Schlacht am Frigidus

Schlacht am Frigidus

In der Schlacht am Frigidus siegte der (ost-)römische Kaiser Theodosius I. am 5./6. September des Jahres 394 über seine (west-)römischen Rivalen Arbogast und Eugenius. Es war eine der größten Schlachten in der Geschichte des Römischen Reiches, sie bedeutete zudem den endgültigen Sieg des Christentums über die alten römischen Religionen. Das mit großer Verbissenheit geführte Gefecht gilt als eines der blutigsten des gesamten Altertums.

Gora, Budanje und Duplje (bei Vipava) als Schauplätze der Schlacht
Vrhpolje (bei Vipava) als Schauplatz der Schlacht

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Arbogast, ein Heerführer fränkischer Herkunft in weströmischen Diensten, war unter dem jungen Kaiser Valentinian II. als Heermeister der Aufstieg zum eigentlichen Herrn des Westens gelungen. Als der Kaiser im Mai 392 in Vienne erhängt aufgefunden wurde, galt Arbogast als - direkt oder indirekt - Verantwortlicher für seinen Tod, zumal Arbogast drei Monate später seinen Schützling Eugenius, einen Rhetoriklehrer und Hofbeamten, zum neuen weströmischen Kaiser ausrufen ließ.

Arbogast selbst war Heide, und der moderate Christ Eugenius stand dem Heidentum tolerant gegenüber, was ihm zwar die Unterstützung vieler altgläubiger Senatoren einbrachte, zugleich aber Theodosius I., den Kaiser der östlichen Reichshälfte, zusätzlich provozieren musste, da dieser in diesen Jahren gerade daran ging, in seinem Reichsteil das Christentum zur Staatsreligion aufzuwerten. Eugenius bemühte sich zunächst vergeblich um die Unterstützung der christlichen Bischöfe und um die Anerkennung durch Theodosius, erst dann kam er den Altgläubigen teilweise entgegen. Nunmehr hatte Theodosius, der als ranghöchster Kaiser (senior Augustus) eigentlich über die Ernennung von Unterkaisern zu entscheiden hatte, den willkommenen Anlass, im Westen einzugreifen. Die antiheidnische Gesetzgebung wurde Ende 392 nochmals verschärft.

Theodosius ignorierte die Verhandlungsangebote seiner Gegner, die eine Anerkennung des Eugenius erbaten, erhob vielmehr seinen jüngeren Sohn Honorius 393 demonstrativ zum Mitkaiser für den Westen, verbot alle nichtchristlichen Kulte und mobilisierte eine gewaltige Streitmacht von angeblich über 100.000 Soldaten, die er teils dem Feldherrn Stilicho unterstellte; der Armee gehörten auch mindestens 20.000 Goten an, die von Alarich I. geführt wurden. Einige moderne Forscher bezweifeln allerdings die hohen Zahlenangaben der antiken Quellen; so geht etwa David Potter davon aus, Theodosius habe nur höchstens 40.000 Mann (zuzüglich der gotischen Föderaten) aufbieten können. In jedem Fall kämpften auf beiden Seiten - bis in die Führungsebene hinein - Heiden und Christen, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass der Konflikt nicht primär als Religionskrieg zu verstehen ist: Vielmehr ging es wohl um einen politischen Konflikt zwischen Kaiser und Usurpator, der erst im Nachhinein religiös aufgeladen wurde.

Verlauf der Schlacht

Der Feldzug des Theodosius und die Schlacht selbst sind von Legenden umwoben, da sie im Nachhinein zu einem Kampf zwischen Christen und Heiden stilisiert wurde, so dass der genaue Ablauf umstritten ist. Von strategischer Bedeutung war der Übergang nach Italien, der durch die Claustra Alpium Iuliarum gesichert wurde, ein System aus Befestigungen und Mauern in den Julischen Alpen. Wie archäologische Hinweise vermuten lassen, wurde dessen Zentrum, das Kastell Ad Pirum an der Straße zwischen Emona (Ljubljana) und Aquileia auf der Passhöhe des Birnbaumer Waldes, von den Truppen des Theodosius gewaltsam und unter hohen Verlusten, besonders unter Alarichs Goten, eingenommen. Nach den Angaben des Kirchenhistorikers Theodoret soll der Kaiser hier die Nacht wachend und betend verbracht haben.

Am Morgen des 6. September zog Theodosius mit seinen Truppen talwärts in Richtung Italien und traf vor den Mauern von Castra (Ajdovščina) im Tal der Vipava (Wippach) auf die Hauptstreitmacht des Eugenius, die von Arbogast kommandiert wurde. Die Schlacht fand am Flüsschen Frigidus statt (heute Hubelj), einem Nebenfluss des Isonzo. Angeblich hatte man auf Seiten des Eugenius eine große Jupiterstatue errichten lassen, um die Heiden unter den Männern zu ermutigen.

