Schlacht bei Wavre

Schlacht bei Wavre
Schlacht bei Wavre
Teil von: Belgienfeldzug von 1815
Datum 18. Juni–19. Juni 1815
Ort Wavre in Wallonien
Ausgang taktischer französischer Sieg, aber ein strategischer preußischer Sieg
Folgen 24.000 Mann preußische Truppen hielten 34.000 Mann französische Truppen von der Schlacht von Waterloo fern
Konfliktparteien
Flag of France.svg
Frankreich
Flag of Prussia 1892-1918.svg
Preußen
Befehlshaber
Emmanuel de Grouchy Johann Adolf von Thielmann
Truppenstärke
rund 34.000 Mann [1] rund 19.000 Mann, am 19. Juni 24.000 Mann
Verluste
ca. 2.200 Mann Verluste ca. 3.200 Mann Verluste [2]

Die Schlacht bei Wavre war eine der letzten Schlachten der Napoleonischen Kriege. Sie ereignete sich vom 18. Juni bis zum 19. Juni 1815 zwischen der preußischen Nachhut unter Johann Adolf von Thielmann und einer französischen Streitmacht unter Emmanuel de Grouchy. Ihre Bedeutung leitet die Schlacht von Wavre daher, dass die preußischen Truppen letztendlich über 30.000 französische Soldaten von der Schlacht von Waterloo fernhielten und damit die Niederlage Napoléons mit ermöglichten.[3]

Inhaltsverzeichnis

Die gegnerischen Truppenverbände

Aufgeführt sind die befehlshabenden Offizieren und die unterstellten Mannschaftstärken.[4]

Die französischen Verbände

Dem Oberbefehl des Marschalls Emmanuel de Grouchy unterstanden nachfolgende Truppen:

  • 8. Infanterie-Division Lefol (5.500)
  • 10. Infanterie-Division Habert (4.100)
  • 11. Infanterie-Division Berthezène (3.900)
  • 12. Infanterie-Division Pécheux (4.000)
  • 13. Infanterie-Division Vichery (4.100)
  • 14. Infanterie-Division de Mazerny (4.000)
  • 6. Kavallerie-Division Vallin (1.300)
  • 21. Infanterie-Division Teste (3.200) aus dem VI.Korps herausgelöst und als Allgemeine Reserve beigegeben
  • 2. Kavallerie-Korps Exelmans (2,550)
  • 9. Kavallerie-Division Strolz (1.550)
  • 10. Kavallerie-Division Chastel (1.000)
  • 1. Kavallerie-Korps Pajol das Korps war zur Eigeninitiative freigestellt (1.200)
  • 4. Kavallerie-Division Soult (1.200)

Die preußischen Truppen

  • 9. Infanterie-Brigade Generalmajor v. Borcke (ca. 7.000) 5.000 Mann der Brigade waren fälschlicherweise dem I. und II. Korps gefolgt und nahmen erst am 19. Juni an der Schlacht teil
  • 10. Infanterie-Brigade Generalmajor v. Krauseneck (ca. 3.900)
  • 11. Infanterie-Brigade Oberst v.Luck (4.000)
  • 12. Infanterie-Brigade Oberst v. Stülpnagel (5.900)
  • Kavallerie-Korps Generalmajor v. Hobe (2.850)
  • 1.Brigade Oberst v.d.Marwitz (800)
  • 2.Brigade Oberst v. Lottum (1.050)
  • Artillerie des III. Korps Oberst v. Monhaupt

obgleich den Korps jeweils vier sogenannte Infanterie-Brigaden unterstellt waren, entsprachen diese vielmehr französischen Divisionen

Da das III. preußische Korps in der Schlacht von Ligny weniger Verluste als die anderen beiden preußischen Korps erlitten hatte – da es nicht den Hauptangriff der französischen Offensive aushalten musste – war seine Einsatzstärke vermutlich nur um 3.000 Mann gesunken.

Nach der Schlacht von Ligny

Nachdem die preußischen Truppen in der Schlacht von Ligny geschlagen worden waren, mussten sich die Preußen teilweise ungeordnet zurückziehen. Dabei wurde Grouchy von Napoléon mit der Verfolgung der abziehenden preußischen Verbände beauftragt. Die zögerliche Verfolgung durch die französischen Truppen ermöglichte es der Preußische Armee sich wieder zu sammeln und auf den Befehl von Blücher Richtung Waterloo abmarschieren zu können. Während das I. Korps unter von Zieten und das II. Korps unter von Pirch von Wavre nach Waterloo aufbrachen, marschierte das IV. Korps unter General von Bülow vor diesen beiden Korps. Das III. Korps unter Generalleutnant von Thielmann bildete aufgefächert zwischen Wavre, Bierges und Limal eine Riegelstellung, welche die französische Verfolgung vereiteln sollte.[5] Am 17. Juni marschierte die Masse der französischen Truppen unter Grouchy ca. 15 Kilometer, die weitere Verfolgung wurde am 18. Juni gegen 10.00 Uhr aufgenommen, der ab 11.30 Uhr einsetzende Kanonendonner wurde zunächst ignoriert und der Marsch auf Wavre weitergeführt.

