SMS Schleswig-Holstein

SMS Schleswig-Holstein

Die Schleswig-Holstein nach Umbau (Röhrenmast, nur 2 Schornsteine) auf See. Ansicht der Backbordseite.
Schiffsdaten
Schiffstyp Linienschiff
Schiffsklasse Deutschland-Klasse
Baubezeichnung: Linienschiff Q
Rufzeichen (Signalverkehr): SX
Kiellegung: 18. August 1905
Stapellauf (Schiffstaufe): 7. Dezember 1906
Indienststellung: 6. Juli 1908
Bauwerft: Germaniawerft in Kiel
Besatzung: 35 Offiziere und 708 Mann;
als Schulschiff:820 Mann
(davon 360 Kadetten)
Baukosten: 24,972 Mio. Goldmark
Schwesterschiffe
SMS Deutschland, SMS Hannover, SMS Pommern, SMS Schlesien
Technische Daten
Konstruktionsverdrängung: 13.190 t
Maximale Einsatzverdrängung: 14.220 t
Länge: über Alles: 127,60 m
Wasserlinie: 125,9 m
Breite: 22,20 m
Tiefgang: 8,23 m
Maschinenanlage: 12 Dampfkessel
(4 kohle-, 8 ölgefeuert)
3 stehende 3-Zylinder-Dreifachexpansions-
Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 1 vierflügelig \varnothing 4,5 m und
2 dreiflügelig \varnothing 4,8 m
Wellenumdrehung: 115/122 U/min
Leistung: 19.330 PSi
Leistung an den Wellen: 6.166 PS pro Welle
Höchstgeschwindigkeit: 18,2 kn
Fahrbereich: ca. 4.800 sm bei 10 kn
Brennstoffvorrat: ca. 1720 Tonnen Kohle
(ab 1925: 1380 t)
zusätzlich ab 1915: 200 t Öl
Panzerung
Gürtelpanzer: 240 mm
Deck: 40 mm
Türme: 280 mm
Barbetten 250 mm
Kommandoturm: 300 mm vorn/achtern 140 mm
Zitadelle: 160–170 mm
Bewaffnung
nach Indienststellung
Geschütze 28 cm L/40 C/01: 4 (in zwei Doppeltürmen)
Waffenreichweite 28 cm: 19,1 km bei 31°
Geschütze 17 cm L/40: 14 (in Kasematten)
Waffenreichweite 17 cm: 20,1 km bei 22°
Geschütze 8,8 cm L/35: 20
Torpedorohre \varnothing 45 cm: 6 unter Wasser
(4 seitlich, 1 Bug und 1 Heck)
Bewaffnung
In der Reichsmarine
Geschütze 28 cm L/40 C/01: 4 (in zwei Doppeltürmen)
Geschütze 15 cm L/45: 14 (in Kasematten)
Geschütze 8,8 cm L/45: 4
Torpedorohre \varnothing 50 cm: 4 schwenkbar im Batteriedeck
(in den vordersten und achtersten Kasematten beider Seiten)
Bewaffnung
1944/45 als Flak-Schiff
Geschütze 28 cm L/40 C/01: 4 (in zwei Doppeltürmen)
Geschütze 10,5 cm L/45: 6 als Flak
Geschütze 4 cm: 10 Bofors-Flak
Geschütze 2 cm: 22 als Flak (in Vierlings- und Doppel-Lafetten)

Das Linienschiff SMS Schleswig-Holstein war das fünfte und letzte Schiff der Deutschland-Klasse der Kaiserlichen Marine. Es lief am 7. Dezember 1906 bei der Germaniawerft in Kiel vom Stapel. Es wurde am 6. Juli 1908 in Dienst gestellt und dem II. Linienschiffgeschwader zugeordnet, das auch an der Skagerrakschlacht teilnahm. Da das Schiff als Vor-Dreadnought längst veraltet war, wurde es als eines von wenigen größeren Schiffen nach dem Ersten Weltkrieg dem Deutschen Reich belassen und in die Reichsmarine und später in die Kriegsmarine übernommen. Es diente bis 1935 als Flottenflaggschiff und danach als Schulschiff.

In der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916 war die Schleswig-Holstein eines der letzten Schiffe in der Kiellinie der Schlachtflotte und bekam nur gelegentlich Berührung mit britischen Einheiten. Sie erhielt einen Treffer einer 34,3-cm-Granate in die VI. 17 cm-Kasematte. Dabei wurden drei Mann getötet und weitere acht verwundet.

In den Jahren 1925 und 1926 wurde die Schleswig-Holstein modernisiert. Die vier kohlegefeuerten Dampfkessel wurden durch solche mit Ölfeuerung ersetzt. Dadurch konnten die beiden vorderen der (ursprünglich drei) Schornsteine zu einem zusammengefasst werden. Ferner wurde der vordere Mast durch einen so genannten Röhrenmast ersetzt, der auf einer Plattform den Artillerieleitstand mit einem optischen Entfernungsmesser trug.

Die Schleswig-Holstein beschießt die Westerplatte

Am 1. September 1939 eröffnete die Schleswig-Holstein – die sich offiziell zu einem Freundschaftsbesuch in der Danziger Bucht aufhielt – vom Hafenkanal aus das Feuer auf die polnische Stellung auf der Westerplatte, die zur Freien Stadt Danzig gehörte. Mit diesen Schüssen (Adolf Hitler: „Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen.“) und dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen begann der Zweite Weltkrieg in Europa. Außerdem wurde ein Marinestoßtrupp von 225 Mann durch die Schleswig-Holstein angelandet, um die Batterien niederzukämpfen, was aber nicht vollständig gelang. Erst am 7. September gelang es den Angreifern, die Stellungen zum Aufgeben zu zwingen, nachdem durch weiteren Beschuss und Stuka-Angriffe deren Wasserversorgung zerstört worden war.

