Schah Jahan

Schah Jahan
Shah Jahan, ca. 1650
Der Taj Mahal an der Yamuna

Shabuddin Mohammed Shah Jahan wurde geboren als Prinz Khurram (persisch „blühend”). Shah Jahan (persisch „König der Welt“) (* 5. Januar 1592; † 22. Januar 1666) war als dritter Sohn Jahangirs der Großmogul von Indien zwischen 1627 und seiner Entmachtung durch seinen Sohn Aurangzeb im Juni 1658. Er war der fünfte Mogulherrscher nach Babur, ursprünglich ein Kleinfürst im Ferganatal im heutigen Uzbekistan und Begründer des Mogulreichs, Humayun, Akbar und Jahangir. Er war bereits in seiner Jugend der Favorit Akbars.

Mit dem Tod von Jahangir schaltete der Wesir Asaf Khan im Auftrag Shah Jahans dessen Rivalen aus. Shah Jahans Halbbruder Shahryar musste in einem ersten Thronfolgekrieg besiegt werden, die anderen Prinzen wurden ebenfalls ermordet bzw. waren wie Khusrau schon früher aus dem Weg geräumt worden. Nur Jahan, die Lieblingsfrau seines Vaters, wurde unter Hausarrest gestellt.

Als Shah Jahans Lieblingsfrau Mumtaz Mahal (Arjumand Banu Begum) am 17. Juni 1631 bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, ließ ihr der tief getroffene Kaiser das Grabmal Taj Mahal in Agra erbauen (1631–1648). Parallel dazu gab es zwei Jahre Staatstrauer, und Shah Jahan zog sich zunehmend von den Regierungsgeschäften zugunsten seiner Söhne zurück.

In das Jahr 1632 fielen Maßnahmen gegen Hindus und Christen. Zahlreiche neu gebaute bzw. im Bau befindliche Hindutempel wurden zerstört, da die islamischen Theologen fremden Religionen einen Tempelneubau und -renovierung nicht zugestehen wollten. Analog dazu zerstörten Mogultruppen die Siedlung der Portugiesen am Hugli. Beide Maßnahmen blieben allerdings eine Ausnahme, Shah Jahan änderte seine Politik wieder. Seine frühen Regierungsjahre wurden durch den Einfluss der orthodoxen Moslems geleitet; der alte Kaiser dagegen nahm unter dem Einfluss seines Sohnes Dara Shikoh (ein Freigeist wie seinerzeit Akbar, allerdings luxusverwöhnt) mehr Rücksicht, förderte sogar indische Musik und Literatur.

Die Regierung des Kaisers wurde zunehmend von dessen ältestem Sohn Dara Shikoh geleitet, nicht zuletzt, weil Shah Jahan dessen Rebellion befürchtete und so zu verhindern hoffte. Darunter zu leiden hatte vor allem der dritte Sohn Aurangzeb, ein energischer, orthodoxer Moslem und somit natürlicher Rivale Daras: Aurangzeb wurde u. a. als Statthalter im Dekkan zweimal abgesetzt. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass sich Shah Jahans jüngere Söhne Anfang der fünfziger Jahre gegen Dara Shikoh verbündeten.

Im übrigen entrissen die Perser 1649 den Moguln wieder die Stadt Kandahar, ein Zeichen für zunehmende militärische Schwäche, die auch die Prinzen Aurangzeb und Dara Shikoh persönlich nicht wettmachen konnten (drei gescheiterte Belagerungen). In Indien selbst dehnte sich das Mogulreich noch aus: Die Dekkan-Sultanate sahen schon 1632 das Mogulheer vor Bijapur (Sultanat Bijapur), 1633 die Unterwerfung des Sultanats Ahmadnagar und 1656 die Eroberung von Haiderabad (Sultanat Golkonda), sodass die endgültige Eingliederung des Dekkan nur noch eine Frage der Zeit war bzw. nur noch durch die Rivalität zwischen Dara Shikoh und Aurangzeb hinausgezögert wurde.

Als Shah Jahan wegen einer Harnverkalkung im September 1657 in ernster Lebensgefahr schwebte, befürchteten seine jüngeren Söhne bereits Dara Shikohs Thronbesteigung in Delhi. Shah Jahan wurde zwar wieder halbwegs gesund, der Bruderkrieg war aber nicht mehr aufzuhalten; die Prinzen waren entschlossen, die Angelegenheit auszufechten. Dara Shikoh machte militärische Fehler, und so konnte sich Aurangzeb trotz der heimlichen Abneigung Shah Jahans 1657/58 gegen seine Brüder durchsetzen. Nach der schwerwiegenden Niederlage Daras bei Samugarh Ende Mai 1658 musste Shah Jahan in Agra vor Aurangzeb kapitulieren.

Shah Jahan verbrachte seine letzten Lebensjahre als Gefangener in Agra, mit Blick auf den Taj Mahal. Seine älteste Tochter Jahanara, welche seit dem Tod ihrer Mutter Mumtaz Mahal die Aufgaben der ersten Dame bei Hofe erfüllt hatte, pflegte ihn aufopfernd. Er wurde neben Mumtaz Mahal beigesetzt.

Siehe auch: Persische Literatur, Safa, 1964 (2003)

Literatur

  • Bamber Gascoigne: Die Großmoguln. Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien. Prisma Verlag, Gütersloh 1987. ISBN 3-570-09930-X.
  • Encyclopaedia Britannica. London

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