Buschtunnel

Buschtunnel
Westportal des alten und neuen Buschtunnels
Westportal während des Umbaus

Als Aachener Buschtunnel werden zwei Eisenbahntunnel zur Unterquerung des Aachener Waldes in der Nähe der deutsch-belgischen Grenze an der Wesertalstrecke bezeichnet. Es gibt einen „alten“ und einen „neuen“ Buschtunnel.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die beiden Röhren unterqueren, etwa in ihrer Mitte, die B 264 (Lütticher Str.). In der Nähe des Südportals wird eine Häuserzeile der Zollhaussiedelung unterfahren.[1]

Alter Buschtunnel

Ostportal der bisherigen Röhre

Der alte Tunnel wurde in den Jahren 1838 bis 1843 erbaut und war damit bis 2007 der älteste noch befahrene Eisenbahntunnel Deutschlands. Er ist 691 Meter lang, bei einer maximalen Überdeckung von 45 Metern. Aufgrund des sehr schlechten Zustands des Tunnelmauerwerkes durfte der gerade Tunnel zuletzt nur noch mit 40 km/h befahren werden. Die Röhre führt durch sandigen Boden und wurde planmäßig nur von Personenzügen genutzt (Thalys, ICE International sowie die Regionalzüge des euregioAIXpress AachenLüttich). Güterzüge fahren von Aachen West durch den Gemmenicher Tunnel nach Montzen.

Neuer Buschtunnel

Zwischen 2004 und 2007 ist im Abstand von 25 bis 45 Metern südlich des alten Tunnels eine neue, 711 m lange, eingleisige und leicht gebogene Tunnelröhre gebaut worden. Mit dem Neubau soll die Geschwindigkeit auf der Strecke von Aachen Hauptbahnhof zur neuen Schnellfahrstrecke Aachen-Lüttich (Achse Köln–Paris) angehoben werden.

Der 3,2 Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen der Ronheider Rampe und der deutsch-belgischen Grenze wird in diesem Zug für Tempo 160 ausgebaut (bisher maximal 120 km/h). Das Kreuzungsbauwerk westlich des Tunnels, auf dem bisher der Gleiswechsel (Links-/Rechtsverkehr) erfolgt, wurde dabei entfernt. Es wird ab bzw. bis Aachen Hbf im Linksverkehr gefahren (siehe auch Mehrgleisigkeit). Im Tunnel wurde eine feste Fahrbahn eingebaut, die Überhöhung liegt bei bis zu sieben cm.[2]

Die vorbereitenden Arbeiten für den Neubau begannen im September 2004. Dabei war auch eine Kampfmittelbeseitigung des im Zweiten Weltkriegs starkem Bombardement ausgesetzten Tunnelgebietes erforderlich. Der südliche Voreinschnitt wurde anschließend auf eine Breite von 34 m verbreitert. Aufgrund hoher Böschungen wurden bis zu ca. 20 m tiefe Bohrpfähle errichtet, teilweise in mehreren Lagen.[1]

Bei Baubeginn, am 24. Juni 2005, wurde mit der Inbetriebnahme zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 gerechnet.[3] Der Tunnelanschlag wurde am 24. Juni 2005 durch die Tunnelpatin, der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die ihren Wahlkreis in Aachen hat. Der Tunneldurchschlag erfolgte am 27. Mai 2006. Zwischen Oktober 2006 und Ende Juni 2007[2] lief die Betonierung der Innenschale. Der Neubau wurde am 23. November 2007 eingeweiht und am 25. November 2007 fahrplanmäßig in Betrieb genommen.[4][5]

Die Röhre unterquert im Sand von Hauset, wobei der darunter liegende Aachener Sand angeschnitten wird. Dieser besteht aus feinkörnigen Quarzsanden mit bis zu 50 cm dicken Einlagen von Sandstein, vereinzelt mit Dicken bis zu 2,5 m. Der Grundwasserspiegel liegt etwa 1,5 m unter der Sohle der neuen Röhre.[1]

Das Investitionsvolumen für den Tunnel-Neubau, den Ausbau der Gleisanlagen sowie begleitende Maßnahmen (z. B. Schallschutz, Leit- und Sicherungstechnik) beläuft sich auf 50,5 Millionen Euro.[5] 4,4 Millionen Euro werden von der Europäischen Union kofinanziert. Der neue Tunnel wurde im Auftrag der DB Netz AG von einem Konsortium der Firmen Hochtief Construction AG, Hartung Bau GmbH & Co KG und der Eichholz-Gruppe errichtet.

In der Nacht vom 25. zum 26. Oktober 2008 fand im Buschtunnel eine Rettungsübung mit 300 Helfern statt, darunter auch 30 Feuerwehrleute aus dem belgischen Kelmis.[6]

Sanierung des alten Buschtunnels

Nach dem Bau des neuen Buschtunnels wurde der alte Buschtunnel vorübergehend stillgelegt. Am 8. Juni 2009 erfolgte der erste Spatenstich für die Sanierung der alten Röhre.[7] Am 23. Oktober 2011[8] (ursprünglich war die Fertigstellung schon zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 geplant) wurde der sanierte Tunnel wieder in Betrieb genommen. In der bestehenden, gemauerten Tunnelröhre wurden neben einer neuen Innenschale aus Beton u. a. auch ein Rettungsweg, eine Beleuchtung und Brandschutz-Maßnahmen eingebaut. In der vormals zweigleisigen Röhre gibt es nur noch ein Gleis, das tiefer gelegt wurde, um den Tunnelquerschnitt zu vergrößern. Für die Sanierung der alten Röhre wurden vom Bund 13,6 Millionen Euro bereitgestellt.[9] Diese Maßnahme wurde am 17. Oktober 2011 abgeschlossen[10]. Somit steht, zusammen mit dem neuen Buschtunnel, pro Richtung je eine eingleisige Röhre zur Verfügung, um den erwarteten Mehrverkehr auf der Achse Köln–Brüssel-Paris und geplant nach London abwickeln zu können. Am 23. Oktober 2011 wurden die Gleise der sanierten Röhre angebunden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Martin Muncke: Neuer Buschtunnel. In: Unterirdisches Bauen Deutschland 2005. Bauverlag, ISBN 3-9803390-3-3, S. 106
  2. a b Mit Tempo 160 legt sich der Zug in die Steilkurve. In: Aachener Zeitung vom 27. Juni 2007
  3. Meldung Zweiter Buschtunnel. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2005, S. 358.
  4. Oliver Schumacher: Neue Röhre des Buschtunnels in Aachen ist fertig gestellt, Deutsche Bahn. 23. November 2007. Abgerufen am 23.11. 
  5. a b Großmann: Internationale Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-Brüssel-Köln kommt voran, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. 23. November 2007. Abgerufen am 24.11.  (Link nicht mehr abrufbar)
  6. 300 Helfer üben im Buschtunnel. In: DB Welt, Ausgabe Dezember 2008, S. 23
  7. Der neue alte Buschtunnel entsteht, Aachener Zeitung. 8. Juni 2009. Abgerufen am 20. März 2011. 
  8. Der Buschtunnel bekommt eine neue Innenschale, Ulrich Simons. 30. September 2011. Abgerufen am 3. Oktober 2011. 
  9. Buschtunnel-Sanierung kann anlaufen, Aachener Nachrichten. 6. Juni 2008. Abgerufen am 6. Juni 2008.  (Link nicht mehr abrufbar)
  10. Geschäftliche Mitteilungen 39/2011 der DB AG, Nummer 733

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