Konrad Weiß (Regisseur)

Konrad Weiß (Regisseur)
Konrad Weiß (1990)

Konrad Weiß (* 17. Februar 1942 in Lauban/Schlesien) ist ein deutscher Filmregisseur, Publizist und ehemaliger Politiker sowie DDR-Bürgerrechtler. Er war für Bündnis 90 Abgeordneter der Volkskammer und anschließend Mitglied des Deutschen Bundestages.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Konrad Weiß wurde als Sohn eines Beamten geboren. Nachdem dieser 1945 an den Folgen der Flucht aus Schlesien starb, wuchs er bei seiner Mutter, einer Arbeiterin, in Genthin auf.

Ab 1958 bereitete sich Weiß neben seiner Lehre und anschließender Tätigkeit als Elektromonteur an der Volkshochschule auf das Abitur vor, das er 1964 ablegte. Für das Abitur an der Erweiterten Oberschule war er wegen seiner katholischen Bindung nicht zugelassen worden.

Von 1963 bis 1965 war er Mitarbeiter beim katholischen Seelsorgeamt Magdeburg.

Von 1966 bis 1969 studierte er die Fächer Regie und Kamera in der Spezialklasse für Dokumentarfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Im Rahmen einer Studienarbeit entstand ein Film über Vietnam, der 1967 in Moskau ausgezeichnet wurde. Anschließend war er Regisseur beim DEFA-Studio für Dokumentarfilme und drehte überwiegend Dokumentarfilme für Kinder und später auch für Jugendliche. Im Rahmen seiner Arbeit besuchte er viele Länder, unter diesen waren auch westliche Länder wie die Niederlande, Irland, Frankreich und Israel.

Seit 1975 ist Weiß auch als Autor tätig, schrieb Texte für verschiedene Liedermacher und Sänger, arbeitete auch publizistisch. Ab Mitte der 1980er Jahre recherchierte er zum Entstehen einer neofaschistischen Subkultur in der DDR. Versuche einer Veröffentlichung scheiterten damals am Widerstand der Behörden. Ab 1987 kursierten seine Texte in illegal vertriebenen Samisdatblättern.

Von 1988 bis 1990 war er Vorstandsmitglied von Aktion Sühnezeichen in der DDR.

Konrad Weiß ist verheiratet und hat drei Töchter.

Politischer Werdegang

Konrad Weiß (4. von rechts) bei einer Pressekonferenz von Bürgerbewegungen und Grünen (Ost und West) 1990

Im September 1989 gehörte Weiß zu den Erstunterzeichnern des Gründungsaufrufes der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt, bei der er Mitglied des Sprecherrates war. Im November 1989 gehörte er zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs Für unser Land. Im Dezember 1989 initiierte er einen „Dreistufenplan der nationalen Einigung“.

1989/90 nahm er als Vertreter von Demokratie Jetzt am Zentralen Runden Tisch teil. Bei der Volkskammerwahl 1990 wurde Konrad Weiß als Abgeordneter in das Parlament der DDR gewählt. Vor der Wahl hatte Weiß die Bundesregierung in einem offenen Brief aufgefordert, mit der Wahl zur Volkskammer das im Bundesnotaufnahmegesetz geregelte Aufnahmeverfahren für DDR-Bürger einzustellen.[1]

Zwischen 1990 und 1994 war er Mitglied des Bundestages in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Weiß beklagte einen Schwund der Pressevielfalt in den neuen Bundesländern. Außerdem kritisierte er die Fusionspläne der Grünen mit Bündnis 90 auf Bundesebene 1993, den Asylkompromiss 1993 und den Weg in die deutsche Einheit als Fehlentwicklung. Zur Bundestagswahl 1994 kandidierte er nicht mehr.

1992 hielt Weiß die berühmte Rede „Ich schäme mich“, in der er die Gewalttaten von Nazis auf Ausländer und das ignorante Verhalten der CDU/CSU/FDP-Regierung harsch kritisierte.

Im Juni 2001 trat Konrad Weiß aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus, weil der Berliner Landesverband vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus die Bereitschaft zu einer Koalition mit der PDS erklärt hatte.

Gesellschaftliche Würdigung

Ehrenämter

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Neues Deutschland“ vom 7. März 1990, Seite 2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Konrad Weiß — ist der Name folgender Personen: Konrad Weiß (Politiker) (1863–1943), deutscher Politiker Konrad Weiß (Dichter) (1880–1940), deutscher Dichter des Katholizismus Konrad Weiß (Theologe) (1907–1979), deutscher Theologe und Hochschullehrer Konrad… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Weiss — Konrad Weiß ist der Name folgender Personen: Konrad Weiß (Politiker) (1863–1943), deutscher Politiker Konrad Weiß (Dichter) (1880–1940), deutscher Dichter des Katholizismus Konrad Weiß (Theologe) (* 1907), deutscher Theologe und Hochschullehrer… …   Deutsch Wikipedia

  • Weiß (Familienname) — Weiß ist ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Weiß ist ein Übername (Eigenschaftsname) zu mittelhochdeutsch wiz nach der Haar oder Hautfarbe des ersten Namensträgers. Varianten Weis, Weiss, Weisz, Weihs Bekannte Namensträger… …   Deutsch Wikipedia

  • weiß — kaukasisch; europid; farbneutral; lichtvoll * * * weiß [vai̮s] <Adj.>: von der Farbe des Schnees /Ggs. schwarz/: weiße Haare; ein weißer Hai; weiße Wäsche; die Blüten des Kirschbaumes sind weiß; weiß (in Weiß) gekleidet sein; vor Angst war… …   Universal-Lexikon

  • Walter Ullmann (Regisseur und Journalist) — Walter Ullmann (* 5. Januar 1898 in Wien; † 5. Mai 1949 in Paris) war ein Regisseur, Theatergründer und macher, Herausgeber und Journalist in Berlin, München, Wien, Paris und einer Reihe weiterer Orte. Bekannt wurde er unter den Pseudonymen Dr.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Wei — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Gesamtliste der Träger des Bundesverdienstkreuzes — Listen der Träger des Bundesverdienstkreuzes Gesamtübersicht | Großkreuze | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | Großes Verdienstkreuz mit Stern | …   Deutsch Wikipedia

  • Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland — Listen der Träger des Bundesverdienstkreuzes Gesamtübersicht | Großkreuze | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | Großes Verdienstkreuz mit Stern | …   Deutsch Wikipedia

  • 17. Feber — Der 17. Februar ist der 48. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben noch 317 Tage (in Schaltjahren 318 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • DEFA-Studio — Logo der DEFA Die Deutsche Film AG, kurz DEFA, war das volkseigene Filmstudio der DDR mit Sitz in Potsdam Babelsberg. Mit dem Aufbau der Fernsehübertragung in der DDR eröffnete sich für die DEFA ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld. Die DEFA drehte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”