Schachweltmeisterschaft 1984/85

Schachweltmeisterschaft 1984/85
Die Kontrahenten der Schachweltmeisterschaft 1984/85
Foto
Garri Kasparow Anatoli Karpow
Nation
Status
Herausforderer Titelverteidiger
Weltmeister seit 1975
Alter 21 Jahre 33 Jahre
Elo-Zahl
(Juli 1984)
2710 2700

Die Schachweltmeisterschaft 1984/85 wurde zwischen dem Schachweltmeister Anatoli Karpow und seinem Herausforderer Garry Kasparow vom 10. September 1984 bis 9. November 1985 in Moskau ausgetragen. Nach 48 Partien ohne Entscheidung wurde der Wettkampf von FIDE-Präsident Florencio Campomanes abgebrochen und sieben Monate später als Schachweltmeisterschaft 1985 mit neuem Reglement fortgesetzt, wobei das Ergebnis des abgebrochenen Kampfes nicht in das neue Match eingerechnet wurde. Kasparow gewann diesen Kampf und wurde mit 22 Jahren der jüngste Weltmeister im Schach.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Karpow war 1975 durch die Weigerung von Bobby Fischer, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen, kampflos von der FIDE zu Weltmeister ernannt. Zweimal – 1978 und 1981 – verteidigte er seinen Titel gegen Viktor Kortschnoi, der sich jeweils in den Kandidatenkämpfen durchsetzen konnte.

Kasparow trat ins Blickfeld der breiten Schachöffentlichkeit, als er 1978 im Alter von nur 15 Jahren an einer Meisterschaft der UdSSR teilgenommen hatte – als jüngster Spieler der Geschichte. Bis 1984 hatte er sich in die Weltspitze vorgekämpft und konnte sich souverän als Herausforderer Karpows qualifizieren.

Qualifikationszyklus 1982–1984

Interzonenturniere

Drei Interzonenturniere fanden statt. Die jeweils ersten beiden Spieler qualifizierten sich für das Kandidatenturnier. Kasparow, damals 19, gewann das Moskauer Interzonenturnier mit starken 1,5 Punkten Vorsprung auf Beljawski.[2] Ribli gewann das Turnier in Las Palmas vor Smyslow. [3], und das Interzonenturnier in Toluca wurde gemeinsam von Portisch und Torre gewonnen.[4]

Kandidatenturnier

Die sechs Qualifikanten aus den Interzonenturnieren trafen in Knock-out-Kämpfen auf Kortschnoi und Hübner, die Finalisten des vorherigen Kandidatenfinals zur Weltmeisterschaft 1981. Kasparow setze sich durch.[5]

  Viertelfinale Halbfinale Finale
                           
  1  Kasparow 6  
8  Beljawski 3  
     Kasparow 7  
     Kortschnoi 4  
4  Portisch 3
5  Kortschnoi 6  
     Kasparow
     Smyslow
3  Ribli 6  
6  Torre 3  
   Ribli
     Smyslow  
2  Hübner 7
  7  Smyslow 7  

Anmerkung: Der Kampf zwischen Smyslow und Hübner stand nach 10 Partien 5:5 unentschieden. Nach vier Extrapartien, die ebenfalls keine Entscheidung brachten, entschied das Roulette.

Weltmeisterschaft

Verlauf

Der Wettkampf wurde zuerst von Karpow dominiert. Er wehrte sich zäher gegen Kasparows fantasievolles, energisches Angriffsschach als dessen bisherige Gegner und konterte Ungenauigkeiten seines jungen Gegners gnadenlos aus. Schon nach neun Partien führte Karpow bei sechs zu erzielenden Gewinnpartien mit 4:0.

Kasparow änderte daraufhin seine Wettkampftaktik und bemühte sich, die Partien remis zu halten. Das hatte Erfolg. Erst nach einer langen Remisserie konnte Karpow in der 27. Partie das 5:0 erzielen, doch der sechste Punkt gelang ihm nicht. In der 32. Partie errang Kasparow seinen ersten Sieg – und nach einer weiteren Remisserie gewann er gegen den erschöpften Karpow in Folge die 47. und 48. Partie.

Der Vorsitzende des Weltschachbundes FIDE, Florencio Campomanes, brach daraufhin den Wettkampf ohne Ergebnis ab. Als Argument führte er an, die Gesundheit der Spieler schonen zu wollen. Der Wettkampf hatte nun 48 Partien gedauert – doppelt so lang wie einer im von 1951–1972 üblichen Modus.

Ergebnistabelle

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Anatoli Karpow ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½
Garri Kasparow ½ ½ 0 ½ ½ 0 0 ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½
25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 Siege Stand
Anatoli Karpow ½ ½ 1 ½ ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 0 5 25
Garri Kasparow ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 3 23

Einzelnachweise und Quellen

  1. Bobby sei Dank, in: Der Spiegel, 18. November 1985, S. 221-223a
  2. Schachweltmeisterschaft, Zyklus 1982-1984: Interzonenturnier Moskau 1982
  3. Schachweltmeisterschaft, Zyklus 1982-1984: Interzonenturnier Las Palmas 1982
  4. Schachweltmeisterschaft, Zyklus 1982-1984: Interzonenturnier Toluca 1982
  5. Schachweltmeisterschaft, Zyklus 1982-1984: Kandidatenkämpfe

Weblinks


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