Insel Poel

Insel Poel
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Insel Poel
Poel
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Insel Poel hervorgehoben
5411.4333333333330-26Koordinaten: 54° 0′ N, 11° 26′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Nordwestmecklenburg
Höhe: 0-26 m ü. NN
Fläche: 36,02 km²
Einwohner: 2746 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 76 Einwohner je km²
Postleitzahl: 23999
Vorwahl: 038425
Kfz-Kennzeichen: NWM
Gemeindeschlüssel: 13 0 58 050
Gemeindegliederung: 15 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Gemeindezentrum 13
23999 Kirchdorf/Poel
Webpräsenz:
Bürgermeisterin: Brigitte Schönfeldt (SPD)
Lage der Gemeinde Insel Poel im Landkreis Nordwestmecklenburg
Karte

Poel [pø:l] ist mit 36 km² Fläche die siebtgrößte deutsche Insel, sie liegt in der südlichen Mecklenburger Bucht der Ostsee und begrenzt den Norden der Wismarer Bucht.

Die amtsfreie Gemeinde Insel Poel im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern umfasst neben Poel auch die nordöstlich vorgelagerte Insel Langenwerder. Hauptort der Gemeinde ist Kirchdorf am Ende der tief von Süden einschneidenden Bucht des Kirchsees. Neben der Wismarer Bucht im Süden wird die Insel im Osten von der Zaufe und dem Breitling sowie im Nordosten durch die Kielung vom Festland getrennt. Der Insel Poel ist im Nordosten die kleine Insel Langenwerder unmittelbar vorgelagert.

Poel ist über einen befahrbaren Damm mit dem Festland (Gemeinde Blowatz, Ortsteil Groß Strömkendorf) verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Name Poel leitet sich wahrscheinlich aus der slawischen Bezeichnung für „flaches Feld“.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Insel Poel besteht aus den Ortsteilen

  • Brandenhusen
  • Einhusen
  • Fährdorf
  • Gollwitz
  • Kaltenhof
  • Kirchdorf
  • Malchow
  • Neuhof
  • Schwarzer Busch
  • Seedorf
  • Niendorf
  • Oertzenhof
  • Timmendorf
  • Vorwerk
  • Wangern
  • Weitendorf

Geschichte

Karte von 1850

Aufgrund der strategisch günstigen Lage der Insel in der Wismarer Bucht haben sich im Mittelalter die Herzöge Mecklenburgs und das Domkapitel zu Lübeck um sie gestritten.

