Rock (Kleidung)

Rock (Kleidung)

Der Rock (von althochdeutsch/mittelhochdeutsch: roc(h) Gespinst, von ruc spinnen) bezeichnet:

  1. in germanischer Zeit und im Mittelalter von beiderlei Geschlechtern getragenes Obergewand mit Ärmeln, besonders in den armen Ständen (bei Frauen bis knöchellang, bei Männern bis knielang). Er erfuhr immer wieder Veränderungen, besonders in Länge, Weite oder Gürtung. Ab dem 14. Jahrhundert Verkürzung und Entwicklung zur jackenartigen Überbekleidung des Mannes.[1]
  2. heute in Deutschland und Österreich ein Kleidungsstück, das den Körper von der Taille an abwärts einröhrig bedeckt (in der Schweiz Jupe genannt[2][3]).
  3. heute in der Schweiz synonym verwandt für Kleid.
  4. in der Damenschneiderei den Unterteil eines Kleides von der Taille an abwärts
  5. ein Herrenbekleidungsstück, den Herrenrock, der schnitttechisch von einer Jacke oder Sakko dadurch unterschieden wird, dass Oberteil und Schöße getrennt geschnitten und durch eine Taillennaht verbunden werden

Das Besondere am Rock ist, dass er einröhrig ist, das heißt, er umschließt von der Hüfte an abwärts beide Beine gleichzeitig, während die Hose für jedes Bein extra eine Röhre bildet. Diese Form bietet im Vergleich zur Hose meistens etwas weniger Bewegungsfreiheit, aber mehr Belüftung der Beine.

Aus verschiedenen Gründen setzte sich in Teilen Europas seit dem ausgehenden Mittelalter die Gewohnheit durch, dass nur noch Frauen Röcke tragen, während die Hose das Beinkleid der Männer wurde. Diese Entwicklung ist derzeit wieder rückläufig: Seit ein paar Jahren wird der Rock auch wieder vereinzelt von Männern getragen.

Aus Traditionsgründen trugen und tragen in England und Schottland Männer Röcke. Der Kilt oder Schottenrock zeigt in seinem ganz speziellen Stoffmuster den jeweiligen Clan an, dem der Träger angehört. Abwandlungen allgemeiner Art haben diese Stoffmuster weltweit etabliert und werden auch Schottenkaro genannt.

Der in der westlich orientierten Welt von Frauen getragene Rock ist in seiner Form, Art, Farbe und Länge äußerst variabel und extrem modeabhängig. Er wird von der modernen Frau stimmungsabhängig eingesetzt und unterstützt die feminine Ausstrahlung. Der klassische Faltenrock wird in kurzer Form als Leistungssportdress eingesetzt, z. B. Rock and Roll, Eiskunstlauf, Formationstanz und Square Dance.

Inhaltsverzeichnis

Rocktypen

Nach Länge

Heinrich Zille: Frau, ihren Rock raffend

Röcke werden üblicherweise zuerst nach ihrer Länge eingeteilt. Man unterscheidet zwischen

  • Minirock, der irgendwo zwischen Gesäß und Knien (meist aber mittlere Oberschenkel) endet,
  • Midirock, der noch die Knie bedeckt und
  • Maxirock, der bis zu den Knöcheln reicht.

Nach Form

  • Der Bleistiftrock hat eine klassisch schmale gerade Form und wird mit Abnähern der Figur angepasst.
  • Der Bahnenrock ist aus meist vier, sechs oder acht konischen Bahnen geschnitten und von daher um die Hüfte schmal und unten weiter.
  • Der Faltenrock weist im Bund regelmäßige genähte oder gebügelte Falten auf. Man unterscheidet zwischen dem normalen Faltenrock mit einseitig gelegten Falten, Kellerfalten, Plisseefalten und Quetschfalten.
  • Der Glockenrock ist glockenförmig geschnitten: er liegt an Taille und Hüfte eng an, wird über den Oberschenkeln immer weiter, wobei die Zunahme der Weite zum Saum hin wieder abnimmt (konvex-konkav-konvex).
  • Der Tellerrock besteht aus einem kreisförmigen Stück Stoff und ist unten sehr weit.
  • Der Tulpenrock sitzt auf der Taille, geht an der Hüfte weit auseinander und läuft meist am Oberschenkel wieder eng zusammen.
  • Der Humpelrock wurde 1910 von Paul Poiret entwickelt. Dies war ein knöchellanger Rock der am Saum durch eine Pelzbordüre oder Passe eng zusammengefasst war.
  • Der Ballonrock ist ein Damenrock, bei dem die Stoffhülle des Saums leicht zusammengezogen wird, beispielsweise durch ein am Saum rundrum angenähtes Futter mit wenig Saumweite.
  • Der Stufenrock besteht aus mehreren waagrechten Stoffbahnen, die jeweils oben eingekräuselt sind. Oft sind die Stufen mit Rüschen oder Spitzen verziert.
  • Der Godetrock hat im unteren Teil eingefügte keilförmige Stoffteile ("Godets") und entsprechend geschnittene nach unten weiter werdende Bahnen, so dass der Rock oben schmal ist und erst im unteren Drittel Falten wirft.
  • Der Hosenrock ist eigentlich eine Hose, die so weit geschnitten ist, dass sie eine rock-ähnliche Silhouette ergibt.

