- Schachweltmeisterschaft 2007
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Die Schachweltmeisterschaft 2007 wurde vom 12. bis zum 30. September 2007 in Mexiko-Stadt ausgetragen. Acht Spieler nahmen an dem Doppelrundenturnier teil.
Der Inder Viswanathan Anand gewann das Turnier und somit den Weltmeistertitel mit 9 aus 14 Punkten. Er siegte 4 mal und remisierte 10 mal, sodass er als einziger Spieler des Turniers ungeschlagen blieb. In der Schachweltmeisterschaft 2008 verteidigte er seinen Titel gegen den vorherigen Weltmeister Wladimir Kramnik.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Zum vorerst letzten Mal wurde eine Weltmeisterschaft in Turnierform ausgetragen, ab 2010 wird sie nur noch zwischen dem Weltmeister und seinem Herausforderer, dem Gewinner eines Zweikampfs zwischen dem FIDE-Weltpokal-Sieger und dem FIDE-Grand-Prix-Sieger, ermittelt werden. Das Herausfordererreglement für 2008 und 2009 wurde vor dem Vereinigungskampf 2006 vertraglich festgelegt.
Die FIDE-Schachweltmeisterschaft 2005 war auch ein Doppelrundenturnier, aber damals war der Weltmeistertitel zwischen dem FIDE-Weltmeister und dem klassischen Weltmeister Kramnik, der sich weigerte, teilzunehmen, geteilt. Seiner Meinung nach sollte die Weltmeisterschaft in einem Wettkampf des Weltmeisters gegen einen Herausforderer entschieden werden. Kurz nach dem Turnier 2005 meldete die FIDE, dass auch die Weltmeisterschaft 2007 in Form eines Doppelrundenturniers entschieden werden wird.
Im Mai 2006 bestätigte die FIDE, dass im Herbst desselben Jahres ein Vereinigungskampf zwischen dem FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow und dem klassischen Weltmeister Kramnik stattfinden würde. Die Wettkampf-Bedingungen waren:
- Falls Kramnik gegen Topalow gewinnt, nimmt er dessen Platz beim WM-Turnier 2007 ein.
- Das WM-Turnier 2007 wird als Doppelrundenturnier ausgetragen.
Kramnik gewann den Vereinigungswettkampf. Im Juni 2007 bestätigte er, dass er das Turnier 2007 als Weltmeisterschaft anerkennen würde. Er bekräftigte jedoch seine Vorliebe für Zweikämpfe.[1] Mit der Schach-WM 2008 kehrte die FIDE tatsächlich zum Zweikampfmodus zurück.
Qualifikation
Die ersten Vier der FIDE-WM 2005 waren direkt für das Turnier 2007 qualifiziert. Topalow jedoch verlor seinen Platz beim Vereinigungskampf 2006 an Kramnik.
Vier weitere Spieler qualifizierten sich von 2005 bis 2007 über einen Qualifikationsprozess, der drei Stufen enthielt:
- Kontinentale Meisterschaften
- Schach-Weltpokal 2005
- Kandidatenturnier 2006–2007
Weltpokal 2005
Der Schach-Weltpokal 2005 fand in Chanty-Mansijsk, Russland, statt. Er diente zur Qualifikation für das Kandidatenturnier. Gespielt wurde im K.o.-System mit kurzer Bedenkzeit, ähnlich den FIDE-Weltmeisterschaften 1998–2004. Folgende Spieler qualifizierten sich:[2] [3]
Kandidatenwettkämpfe 2007
Ein Platz im Kandidatenturnier war für den FIDE-Weltmeister 2004, Rustam Kasimjanov, reserviert. Fünf Plätze wurden an die Spieler vergeben, die in den FIDE-Weltranglisten vom Juli 2004 und Januar 2005 am besten platziert waren und die sich nicht bereits vorher qualifiziert hatten. Diese waren: Péter Lékó, Michael Adams, Judit Polgár, Alexei Schirow und Étienne Bacrot.[4] Die verbleibenden zehn Plätze gingen an die bestplatzierten Spieler beim FIDE World Cup 2005, die sich nicht anderweitig qualifiziert hatten.
