Scheichülislam

Scheichülislam

Scheichülislam, Scheichulislam, Scheikulislam, Scheik ül-Islam (auch: Şeyhülislam oder Şeyh-ül islam, (osmanisch ‏شيخ الإسلام‎)) ist der oberste Würdenträger jenes Teils der Verwaltung, der das Religions-, Rechts- und Erziehungswesen umfasst. Er ist mit dem ersten Mufti (Großmufti) vergleichbar.

Inhaltsverzeichnis

Osmanisches Reich

Der erste Scheichülislam war 1424 Mullah Fenârî und der letzte 1922 Medenî Nuri Efendi. So ergibt sich eine Kontinuität von beinahe 500 Jahren.

Die Jungtürken schränkten ab 1916 dieses System weitgehend ein. Nach der Gründung der Großen Nationalversammlung der Türkei im Jahre 1920 war das Amt „Scheich ul-Islam“ bis 1924 im Ministerium für Scharia und Stiftungswesen (Şeriye ve Evkaf Vekaleti) beheimatet. Der Scheich hatte die Aufgabe den obersten Kadi (Richter) zu ernennen.

Aufgrund der Trennung von Religion und Staat wurde das Ministerium in der Türkei abgeschafft. Die Liquidierung des bedeutenden Amts wurde von Muslimen allerorts als tiefer Einschnitt empfunden. Als Nachfolgeinstitution wurde das „Präsidium für Religiöse Angelegenheiten“ (Diyanet[1]) eingerichtet, das sich als Nachfolger des Scheichülislam in einem laizistischen Staat versteht.

Als herausragende Amtsinhalber galten beispielsweise

Außerhalb des Osmanischen Reiches

Auch in anderen Staaten wird der oberste Mufti noch heute gelegentlich als Scheich-ul-Islam betitelt, so z.B. derzeit Allahşükür Paşazadə in Russland bzw. im Kaukasus oder der Chula Raja Montri in Thailand.[2]

Schon zu Zeiten der Sowjetunion trug der oberste Mufti von Baku den Titel Scheich-ul-Islam, als Zeichen dafür, dass in seinem Bereich auch Schiiten leben.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Das „Diyanet İşleri Başkanlığı“ ist in Deutschland über die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“ (DITIB) und
    in Österreich über die „Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich“ (ATIB) tätig.
  2. Encyclopaedia of Islam, Artikel über Thailand (X:430a) und Homepage des Sheikhul Islam Office (Thai)
  3. Martin Robbe, Gerhard Höpp: Welt des Islam - Geschichte und Alltag einer Religion, Seite 178. Urania-Verlag Leipzig 1988

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