Roy Black

Roy Black
Roy Black (1989)

Roy Black (* 25. Januar 1943 in Bobingen-Straßberg bei Augsburg; † 9. Oktober 1991 in Heldenstein bei Mühldorf am Inn; bürgerlich Gerhard Höllerich) war ein deutscher Schlagersänger und Darsteller in mehreren deutschen Musikfilmen und in der Fernsehserie Ein Schloss am Wörthersee.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gerhard Höllerich wurde als ältester Sohn des Kaufmanns Georg Höllerich (1918–1990) und dessen Frau Elisabeth geboren. Er besuchte in seinem Geburtsort die Volksschule und später das Holbein-Gymnasium Augsburg und wollte Biologie studieren, entschied sich dann aber aus finanziellen Gründen für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre.

Erste Erfolge

Erstmals öffentlich sang Höllerich im Fasching 1963 in der Band The Honky Tonks, die in der Augsburger Kneipe Charlys Affenstall auftraten. Am 14. September 1963 gründete er mit den Musikern Günter Ortmann, Dieter Schwedes, Peter Schwedes, Helmut Exenberger und Dieter Sirch die Rock-’n’-Roll-Band Roy Black and his Cannons. Sein Pseudonym „Roy Black“ verweist zum einen auf sein schwarzes Haar, das ihm den Spitznamen „Blacky“ eintrug, und zum anderen auf sein Idol, den amerikanischen Sänger Roy Orbison, dem er den Vornamen entlieh. „Roy Black and his Cannons“ hatten ihren ersten offiziellen Auftritt, laut der Roy-Black-Chronik von Manfred Langner und Arno Loeb, am 6. Dezember 1963 im Augsburger Tanz-Club Femina, was eine abgebildete Anzeige aus der Augsburger Allgemeinen belegt. Sie spielten aber auch als Cover-Band mit Liedern von Presley bis zu den Beatles in den drei großen US-Kasernen von Augsburg. Am 16. Juni 1964 gewannen Roy Black and his Cannons einen Talentwettbewerb bei einem Schülerball im Augsburger Moritzsaal. Von diesem Auftritt der Cannons erfuhr der Polydor-Produzent Hans Bertram durch einen TV-Bericht im BR, als er gerade in München weilte, und schrieb dann von Köln aus an die Schule von Roy Black (Holbein-Gymnasium), um mit Gerhard Höllerich Kontakt zu bekommen, was das Originalschreiben im Besitz des Roy-Black-Biografen Arno Loeb belegt. Am 25. August 1964 wird aus Gerd Höllerich „Roy Black“, und am 1. September 1964 erhält er einen Plattenvertrag. Roy Black brach sein Studium der Betriebswirtschaftslehre in München ab, um sich auf die Musik zu konzentrieren. Die beiden ersten Singles von Roy Black and his Cannons (aufgenommen im Sommer 1964) hießen Sweet Baby mein und Darling my Love. Erstere wurde ein kleiner Achtungserfolg, nicht zuletzt durch den Einsatz eines Augsburger Automatenaufstellers, der für kurze Zeit Roy Blacks Tourmanager wurde. Die zweite Single war kein Erfolg. Die dritte Single Du bist nicht allein, die Black ohne The Cannons sang, war kommerziell erfolgreicher. Diese Soloaufnahme erreichte im Winter 1965 die Top Ten der deutschen Hitparaden. Hinter den Rolling Stones mit Satisfaction, den Byrds mit Mr. Tambourine Man und den Rainbows mit Balla Balla kam sie bis auf Platz vier. Der Autor Arno Löb ist der Meinung, dass besonders Elisabeth Bertram, die Ehefrau des Produzenten, die bei Radio Luxemburg großen Einfluss auf das Programm hatte und die Platten ihres Mannes einsetzen ließ, die Karriere von Roy Black beeinflusst hat.[1]

Durchbruch

Label der Single Ganz in Weiß (1966)

Mit dem Lied Ganz in Weiß nach dem Text von Kurt Hertha und der Musik von Rolf Arland wurde Black im Frühjahr 1966 schließlich zum Schlager-Star in Deutschland. Rund 2,5 Millionen Singles wurden verkauft. 1966 erschien unter dem schlichten Titel Roy Black das erste Musikalbum des Künstlers. Im Jahr 1967 wirkte Roy Black erstmals in einem Musikfilm mit: Das Paradies der flotten Sünder, produziert von Carl Spiehs mit Hans-Jürgen Bäumler, Willy Millowitsch, Ralf Wolter und Lou van Burg. Der Film lief im Frühjahr 1968 in den Kinos an. Seine erste Hauptrolle erhielt Black in Immer Ärger mit den Paukern, der im Herbst 1968 auf die Leinwand kam. Black zur Seite stand Uschi Glas. Auch in Hilfe, ich liebe Zwillinge!, Hochwürden drückt ein Auge zu, Wer zuletzt lacht, lacht am besten und Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut spielten sie zusammen.

