Universität zu Lübeck

Universität zu Lübeck

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Universität zu Lübeck
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Motto Im Focus das Leben
Gründung 1964
Trägerschaft staatlich
Ort Lübeck
Bundesland Schleswig-Holstein
Staat Deutschland
Präsident Peter Dominiak
Studenten 2.751 (WS 2009/10)[1]
Mitarbeiter 1.335 (2005)
Jahresetat 18,9 Mio. €
Website www.uni-luebeck.de

Studienangebot und Forschungstätigkeit der Universität zu Lübeck (Deutschland) haben ihren Ausgangspunkt in der Medizin. Dies ist durch die Entwicklung der Hochschule begründet, die 1964 zunächst als zweite Medizinische Fakultät der Universität Kiel eingerichtet wurde.

Die Universität zu Lübeck trägt diesen Namen seit Mai 2002. Sie wurde 1964 als Medizinische Akademie Lübeck gegründet. 1973 wurde sie selbstständige wissenschaftliche Hochschule, zunächst unter dem Namen Medizinische Hochschule Lübeck, seit 1985 als Medizinische Universität zu Lübeck. Die Universität unterhält Hochschulpartnerschaften mit den Universitäten Bergen/Norwegen, Hangzhou/China, Budapest/Ungarn, Tartu (Dorpat)/Estland und Albuquerque/USA.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

An der Universität sind etwa 2.750 Studenten, 160 Professoren und 100 Privatdozenten tätig. Das Universitätsklinikum Lübeck wurde am 1. Januar 2003 mit dem Universitätsklinikum Kiel zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und damit zum zweitgrößten Universitätsklinikum Deutschlands zusammengeschlossen. Mit über 5300 Mitarbeitern gehören die Universität und das Klinikum zu den größten Arbeitgebern der Region Lübeck.

Zur Zeit bestehen 14 Institute in der Sektion Informatik/Technik, darunter Grundlagenfächer wie Mathematik und Theoretische Informatik und neue Disziplinen wie Telematik oder das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme; weitere acht Institute in der Sektion Naturwissenschaften, hierbei auch das geisteswissenschaftliche Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung. Die Sektion Medizin beinhaltet 39 Institute. Im Lübecker universitären Bachelor- und Master-Studiengang Informatik stehen die Nebenfächer Medizinische Informatik, Bioinformatik/Biomathematik, Robotik und Automation und Medieninformatik zur Auswahl.

Neben den Vollstudiengängen führt die Universität gemeinsam mit der Fachhochschule Lübeck den Master-Studiengang „Biomedical Engineering“ durch. An der Universität besteht in Kooperation mit der Fernuniversität Hagen ein Zentrum für Fernstudium und Weiterbildung. Das Studium Generale und die Sonntagsvorlesungen wenden sich auch an Nicht-Studenten. Das auf Anregung von Günter Grass und mit seiner Unterstützung gegründete Lübecker Literarische Colloquium bietet regelmäßige Dichterlesungen und Seminare über Literatur an.

Wissenschaftlich ist die Universität eng mit dem Forschungszentrum Borstel (Zentrum für Medizin und Biowissenschaften) und dem Institut für Krebsepidemiologie (Registerstelle des Krebsregisters Schleswig-Holstein) verbunden. Die Forschungsarbeit des Instituts genießt hohes Ansehen. So hat die Deutsche Krebshilfe für das in Schleswig-Holstein initiierte Projekt zur „Qualitätssicherung in der Diagnostik von Brustkrebs“ (QuaMaDi) bis 2010 insgesamt 161.000 Euro Spendengelder bereitgestellt. Nach Angaben der von der Ärztin Dr. Mildred Scheel gegründeten Organisation fanden Wissenschaftler um Professor Dr. Alexander Katalinic jetzt heraus, dass durch diese Versorgungsform die Heilungschancen nach der „Diagnose Brustkrebs“ beachtlich erhöht werden. Ein Grund sei die durch das Qualitäts-Sicherungsprogramm gewährleistete sichere und frühe Diagnose der Erkrankung. Die Forscher veröffentlichten die Studienergebnisse im Fachmagazin „Cancer Epidemiology“

