Außer Dienst – Eine Bilanz

Außer Dienst – Eine Bilanz

Außer Dienst – Eine Bilanz ist die Autobiografie von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, welche 2008 erschienen ist.

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In seiner Vorrede erklärt Schmidt, dass es nicht sein Ziel sei, eine klassische Autobiographie im eigentlichen Sinne zu schreiben. Vielmehr wolle er erklären, was er im Laufe der Jahrzehnte glaubt, politisch gelernt zu haben. Denn vielleicht könne ein Jüngerer daraus einen Nutzen ziehen. Außerdem spricht Schmidt davon, niemals Politiker als Berufsziel vor Augen gehabt zu haben und dass ein Politiker – ebenso wie Manager und sonstige Führungspersönlichkeiten – Verantwortung zu tragen hat. Ganz nach dem römischen Zitat „Salus publica suprema lex“ – Das öffentliche Wohl ist das höchste Gesetz.

Im ersten Kapitel spricht Schmidt von seinen politischen Freunden und Partnern, seinen Erfahrungen mit Presse, Wirtschaft und sonstigen gesellschaftlichen Institutionen. Insbesondere berichtet er über die neue Verantwortung der Massenmedien. So führt er beispielsweise an, dass die Medien über den Freikauf von politischen Gefangenen aus der DDR - richtigerweise - geschwiegen hätten.

Im zweiten Kapitel geht es darum, aus der Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte zu lernen. Es geht um die schwere moralische Last, die die Deutschen in Folge des zweiten Weltkrieges zu tragen hätten, um die Partnerschaft mit unseren Nachbarländern, die Demokratie und die deutsche Kleinstaaterei.

Im dritten Kapitel wird der Leser aufgefordert, aus persönlichen Erfahrungen zu lernen und sein Gewissen als oberste Instanz zu sehen. Schmidt spricht hierbei beispielsweise von der Diskussion um die Verjährung des Strafbestands des Mordes im Bundestag. Wichtige Entscheidungen sollen sorgfältig überlegt und gefällt werden. Wohl aber gibt es Situationen, in denen spontane Entscheidungen nötig sind. So wie bei der Sturmflut in Hamburg 1962 oder im „Deutschen Herbst“.

Im vierten Kapitel beschreibt Schmidt die Probleme zukünftiger Generationen, seine Meinung zu militärischen Interventionen und den Umgang mit der islamischen Welt. In Zukunft wird die Welt vermutlich noch viel globaler und vernetzter sein, als wir sie heute kennen. China und Indien werden als neue Handelsmächte auftreten. Nachhaltige Umweltpolitik, die Zukunft der Europäischen Union und die Wettbewerbsfähigkeit in einer immer mehr konkurrierenden Welt werden die Fragen von Morgen sein.

Im fünften Kapitel spricht Schmidt von den nötigen Veränderungen in Deutschland. Politiker seien nicht mehr qualifiziert und mutig genug, um auf die Probleme in Deutschland angemessen zu reagieren. Der deutsche Wohlfahrtsstaat sei nicht zukunftsfähig, wegen des Problems der immer älter werdenden Gesellschaft. Außerdem geht er auf die Probleme des Banken- und Finanzsektors ein und fordert eine Reformierung.

Im sechsten und letzten Kapitel geht Schmidt auf die Religion, die Vernunft des Menschen und nochmals auf sein Gewissen ein. Er berichtet über die Rolle der Kirchen, religiöse Intoleranz, vom Übergang vom Naturrecht zum Völkerrecht und über die Grundwerte der demokratischen Gesellschaft. Außerdem betont er, dass jeder Mensch Rechte – allerdings auch Pflichten hat, was von vielen heutzutage vernachlässigt werde. Zum Schluss betont Schmidt, dass nur mit der Demokratie und nur mit dem sozialen Frieden die Verse „Einigkeit und Recht und Freiheit“ verwirklicht werden können.

Rezension

„Helmut Schmidt war Senator in Hamburg, Verteidigungs- und Finanzminister, schließlich Bundeskanzler. Stets hat er beteuert, keines dieser Ämter angestrebt zu haben. In diesem Sammelsurium von Gedanken und Erinnerungen teilt Schmidt nicht immer stringente, aber niemals belanglose Einsichten mit, die der Weisheit recht nahe kommen. Zum Beispiel: "Mein Ehrgeiz war nicht auf Ämter gerichtet, sondern auf Anerkennung - ähnlich wie ein Künstler oder ein Sportler Anerkennung durch Leistung sucht." Für sein neues Buch verdient Helmut Schmidt jedenfalls Applaus.“

– Denis Scheck in "Druckfrisch - Neue Bücher mit Denis Scheck", ARD

„Sein ungeheures Ansehen kann niemand kopieren. Denn dieser Methusalem der deutschen Politik vereint in seiner Person auf geheimnisvoll stimmige Weise das, was sonst als Gegensatz empfunden wird: Er gilt als pragmatisch und prinzipienfest zugleich.“

– Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Schmidt versucht nicht weniger, als Deutschland, Europa und dem Westen insgesamt eine Agenda für die nächsten Jahre zu setzen. Und das gelingt ihm – seinem Naturell entsprechend – wieder einmal in schonungslos offener Weise, wie es wohl nur jemand tun kann, der sich selbst „außer Dienst“ sieht, in Wirklichkeit aber das nie sein wird.“

– Süddeutsche Zeitung

„Das Buch ist die Summe dessen, was er einem langen politischen Leben in Krieg und Frieden gelernt hat. Klar und verständlich werden Einsichten und Zusammenhänge vermittelt, ohne dass der Autor auf die komplizierte, oftmals absichtsvoll hermetische Sprache zurückgreift, die allzu oft den akademischen und intellektuellen Diskurs in Deutschland kennzeichnet. Helmut Schmidt hat nicht nur wichtiges zu sagen. Er legt Wert darauf, verstanden zu werden.“

– Deutschlandradio Kultur

Ausgaben

  • Außer Dienst – Eine Bilanz. Siedler Verlag, München 2008, ISBN 978-3-88680-863-2

Hörbücher

  • Außer Dienst – Eine Bilanz. Siedler HC, München 2008, ISBN 978-3-86604-933-8

Weblink


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