Roy Black bei Bundeskanzler Willy Brandt 1971

Bis 1969 erreichten alle Singles von Roy Black die Top Ten, darunter waren sechs erste Plätze. Er war regelmäßig in der von Dieter Thomas Heck moderierten ZDF-Hitparade vertreten. Im Januar 1969 erreichte Black dort mit Ich denk an dich den 1. Platz. Im Jahr 1970 sang Black das Lied der ARD-Fernsehlotterie Ich hab geträumt, das Glück kam heut zu mir. Im Jahr 1971 wurde ihm die Moderation der Fernsehshow Hätten Sie heute Zeit für mich? angeboten; er lehnte jedoch ab und Michael Schanze übernahm die Moderation. Im Duett mit Anita Hegerland, einer zehnjährigen Norwegerin, hatte Roy Black im Herbst 1971 seinen letzten großen Erfolg: Schön ist es auf der Welt zu sein, ein Kinderlied-Schlager, den er auch in dem Musikfilm Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut in den Kinos präsentierte. Der Titel hielt sich 18 Wochen in den deutschen Top Ten. Im selben Jahr erschien zum Film Grün ist die Heide ein Album, das eine Vertonung von Gedichten von Hermann Löns war. Danach hatte Roy Black keinen großen kommerziellen Erfolg mehr.

Im Herbst 1974 trennte er sich von dem Produzentenpaar Hans und Elisabeth Bertram. Im Jahr 1973 verlobte sich Roy Black mit dem Fotomodell Silke Vagts, die auch als Layouterin bei dem Teenie-Magazin „Bravo“ arbeitete. Die beiden heirateten am 30. April 1974 in München. Am 1. August 1976 kam Sohn Torsten auf die Welt. Löb schreibt in seinem Buch, Black habe, um Geld zu verdienen, in den 1970ern einen Live-Auftritt nach dem anderen absolviert. Er brachte jährlich oft über 250 Auftritte hinter sich. Löb schreibt weiter, das Finanzamt habe versucht, Black per Taschenpfändung zur Zahlung ausstehender Steuern zu veranlassen.[1] Black trat aus der Kirche aus, um die Kirchensteuer zu sparen.[1] Silke Höllerich bestätigt diese Vorgänge in ihrem Buch. Der Grund für das finanzielle Desaster soll darin gelegen haben, dass Roy Black sein Millionenvermögen unredlichen Beratern anvertraute, die in ihre eigene Tasche wirtschafteten.

Eine Theater-Tournee im Frühjahr 1975 mit dem Stück Warum lügst du, Cherie? von Roy Black wurde zum Misserfolg. Im Sommer 1978 wurde Wolfgang Kaminski neuer Tourmanager. Zuvor war Black von seinem Bruder Walter Höllerich betreut worden. Mit Wolfgang Kaminski ging es wieder aufwärts. Mit ihm startete Roy Black mit Orchester eine Bädertour an Nord- und Ostsee. Nach einem Konzert in der Royal Albert Hall in London und Tourneen durch die DDR hatte Roy Black Mitte der 80er Jahre wieder berufliche Erfolge. Im Sommer 1983 erreichte sein Lied Wilde Kirschen blühen früh wieder vordere Plätze in den Schlager-Hitparaden, jedoch nicht in den Verkaufslisten. Am 26. November 1985 wurde Roy Black von seiner Frau Silke geschieden. Im Februar 1986 erschien Herzblut, seine erste LP seit sechs Jahren, und bescherte ihm mit Liedern wie Wahnsinn und In Japan geht die Sonne auf neue Popularität. Am 25. Mai 1986 brach er auf Grund eines Herzfehlers zusammen, wurde ins Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke eingeliefert und erhielt einige Wochen später in München zwei neue Herzklappen. Aber schon am 3. Dezember 1986 trat er in Berlin wieder vor 3.000 Fans auf.

