Schloss Gollwitz

Schloss Gollwitz
Das Schloss

Schloss Gollwitz ist ein ehemaliges Herrenhaus im 2003 nach Brandenburg an der Havel eingemeindeten Ortsteil Gollwitz. Seit April 2009 wird in dem Gebäude eine Begegnungsstätte für jüdische und nichtjüdische Jugendliche betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Schloss

Das Herrenhaus in Gollwitz war vor 1945 im Besitz von Hertha und Harry von Rochow. Sie wurden im Rahmen der Bodenreform enteignet. Mit dem neuen Schuljahr 1946 zog die Dorfschule in die Räume des Schlosses. Seit 1. September 1951 war es eine Zentralschule (bis 8. Klasse), später POS. Zudem wurde im Mai 1953 ein Tageskindergarten für Drei- bis Sechsjährige eingerichtet.

Im Jahr 1977 wurde die Schule geschlossen, weil es im Dorf nicht genügend Schulkinder gab. Die Schulräume im Schloss wurden in ein Schulungsheim mit 21 Übernachtungsmöglichkeiten (einschließlich einer Betriebsküche mit Speiseraum) umfunktioniert. Nutzer wurde das Pädagogische Kreiskabinett (PKK). Außerdem zog die Gruppe WU des Kreises mit drei Uniformierten in das Schloss ein, die für den Wehrunterricht an den Schulen des Kreises verantwortlich war. Der Dorfkindergarten wurde weiterhin im Schloss betrieben, bis er am 31. Dezember 1993 aus Kostengründen geschlossen wurde.

Mit der Deutschen Einheit kam es zu Streitigkeiten um das Schloss. Die Erben der von Rochows meldeten ihren Anspruch darauf an, ebenso die Gemeinde Gollwitz. Am 7. Februar 1992 entschied die Oberfinanzdirektion des Landes Brandenburg, dass das Schloss mit dem dazugehörigen Grundstück dem neu entstehenden Landkreis Potsdam-Mittelmark zufallen sollte, der Gutspark mit den Nebengebäuden des ehemaligen Herrensitzes der Gemeinde Gollwitz.

Am 1. April 1992 übernahm das Volkshochschulbildungswerk GmbH Brandenburg in enger Kooperation mit dem VHS-Bildungswerk Niedersachsen das Schloss. Es sollte zu einem modernen Schulungsobjekt mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgebaut werden. Weil die Sanierung zu teuer geworden wäre, zog sich das VHS-Bildungswerk im Frühjahr 1994 aus dem Schloss zurück. Das Gebäude stand daraufhin leer.

Im Herbst 1997 entschied die Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark 50 bis 60 jüdische Übersiedler aus Russland im Schloss unterzubringen. Das wurde durch den Gemeinderat in Gollwitz abgelehnt. Diese Entscheidung rief ein großes Medienecho und etliche Diskussionen in der Gesellschaft hervor, in deren Verlauf das Dorf Gollwitz als antisemitisch und rassistisch dargestellt wurde. Die Gemeinde Gollwitz und der Landkreis Potsdam-Mittelmark dachten daraufhin über ein neues Nutzungskonzept für das denkmalgeschützte Gebäude nach.

Mittlerweile ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Eigentümerin des ehemaligen Herrenhauses und stellt der Begegnungsstätte das Schloss mietfrei zur Verfügung.

Stiftung

Die gemeinnützige Stiftung Begegnungsstätte Gollwitz wurde 2001 unter Beteiligung der Gemeinde Gollwitz, des Landkreises Potsdam-Mittelmark und der Mithilfe prominenter Menschen aus Politik und Gesellschaft gegründet. Dies geschah auf Initiative einer Gruppe von Berliner und Brandenburger Bürgern. Sie hatten das Ziel Begegnungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Jugendlichen und ihren Multiplikatoren zu organisieren und zu diesem Zweck eines der in Brandenburg vorhandenen Herrenhäuser wieder instand zu setzen. Seit April 2009 betreibt die Stiftung eine entsprechende Begegnungsstätte in dem restaurierten Schloss.

Schirmherr ist Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages.

Der Vorstand der Stiftung besteht aus Dr. Peter-Andreas Brand, Rechtsanwalt in Berlin, und Jan van Lessen, Direktor der Commerzbank Potsdam.

Mitglieder des Kuratoriums sind:

Der Beirat besteht aus:

  • Prof. Dr. Karin Weiss, Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg,
  • Almuth Berger, Ausländerbeauftragte des Landes Brandenburg a.D.,
  • Feliks Byelyenkow, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Brandenburg/Havel,
  • Nicole Näther, Ortsvorsteherin von Gollwitz,
  • Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg,
  • Dr. Joseph Schuster, Präsidium des Zentralrates der Juden in Deutschland,
  • Georg Kardinal Sterzinsky, Erzbischof von Berlin,
  • Bischof Dr. Markus Dröge, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz,
  • sowie Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin der Stadt Brandenburg/Havel.

Die Begegnungsstätte wird von Marion Welsch geleitet.

Begegnungsstätte

Schloss Gollwitz ist eine Begegnungsstätte für jüdische und nichtjüdische Jugendliche und ihre Multiplikatoren. Sie wurde im April 2009 nach mehrjähriger Restaurierung des ehemaligen Herrenhauses eröffnet.

In der Begegnungsstätte finden ein- bis fünftägige Seminare und Workshops gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und für mehr gegenseitige Anerkennung statt. Das Veranstaltungskonzept richtet sich an Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine und Verbände, Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und an Einzelpersonen. Daneben gibt es Freizeitangebote für die Menschen aus Dorf und Region sowie regelmäßig öffentliche Lesungen, Konzerte und Ausstellungen.

Eine Besonderheit der Begegnungsstätte ist die nach den jüdischen Speisevorschriften milchige Küche, d. h. es wird vegetarisches Essen mit Fisch gekocht.

Literatur

Walter Heine (Hrsg.): 625 Jahre Gemeinde Gollwitz. Eine Chronologie der Ereignisse von der Ersterwähnung bis zur Gegenwart in Wort und Bild. Gemeinde Gollwitz, 2000.

Weblinks

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