Der Rocksaum sollte mindestens fünf cm kürzer sein als der Mantelsaum, wenn man das Hervorschauen des Rocks vermeiden will.


Rock im Alltag

Bis in die 1960er-Jahren war der Rock beziehungsweise das Kleid die übliche Kleidung für Frauen, und Hosen wurden im Allgemeinen nur zweckbestimmt, z. B. beim Sport getragen. Mit dem Aufkommen des Minirocks stellten viele Frauen auf Hosen um, und als die Röcke wieder länger wurden, gehörten Hosen ebenso wie Röcke zur etablierten Frauenkleidung. Seit einigen Jahren werden in der kühleren Jahreszeit überwiegend Hosen anstelle von Röcken getragen, im Sommer sind jedoch Röcke jeder Länge weiterhin beliebt, da sie luftiger als Hosen sind.

Rock (Gehrock, Uniformrock)

Die Bezeichnung Rock (Herrenrock) für eine Herrenjacke ist nicht willkürlich. Der Unterschied liegt bereits im Zuschnitt. Während Jacke, Sakkos, Blousons usw. durchgehend geschnitten werden, bestehen Röcke aus zwei klar zu unterscheidenden Elementen, dem Oberteil (Leibrock) und den Schößen, die mittels einer Taillennaht verbunden sind. Schon in der Antike waren durchgehende Mäntel üblich, diese wurden aber nur teilweise konstruiert, mehrheitlich waren es eher Umhänge.

Die Wämser des ausgehenden Mittelalters entwickelten sich weiter zum Justaucorps des Barock und Rokoko, die von der Konstruktion her noch mehr drapiert als konstruiert waren und die notwendige Bewegungsweite aus reichlicher Faltenlegung nahmen. Mit der Entwicklung von Schnittsystemen und der damit verbundenen Möglichkeit, passgenau zu arbeiten, verschwanden die Falten in der Herrenbekleidung im 19. Jahrhundert. Es wurden neue Rockformen für Herren entwickelt, darunter der Frack, zunächst der geknöpfte Biedermeierfrack woraus sich der bis heute getragene Frack als Gesellschaftsanzug entwickelte, der alleine wegen seiner exakten Passform getragen werden konnte und ohne Über- und Untertritt und Verschluss auskam. Da der Frack höchste Ansprüche an die Kunst des Schneiders stellte, hing die beabsichtigte Wirkung alleine vom Schneider ab. Ungenau sitzende Fräcke wirken eher lächerlich als elegant, weshalb sie mit dem Verschwinden des Schneiderhandwerks mehr und mehr außer Gebrauch kommen.

Jagdrock

Bekannt ist heute noch der Gehrock, ein Rock mit knielangen Schößen der nach dem Biedermeierfrack für „gehobene Stände“ aufkam und zunächst als flott und jugendlich galt, zuletzt aber, etwa bis zum Zweiten Weltkrieg, nur noch als Bratenrock oder Beerdigungsrock ein Kuriosum alter Männer war.

Reitrock

Auf Reitjagden werden neben normalen Reitjacketts auch Jagdröcke mit langen Schössen aus Wolle getragen, die bei herbstlichem Wetter guten Schutz auf den mehrstündigen Jagdritten bieten. Erfahrene männliche Jagdreiter können einen roten Rock tragen. Die hinteren Enden der Schösse können nach vorne geknöpft werden, damit die Innenseite nicht an der schweissnassen Pferdeflanke aufliegt. Dann wird das Innenfutter sichtbar. Manche Jagdhornbläser-Gruppen tragen auch Jagdröcke. Auch bei Turnieren werden Reitjacken getragen, die mit einer Talliennaht als Reitröcke geschnitten sind. In schweren Dressurprüfungen werden Reitfräcke getragen. Zum Reiten im Damensattel werden spezielle Reitröcke getragen.

Uniformrock, die Schösse nach vorne und nach hinten geknöpft, dadurch Futter sichtbar

Uniformrock

Zwischen den napoleonischen Kriegen und dem Ersten Weltkrieg folgte die Entwicklung der Uniformen, zumindest was die Konstruktion angeht, der Zivilkleidung. Für den Uniformrock mit relativ kurzen Schößen, der dem Gehrock folgte, verwandt man den Namen Waffenrock, der ursprünglich für die Wämser der Ritter üblich war. Mit der Änderung der Kriegsführung im Ersten Weltkrieg setzte sich bei Uniformen der durchgehende Sakkoschnitt durch, der bis heute, abgesehen von Traditionsuniformen, weltweit Anwendung findet. Umgangssprachlich werde Uniformjacken heute regional fälschlicherweise als Uniformrock bezeichnet.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Röcke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Ritterschaft Odenwald
  2. Damenjupes
  3. Helvetismus

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