Oostende-Wien-Express

Oostende-Wien-Express
Der Ostende-Wien-Express in den 1920ern im Brüsseler Nordbahnhof

Der Oostende-Wien-Express war ein Luxuszug, später ein internationaler D-Zug, der die Relation Oostende, heute Ostende, im Königreich Belgien und Wien im seinerzeitigen Österreich-Ungarn, dann Republik Österreich bediente.

Inhaltsverzeichnis

Luxuszug

Er wurde im Juni 1894 von der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft eingeführt und führte nur die erste Wagenklasse sowie Schlaf- und Speisewagen. Der Zug trug die Bezeichnung L 53/54.[1] Auch führte er zeitweise Kurswagen, die in Wien an den Orient-Express gehängt wurden, um dann nach Istanbul weiter zu fahren. Der Oostende-Wien-Express hatte den Laufweg Oostende - Bruxelles Midi - Köln HauptbahnhofMainz Hauptbahnhof - Frankfurt (Main) Hauptbahnhof - Passau - Linz - Wien Westbahnhof und umgekehrt (dann hieß er „Wien-Oostende-Express“).

Während des Ersten Weltkrieges war er eingestellt und wurde erst am 6. Juni 1925 wieder in Betrieb genommen. Seit 1931 führte der Oostende-Wien-Express auch die (alte) zweite Wagenklasse. Während des Zweiten Weltkrieges war die Verbindung zeitweise eingestellt.

D-Zug

Ab Herbst 1947 verkehrte der Zug wieder, führte nun alle drei Wagenklassen und in Deutschland die Bezeichnung FD 51/52.[2] Später verkehrte er unter der Bezeichnung D 224/225. Er führte einen Kurswagen Budapest – Köln der Ungarischen Staatsbahn (MAV)[3] – so weit westlich damals eine Seltenheit in Zeiten des Kalten Krieges.

Im Jahre 1993 wurde der Zug in einen EuroNight-Zug umgewandelt und bekam dabei den neuen Namen „Donauwalzer“. Dieser wurde mit dem D 214/215 (später D222/223) Amsterdam - München gekoppelt. EN 224/225 hatte Kurswagen nach Amsterdam und D 214/215 (D222/223) hatte Kurswagen nach Bruxelles/Oostende. Das war auch für den Zoll interessant, da die Züge eine beliebte Schmuggelroute waren. Mitte der 1990er Jahre wurde der Abschnitt Bruxelles Midi - Oostende eingestellt.

Im Dezember 2002 wurde D 222/223 in einen CNL-Zug umgewandelt, und aus EN 224/225 „Donauwalzer“ wurde EN 324/325 „Donauwalzer“. Mit der Umwandlung wurde auch der Zuglauf verändert. Im Abschnitt Linz - Frankfurt fuhr der Zug nun über SalzburgMünchen.

Im Dezember 2003 wurde der EN 324/325 im Abschnitt Köln - Bruxelles Midi eingestellt, neuer Endpunkt war Düsseldorf. Dabei verlor das Zugpaar den Namen. Seit diesem Zeitpunkt gibt es keine durchgehende Zugverbindung mehr zwischen Österreich und Belgien. Im Abschnitt Wien West - Nürnberg fährt er vereinigt mit EN 490/491 „Hans Albers“.

Heute fährt der EN 490/491 Hans Albers isoliert, der EN 428 Donau-Spree-Kurier/EN 429 Spree-Donau-Kurier fährt vereint mit EN 324/325 zwischen Wien West – und Nürnberg.

Unfälle

Am 6. Dezember 1901 fuhr der mit eineinhalb Stunden verspätete Zug mit versagender Bremse in den Frankfurter Hauptbahnhof ein. Die Wagen entkoppelten sich zum Glück, als die Lokomotive zunächst den Prellbock des Kopfbahnhofs überfuhr und anschließend die gegenüberliegende Wand auf der anderen Seite des Querbahnsteigs durchbrach. Sie kam – leicht zerbeult – mitten im Restaurant erster und zweiter Klasse, inmitten der zum Frühstück gedeckten Tische zu stehen. Niemand wurde verletzt, da das Unglück morgens um 5 Uhr passierte. Der unversehrte Zug konnte seine Fahrt mit einer neuen Lokomotive fortsetzen. Ein Teil der Fahrgäste hatte das Ereignis überhaupt nicht bemerkt. Das Foto dieses Unfalls mit der Lokomotive im Speisesaal wurde sehr bekannt und vielfach abgebildet.[4]

Am 27. Mai 1983 entgleiste der Zug in Königsdorf auf der Bahnstrecke Aachen-Köln, wobei sieben Menschen getötet und 23 weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Unglücksursache waren Ausschwemmungen von einem Privatgrundstück, die den Zug zum Entgleisen brachten. Die Ellok rutschte dabei aus der Spur und prallte gegen eine Straßenbrücke. Einer der nachfolgenden Waggons wurde durch die Wucht des Aufpralls mittig umgeknickt.

Siehe auch

Zur Historie und zum eingesetzten Wagenmaterial siehe auch Eisenbahnen rund um Aachen - internationale Personenzüge

Einzelnachweise

  1. Reichs-Kursbuch 1914.
  2. Amtliches Kursbuch westliches Deutschland. Sommerfahrplan 1950. KBS 250.
  3. Kurswagenverzeichnis zum Kursbuch Gesamtausgabe Sommer 1974. KBS 250.
  4. In einem Teil der Literatur wird – unzutreffend – angeführt, es habe sich um den Orientexpress gehandelt, der in den Unfall verwickelt gewesen sei. (so z.B. Heinz Schomann: Der Frankfurter Hauptbahnhof. Stuttgart 1983. ISBN 3-421-02801-X. S. 161.) Das ist aber unzutreffend. Der Orientexpress verkehrte nie über Frankfurt am Main.

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