheiten. Einerseits kommt er mit einer Grundfläche von 20 × 20 Metern aus, was einem Verhältnis der Grundlänge zur Höhe von 1:6,9 entspricht. Zum Vergleich: Der Eiffelturm hat eine Grundfläche von 129 × 129 Metern, was einem Verhältnis von 1:2,3 entspricht.

Eine weitere Besonderheit ist, dass der Funkturm wahrscheinlich der einzige Aussichtsturm der Welt ist, der auf Porzellanisolatoren steht. Er wurde als selbststrahlender Sendemast entworfen, um ein Abfließen der Sendeenergie über den Turm zu verhindern. Die Funktion der Isolatoren wurde aber über eine Erdung des Turmes durch den Fahrstuhlschacht umgangen. Die Isolatoren wurden von der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur gefertigt.

Die letzte komplette Sanierung fand im Jahr 1987 zur 750-Jahr-Feier von Berlin statt.

Abmessungen des Berliner Funkturms

  • Abmessungen:
    • Höhe Küchengeschoss: 48,122 m
    • Höhe Restaurantgeschoss: 51,652 m
    • Höhe Aussichtskanzel: 121,492 m
    • Höhe Aussichtsplattform: 124,092 m
    • Höhe Turmschaft: 129,292 m
    • Höhe Turm: 146,78 m (bis 1989 150,062 m)
  • Querschnitte des Turmes
    • Spreizung der Füße direkt oberhalb der Fundamente: 18,5 m
    • Abstand der Fundamentkanten am Boden: 24,5 m
    • Querschnitt im Küchengeschoss: 9,1 m
    • Querschnitt Höhe Restaurantboden: 15 m
    • Querschnitt des Restaurantdaches: 18,7 m
    • Querschnitt Aussichtskanzel: 4,4 m
    • Querschnitt Aussichtsplattform: 7,9 m
  • Sonstige Querschnitte
    • Querschnitt der Fundamentsockel am Erdboden: 5,7 m
    • Querschnitte Aufzugsschacht
    • unterhalb des Restaurants: 4,05 m
    • oberhalb des Restaurants: 2,4 m
  • Gewicht: 600 Tonnen

Geschichte

Nach Abschluss der ersten Funkausstellung wurde im Dezember 1924 mit dem Bau des Funkturms begonnen. Ein am Standort des heutigen Funkturms für diese Messe errichteter und abgespannter 120 Meter hoher Antennenmast diente hierbei als Kran. Im April des folgenden Jahres war der Funkturm dann im Rohbau fertig. Zum Schutz der Besucher vor elektrischen Schlägen wurde auf eine vollständige Isolation des Funkturms verzichtet und der Turm über seinen Fahrstuhlschacht geerdet, obwohl hierdurch die Hauptstrahlrichtung des Mittelwellensenders von Berlin weggedreht wurde. Am 28. März 1926 folgte schließlich die Bauabnahme und am 3. September 1926 wurde der Berliner Funkturm zur dritten Funkausstellung für den Publikumsverkehr geöffnet.[2]

Bereits am 25. September 1925 wurde der Sendebetriebs auf der Mittelwellenfrequenz 520,8 kHz aufgenommen. Als Antenne diente eine T-Antenne, die zwischen seiner Spitze und der eines 80 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten gespannt war. 1929 wurde die Frequenz des Mittelwellensenders auf 716 kHz umgestellt und es erfolgte die Abstrahlung erster Fernseh-Versuchssendungen. Aber bereits am 20. Dezember 1933 übernahm der neue Großsender in Berlin-Tegel die vom Funkturm ausgestrahlten Rundfunksendungen. Der Mittelwellensender am Funkturm war nur noch Reservesender und wurde 1934 auf 834 kHz umgestimmt. Schließlich wurde am 22. März 1935 von einer Antenne auf der Spitze des Funkturms das erste reguläre Fernsehprogramm abgestrahlt.

Am 19. August 1935 gab es einen Großbrand in der Messehalle am Funkturm. Dabei wurden auch alle Sendeeinrichtungen am Funkturm zerstört. Durch Funkenflug geriet das Turmrestaurant in Brand. Am 23. Dezember 1935 konnten die Fernsehsendungen wieder aufgenommen werden. 1938 wurde die Fernsehsendeantenne schließlich abgebaut.

Straßensperre am Berliner Funkturm, März 1945

Während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 diente der Funkturm als Warn- und Beobachtungsposten. Gegen Ende des Krieges zerstörten am 19. April 1945 einige Granaten eine der vier Tragstreben in 38 Meter Höhe. Das Restaurant brannte erneut aus. Aber bereits im selben Jahr erfolgte die Reparatur des zerstörten Turmbeins mit 800 Kilogramm Schrauben und 7,2 Tonnen Stahl. Das Turmrestaurant wurde erst am 28. Mai 1950 wiedereröffnet.

1948 gab es Richtfunkversuche zum Bocksberg im Harz. 1951 folgte die Montage einer Schmetterlingsantenne auf der Turmspitze für die Abstrahlung von UKW-Hörfunk- und Fernsehprogrammen. Hierdurch wurde der Turm um zwölf Meter höher (Höhe des Funkturms bis 1951 138 Meter, seit 1951 150 Meter). Am 1. Oktober wurde dann der durch Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit unterbrochene Fernsehsendebetrieb wieder aufgenommen.

Nach Fertigstellung des Sendemasts am Scholzplatz wurde am 15. Mai 1963 die reguläre Aussendung von Fernseh- und Rundfunkprogrammen vom Funkturm vollständig eingestellt. Allerdings folgte im Dezember 1966 die Wiederaufnahme des UKW-Sendebetriebs mit der neuen Frequenz 98,2 MHz für das als „SFB4“ bezeichnete Gastarbeiterprogramm. 1973 wurde der reguläre Rundfunksendebetrieb am Funkturm aber endgültig eingestellt. Die Frequenz 98,2 MHz wurde ebenfalls zum Scholzplatz übernommen. Aber erst 1989 wurden die letzten am Funkturm installierten Sendegeräte für Rundfunk und Fernsehen demontiert und der Turm wurde dadurch von 150 Meter auf 146,78 Meter verkürzt. Das demontierte GFK-Teil wurde 2006 bei eBay versteigert. Seitdem wird der Sendemast auf der Turmspitze nur noch für nichtöffentliche Landfunkdienste wie Polizeifunk und für den Mobilfunk verwendet.

Der Funkturm auf Briefmarken

Siehe auch

Literatur

  • Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 29. Jahrgang Nr. 5. Bonn, September 1977 (S. 392–421)
  • Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 25. Jahrgang Nr. 5/6. Bonn, September 1973 (S. 668-671, S. 778–794)
  • Wie man ein Wahrzeichen wird, herausgegeben 1976 vom Verlag A. und E. Freud. ISBN 3-921532-04-3
  • 65 Jahre Funkturm: Ein Wahrzeichen geht nicht in den Ruhestand, herausgegeben von der Messe Berlin GmbH zum 65. Geburtstag des Funkturms 1991
  • Klawitter, Gerd: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland Funksendestellen rund um Berlin. Berlin, Wissenschaft und Technik Verlag, 1997.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Nikolaus Bernau: Es swingt die Auster. In: Berliner Zeitung, 18. August 2007.
  2. Deutsche Welle-Kalenderblatt vom 3. September 1926

52.50505555555613.2781805555567Koordinaten: 52° 30′ 18″ N, 13° 16′ 41″ O


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