Im Jahr 1940 nahm sie an der Operation Weserübung teil, bei der sie mit anderen Marinestreitkräften die dänische Hafenstadt Nyborg besetzte. Sie unternahm dann verschiedene kleinere Fahrten als Schulschiff und legte dabei zwischen 1941 und 1944 insgesamt zirka 6.000 Seemeilen zurück. Ende 1944 wurde sie vermehrt mit Flak ausgerüstet, um als Flakschiff zu dienen.

Das Schiff wurde am 18. Dezember 1944 vor Gotenhafen/Gdynia durch drei Fliegerbomben schwer beschädigt und sank auf ebenem Kiel in 12 m Wassertiefe. Durch die drei Bomben kamen 28 Mann um und 53 wurden verwundet. Drei Pumpendampfer sollten anschließend das Schiff lenzen, was aber nicht gelang. Das Leck, verursacht durch eine Bombe, die das gesamte Schiff durchschlug und anschließend unter dem Kiel explodierte, war zu groß.

Am 20. Dezember brach ein Brand aus, der 12 Stunden lang wütete und die Aufbauten nahezu vollständig zerstörte.

Am 25. Januar 1945 wurden Flagge und Wimpel zum letzten Mal niedergeholt. Der Großteil der Besatzung wurde anschließend zur Verteidigung der Marienburg eingesetzt.

Am 21. März 1945 wurde die Schleswig-Holstein bei der endgültigen Aufgabe von Gotenhafen gesprengt. Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im Mai 1945 forderte die Sowjetunion das alte Schiff als Kriegsbeute. 1946 begannen die Abdichtungsarbeiten, und es gelang, das Schiff schwimmfähig zu machen. Es wurde nach Tallinn geschleppt und dort zum Zielschiff umgebaut. Bis 1955 wurde es als Ziel angelaufen und beschossen. Heute liegt es im ehemaligen Übungsgebiet der sowjetischen Marine bei der finnischen Insel Ordensholm auf Grund.

Die Schiffsglocke der Schleswig-Holstein befindet sich heute im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden.

Kommandanten

6. Juli 1908 bis 2. Mai 1917

  • Kapitän zur See von Holleben: 6. Juli 1908 bis September 1910
  • Kapitän zur See Boedicker: September 1910 bis September 1913
  • Kapitän zur See Uthermann: Oktober 1913 bis Januar 1916
  • Kapitän zur See Varrentrapp: Januar 1916 bis 2. Mai 1917

1. Februar 1926 bis 20. September 1940

  • Kapitän zur See Gottfried Hansen: 1. Februar 1926 bis September 1926
  • Kapitän zur See Wilhelm Rümann: Oktober 1926 bis November 1928
  • Kapitän zur See Siegfried Maßmann: November 1928 bis Februar 1930
  • Kapitän zur See Karl Knobloch: Februar 1930 bis Oktober 1931
  • Kapitän zur See Friedrich Götting: Oktober 1931 bis September 1933
  • Kapitän zur See Schuster: September 1933 bis Februar 1935
  • Kapitän zur See Patzig: Februar 1935 bis September 1935
  • Kapitän zur See Günther Krause: Oktober 1935 bis Mai 1937
  • Kapitän zur See Feldbausch: Mai 1937 bis Juni 1938
  • Kapitän zur See Kieseritzky: Juni 1938 bis April 1939
  • Kapitän zur See Gustav Kleikamp: April 1939 bis August 1940
  • Korvettenkapitän Guido Zaubzer: August bis 20. September 1940 (Wachkommando)

20. Januar 1941 bis 31. März 1943

  • Fregattenkapitän Roegglen: 20. Januar 1941 bis April 1941
  • Korvettenkapitän Guido Zaubzer: April 1941 bis Mai 1941 (Wachkommando)
  • Korvettenkapitän Rigauer: Mai 1941
  • Kapitän zur See Hennecke: Mai 1941 bis Oktober 1941
  • Korvettenkapitän Rigauer: Oktober 1941 bis November 1941
  • Korvettenkapitän von Oechelhaeuser: November 1941 bis Mai 1942
  • Fregattenkapitän Asmus: Mai 1942
  • Korvettenkapitän von Oechelhaeuser: November Mai 1942 bis 31. März 1943

1. Februar 1944 bis 25. Januar 1945

  • Korvettenkapitän Walter Bach: Februar 1944
  • Fregattenkapitän Bürklen: Februar 1944 bis 25. Januar 1945

Literatur/Quellen

  • Schiffe – Menschen – Schicksale: Linienschiff Schleswig-Holstein – Ein Schiff in Zwei Weltkriegen, 4. Jahrgang Band 31.
  • Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die Deutschen Kriegsschiffe. Band 7, S. 130 ff.
  • Karl-Friedrich Merten: NACH KOMPASS. Lebenserinnerungen eines Seeoffiziers, Verlag Mittler Berlin–Bonn–Herford 1994, Seite 81–92 und 165–185, ISBN 3-81320414-6

Weblinks


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