- Rudolf Grulich
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Rudolf Grulich (* 16. April 1944 in Runarz bei Konitz, Mähren) ist ein deutscher Theologe und Kirchenhistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Grulich wurde im September 1946 mit seiner Mutter nach Oberfranken vertrieben. Nach dem Besuch der Volksschule in Creußen (Kreis Bayreuth) und des Gymnasiums in Bayreuth studierte er Katholische Theologie und slawische Sprachen in Königstein im Taunus, Zagreb und Augsburg. 1976 erfolgte seine Promotion mit der Dissertation „Die unierte Kirche in Mazedonien“ in Regensburg. 1980 folgte die Habilitation mit dem Thema „Der Beitrag der böhmischen Länder zur Weltmission des 17. und 18. Jahrhunderts“ in Würzburg.
Er arbeitete an der Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung in München und als Wissenschaftlicher Assistent an den Theologischen Fakultäten in Bochum und Regensburg, später als Leiter der Informationsabteilung des Hilfswerkes „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ und des Institutum Baltikum in Königstein. Seit 1988 ist Rudolf Grulich Wissenschaftlicher Direktor des Institutes für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien in Nidda[1], seit 1990 Honorarprofessor für Kirchengeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Arbeitsschwerpunkte
Grulich hat über ein Dutzend Bücher verfasst und ebenso viele herausgegeben sowie Hunderte von Artikeln und Beiträgen geschrieben, die seine Schwerpunkte zeigen:
- Geschichte und Kultur der böhmischen Länder
- Die Kirchen im Osten
- Volksgruppen und Minderheiten in Europa.
1977 gründete er auf der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen den Arbeitskreis für Volksgruppen- und Minderheitenfragen. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied im Gründungskuratorium des INTEREG – Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus in München. Er ist Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste in München, der Sudetendeutschen Rates und des Bundesvorstandes der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie der Arbeitsgruppe Vertriebenenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.
Seit 2005 ist er mitverantwortlich für ein Projekt der Karlsuniversität Prag mit dem Namen „Kirche und Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert in den böhmischen Ländern“. Außerdem ist er für das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not als Berater für Türkei-Fragen tätig.
Rudolf Grulich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Berater im Gerhard Hess Verlag.
Seit Jahren führt er Studienreisen durch die östlichen Länder. 2005 und 2006 veröffentlichte er Texte zur Lage der Christen in der Türkei und zum Völkermord an den Armeniern (1915 ff).
Auszeichnungen
1990 erhielt er den Wissenschaftspreis der SL, 1996 zwei hohe kroatische Orden und 2004 den Schönhengster Kulturpreis. 2008 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Werke (Auswahl)
- als Autor
- Die unierte Kirche in Mazedonien (1856–1916). Augustinus-Verlag, Würzburg 1977, ISBN 3-7613-0114-6 (Das östliche Christuentum; 29).
- Kreuz, Halbmond und Roter Stern. Zur Situation der katholischen Kirche in Jugoslawien. Aktion West-Ost, München 1979 (Werkmappe; 9).
- Der Beitrag der böhmischen Länder zur Weltmission des 17. und 18, Jahrhunderts. Institut für Kirchengeschichte von Böhmen, Mähren, Schlesien, Königstein 1981, ISBN 3-921344-10-7 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Würzburg 1981).
- Antwort der Liebe. Leben und Werk von Mutter Annuntiata Chotek. 2. Aufl. Sudetendeutsches Priesterwerk, Königstein 1997 (Für Kirche und Volksgruppe; 9).
- Glaubenszeugen heute. Kirche in Not, München 1987 (Kirche unter dem Kreuz; 3).
- „O Prag, wir ziehn in die Weite“. Sudetendeutsche in aller Welt. Sudetendeutsches Priesterwerk, Königstein 1992, ISBN 3-926038-34-9.
- Advocata Croatiae. Wallfahrten im ehemaligen Jugoslawien. Universität, Giessen 1994 (Texte zum Ost-West-Dialog; 9).
- Konstantinopel. Ein Reiseführer für Christen. Hess Verlag, Giessen 2006, ISBN 3-87336-271-6 (Nachdr. d. Ausg. Ulm 1998).
- „Ethnische Säuberung“ und Vertreibung als Mittel der Politik im 20. Jahrhundert. 4. Aufl. Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus, München 2002, ISBN 3-9806626-0-8.
- Mit den Benes-Dekreten in die EU? Auseinandersetzung zum Verhältnis vcon Sudetendeutschen und Tschechen. Hess Verlag, Ulm 2002, ISBN 3-87336-015-2 (Texte zum Ost-West-Dialog; 15).
- als Herausgeber
- Verfolgte Kirche heute. 3. Auflage. Kirche in Not, München 1986 (Kirche unter dem Kreuz; 1).
- Die Römisch-katholische Kirche in der Sowjetunion. 2. Aufl. Kirche in Not, München 1990 (Beiträge zur Religions- und Glaubensfreiheit; 2).
- Sudetendeutsche Katholiken als Opfer des Nationalsozialismus. Neuaufl. Sudetendeutsches Priesterwerk, Brannenburg 2009[2].
Literatur
- Zeitzeugen der ethnischen Säuberung 1945/46. Katholische Priester berichten aus dem Schönhengstgau. Schönhengstgauer Heimatbund, Göppingen 2003.
- Franz-Josef Bäumer (Hrsg.): Europassion. Kirche, Konflikte, Menschenrechte; Rudolf Grulich zum 60. Geburtstag. Hess Verlag, Bad Schussenried 2006, ISBN 3-87336-350-X.
Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Grulich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf (PDF)
Belege
- ↑ Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität vom 22. Februar 2008. URL: http://idw-online.de/pages/de/news248132
- ↑ tschechische Ausgabe: Sudetoněmečti katolíci jako oběti nacismu. Marek, Brno 2002, ISBN 80-86263-33-9
Kategorien:- Kirchenhistoriker
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