Das Kandidatenturnier fand vom 26. Mai bis 14. Juni 2007 in Elista, einer Stadt in Kalmückien, Russland, statt. Ursprünglich war es als Knockout-Turnier über zwei Runden geplant, sodass sich je ein Spieler von einem Viertel des Startfeldes qualifiziert hätte. Im September 2006 schlug die FIDE eine Änderung hin zu einem Rundenturnier mit nur einer Runde vor[5] Diese Entscheidung wurde jedoch verworfen, und das Turnier fand wie anfangs geplant statt.[6]
Topgesetzt war der Gewinner des Weltpokals 2005, Lewon Aronjan. Die restlichen Spieler wurden nach ihrer Elo-Zahl gemäß der FIDE-Weltrangliste vom Januar 2006 angeordnet.[4] In der zweiten Runde spielt der Gewinner der Partie 1-16 gegen der Gewinner der Partie 8-9, der Sieger der Partie 2-15 spielte gegen den Gewinner der Partie 7-10, und so weiter.
Bedingungen
Es wurde „Best of Six“ gespielt, sodass derjenige weiterkam, der als erstes 3.5 Punkte erreicht hatte. Des Weiteren betrug die Bedenkzeit für 40 Züge 2 Stunden, für weitere 20 Züge 1 Stunde und für die restlichen Züge 15 Minuten + 30 Sekunden Bedenkzeit pro Zug. Wenn nach sechs Partien noch kein Sieger feststand, wurden Tie-Breaks am siebten Tag gespielt:[4]
- Vier Schnellpartien wurden gespielt. Bedenkzeit betrug 25 Minuten + 10 Sekunden pro Zug. Sieger war, wer 2.5 Punkte erreichte.
- Im Falle eines erneuten Gleichstand wurden zwei Blitzpartien mit einer Bedenkzeit von fünf Minuten + 10 Sekunden pro Zug gespielt.
- Sollte es immer noch Unentschieden stehen, losten die Spieler aus, wer in einer letzten „Sudden-Death-Partie“ Weiß bzw. Schwarz erhielt. Weiß bekam sechs Minuten Bedenkzeit und musste gewinnen, Schwarz nur fünf Minuten, ihm reichte jedoch ein Remis fürs Weiterkommen.
Runde 1
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Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 1 Lewon Aronjan
2759 1 ½ 0 1 0 ½ 4.0 7.0 16 Magnus Carlsen
2693 0 ½ 1 0 1 ½ 2.0 5.0 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 8 Alexei Schirow
2699 ½ ½ ½ 0 ½ 1 2.5 5.5 9 Michael Adams
2734 ½ ½ ½ 1 ½ 0 0.5 3.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 2 Péter Lékó
2738 ½ 1 1 1 – – – 3.5 15 Michail Gurewitsch
2639 ½ 0 0 0 – – – 0.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 7 Judit Polgár
2727 ½ 0 ½ 0 1 ½ – 2.5 10 Jewgeni Barejew
2643 ½ 1 ½ 1 0 ½ – 3.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 3 Ruslan Ponomariov
2717 ½ ½ 0 ½ ½ ½ – 2.5 14 Sergei Rublevsky
2680 ½ ½ 1 ½ ½ ½ – 3.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 6 Alexander Grischtschuk
2717 1 ½ ½ 1 ½ – – 3.5 11 Wladimir Malachow
2679 0 ½ ½ 0 ½ – – 1.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 4 Boris Gelfand
2733 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 2.5 5.5 13 Rustam Kasimjanow
2677 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0.5 3.5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 5 Étienne Bacrot
2709 ½ 0 0 0 – – – 0.5 12 Gata Kamsky
2705 ½ 1 1 1 – – – 3.5
Runde 2
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Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 1 Levon Aronian
2759 1 ½ ½ ½ ½ ½ – 3,5 8 Alexei Schirow
2699 0 ½ ½ ½ ½ ½ – 2,5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 2 Péter Lékó