Die Universität war an den Planungen der Hansestadt Lübeck und des Landes Schleswig-Holstein zum Hochschulstadtteil Lübeck auf dem Gelände des ehemaligen Gutes Strecknitz beteiligt. Das stadtplanerische Konzept mit Modellcharakter umfasst insbesondere den Aufbau eines Wissenschafts- und Technologieparks (WTP) „Innovations-Campus Lübeck“ für einen intensiven Transfer zwischen Universität und Firmenneugründungen.

Außerdem ist die Universität am Verbund Norddeutscher Universitäten zur Verbesserung von Lehre und Forschung beteiligt.

Sektionen und Studiengänge

Die Universität ist gegliedert in die Sektionen Medizin, Informatik/Technik und Naturwissenschaften und bietet die folgenden Studiengänge an:[2]

  • Humanmedizin
  • Informatik
  • Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften (ehemals Computational Life Science, CLS)
  • Medizinische Informatik
  • Medizinische Ingenieurwissenschaft
  • Molecular Life Science (ehemals Molekulare Biotechnologie)

Weitere Studienangebote sind:

  • Die Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences
  • Der Masterstudiengang „Biomedical Engineering“
  • Das Fernstudium „Historische Stadt“
  • Das Zentrum für Fernstudium und Weiterbildung

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Die Universität mit dem Universitätsklinikum Lübeck ist wesentlicher Initiator und wissenschaftlicher Projektpartner im „Center of Excellence in Medical Technology“ (CEMET)[3] Schleswig-Holstein und Zentrum für die Erforschung der genetischen Ursachen von Herz-Kreislauferkrankungen im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes. Zu den national und international anerkannten Forschungsschwerpunkten der Universität zählen insbesondere die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Sonderforschungsbereiche 367 (Molekulare Mechanismen entzündlicher und degenerativer Prozesse)[4] und 470 (Glycostrukturen in Biosystemen - Darstellung und Wirkung)[5] sowie Klinische Forschergruppen zur „Neuroendokrinologie“ und zur „Intersexualität“.

Im Rahmen der Exzellenzinitiative wurde die Universität am 19. Oktober 2007 mit der Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences anerkannt und zukünftig nachhaltig gefördert. Diese Graduate School Lübeck[6] wird Doktoranden auf dem Gebiet der Informatik in der Medizin und in den Lebenswissenschaften ausbilden.

Die Universität zu Lübeck ist seit 2007 zusammen mit dem Forschungszentrum Borstel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und der Rheumaklinik Bad Bramstedt an dem Exzellenzcluster Entzündungsforschung[7] beteiligt. Bis 2012 werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft insgesamt 40 Millionen Euro in den Aufbau einer Infrastruktur für eine neue Entzündungsmedizin investiert. In Lübeck sind hieran beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): das Institut für Anatomie, das Institut für Biochemie, das Institut für Biologie, das Institut für Chemie, die Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, das Institut für Humangenetik, das Institut für Mathematik, die Medizinische Klinik I, die Medizinische Klinik II, das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, das Institut für Virologie und Zellbiologie, das Institut für Molekulare Medizin, das Institut für Physik, das Institut für Physiologie, die Klinik für Psychiatrie, die Klinik für Rheumatologie, das Institut für Sozialmedizin, das Institut für Systemische Entzündungsforschung.

Im „Exzellenzcluster Entzündungsforschung“ wurden in Lübeck und Kiel spezielle Zentren für Entzündungsmedizin gegründet. Sie sollen Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel Schuppenflechte, Rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn eine bessere, schnellere und vor allem interdisziplinäre Versorgung ermöglichen. Dieses ist wichtig, da entzündliche Erkrankungen meist mehrere Organsysteme befallen, was von nur einer medizinischen Fachdisziplin nur schwer komplett abgedeckt werden kann.

