- Michail Tal
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Michail Tal bei der Schacholympiade 1960 Name Michail Nechemjewitsch Tal Schreibweisen Mihails Tāls (lettisch);
Михаил Нехемьевич Таль (russischLand Lettland,
UdSSRGeboren 9. November 1936
Riga, LettlandGestorben 27. Juni 1992
Moskau, RusslandTitel Großmeister (1957)[1] Weltmeister 1960–1961 Beste Elo-Zahl 2793 (September 1960) (historische) Michail Nechemjewitsch Tal (lettisch Mihails Tāls; russisch Михаил Нехемьевич Таль/Michail Nechemjewitsch Tal; * 9. November 1936 in Riga; † 27. Juni 1992 in Moskau) war ein lettischer/sowjetischer Schachspieler und von 1960 bis 1961 der achte Schachweltmeister.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Karriere
Da seine Eltern Juden waren, musste seine Familie 1941 nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion Lettland verlassen. Die Flucht gelang zwar, aber die Familie verlor all ihre Habe. Im Alter von sieben Jahren erlernte Tal das Schachspiel. Im Jahre 1949 begann seine lebenslange Zusammenarbeit mit Alexander Koblenz, der als Trainer entscheidenden Anteil an der Karriere Tals hatte. Während der Schulzeit übersprang Tal zwei Klassen. Er begann ein Studium der russischen Sprache und Literatur, das er 1958 mit dem Staatsexamen abschloss. Jedoch wandte er sich schon früh dem professionellen Schach zu.
1959 gewann er das Kandidatenturnier. Im darauffolgenden Wettkampf 1960 schlug er Michail Botwinnik mit 12,5 zu 8,5 und wurde der achte Schachweltmeister. Tal verlor jedoch den Revanchekampf ein Jahr später mit 8 zu 13, weil Botwinnik sich akribisch auf den Gegner vorbereitet und eingestellt hatte und über die bessere Physis verfügte. Schon damals hatte Tal gesundheitliche Probleme. Hinzu kam, dass er die Vorbereitung wohl unterschätzte und einen exzessiven Lebenswandel bevorzugte. Im September 1960 erreichte er seine beste historische Elo-Zahl von 2793.
In den Folgejahren nahm Tal immer wieder Anläufe, den Weltmeistertitel zurückzugewinnen: Bei dem Kandidatenwettkampf 1965 verlor er im Finale gegen Boris Spasski, 1968 im Halbfinale gegen Viktor Kortschnoi und 1980 im Viertelfinale gegen Lew Polugajewski.
Überraschend holte Tal in späten Jahren doch noch einen Titel: 1988 wurde er Weltmeister im Blitzschach und wies dabei die gesamte Weltelite in die Schranken. Phänomenal waren auch seine Leistungen bei Schacholympiaden. Zwischen 1958 und 1982 war Tal nicht weniger als acht Mal (1958, 1960, 1962, 1966, 1972, 1974, 1980 und 1982) Mitglied der siegreichen sowjetischen Mannschaft. Mit einem Gesamtergebnis von 81,18 Prozent Gewinnpunkten (82 Punkte aus 101 Partien) hatte er stets großen Anteil am Sieg seiner Mannschaft.
Obwohl er riskant und unbeständig spielte, hatte er auch nach dem Verlust des Weltmeistertitels große Turniererfolge zu verbuchen: So gewann er insgesamt sechs Mal die sowjetische Meisterschaft (1957, 1958, 1967, 1972, 1974, 1978), nur Botwinnik kam auf die gleiche Anzahl. Er blieb in 93 aufeinanderfolgenden Partien (zwischen Oktober 1973 und Oktober 1974) ungeschlagen, was bis heute von keinem anderen Großmeister erreicht wurde.
Immer wieder hatte Tal auch Probleme mit den Schachfunktionären der Sowjetunion, weshalb ihm gelegentlich Auslandsreisen verwehrt wurden, und er nicht die Unterstützung bekam, die anderen Schachgroßmeistern in der Sowjetunion zuteil wurde. Er spielte auch in der deutschen Bundesliga, zum Beispiel in der Saison 1989/90 am ersten Brett des SK Zehlendorf, im Jahr darauf bei der SG Porz.
Zeit seines Lebens machte ihm seine Gesundheit zu schaffen. Obwohl er schwer nierenkrank war, rauchte er viel, trank exzessiv und war zeitweilig morphiumabhängig. Dies ist auch ein Grund für seine starken Leistungsschwankungen.
Am 27. Juni 1992 erlag er seinem Nierenleiden in einem Moskauer Krankenhaus.
Spielstil
Tals Stil war sehr taktisch geprägt, spektakulär, aber auch risikoreich. Sein virtuoses Kombinationsspiel setzte ihm schon zu Lebzeiten ein Denkmal in der Schachwelt. Oft gelang es ihm, wie aus dem Nichts unter Materialopfer einen Angriff zu starten, gegen den seine Gegner am Brett keine ausreichende Verteidigung fanden, der aber sehr oft einer eingehenden Analyse nicht standhielt. Wegen dieses spektakulären Stils war Tal bei den Schachfans außerordentlich populär, zumal er auch persönlich umgänglich und unkonventionell war. Tal gehört auch zu den Spielern, denen man Schachbesessenheit und einen hypnotischen Blick nachsagte. Beim Interzonenturnier 1959 trat der amerikanische Großmeister Pál Benkő sogar mit einer Sonnenbrille an, um sich vor Tals Blick zu schützen, verlor die Partie aber dennoch.
Tal gilt auch als hervorragender Kommentator, der sich nicht in einer Vielzahl von Varianten verliert, sondern den Blick aufs Wesentliche richtet. Sein Buch über seinen erfolgreichen Weltmeisterschafts-Kampf mit Botwinnik gilt als ein Klassiker der Schachliteratur.
Literatur
- The life and games of Mikhail Tal. RHM Press, New York 1976, ISBN 0-89058-027-8.
- Tal-Botvinnik 1960. Revised 5. edition. Russell, Milford 2000, ISBN 1-888690-08-9. (lettische Originalausgabe Riga 1961)
Einzelnachweis
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74
Weblinks
Commons: Mikhail Tal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Michail Tal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Johannes Fischer: Ein exzessives Genie – Weltmeister Michail Tal, Karl – Das Kulturelle Schachmagazin, 4/2005.
- Leben und Erfolge Tals
- Michail Tals Schachpartien auf chessgames.com (englisch)
Klassische Weltmeister seit 1886 Wilhelm Steinitz | Emanuel Lasker | José Raúl Capablanca | Alexander Aljechin | Max Euwe | Michail Botwinnik | Wassili Smyslow | Michail Tal | Tigran Petrosjan | Boris Spasski | Robert James Fischer | Anatoli Karpow | Garri Kasparow | Wladimir Kramnik | Viswanathan Anand
FIDE-Weltmeister 1993–2006 Anatoli Karpow | Alexander Chalifman | Viswanathan Anand | Ruslan Ponomarjow | Rustam Kasimjanov | Wesselin Topalow
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