2738 1 ½ 1 ½ ½ – – 3,5 10 Jewgeni Barejew
2643 0 ½ 0 ½ ½ – – 1,5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 4 Boris Gelfand
2733 ½ ½ 1 ½ 1 – – 3,5 12 Gata Kamsky
2705 ½ ½ 0 ½ 0 – – 1,5 Setzplatz Name Elo 1 2 3 4 5 6 TB Gesamt 6 Alexander Grischtschuk
2717 1 ½ ½ 0 ½ ½ 2,5 5,5 14 Sergei Rublevsky
2680 0 ½ ½ 1 ½ ½ 0,5 3,5
Weltmeisterschaftsturnier 2007
Teilnehmer
Wladimir Kramnik – amtierender Weltmeister
Viswanathan Anand – 2. Platz im WM-Turnier 2005
Peter Swidler – 3. Platz im WM-Turnier 2005
Alexander Morosewitsch – 4. Platz im WM-Turnier 2005
Péter Lékó – qualifiziert über das Kandidatenturnier
Boris Gelfand – qualifiziert über das Kandidatenturnier
Levon Aronian – qualifiziert über das Kandidatenturnier
Alexander Grischuk – qualifiziert über das Kandidatenturnier
Spielbedingungen
Die erste Runde des Doppelrundenturniers fand am 13. September, die letzte Runde am 29. September 2007 statt. Ruhetage waren am 17., 22. und 26. September, also nach Runde 3, 8, bzw. 11. Die Partien begannen täglich um zwei Uhr Ortszeit, d.h. 21:00 Uhr MESZ. Zeitkontrollen waren bei 40/2h, 20/1h, 15m+30sek/Rest, was bedeutet, dass jeder Spieler für 40 Züge 2 Stunden, für weitere 20 Züge zusätzlich 1 Stunde und für die restlichen Züge weitere 15 Minuten + 30 Sekunden Bedenkzeit pro Zug hatte.[7] Die Paarungen wurden am 12. September 2007 ausgelost. [8]
Ergebnisse
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Runde 1 – 13. September Anand Gelfand ½-½ C42 Russisch Kramnik Swidler ½-½ D43 Halbslawisch Morosewitsch Aronian ½-½ E12 Damenindisch Grischuk Lékó ½-½ C88 Spanisch Runde 2 – 14. September Kramnik (0,5) Morosewitsch (0,5) 1-0 E04 Katalanisch Gelfand (0,5) Grischuk (0,5) ½-½ E15 Damenindisch Swidler (0,5) Lékó (0,5) ½-½ C89 Spanisch Aronian (0,5) Anand (0,5) 0-1 D43 Halbslawisches Damengambit Runde 3 – 15. September Anand (1,5) Kramnik (1,5) ½-½ C42 Russisch Grischuk (1,0) Aronian (0,5) ½-½ C88 Spanisch Lékó (1,0) Gelfand (1,0) ½-½ C42 Russisch Morosewitsch (0,5) Swidler (1,0) 1-0 C45 Schottisch Runde 4 – 16. September Aronian (1,0) Lékó (1,5) 1-0 A33 Benoni Kramnik (2,0) Grischuk (1,5) ½-½ E06 Katalanisch Morosewitsch (1,5) Anand (2,0) ½-½ D47 Abgelehntes Damengambit Swidler (1,0) Gelfand (1,5) ½-½ C42 Russisch Runde 5 – 18. September Anand (2,5) Swidler (1,5) 1-0 C89 Spanisch Gelfand (2,0) Aronian (2,0) 1-0 A60 Benoni Grischuk (2,0) Morosewitsch (2,0) 1-0 D38 Abgelehntes Damengambit Lékó (1,5) Kramnik (2,5) ½-½ C54 Italienische Partie Runde 6 – 19. September Aronian (2,0) Kramnik (3,0) ½-½ E06 Katalanisch Gelfand (3,0) Morosewitsch (2,0) 1-0 E17 Damenindisch Grischuk (3,0) Swidler (1,5) ½-½ D43 Halbslawisch Lékó (2,0) Anand (3,5) ½-½ C78 Spanisch Runde 7 – 20. September Anand (4,0) Grischuk (3,5) 1-0 C88 Spanisch Kramnik (3,5) Gelfand (4,0) ½-½ D43 Halbslawisch (Botwinnik-Variante) Morosewitsch (2,0) Lékó (2,5) ½-½ C45 Schottisch Swidler (2,0) Aronian (2,5) ½-½ C69 Spanisch
