- Schlacht bei Roßbach
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Schlacht von Roßbach Teil von: Siebenjähriger Krieg
Karte zur Schlacht von RoßbachDatum 5. November 1757 Ort Roßbach (heute Sachsen-Anhalt) Ausgang Preußischer Sieg Konfliktparteien Preußen Frankreich
Heiliges Römisches ReichBefehlshaber Friedrich II. Charles de Rohan, Prinz von Soubise
Joseph von Sachsen-HildburghausenTruppenstärke 22.000 41.000 Verluste 548 10.000 (davon 7.000 Gefangene) Siebenjähriger Krieg (1756–1763) Europäischer Kriegsschauplatz Lobositz* – Prag* – Kolin* – Hastenbeck** – Groß-Jägersdorf* – Moys* – Roßbach* – Breslau* – Leuthen* – Krefeld** – Zorndorf* – Hochkirch* – Bergen** – Kay* – Minden** – Kunersdorf* – Lagos*** - Hoyerswerda* - Quiberon Bay*** - Maxen* – Landeshut* – Warburg** - Liegnitz* – Kloster Kampen** - Torgau* – Vellinghausen** – Burkersdorf* – Reichenbach* – Freiberg*
(* Dritter Schlesischer Krieg, ** westlicher Kriegsschauplatz - Großbritannien/Kur-Hannover u.a. Alliierte gegen Frankreich, *** Seeschlacht)
Amerikanischer Kriegschauplatz:
Carillon - La Belle Famille - Abraham-Ebene - Restigouche
Asiatischer Kriegschauplatz:
Cuddalore – Negapatam – Pondicherry – Wandiwash - Manila
In der Schlacht bei Roßbach in der Nähe von Reichardtswerben im Kurfürstentum Sachsen (heute Sachsen-Anhalt) am 5. November 1757 besiegte der preußische König Friedrich der Große die Franzosen unter dem Prinzen von Soubise (1715-1787) und die mit ihnen koalierende Reichsexekutionsarmee unter dem Kommando des Reichsgeneralfeldmarschalls Prinz von Sachsen-Hildburghausen. Die Schlacht markiert einen der Wendepunkte im Siebenjährigen Krieg: Seither beschränkte sich die Konfrontation mit Frankreich auf die westdeutschen Gebiete, erst 50 Jahre später unter Napoleon sollten französische Truppen wieder so weit nach Deutschland vordringen.
Die Schlacht wurde, obwohl ihre Auswirkungen im gesamtstrategischen Kontext hinsichtlich des europäischen Kriegsschauplatzes eher als gering zu qualifizieren sind (Hauptgegner war und blieb Österreich mit seiner energischen Kriegsherrin Maria Theresia), zu einem Identifikationsereignis mit der preußischen Sache für ganz Deutschland. Die Niederlage der Franzosen erweckte ein spätestens seit der Tragödie des Dreißigjährigen Krieges verblichenes gesamtdeutsches Nationalbewusstsein wenigstens (aber nicht ausschließlich) auf protestantischer Seite wieder zum Leben.
Dabei blieb der Siegestaumel nicht auf Deutschland beschränkt: In England und Nordamerika wurde Friedrich nach dem Gefecht, das er selbst eher nüchtern als überheblich als „Spaziergang“ bezeichnet hatte (in der Tat stellte das französische Heer in seinem damaligen desolaten finanziellen und moralischen Zustand keine besonders schwere Hürde für die kampf- und sieggewohnten preußischen Bataillone dar), als Idol verehrt, wenn nicht vergöttert, Straßen und Wirtshäuser wurden nach ihm benannt, sogar im feindlichen Paris artikulierte sich der lange gehegte Unmut der oppositionellen Intellektuellen um Voltaire und andere (unter ihnen nicht wenige Vertreter der höheren und höchsten Aristokratie) in enthusiastischen Sympathiebekundungen für den preußischen Monarchen. Voltaire schrieb neue Elogen auf seinen königlichen Freund, in ganz Europa feierten Huldigungsgedichte den König als neuen Caesar. Das Schlüsselerlebnis des nie erwarteten Triumphes eines aus Pommern, Märkern und Brandenburgern bestehenden Heeres über die Vormacht des Kontinents fand seine dem Massenempfinden adäquate Äußerung in Versen wie:
Und kömmt der große Friederich und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, noch mehr als die Franzosen.