1163 wurde Poel durch die Bestätigung der Schenkung des Zehnten der gesamten Insel und der Ortschaft Fährdorf in einer Urkunde des Erzbischofs Hartwig von Bremen erstmals urkundlich erwähnt. Diese Schenkung wurde 1173 von Kaiser Barbarossa bestätigt. Bereits 1210 wurde der Zehnte dann zwischen den Mecklenburgischen Herzögen und den Lübeckern geteilt. Um 1210 holte Heinrich Borwin I. von Mecklenburg deutsche Siedler auf die Insel, und in dieser Zeit begann man mit dem Bau der Kirchdorfer Dorfkirche, die in vier Etappen gebaut und um circa 1350 vollendet wurde. 1318 verkaufte der Herzog die gesamte Insel und dazu noch sieben Dörfer auf dem Festland an die Ritter von Plessen, Preen und Stralendorff. 1344 erwarb das Lübecker Heiligen-Geist-Hospital die Dörfer Seedorf, Brandenhusen, Weitendorf und Wangern. 1614 begannen die Bauarbeiten an der Poeler Festungsanlage mit Schloss. Auftraggeber war Herzog Johann Albrecht II. (Mecklenburg), der 1598 nach einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Lübecker Domkapitel dessen Ländereien auf der Insel und dann im Jahre 1615 auch noch die Güter derer von Stralendorff erworben hat. Unter der Anleitung des Generalbaumeisters und Ingenieurs Gerhart Evert Pilooth entstand ein imposantes Bauwerk, bestehend aus zwei Teilen: der Schlossanlage in Form eines fünfzackigen Sternes und dem sog. „Hornewerck“ in Form eines Sternschweifs, wo sich die Kirche, Soldatenunterkünfte, die Wohnung des Hauptmanns und Ställe befanden, umgeben von einem System von Wassergraben und elf Meter hohen Erdwällen. Um 1618 waren die Bauarbeiten im Großen und Ganzen abgeschlossen. Im Juni 1620 traf sich König Gustav II. Adolf von Schweden mit Herzog Johann Albrecht II auf dem Poeler Schloss. Zwei Monate später wurde seine Braut, Prinzessin Maria Eleonora von Brandenburg, auf ihrem Weg zur Vermählung in Stockholm auf der Insel Poel mit einem Festgottesdienst in der Kirche und mit mehrtägigen Feierlichkeiten im Schloss vom Mecklenburgischen Herzog empfangen. 1627 besetzten Dänische Truppen auf dem Rückzug aus Mecklenburg für kurze Zeit die Poeler Festungsanlage. 1628 marschierten kaiserliche Truppen unter Wallenstein ins Land. Als die Mecklenburgischen Herzöge 1631 das Poeler Schloss wieder in Besitz nahmen, fanden sie es verwüstet vor. Es wurde zwar wieder instandgesetzt, aber schon um 1635 wurde es von den Schweden besetzt, nachdem Mecklenburg Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatte. 1638 fielen die Kaiserlichen Horden wieder in die Festung ein. Als 1648 Mecklenburg den Westfälischen Friedensvertrag unterzeichnete, wurde die Insel Poel für die nächsten Jahrhunderte schwedisches Reichslehen, wenn auch immer wieder von Brandenburgern (1675), Dänen (1711), Preußen und Hannoveranern (1716) kurzzeitig besetzt. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) kamen die Preußen mehrmals plündernd vorbei. Da die Schweden ab 1648 die benachbarte Stadt Wismar zu einer Festung ausgebaut haben, hatten sie kein Interesse an der Poeler Festungsanlage und ließen das Schloss verfallen. Im Dezember 1703 brachte ein Orkan den Turm des Schlosses zum Einsturz. Wenige Jahrzehnte danach stand das Schloss nur noch als Ruine da. Im 19. Jahrhundert durften die Poeler die Ruinen als Steinbruch nutzen.

1803 zahlte Herzog Friedrich Franz I. einen Kredit von 1,25 Millionen Reichstaler an Schweden und bekam für 99 Jahre die Rechte an Poel zurück. Die schwedische Krone verzichtete 1903 auf die Einlösung des Pfandes und Poel kehrte endgültig wieder nach Mecklenburg zurück. Seit 1927 gibt es eine feste Straßenverbindung zum Festland.

Bestellung eines Kartoffelackers des Landesgutes Kaltenhof Frühjahr 1948

Am 3. Mai 1945 verdrängten sowjetische Truppen die britischen Einheiten von Poel. Am gleichen Tag versenkten britische Jagdflieger irrtümlich die Cap Arcona und drei weitere Schiffe mit über 7.000 KZ-Insassen. 28 von ihnen wurden tot an Poeler Stränden angespült. Nach Kriegsende gehörte Poel zur sowjetisch besetzten Zone Deutschlands, ab 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik.

Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze konstituierte sich am 19. Dezember 1989 in Kirchdorf der Runde Tisch der Gemeinde. Im Mai 1990 fanden die ersten demokratischen Wahlen zur Gemeindevertretung statt.

1946 erreichte die Bevölkerungszahl Poels mit über 5.100 Einwohnern ihren Höhepunkt, 1990 mit 2.590 Einwohnern ihren Tiefststand.

2003 wurden Partnerschaftsverträge mit der Gemeinde Hammarö in Schweden unterzeichnet.

