Rolf Verleger

Rolf Verleger
Rolf Verleger 2010

Rolf Verleger (* 17. Dezember 1951[1] in Ravensburg) ist ein deutscher Psychologe, Hochschullehrer und Essayist.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Laufbahn

Verleger schloss 1976 sein Studium der Psychologie an der Universität Konstanz mit dem Diplom ab, promovierte 1986 in Sozialwissenschaften an der Universität Tübingen, habilitierte 1993 für Medizinische Psychologie an der Universität zu Lübeck und erhielt dort 1997 den Professorentitel. Er war von 1999 bis 2005 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendung e.V.[1]

Funktionsträger jüdischer Institutionen

Der außeruniversitären Öffentlichkeit ist Verleger vor allem als Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland und als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein[2] bekannt geworden.

Unter dem Eindruck des israelisch-libanesischen Kriegs im Sommer 2006 äußerte er sich mit einem Brief vom 23. Juli 2006[3] zunächst intern im Zentralrat, dann öffentlich[4] kritisch zu den „militärischen Maßnahmen der israelischen Regierung gegen den Libanon” und zu der Israel unterstützenden Haltung des Zentralrats hierzu. Dies brachte ihm von Seiten der Zentralrats-Vorsitzenden Charlotte Knobloch und anderer Repräsentanten jüdischer Organisationen Kritik ein; Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer bezeichnete die Position Verlegers als „abstrus” und „absolute Einzelmeinung”. Andere verwiesen darauf, dass er nicht gegen Israel an sich, sondern gegen die derzeitige Politik des Landes argumentierte.[5][6]

Im August 2006 berief ihn die Jüdische Gemeinde Lübeck in Reaktion auf seine Äußerungen als ihren Delegierten für die Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein ab. Er verlor damit auch das Amt des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein.[7][8]

Am 22. November 2006 startete Rolf Verleger die so genannte Online-Petition Schalom5767, auch Berliner Erklärung genannt, die mehr kritische Distanz der Bundesregierung gegenüber der israelischen Politik fordert.[9]

Im Juni 2009 entzog die Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein Verleger sein Mandat als Delegierter im Zentralrats-Direktorium.[10]

Publikationen zum Nahostkonflikt

Einzelnachweise

  1. a b Vereinsregister des Amtsgerichts Gießen Blatt 1367
  2. Vertrag zwischen dem Land Schleswig-Holstein, der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein, den er für die Jüdische Gemeinschaft unterschrieben hat
  3. Brief an das Präsidium des Zentralrats, Brief als PDF
  4. Philipp Gessler: Vertreter des Zentralrats kritisiert Israel. In: die tageszeitung vom 8. August 2006
  5. Philipp Gessler: Der Provokateur. In: die tageszeitung vom 14. August 2006
  6. Christopher Stolzenberg: „Zehn Libanesen für einen toten Israeli”. In: Süddeutsche Zeitung vom 8. August 2006
  7. Zentralrats-Kritiker muss gehen. In: die tageszeitung vom 24. August 2006
  8. Israel-Kritik: Jüdische Gemeinde Lübeck entmachtet Vorsitzenden des Landesverbandes. Bericht der Lübecker Nachrichten vom 24. August 2006, in dem die Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein nur verkürzt als „Landesverband” genannt ist
  9. Website von Schalom5767
  10. Israel-Kritiker Rolf Verleger abberufen. In: junge Welt vom 19. Juni 2009 (abgerufen am 19. August 2009)
  11. Jörg Armbruster: Rolf Verleger: "Israels Irrweg – eine jüdische Sicht", SWR2 - Die Buchkritik, 5. Oktober 2009, als MP3-Datei und Manuskript
  12. Martin Forberg: "Brücken zu Palästina", Süddeutsche Zeitung, 23. März 2009

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Verleger (Begriffsklärung) — Verleger bezeichnet: einen Unternehmer, der einen Verlag für Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen betreibt, siehe Verleger den Auftraggeber im so genannten Verlagssystem Verleger ist der Familienname folgender Personen: August Verleger… …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Hochhuth — Rolf Hochhuth, 2009 Rolf Hochhuth (* 1. April 1931 in Eschwege) ist ein deutscher Dramatiker und ein maßgeblicher Anreger des Dokumentartheaters. Internationalen Erfolg erzielte er mit dem „christlichen Trauerspiel“ Der Stellvertreter. Als… …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Kauka — Rolf (eigentlich Paul Rudolf ) Kauka (* 9. April 1917 in Markranstädt bei Leipzig; † 13. September 2000 in Thomasville, Georgia) war ein deutscher Comic Produzent und Verleger und galt vielen als „deutscher Walt Disney“. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Becker (Verleger) — Rolf Becker (* 5. Juni 1920 in Jüterbog) ist ein deutscher Verleger und Eigentümer des Verlages Wort und Bild. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Quellenangaben …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Becker — ist der Name folgender Personen: Rolf Becker (Verleger) (* 1920), deutscher Verleger Rolf Becker (* 1923), deutsch englischer Krimiautor, siehe Rolf und Alexandra Becker Rolf Becker (Journalist) (* 1928), deutscher Journalist und Autor Rolf… …   Deutsch Wikipedia

  • Verleger — bezeichnet einen Unternehmer, der einen Verlag für Bücher, Noten, Zeitschriften oder Zeitungen betreibt oder leitet. Die Branchenbezeichnung leitet sich von Vorlage ab. Der Verleger geht mit Druck und Werbungskosten in Vorlage. Früher bezeichnete …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Garske — (* 21. Juli 1952 in Lehrte; † 11. März 1996 in Münster (Westfalen)) war ein deutscher Verleger und Organisator im Bereich des künstlerischen Tanzes. Leben 1976 rief Garske in Köln (mit Hedwig Müller, Birgit Kirchner, Norbert Servos und anderen)… …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Heyne — (* 2. Mai 1928 in Berlin; † 8. Dezember 2000 in München) war ein deutscher Verleger. Rolf Heyne war der Sohn des Verlegers Wilhelm Heyne und machte aus dem von seinem Vater gegründeten Wilhelm Heyne Verlag den zweitgrößten Taschenbuchverlag… …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Dieter Brinkmann — (* 16. April 1940 in Vechta; † 23. April 1975 in London) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Herausgeber. Inhaltsverzeichnis 1 Le …   Deutsch Wikipedia

  • Rolf Kosiek — (* 23. September 1934 in Herford) ist ein deutscher Publizist, Politiker der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und Multifunktionär des rechtsextremen Spektrums. Eines seiner Pseudonyme ist „Rudolf Künast“. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”