- Schlacht von Navarino
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Die Schlacht von Navarino (auch Schlacht bei Navarino) fand am 20. Oktober 1827 statt und war das entscheidende Ereignis, mit dem Griechenland nach einem jahrelangen Aufstand seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangte.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Durch einen am 6. Juli 1827 unterzeichneten Vertrag einigten sich das Vereinigte Königreich, Frankreich und Russland, als Vorbereitung für eine endgültige Beilegung der orientalischen Frage einen Waffenstillstand zu verlangen. Sir Edward Codrington, der Oberbefehlshaber der britischen Marine im Mittelmeer, erhielt den Vertrag und seine Instruktionen in der Nacht vom 10./11. August in Smyrna (heute Izmir) und begab sich sogleich nach Nauplia, um sie den Griechen mitzuteilen. Seine Anweisungen lauteten, einen Waffenstillstand zu verlangen, alle Nachschublieferungen aus Afrika oder allgemein aus dem Osmanischen Reich an die Truppen in Morea (heute Peloponnes) abzufangen und auf Anweisungen für Stratford Canning, den englischen Botschafter in Konstantinopel, zu achten. Die Instruktionen des Botschafters erreichten Codrington am 7. September. Er wurde von seinem französischen Kollegen, dem Konteradmiral de Rigny, nach Nauplia begleitet. Die griechische Regierung stimmte dem Waffenstillstand zu. Admiral de Rigny reiste zu einer Kreuzfahrt in der Levante ab.
Codrington, der gehört hatte, dass eine ägyptische Kriegsflotte – Ägypten war damals osmanisch – nach Alexandria unterwegs sei, und der glaubte, dass sie auf Hydra zusteuerte, machte sich auf den Weg zu dieser Insel, die er am 3. September erreichte. Am 12. September fand er die Ägypter mit einem türkischen Geschwader vor Anker bei Navarino (Pylos). Die osmanische Regierung lehnte den Waffenstillstand ab. Am 19. September sah Codrington Bewegungen unter den ägyptischen und türkischen Schiffen in der Bucht und informierte den osmanischen Admiral Tahir Pascha, dass er Order habe, jegliches feindseliges Vorgehen gegen die Griechen zu unterbinden. Admiral de Rigny schloss sich ihm unmittelbar darauf an, und gemeinsam schickten sie am 22. September eine Notiz an Ibrahim Pascha, der das Oberkommando für den Sultan innehatte. Am 25. fand eine Unterredung statt, in der Ibrahim eine mündliche Zusicherung gab, nicht gegen die Griechen tätig zu werden, während er auf Anordnungen des Sultans wartete. Die Alliierten trennten sich nun, da ihre Vorräte zur Neige gingen; Codrington fuhr nach Zante und de Rigny nach Cervi, wo seine Versorgungschiffe lagen. Fregatten wurden zur Beobachtung Navarinos zurückgelassen. Der britische Admiral hatte kaum bei Zante geankert, als er informiert wurde, dass die Streitkräfte des Sultans ausliefen. Am 29. September hatte eine griechische Flotte, kommandiert vom englischen Philhellenen Frank Abney Hastings, einige türkische Schiffe in der Bucht von Salona zerstört, auf der Nordseite des Golfs von Korinth.
Codrington, dem lediglich sein Flaggschiff, die Asia, und einige kleinere Schiffe zur Verfügung standen, benötigte die Tage vom 3. bis 5. Oktober, um zu den ägyptischen und türkischen Schiffen zurückzukehren, wobei ihm jedoch ein heftiger Sturm hilfreich zur Seite stand. Er nahm seine Wache bei Navarino wieder auf, und am 13. Oktober trafen de Rigny und der russische Konteradmiral Heiden mit seinem Geschwader bei ihm ein. Durch eine allgemeine Übereinkunft zwischen den Alliierten wurde das Kommando Codrington anvertraut.
Die alliierte Flottenstärke belief sich auf elf Linienschiffe, neun Fregatten und vier kleinere Schiffe (drei britische, vier französische und vier russischen Linienschiffe, wenn man das Flaggschiff des französischen Admirals, die Sirène mitzählt – ferner vier britische, eine französische und vier russische Fregatten). Die Ägypter und Türken hatten drei Linienschiffe, neunzehn große Fregatten und 35 kleinere Schiffe.