Die Schlacht

Der Beginn der Schlacht am 18. Juni

Kurz nachdem die französische Streitmacht in Kontakt mit preußischen Verbänden gekommen war, erreichte das III. französische Korps unter Vandamme Wavre; gefolgt vom II. Kavallerie-Korps unter Exelmanns. Der Befehlshaber des III. französischen Korps befahl im folgenden mehrere Angriffe auf die Stadt Wavre, die von leichter preußischer Infanterie besetzt war. Alle Angriffe über die steinerne Brücke auf die preußischen Stellungen wurden immer wieder abgewehrt. Auch zusätzliche Angriffe auf die preußischen Stellungen bei Bas-Wavre durch und bei Bierges scheiterten.[6]

Das weitere Handeln von Grouchy

Mittlerweile erreichte Grouchy ein Befehl von seinem Kaiser unverzüglich abzumarschieren und in die Kampfhandlungen der Schlacht von Waterloo einzugreifen. Tatsächlich befahl Grouchy auch einigen Verbänden des IV. Korps abzumarschieren und diesen Befehl auszuführen.[7] Dennoch griff Vandamme vor Wavre weiterhin an, insgesamt wurden über ein Dutzend Sturmangriffe der französischen Infanterie über die Brücke von Wavre gezählt. Diese Kämpfe dauerten über den Einbruch der Dunkelkheit hinaus bis ca 23.00 Uhr an.

Die Gefechte um Limal

Gegen 18 Uhr erreichte das I. französische Kavallerie-Korps Limal, das lediglich von einem preußischen Infanterie-Regiment und wenig Kavallerie verteidigt wurde. Der Angriff der französischen Kavallerie warf die Preußen aus Limal, über dessen Brücke weitere französische Truppen (darunter auch die Reserve-Division unter Teste) nachrückten. Aber auch preußische Truppen wurden als Verstärkung Richtung Limal abgesandt, insgesamt versuchte von Thielmann eine zusammenhängende Abwehrfront zu bilden. Auch ein erster preußischer Gegenangriff, der nach Einbruch der Dunkelheit eingeleitet wurde, wurde abgefangen. Im Gegenzug dehnten die französischen Truppen ihr Einflussgebiet bis hinter Limal aus. Dies hatte zur Folge, dass das III. preußische Korps von der Anglo-Alliierten Armee und der Preußischen Armee getrennt wurde.[8]

Die Fortsetzung der Schlacht am 19. Juni

Nachdem die preußischen Truppen in der Nacht auf den 19. Juni weitere Verstärkungen (darunter auch die restlichen Truppen) erhalten hatten, begannen diese vor der Morgendämmerung einen Überraschungsangriff auf die Franzosen. Diese befanden sich in der Übermacht und begannen auf Befehl Marschalls Grouchy mit Artillerieunterstützung einen Gegenangriff. Diesem Angriff folgten weitere Angriffe, welche letztendlich dazu führten, dass die Preußen das Schlachtfeld räumen mussten. Nachdem die preußischen Truppen das Feld räumten, erfuhr Marschall Emmanuel de Grouchy von der Niederlage seines Kaisers in der Schlacht von Waterloo, worauf Grouchy den Befehl zum Rückzug der Truppen nach Frankreich gab.[9]

Verluste und Bedeutung

Die Schlacht endete mit einem taktischen französischen Sieg, da die preußischen Truppen vom Schlachtfeld vertrieben wurden. Durch die Kampfhandlungen bei Wavre wurde allerdings das Eingreifen der französischen Verbände in der Schlacht bei Waterloo verhindert, was Napoleon vor der Niederlage hätte bewahren können. Die Kämpfe am 18. und 19. Juni hatten die preußischen Truppen 3.200 Mann gekostet, die Franzosen verloren dagegen nur 2.200 Soldaten.[10]

Belletristische Rezeption

Stefan Zweig hat in seinem Werk Sternstunden der Menschheit in der Erzählung Die Weltminute von Waterloo diese Geschehnisse verarbeitet.

Einzelnachweise

  1. Georg Bruce, a.a.O., S. 239.
  2. Wenzlik, Waterloo II, S. 60.
  3. Bleibtreu, a.a.O., S. 82.
  4. Wenzlik, Waterloo I, S. 125 und 251.
  5. Bleibtreu, a.a.O, S. 71.
  6. Wenzlik, Waterloo II, S. 50 f.
  7. Bleibtreu, a.a.O, S. 82.
  8. Wenzlik, Waterloo II, S. 54.
  9. Klaus-Jürgen Bremm, a.a.O., S. 249.
  10. Wenzlik, Waterloo II, S. 61.

Literatur

  • Georg Bruce: Lexikon der Schlachten. Styria, Köln 1984 ISBN 3-222-11484-6.
  • Detlef Wenzlik: Waterloo I. 2., überarb. und erg. Auflage. VRZ Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-931482-04-6.
  • Detlef Wenzlik: Waterloo II. 2., überarb. und erg. Auflage. VRZ Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-931482-11-4.
  • Karl Bleibtreu: Geschichte und Geist der europäischen Kriege unter Friedrich dem Großen und Napoleon. Bd., Nr. 4, Friedrich, Leipzig 1893, Nachdruck im Agema-Verlag, Lünen, erschienen.
  • Klaus-Jürgen Bremm: Im Schatten des Desasters. Books on Demand, Norderstedt 2003 ISBN 3-8334-0458-2.

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