Geschichte

Turmgebäude der Uni Lübeck

Im Jahr 1912 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Strecknitz eröffnet, Grundsteinlegung war 1909. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Zuge der „Aktion Brand“ aus der Heilanstalt 605 der psychiatrischen Patienten nach Eichberg in Hessen deportiert. Dies wurde erst 1983 durch einen Gedenkstein auf dem Klinikgelände öffentlich gemacht. Der Gedenkstein wurde aufgestellt, nachdem eine 1981 vom AStA der Universität in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizingeschichte organisierte Ringvorlesung zum Thema „Medizin und Nationalsozialismus“ auf das Schicksal der Patienten aufmerksam gemacht hatte. Nach 1945 war die Einrichtung das Städtische Krankenhaus Ost.

Ab dem 3. November 1964 wird der Campus die Medizinische Akademie Lübeck (II. Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel), an dem im ersten Jahr 14 Studenten ihr Studium im klinischen Abschnitt des Studiengangs Humanmedizin aufnehmen. Das Siegel, das Lübsche Stadtsiegel von 1226, wird der Akademie 1965 von der Stadt Lübeck verliehen. Es ist bis heute in abgewandelter Form das Siegel der Universität. Der Lehrbetrieb wird in dieser Zeit noch zwischen Krankenhaus Ost und Süd aufgeteilt. Da einige Lehrstühle unbesetzt sind, müssen Studenten für manche Examen nach Kiel fahren.[8] Am 7. Mai 1973 wurde die Akademie in Medizinische Hochschule Lübeck umbenannt und wurde somit unabhängig von Kiel.

Im Jahr 1979 kam die Vorklinisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hinzu (heute: Sektion MINT), der Studienbetrieb im vorklinischen Abschnitt des Medizinstudiums wurde aufgenommen. Am 10. Mai 1985 erfolgte die Umbenennung in Medizinische Universität zu Lübeck. Im Wintersemester 1993/1994 wurde der neue Studiengang „Informatik“ mit dem Nebenfach „Medizinische Informatik“ aufgenommen, in den Folgejahren werden andere Vertiefungen etabliert. Seit dem Wintersemester 2001/2002 können Studenten sich für den Studiengang „Molekulare Biotechnologie“ (seit Sommersemester 2004: „Molecular Life Science“) einschreiben. Am 29. Mai 2002 erfolgte die Umbenennung in „Universität zu Lübeck“. Im Wintersemester 2002/2003 kam der Studiengang „Computational Life Science“ (seit 2010: „Angewandte Mathematik in Naturwissenschaften und Medizin“) hinzu.

Nach Plänen der Landesregierung, im Herbst 2005 die Universitäten Kiel und Lübeck zur Landesuniversität Schleswig-Holstein zusammen zu legen, kommt es in Lübeck zu Protesten. Über 4000 Lübecker gehen auf die Straße und protestieren, die Pläne können abgewandt werden.

Am 1. November 2007 wurde die Graduate School „Computing in Medicine and Life Sciences“ im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder eingerichtet. Seit dem Wintersemester 2007/2008 gibt es den neuen Studiengang „Medizinische Ingenieurwissenschaft“.

Plakat vom AStA der Uni Lübeck
Einer der Züge des Sternmarsches vom 1. Juli 2010
Protestbanner am Holstentor

