- Roxane (Alexander der Große)
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Roxane (* um 345 v. Chr.; † 310 v. Chr.; auch Roxana genannt und Rhoxane oder Roksana geschrieben, persisch روشنک Roschanak) war eine asiatische Prinzessin und die erste Frau Alexanders des Großen. Ihr Name bedeutet „kleiner Stern“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ihr Vater war der Stammesfürst Oxyartes, welcher über eine angeblich uneinnehmbare Felsenburg in Sogdien gebot, einer Landschaft im heutigen Afghanistan. Nach Arrian war Oxyartes zu dem Zeitpunkt, als Alexander Sogdien erreichte, aber nicht in der Burg, so dass sich Roxane dem Eroberer ergeben musste, nachdem es diesem doch gelungen war, den Felsen zu stürmen. Nachdem er sich bei ihrem Anblick sofort in sie verliebt hatte, übte Alexander Milde gegenüber der Familie des Oxyartes und heiratete bald darauf Roxane.[1] Nach der Überlieferung des Curtius Rufus traf Alexander auf Roxane anlässlich eines Friedensmahls mit Oxyartes. Dieser habe zur Feier einen Tanz mit dreißig Jungfrauen aufführen lassen, von denen Roxane auf Grund ihrer Schönheit sofort die Aufmerksamkreit Alexanders erregte.[2] Der Zeitpunkt der Heirat wird bei beiden Autoren unterschiedlich angesetzt. Bei Arrian ereignete sie sich im Frühjahr 327 v. Chr., Curtius Rufus setzt sie mit dem Frühjahr 328 v. Chr. um ein Jahr früher an, noch vor der Tragödie mit Kleitos.
Nach der Eheschließung Roxanes erhielt ihr Vater die Herrschaft über die Provinz Gandhara und war Alexander bis zu dessen Tod treu ergeben. Roxane selbst begleitete ihren Mann auf dessen weiteren Feldzug nach Indien, durch die gedrosische Wüste und schließlich zurück nach Mesopotamien. Obwohl Alexander in der Massenhochzeit von Susa 324 v. Chr. zwei weitere Frauen – die Königstöchter Stateira und Parysatis – ehelichte, blieb Roxane trotz ihres niedereren Standes weiterhin Alexanders Erstfrau und Königin seines Reiches. Sie war auch die einzige anwesende Gemahlin, die an sein Totenbett durfte, als er 323 v. Chr. in Babylon starb. Zu diesem Zeitpunkt war Roxane hochschwanger und gebar kurz darauf einen Sohn, Alexander IV. Aigos, den rechtmäßigen Erben des Alexanderreichs in den Augen derjenigen Generäle, die eine dynastische Nachfolgeregelung befürworteten.
Roxane ließ unmittelbar nach Alexanders Tod, mit Billigung des Regenten Perdikkas, ihre Rivalin Stateira und deren Schwester Dypretis, die Witwe des Hephaistion, ermorden.[3] Danach befand sie sich zunächst im Gefolge des Perdikkas bis zu dessen Tod 320 v. Chr. am Nil. Darauf wurde sie wie auch die restliche Königsfamilie von Antipatros nach Makedonien geführt. Dort schloss sie sich mit ihrer Schwiegermutter Olympias zusammen, mit der sie im zweiten Diadochenkrieg den Regenten Polyperchon gegen Kassander, König Philipp III. Arrhidaios und dessen Gemahlin Eurydike unterstützte. Zunächst konnten sie anscheinend über ihre Gegner siegen; Philipp III. Arrhidaios und Eurydike wurden getötet. Doch darauf wurden Roxane und Olympias im Jahr 317 v. Chr. in Pydna von Kassander eingeschlossen und zur Aufgabe gezwungen. Während Olympias umgehend hingerichtet wurde, nahm Kassander den Kindkönig Alexander IV. Aigos und Roxane in Amphipolis in Hausarrest.
Kurz bevor Alexander IV. Aigos das Mündigkeitsalter erreichte, ließ Kassander, der wahre Herr Makedoniens, ihn und Roxane im Jahr 310/309 v. Chr. umbringen.[4]
Roxane in der Literatur und bildenden Kunst
Gemäß der in der Spätantike verfassten Legendenerzählung des Pseudo-Kallisthenes (Alexanderroman) war Roxane eine Tochter des persischen Großkönigs Dareios III., welcher im Sterben liegend ihre Hand an seinen Gegner Alexander weiterreichte.[5] Im Prosaroman zu Alexander des persischen Autors Darab Nama (Tarsusi) (12. Jahrhundert) wird Roxane als eine muslimische Prinzessin beschrieben, die Alexander zum Islam bekehrte. In Alexander. Roman der Utopie des deutschen Schriftstellers Klaus Mann wird Roxane als eine Amazonen-Königin dargestellt.
Alexander und Roxane sind Gegenstand zahlreicher weiterer Dichtungen und Kunstwerke, unter anderem:
- Alessandro: Ballett des Reform-Choreografen Gasparo Angiolini und des Komponisten Christoph Willibald Gluck (1764)
- Alexander in Babylon: Roman von Jakob Wassermann (1905)
- Hochzeit des Alexander und der Roxane: Fresko von Sodoma in der Villa Farnesina in Rom (ca. 1516–17)
- Alexander krönt Roxane von Peter Paul Rubens: Gemälde in Schloss Wörlitz
- Alexander und Roxane von Pietro Antonio Rotari: Gemälde in der Eremitage in Sankt Petersburg (1756)
Filmische Rezeption
In dem Spielfilm Alexander der Große (1956) (Regie: Robert Rossen) wurde die Rolle der Roxane von Teresa del Río dargestellt, in dem Spielfilm Alexander (2004) (Regie: Oliver Stone) von Rosario Dawson.
Einzelnachweise
- ↑ Arrian Anabasis 4.18-19
- ↑ Curtius Rufus 8.4.23
- ↑ Plutarch Alexander 77.4
- ↑ Diodor 19.52.4; 19.105.2
- ↑ Pseudo-Kallisthenes 2.20.4-6
Weblinks
- Literatur von und über Roxane (Alexander der Große) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jona Lendering: Artikel. In: Livius.org (englisch)
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