Letzte Arbeit und Tod

Von den 1980er Jahren bis zu seinem Tod wohnte Black im nordrhein-westfälischen Herdecke im Ennepe-Ruhr-Kreis. Von RTL plus bekam Black 1989 eine Hauptrolle in der Fernsehserie Ein Schloß am Wörthersee angeboten. In der Serie, in der zahlreiche Gaststars mitwirkten, spielte er den Hotel-Chef Lennie Berger. Zeitgleich trat er mit dem von Drafi Deutscher komponierten Lied Wie ein Stern am Horizont in einigen Fernsehsendungen auf. Am 2. Mai 1990 nahm sich Roy Blacks Vater Georg Höllerich das Leben. Roy Blacks letzte Single-Erfolge waren Auskopplungen aus seinem letzten, von Dieter Bohlen produzierten Album Rosenzeit (1991). Im Mai 1991 kam Frag Maria auf Platz 67 der Radio-Charts und im August des Jahres erreichte Ich träume mich zu dir dort Platz 39. Seine neue Lebensgefährtin Carmen Böhning, die Black bei einem Konzert kennengelernt hatte, brachte am 14. September 1991 die gemeinsame Tochter Nathalie zur Welt. Am 18. September 1991 hatte Roy Black seinen letzten Fernsehauftritt im deutschen Fernsehen in der ZDF-Hitparade mit Uwe Hübner.

Am 9. Oktober 1991 starb Roy Black an Herzversagen in seiner Fischerhütte in Heldenstein (Oberbayern), wo er sich alleine aufhielt. Nach Presseberichten aus dem Jahr 2011 soll bei der Obduktion ein Blutalkoholwert von 3 Promille festgestellt worden sein, ein Wert, der üblicherweise nur bei Alkoholkrankheit erreicht wird.[2] Roy Black wurde unter seinem bürgerlichen Namen in seinem Geburtsort Straßberg bei Augsburg beigesetzt.[3] Das Grab ist zur Pilgerstätte für Roy-Black-Fans geworden. Jedes Jahr veranstalten diese in Augsburg, Bobingen oder Straßberg Gedenkfeiern.

Persönlichkeit

Silke Höllerich beschreibt ihren Mann als einen einerseits phasenweise sehr empathischen, liebevollen Menschen, andererseits als paranoiden, geizigen Egozentriker, der seine Frau vor anderen lächerlich machte, sie betrog, keine Beziehung zu seinem Sohn Torsten aufbauen konnte und im Alltag von seiner Familie und seinem Freundeskreis dieselbe Verehrung erwartete wie von seinem Publikum. Zeit seines Lebens soll Roy Black Probleme gehabt haben, die Gratwanderung zwischen seiner Rolle, dem Produkt „Roy Black“, und seinem privaten Ich, Gerhard Höllerich, zu bewältigen. Besonders mit dem Verlust dieser Anerkennung durch das Publikum in den 1970er Jahren konnte er wohl nur schwer fertigwerden; diese Erfahrung machte ihn depressiv, sagt Silke Höllerich.

Roy Black wurde als „Schnulzensänger“ vielfach kritisiert, seine Schlager waren im Österreichischen Rundfunk aufgrund des gegen ihn gerichteten Schnulzenerlasses verboten. Er selbst konnte sich mit dieser Rolle nie identifizieren. Filmproduzent Karl Spiehs berichtete über ihn: „Er riss gerne Witze über sich selbst, vor allem, wenn er sich unglücklich fühlte. Sein Lieblingswitz: 'Wie bekommt man das Gehirn eines Schlagersängers auf Erbsengröße? – Einfach aufblasen!'“[4] Ähnlich äußerte sich seine mehrfache Filmpartnerin Uschi Glas: „Ich versuchte ihn immer wieder davon zu überzeugen, dass er auch den Roy richtig mögen und akzeptieren sollte. Das war aber einfacher gesagt als getan.“[5]

Auch Thomas Gottschalk sprach in seiner Trauerrede dieses Thema an: „Als Gerhard Höllerich verstand er es, anderen Hoffnung und Mut zu machen. Obwohl er selbst ohne Hoffnung war. Als Roy Black hat er gestrahlt und wurde bewundert. Obwohl er selbst gelitten hat und voller Zweifel war. Mögen die beiden in der Ewigkeit zusammenfinden.“[6]

Nach seinem Tod

Am 9. Oktober 1996 wurde der deutsche Fernsehfilm "Du bist nicht allein – Die Roy Black Story" zum ersten Mal ausgestrahlt. Die Titelrolle übernahm der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz, der dafür bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels im November 1996 einen Sonderpreis erhielt. Die öffentliche Meinung über den Film war geteilt. Während viele über dessen Authentizität begeistert waren und die Handlung anhand der Biografie Roy Blacks nachvollziehen konnten, hielten einige Medien den Film für überzogen und betitelten ihn als "krasse Schwarz-Weiß-Malerei" (Berliner Morgenpost).