Die Kieler Landesregierung plante im Mai 2010, aus Kostengründen die medizinische Fakultät zu schließen.[9] Geplant war ein Auslaufen der Studiengänge ab Wintersemester 2011/2012 und eine Verlagerung an die Universität Kiel.[10] Folge war eine Abwanderung der Professoren, vor allem aus der Forschung.[11] Die Schließung des Medizinstudienganges stieß in den Folgemonaten auf heftige Kritik in der Öffentlichkeit,[12] in der Wissenschaft,[13] in der Politik[14] und sogar innerhalb der CDU.[15] Es erfolgte eine weitgehend vom AStA der Universität organisierte Protestaktion Lübeck kämpft mit zahlreichen Mitstreitern im Lübecker Raum.[16] Am 16. Juni 2010 demonstrierten in Kiel 14.000 Menschen gegen die Schließung der medizinischen Fakultät, es war die größte Demonstration in Kiel in der Geschichte Schleswig-Holsteins.[17][18] Am 8. Juli 2010 konnte der Fortbestand der medizinischen Ausbildung in Lübeck dadurch gesichert werden, dass der Bund finanzielle Zuwendungen im Rahmen eines Trägerwechsels des Kieler Instituts für Meeresforschung in Höhe der bei Schließung der medizinischen Fakultät Lübeck zu erwartenden Ersparnisse zusagte. Diese Zuwendungen sind an die Bedingung geknüpft, dass die medizinische Fakultät Lübeck erhalten bleibt [19]. Mehrere Stellen, hierunter die Universitätsleitung, regten wiederholt eine Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität an, um künftig unabhängiger vom Land Schleswig-Holstein zu werden.

Die Aktion „Lübeck kämpft“ wurde im November 2010 mit dem von der Zeitschrift Politik & Kommunikation seit 2003 ausgelobten Preis „Politik-Award“ in der Kategorie „Kampagnen von öffentlichen Institutionen“ ausgezeichnet.[20]

Institute

Der Campus der Universität liegt südlich des Zentrums der Stadt im Stadtteil St. Jürgen. Einige Institute liegen außerhalb des Campus in der Lübecker Altstadt oder, wie das Institut für Mathematik, in der alten Seefahrtschule in den Lübecker Wallanlagen.

Partnerschaften

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Lübeck kämpft für seine Uni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. uni-luebeck.de: Pressemeldung vom 8. Oktober 2009, Abruf: 20. März 2010
  2. Studium: Universität zu Lübeck - Studieren mit Perspektive
  3. Center of Excellence in Medical Technology (CEMET)
  4. SFB 367 - „Molekulare Mechanismen entzündlicher und degenerativer Prozesse“
  5. SFB 470 „Glycostrukturen in Biosystemen - Darstellung und Wirkung“
  6. Graduate School Lübeck
  7. Exzellenzcluster Entzündungsforschung
  8. 100 Jahre Campusgeschichte: Über das Leben an der Universität Lübeck. Teil 2: Von der Akademie über die Hochschule zur Universität. In: StudentenPACK. Ausgabe: April 2009, S. 12ff. (online)
  9. Uni-Lübeck: Exzellent, aber nicht finanzierbar. In: Die Zeit. Nr.23 (2010).
  10. Christoph Titz: Bildungssparen - Uni Lübeck vor dem Aus. Auf: Spiegel online. 28. Mai 2010.
  11. Lübecker Uni droht Exodus der Spitzenforscher. In: Lübecker Nachrichten. 6. Juni 2010.
  12. Frank Pergande: Die Angst, eine Zukunftsbranche zu verlieren In: FAZ.Net vom 24. Juni 2010
  13. Quirin Schiermeier: German states wield the axe. In: Nature. 465, 996 (2010). (online)
  14. Wolfram Hammer: „Lübeck hat keine Lobby in Kiel!“ Auf: LN-online.de 28. Mai 2010.
  15. Universität Lübeck: Schavan will Medizinstudiengang retten. Auf: stern.de 16. Juni 2010.
  16. Website luebeck-kaempft.de
  17. Uni Lübeck: Eine Stadt sieht gelb. In: Die Zeit. Nr.29 (2010). (online)
  18. Die gelbe Macht aus Lübeck. Auf: LN-online.de 17. Juni 2010.
  19. Mediziner-Ausbildung an Uni Lübeck gerettet. Auf: sueddeutsche.de 8. Juli 2010.
  20. Michael Hollinde: Lübecker Uni freut sich über Preis aus Berlin. In: Lübecker Nachrichten vom 26. November 2010, S. 18

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