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Runde 8 – 21. September Aronian (3,0) Morosewitsch (2,5) ½-½ E17 Damenindisch Gelfand (4,5) Anand (5,0) ½-½ E06 Katalanisch Lékó (3,0) Grischuk (3,5) 1-0 C88 Spanisch Swidler (2,5) Kramnik (4,0) ½-½ C42 Russisch Runde 9 – 23. September Anand (5,5) Aronian (3,5) ½-½ C89 Spanisch Grischuk (3,5) Gelfand (5,0) 1-0 E20 Nimzo-Indisch Lékó (4,0) Swidler (3,0) ½-½ B90 Sizilianisch, Najdorf-Variante Morosewitsch (3,0) Kramnik (4,5) 1-0 E61 Königsindisch Runde 10 – 24. September Aronian (4,0) Grischuk (4,5) 1-0 D30 Abgelehntes Damengambit Gelfand (5,0) Lékó (4,5) ½-½ E05 Katalanisch Kramnik (4,5) Anand (6,0) ½-½ D43 Halbslawisch Swidler (3,5) Morosewitsch (4,0) ½-½ B17 Caro-Kann Runde 11 – 25. September Anand (6,5) Morosewitsch (4,5) 1-0 B90 Sizilianisch, Najdorf-Variante Gelfand (5,5) Swidler (4,0) ½-½ A15 Englisch Grischuk (4,5) Kramnik (5,0) ½-½ C43 Russisch Lékó (5,0) Aronian (5,0) ½-½ E15 Damenindisch Runde 12 – 27. September Aronian (5,5) Gelfand (6,0) 0-1 D43 Halbslawisch Kramnik (5,5) Lékó (5.5) 1-0 E05 Katalanisch Morosewitsch (4,5) Grischuk (5,0) 1-0 A28 English Swidler (4,5) Anand (7,5) ½-½ C88 Spanisch Runde 13 – 28. September Aronian (5,5) Swidler (5,0) ½-½ A29 English Gelfand (7,0) Kramnik (6,5) ½-½ D47 Halbslawisch Grischuk (5,0) Anand (8,0) ½-½ D43 Halbslawisch Lékó (5,5) Morosewitsch (5,5) 1-0 B66 Sizilianisch Runde 14 – 29. September Anand (8,5) Lékó (6,5) ½-½ C89 Spanisch Kramnik (7,0) Aronian (6,0) 1-0 E15 Damenindisch Morosewitsch (5,5) Gelfand (7,5) ½-½ C42 Russisch Swidler (5,5) Grischuk (5,5) 1-0 B90 Sizilianisch, Najdorf-Variante
Nummern in Klammern stellen die Punktzahl des Spielers vor der jeweiligen Runde dar.
Endstand
Stand nach der 14. Runde – Endstand Platz Spieler Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte SoBerg 1 Viswanathan Anand
2792 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ 9 59 2 Wladimir Kramnik
2769 ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 0 ½ 1 ½ ½ 8 54½ 3 Boris Gelfand
2733 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ 0 8 54¼ 4 Péter Lékó
2751 ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ 1 0 ½ ½ 1 7 47¾ 5 Pjotr Swidler
2735 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ 1 6½ 44¾ 6 Alexander Morosewitsch
2758 ½ 0 0 1 0 ½ ½ 0 1 ½ ½ ½ 0 1 6 41¼ 7 Lewon Aronjan
2750 0 ½ ½ 0 0 0 1 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 6 39¾ 8 Alexander Grischtschuk
2726 0 ½ ½ ½ ½ 1 ½ 0 ½ 0 1 0 ½ 0 5½ 40¼ Einzelnachweise
- ↑ Wladimir Kramnik zur Situation im Schach (Teil 2), ChessBase, 1. Juni 2007
- ↑ 2005 FIDE World Cup Ergebnisse at Mark Weeks' World Chess Championship Index
- ↑ The Week in Chess 580
- ↑ a b c FIDE gibt Regeln für die WM 2007 und Kandidatenwettkämpfe bekannt
- ↑ FIDE schlägt ein Kandidatenturnier 2007 vor, Chessbase, 24. September 2006.
- ↑ The Week in Chess 654, The Week in Chess, 21. Mai 2007
- ↑ Regeln für die Schachweltmeisterschaft. FIDE. Abgerufen am 17. September 2007.
- ↑ Mexiko Countdown: Eröffnungszeremonie, Paarungen, Chessbase, 13. September 2007
Weblinks
1886–1937 1886, 1889, 1890, 1892, 1894, 1896, 1907, 1908, 1910 (Jan.–Feb.), 1910 (Nov.–Dez.), 1921, 1927, 1929, 1934, 1935, 1937
1948–1990 1948, 1951, 1954, 1957, 1958, 1960, 1961, 1963, 1966, 1969, 1972, 1975, 1978, 1981, 1984, 1985, 1986, 1987, 1990
1993–2005 Klassisch: 1993, 1995, 2000, 2004
FIDE: 1993, 1996, 1997/1998, 1999, 2000, 2001/2002, 2004, 2005seit 2006
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