Nach christlicher Lesart siegte Theodosius mit Gottes Hilfe: Die in dieser Gegend noch heute gefürchtete Bora, ein plötzlich auftretender starker Nordwind, soll die Geschosse der Truppen des Eugenius zurückgetrieben haben. Da diese Darstellung jedoch erst für sehr viel spätere Zeit bezeugt ist und zudem an ähnliche Wunder erinnert, die bei anderen Schlachten eingetreten sein sollen, ist ihr Wahrheitsgehalt nicht gesichert. Der Kampf dauerte lange, und er wurde offenbar mit äußerster Grausamkeit geführt. Auch die Goten unter Alarich erlitten wieder schwere Verluste - die Quellen sprechen von über 10.000 erschlagenen Goten. Schließlich gewannen die Truppen des Ostens die Oberhand. Eugenius wurde gefangengenommen und noch am selben Tag von Soldaten getötet. Arbogast floh und beging (zwei Tage später?) Selbstmord. So konnte Theodosius triumphierend in Italien Einzug halten und das Römische Reich faktisch ein letztes Mal unter einem einzigen Herrscher vereinen (de iure herrschte er allerdings gemeinsam mit seinen beiden Söhnen als Mitkaisern).

Die Ausdehnung des Weströmischen Reiches zum Zeitpunkt der Teilung im Jahre 395

Folgen

Theodosius starb bereits vier Monate später am 17. Januar 395 in Mailand, so dass das Römische Reich nun faktisch endgültig in zwei Teile zerfiel, die von seinen beiden Söhnen regiert wurden. Eine wichtige Folge der Schlacht bestand in der Schwächung Westroms: Die Kerntruppen der westlichen Reichshälfte scheinen am Frigidus zum größten Teil den Tod gefunden zu haben, ein Verlust, der sich wenig später bitter rächen sollte, da es Westrom fortan schwer fiel, sich gegen äußere Feinde zu wehren.

Als folgenreich erwies sich auch der Umstand, dass sich die gotischen Föderaten, die auf oströmischer Seite den höchsten Blutzoll zu entrichten hatten, nicht ausreichend belohnt fühlten und daher bereits 395 rebellierten. Wenige Jahre später konnte ihr Anführer Alarich, der wiederholt auf die angebliche Undankbarkeit der Römer verwies, seine bei der Schlacht gewonnenen Ortskenntnisse in den Julischen Alpen nutzen, um die Goten nach Italien zu führen. 410 plünderten sie Rom.

Die Schlacht am Frigidus gilt traditionell oft als eine Auseinandersetzung zweier verschiedener Weltanschauungen: Der Christ Theodosius I. besiegte nach dieser Lesart den letzten Vertreter des antiken Heidentums und der Werte, auf denen das tausendjährige Römische Reich ruhte. Nach der Schlacht am Frigidus wurde das Christentum der einzig erlaubte Glaube im Imperium. Das Verbot des Heidentums und damit sein Untergang stellen in der Tat eine der tiefsten kulturgeschichtlichen Änderungen in der Antike dar. Doch verweist die moderne Forschung, wie erwähnt, darauf, dass auf beiden Seiten Heiden und Christen kämpften und dass sowohl Theodosius als auch Eugenius Christen waren, weshalb man den Bürgerkrieg, der in der Schlacht am Frigidus gipfelte, heute in der Regel nicht mehr als religiösen Konflikt betrachtet, obwohl Eugenius, hätte er gesiegt, vermutlich eine relativ tolerante Religionspolitik betrieben hätte. Es ging 394 nicht um eine Erneuerung des Heidentums, sondern einzig um die Macht im Imperium Romanum.

Vorgeschichte und Verlauf der Schlacht werden unter anderem von dem christlichen Historiker und Theologen Paulus Orosius in seinem Werk Historiae adversum Paganos (7,35) beschrieben. Die wichtigste Quelle stellt hingegen das Geschichtswerk des Christen Rufinus dar. Eine Schilderung aus heidnischer Perspektive bietet dagegen Zosimos.

Literatur

  • Thomas Grünewald: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom?. In: Historia 41, 1992, S. 462-487.
  • David Potter: The Roman Empire at Bay. AD 180-395, London 2004, S. 532f.
  • Otto Seeck und Georg Veith: Die Schlacht am Frigidus, in: Klio 13 (1913), S. 451–467.
  • Matthias Springer: Die Schlacht am Frigidus als quellenkundliches und literaturgeschichtliches Problem, in: Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit, hrsg. von Rajko Bratoz, Ljubljana 1996, S. 45–94.
  • Joachim Szidat: Die Usurpation des Eugenius, in: Historia 28, 1979, S. 487-508.

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