Im Jahr 1999 erschien die Single Der Wanderpriester. Das Lied wurde durch Zufall auf einem alten Tonband wiedergefunden und von Polydor 1999 produziert.

Im Frühjahr 2000 wurde dem Leben des Roy Black das erste deutsche Schlagermusical Ganz in Weiß gewidmet, das von Blacks Biograf Arno Löb geschrieben und von der Berliner Agentur „Valentino“ produziert wurde. Die Uraufführung von Ganz in Weiß fand in der Augsburger Kongresshalle statt, wo Black einen seiner letzten Auftritte hatte. Black wurde bei diesem Musical von Claudio Maniscalco dargestellt, der die Roy-Black-Titel auch live sang.

Im Jahr 2004 wurde in der RTL-Show Die ultimative Chartshow: Die erfolgreichsten Sänger ermittelt, dass Roy Black in Deutschland der erfolgreichste Sänger der letzten vierzig Jahre war. Zudem bekam er insgesamt 13 goldene Löwen von Radio Luxemburg.

Diskografie

→ Hauptartikel: Roy Black/Diskografie

Filmografie

Mit Roy Black
Über Roy Black

Auszeichnungen

  • 1966: Bravo Otto in Bronze
  • 1966: Radio Luxemburg zwei Löwen in Silber
  • 1967: Bravo Otto in Gold
  • 1967: Radio Luxemburg zwei Löwen in Gold
  • 1967: Billboard Trophae Top artist of Westgermany in Amerika verliehen
  • 1968: Goldene Schallplatte für "Ganz in Weiß"
  • 1968: Bravo Otto in Gold
  • 1968: Goldene Europa
  • 1968: Radio Luxemburg ein Löwe in Silber
  • 1968: Das goldene Radio der Starparade
  • 1969: Für den Film Hilfe ich liebe Zwillinge 2mal die Goldene Leinwand
  • 1969: Bravo Otto in Gold
  • 1969: Goldene Europa
  • 1970: Bravo Otto in Gold
  • 1970: Radio Luxemburg ein Löwe in Gold
  • 1970: Goldene Europa
  • 1971: Bravo Otto in Silber
  • 1971: Radio Luxemburg je ein Löwe in Gold und Silber
  • 1971: Goldene Europa
  • 1971: Der goldene Sendeturm - für Sänger des Jahres von Radio Luxemburg
  • 1972: Bravo Otto in Bronze
  • 1972: Radio Luxemburg ein Löwe in Gold
  • 1972: Krawattenmann des Jahres
  • 1972: Goldene Europa
  • 1973: Radio Luxemburg ein Löwe in Gold
  • 1975: Goldener Wurm
  • 1976: Silberne Drehorgel
  • 1977: Radio Luxemburg ein Löwe in Bronze
  • 1977: Silberne Drehorgel
  • 1978: Goldene Drehorgel
  • 1979: Goldene Drehorgel
  • 1980: Hermann-Löns-Medaille
  • 1980: Goldene Drehorgel
  • 1981: Goldene Stimmgabel
  • 1981: Goldene Europa
  • 1982: Das goldene Herz - für mehr als 1000000 verkaufte Einheiten
  • 1984: Goldene Stimmgabel
  • 1986: Radio Luxemburg ein Löwe in Bronze
  • 1987: Radio Luxemburg ein Löwe in Bronze
  • 1989: Goldene Stimmgabel
  • 1989: Goldener Nürnberger
  • 1990: Goldene Stimmgabel
  • 1990: Goldene WAZ - Mikrophon
  • 1990: Ehren-Antenne in Gold
  • 1991: Ehren-Antenne in Gold, wurde von Tommi Steiner entgegengenommen

Literatur

Weblinks

 Commons: Roy Black – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Löb, Arno, Sweet Baby Mine – Roy Blacks wilde Jugendjahre. Heel Verlag, 1996, ISBN 3-89365-585-9
  2. BILD-online vom 5. Oktober 2011
  3. Grab von Roy Black in www.myheimat.de
  4. Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Ueberreuter, Wien 2000, S. 43.
  5. Uschi Glas: Mit einem Lächeln, Droemer, München 2004, S. 170.
  6. Was wurde aus Roy Blacks Erben? in www.bild.de

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Synonyme:

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