Eine andere Version dieses Verses lautet:
Und kommt der große Friederich, und klopft nur auf die Hosen, dann läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen.
Vor allem aber wurde Roßbach – wie es sich auch in Goethes Dichtung und Wahrheit belegt findet – zum Zeichen einer neuen deutschen Mentalität. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl waren die Devise der heranwachsenden Generation. Die Überwindung des alten Partikulardenkens wie auch die Begeisterung für die aufblühende deutschsprachige Literatur fanden ihren Bezugspunkt, ihre Symbolfigur in der Gestalt des siegreichen deutschen Königs von Preußen. Mit Goethe „fritzisch“ gesinnt zu sein hieß, „die deutsche Idee wieder hochzuhalten“ – eine Entwicklung, als deren Auslösungsakt die Schlacht bei Roßbach rückblickend begriffen werden kann.
Die Schlacht selbst dauerte nur wenige Stunden und brachte eine eindeutige Entscheidung. Über zehntausend Mann an Verlusten bei den Franzosen und der Reichsarmee (insbesondere zahlreichen Gefangenen) standen kaum einhundert preußische Gefallene und vielleicht fünfhundert Verwundete gegenüber. Bedeutenden Anteil am Sieg hatte die Kavallerie unter dem Kommando des jungen Generalleutnants von Seydlitz, der sich bei dieser Gelegenheit dauernden Ruhm erwarb. Dem massierten Angriff von 6.000 preußischen Kürassieren konnte die französische Front nicht lange widerstehen, nachdem bereits der preußische Infanterieangriff, insbesondere die Attacke des Infanterieregiments Nr. 5 Alt-Braunschweig, die gegnerischen Linien schwer ins Wanken gebracht hatte. Unmittelbare Folge des preußischen Sieges war der chaotische Rückzug der französischen Truppen in Richtung Westen. Die Reichsarmee sammelte sich wieder und nahm auch fernerhin am österreichischen Kampf gegen Friedrich teil (so einen Monat später bei Leuthen), konnte aber keinen bedeutenden Beitrag zur militärischen Entwicklung des Krieges leisten, was nicht zuletzt mit ihrer miserablen wirtschaftlichen Konstitution zusammenhing, wenngleich man als Hauptgrund sicher die mangelhafte Motivierung der Truppe anführen muss: Das Gros der Soldaten entstammte dem protestantischen Milieu (so vor allem Sachsen und Württemberger) und empfand deshalb heimlich Sympathie mit dem allgemein als Vertreter der evangelischen Sache in Europa anerkannten preußischen Monarchen. Auch der Nimbus der siegreichen preußischen Armee, ihre modernere Ausbildungs- und Verpflegungssituation trugen vielfach zu massenhaften Desertationen besonders von Reichsarmeeangehörigen zu den preußischen Fahnen bei.
In Frankreich selbst wurden die Stimmen lauter, die für eine Beilegung des Konfliktes mit Preußen eintraten. Insbesondere der frühere Fürsprecher der Kriegspartei, der Außenminister François-Joachim de Pierre de Bernis, erkannte die Aussichtslosigkeit weiterer Interventionen auf deutschem Boden und sprach sich für einen Friedensschluss aus, was indes seiner Karriere am französischen Königshof ein rasches Ende bereiten sollte.
Literatur
- Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee vom 15.Jahrhundert bis 1914. 4 Bände, Biblio Verlag, Berlin 1928-1933 - kommentierter Neudruck Osnabrück 1967. Band 2; S. 436ff.
- Henry Lloyd: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem Könige von Preußen und der Kaiserin Königin mit ihren Alliierten; übersetzt und herausgegeben von Georg Friedrich von Tempelhof: 6 Bände; Berlin 1783ff; Band 1, S. 260ff. Online bei Google Books: Band 1, S. 260ff
- Johann Elieser Theodor Wiltsch: Die Schlacht von nicht bei Roßbach oder Die Schlacht auf den Feldern von und bei Raichardtswerben den 5. November 1757, und was ihr voranging, und nachfolgte; Halle 1858.
Siehe auch
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