Wenn Ibrahim Pascha auch außerstande war, auf See zu operieren, so führte er doch den Krieg an Land fort. Die Flammen und der Rauch von zerstörten Dörfern waren von den Besatzungen der alliierten Flotte zu sehen. Am 17. Oktober wurde eine gemeinsame Protestnote an Ibrahim Pascha geschickt, kam aber mit der offenbar falschen Antwort zurück, dass er Navarino verlassen habe und dass seine Offiziere nicht wüssten, wo er sich aufhalte. Die Admirale entschieden daher, in die Bucht zu steuern und zwischen den osmanischen Schiffen zu ankern. Ein französischer Offizier namens Letellier in ägyptischem Dienst hatte Ibrahims Schiffe und die des türkischen Admirals in einer Hufeisen-Formation geankert, deren Endpunkte die Einfahrt in die Bucht berührten. An Land auf beiden Seiten der Einfahrt waren Festungen. Die Alliierten fuhren in zwei Reihen hinein – eine gebildet von den Franzosen und Briten unter Codrington auf der Asia, die andere von den Russen –, und begannen, im freien Wasser inmitten Ibrahims Flotte zu ankern.
In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1827 traf der österreichische Schoner „Enrichetta“ in Navarino ein und passierte ungesehen die Blockadeflotte der Alliierten und drang in die Bucht ein. Kapitän Logotheti ging in einer kleinen Bucht vor Anker, um die Situation zu beobachten.
Verlauf
Captain Fellowes, der die britische Fregatte Dartmouth kommandierte, sah einen türkischen Brander luvwärts und schickte ein Boot mit der Aufforderung, dass das Schiff entfernt werden solle. Die Türken eröffneten das Feuer, töteten einen Leutnant, der die Mitteilung überbrachte, und einige aus der Bootsbesatzung. Die Darmouth eröffnete daraufhin „defensiven Beschuss”, worauf sofort die Schlacht ausbrach.
Die Alliierten, die alle eng in den Kampf gingen, hatten zwischen den Feinden geankert und profitierten von ihren schwereren Breitseiten und ihren besseren Kanonen. Bemerkenswert ist das Verhalten des Kapitäns, der den britischen Kutter Hynd befehligte. Er reihte sich neben dem britischen Flaggschiff in die Gefechtslinie ein und beschoss unermüdlich mit seinen gerade einmal vier Kanonen der Steuerbordseite die türkischen Schiffe. Dies brachte dem kleinen Schiff den Ehrentitel „Ihrer Majestät Linienkutter“ ein. Dreiviertel der türkischen und ägyptischen Schiffe wurden von den Angreifern versenkt oder von ihrer eigenen Besatzung in Brand gesteckt. Auf alliierter Seite wurden 75 Engländer getötet und 197 verwundet, 43 Franzosen getötet und 183 verwundet, sowie 59 Russen getötet und 139 verwundet. Im britischen Geschwader wurde Captain Walter Bathurst von der Genoa erschlagen. Die Verluste auf osmanischer Seite sind nicht genau überliefert, waren aber sicherlich hoch. Die Schlacht von Navarino war die letzte große Seeschlacht ausschließlich mit Segelschiffen.
Auswirkungen
Die Seeschlacht von Navarino war für die weitere Geschichte des osmanischen Reiches und damit sowohl Europas als auch des Nahen Ostens bedeutend. Sie machte nicht nur die Bemühungen der Türken zunichte, die griechische Revolte zu unterdrücken, sondern verursachte auch einen Bruch in den traditionell guten Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Osmanischen Reich. Seine Auswirkungen zeigten sich in der kritischen Phase des Konflikts zwischen Muhammad Ali Pascha und der Hohen Pforte (1831–1841). Navarino beschleunigte den russisch-türkischen Krieg von 1828/29, und die Vernichtung der osmanischen Marine schwächte die Verteidigungskraft der Osmanen gegenüber dem Russischen Reich und später gegenüber Muhammad Ali.
Trivia
Mit der ägyptisch-türkischen Flotte war eine große Anzahl bronzener Kanonen untergegangen. Ein Großteil davon wurde unter dem griechischen König Otto gehoben und als Recyclingmaterial in Europa verkauft, wobei etliche davon nach Bayern gelangten und für den Guss des Obelisken am Karolinenplatz in München, der Bavaria und der Tilly-Statue in der Feldherrnhalle verwendet wurden.
Literatur
- Ralf-Peter Märtin: Navarino – die Schlacht, die keiner wollte. Im Oktober 1827 verlor der Sultan seine Flotte (Reihe „Zeitläufe“). In: Die Zeit, Jg. 53 (1997), Nr. 42.
- Christopher Montague Woodhouse: The battle of Navarino. Hodder & Stoughton, London 1965.
Weblinks
Commons: Schlacht von Navarino – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Seeschlacht (19. Jahrhundert)
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