Ronheider Rampe

Ronheider Rampe
Ein Teilstück der Rampe, Blickrichtung abwärts

Die Ronheider Rampe ist eine der ältesten Steilstrecken im deutschen Eisenbahnnetz. Sie wurde 1843 eröffnet und dient bis in die Gegenwart dem Fernverkehr zwischen Deutschland und Belgien. In den ersten Betriebsjahren wurde sie im Seilzugbetrieb bedient.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Der 1838 begonnene Bau der heutigen Bahnstrecke Aachen–Lüttich war das Ergebnis langwieriger Verhandlungen zwischen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und einem Ausschuss hochrangiger Aachener Persönlichkeiten, unter anderem des Präsidenten der Handelskammer Aachen, David Hansemann, des Aachener Regierungspräsidenten Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg und des Tuch- und Nadelfabrikanten Philipp Heinrich Pastor, die sich dafür eingesetzt haben, dass entgegen der ursprünglich geplanten weiträumigen Umgehung Aachens die Trasse doch über Aachen und das Wesertal nach Lüttich verläuft. Zwischen dem heutigen Aachener Hbf und dem vor dem Portal des anschließenden Buschtunnels gelegenen Bahnhof Ronheide musste die Bahnstrecke aufgrund des Anstiegs zum Aachener Wald als Steilstrecke mit einer Steigung von 26,5 ‰ angelegt werden. Am 13. Oktober 1843 wurde die Strecke in Betrieb genommen. Da die damaligen Dampflokomotiven als nicht ausreichend leistungsfähig eingeschätzt wurden, erhielt die Ronheider Rampe zur Überwindung der insgesamt 55 m Höhenunterschied einen Seilzugbetrieb mit stationärer Dampfmaschine, vergleichbar der wenige Jahre zuvor eröffneten Steilrampe Erkrath-Hochdahl.

Seilzugbetrieb

Die Dampfmaschine wurde im Bahnhof Ronheide, am oberen Ende der insgesamt 2 km langen und schnurgeraden Rampenstrecke errichtet. Im Maschinenhaus wurde eine 200 PS starke Dampfmaschine installiert, zudem die Spannvorrichtung für das verwendete Endlosseil. An beiden Rampenenden befanden sich Umlenkrollen. Die Züge wurden ohne Lokomotiven befördert, stattdessen wurden sogenannte Bremsschlitten angekuppelt, die wiederum mittels Zangen in das in Gleismitte auf insgesamt 420 Rollen laufende Seil eingeklammert wurden. Die Verständigung zwischen Berg- und Talstation erfolgte durch den ersten bei der Eisenbahn verwendeten Elektromagnetischen Telegrafen.

Das Seil musste aufgrund der großen Abnutzung im Schnitt alle zweieinhalb Jahre erneuert werden. 1853 waren auch größere Reparaturen der Dampfmaschine erforderlich. In dieser Zeit wurden Lokomotiven eingesetzt. Die positiven Erfahrungen damit führten im Jahr 1854 zum Entschluss, den Seilzugbetrieb aufzugeben. Er wurde durch Lokomotivbetrieb mit Zuglok und zwei Schiebeloks ersetzt, was sich als rund 50 % billiger erwies.

Weitere Entwicklung

Die Strecke Aachen – Lüttich wurde zur wichtigsten Verbindung zwischen dem Rheinland und Belgien. Der gesamte Fernverkehr zwischen Paris, Brüssel und Köln wurde über diese Rampe geführt, einschließlich berühmter Luxuszüge wie dem Nord-Express oder dem Oostende-Wien-Express. Der aufwändige Schubbetrieb führte dazu, dass nach der Jahrhundertwende Planungen einer neuen Rampe mit flacherer Linienführung entwickelt wurden. Zunächst sollte westlich der alten Strecke eine Strecke mit einer Neigung von nur noch 10 ‰ angelegt werden, der Buschtunnel sollte durch einen parallelen, tiefer gelegenen, etwa 2,2 km langen Tunnel ersetzt werden. Proteste und ungünstige geologische Bedingungen im Bereich des neuen Tunnels führten 1909 zum Abbruch der 1907 begonnenen Arbeiten. Nunmehr wurde eine große Schleifenstrecke unter teilweiser Mitnutzung der zum Gemmenicher Tunnel verlaufenden Güterstrecke geplant. Die Umsetzung verhinderte schließlich der Ausbruch des 1. Weltkriegs.

Das Ende des Krieges und der Versailler Vertrag führten dazu, dass der Bahnhof Ronheide Grenzbahnhof zu Belgien wurde. Dies und die Überlastung durch die Schubloks des Rampenbetriebs führten dazu, dass zunächst ein großer Ausbau des Bahnhofs geplant wurde. Letztlich wurde aber Aachen Hbf als Grenzbahnhof genutzt und der Halt von Personenzügen in Ronheide endete 1927, der Bahnhof wurde in Aachen Süd umbenannt. Er diente seitdem nur den sich dort vom Zug lösenden Schubloks, die in Aachen Süd auf ihre Rückfahrt zum Hauptbahnhof warteten.

1966 wurde die Steilstrecke zusammen mit der gesamten Bahnstrecke Aachen – Lüttich auf elektrischen Betrieb umgestellt. Da der Aachener Hbf als Systemwechselbahnhof ausgeführt wurde, ist die Rampenstrecke mit dem belgischen 3000-V-Gleichstromsystem elektrifiziert. Auf den Einsatz von Schubloks kann aber trotz Elektrifizierung bei schweren Zügen bis heute nicht verzichtet werden. Durch die Einführung des Thalys zwischen Köln und Paris sowie des ICE International zwischen Frankfurt am Main und Brüssel gibt es allerdings nur noch wenige Nachtzüge, die einen entsprechenden Einsatz erforderlich machen. Planmäßigen Güterverkehr über die Ronheider Rampe gab es bis zum Beginn des Sommerfahrplans 1979, allerdings nur mit vereinzelten Zugpaaren. Von 1979 bis Dezember 2007 verkehrten planmäßig keine Güterzüge auf der Strecke, diese wurden ab dem Bahnhof Aachen West über die Montzenroute durch den Gemmenicher Tunnel geführt. Lediglich während der Bauarbeiten am Göhltalviadukt in den Jahren 2003 und 2004 gab es zahlreichen Umleiterverkehr an Wochenenden über die Ronheider Rampe. Seit Dezember 2007 verkehren auch auf der Ronheider Rampe wieder planmäßige Güterzüge, allerdings nur bergab in Fahrtrichtung Deutschland.

Literatur

  • Hans Schweers, Henning Wall: Eisenbahnen rund um Aachen. 150 Jahre internationale Strecke Köln – Aachen – Antwerpen. Schweers und Wall, Aachen 1993, ISBN 3-921679-91-5.
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