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 16. September 1993 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 43 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „Geteilt durch einen goldenen Faden; oben in Blau ein voll besegeltes silbernes Zeesenboot; unten in Grün eine goldene Rapsblüte.“

Das Wappen wurde von dem Kirchdorfer Joachim Saegebarth gestaltet.

Wirtschaft

Prof. Hans Lembke prüft Saatgut

1897 gründete der Poeler Bauernsohn Hans Lembcke in Malchow einen Saatzuchtbetrieb. 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). In Niendorf lieferte 1968 eine Forellenzuchtstation 500 Tonnen Jahresproduktion. Ab 1972 bewirtschaftete das Volkseigene Gut Insel Poel (VEG) die gesamte Ackerfläche der Insel. Der Pflanzenanbau diente vorwiegend der Saatgutvermehrung. Die auf Poel gezüchteten Rapssorten deckten etwa 75% des Saatgutbedarfs der DDR.

1992 kauften die Enkel des Saatzucht-Gründers Hans Lembke den Stammbetrieb zurück. 1994 entstand am Schwarzen Busch die SANITAS Ostsee-Klinik für Mutter-Kind-Kuren, heute Ostseeklinik Poel, 1997 wurde Insel Poel staatlich anerkannter Erholungsort, seit 2004 trägt die Insel zudem den Titel Ostseebad.

2002 erhielt Dr. Peter Lüth für die Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel mit seiner Malchower Firma Prophyta den Deutschen Umweltpreis.

Sehenswürdigkeiten

Heimatmuseum

Im Heimatmuseum der Insel Poel in der Nähe des Gemeindezentrums im Zentrum Kirchdorfs wird auf 250 m² das Leben und die Entwicklung der Insel dargestellt. Dabei wird sowohl die geologische wie auch die historische Entwicklung präsentiert. Dazu kommen wechselnde Sonderausstellungen.

Dorfkirche in Kirchdorf

Kirche in Kirchdorf
Leuchtturm Timmendorf

Wahrscheinlich ist die Kirche in Kirchdorf in vier oder fünf Etappen in der Zeit von 1210 bis etwa 1350 gebaut worden. Es gibt mehrere Indizien dafür, dass der im romanischen Stil gebaute Turm der älteste Teil der Kirche ist und neben seiner Funktion als Raum für Gottesdienste auch als Zufluchtsort, Speicher, Aussichts- und Glockenturm diente. An den Turm wurde das erste Langhaus wahrscheinlich um 1230/40 im romanischen Stil angebaut, etwa fünfzig Jahre später der Chor. Der Turm ist mit seinen 47 Metern Höhe ein weithin sichtbarer Punkt der Insel. In der Kirche befinden sich zwei Flügelaltäre aus dem 15. Jahrhundert. Die Orgel der Kirche wurde um 1704 von dem Orgelbauer Hans Hantelmann für die Kirche in Neukloster gebaut. 1740 erwarben die Poeler die Orgel. 1936 baute Gustav Schwartz das Modell eines Zeesenbootes, das seitdem an der Nordwand der Kirche steht. In der Kirche finden neben den Gottesdiensten im Sommer auch einige Konzerte statt.

Schlosswall

Der Schlosswall ist der Überrest der Wallanlagen, in deren Mitte das zwischen 1614 und 1618 gebaute Schloss des Herzogs Johann Albrecht II. (Mecklenburg) stand. Das Schloss verfiel nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im 19. Jahrhundert wurden die letzten Reste abgetragen, es blieben nur noch die Fundamente der Gebäude. Ein Modell des Schlosses befindet sich im Heimatmuseum.

Leuchttürme

Es gibt zwei Leuchttürme auf Poel, in Timmendorf und Gollwitz, zudem in Gollwitz noch ein Leuchtfeuer. Der Timmendorfer Leuchtturm wurde 1871 in Betrieb genommen. Im Jahre 1921 wurde er auf seine heutige Höhe erweitert.

Im Zuge einer umfangreichen Grundinstandsetzung ist der Turm 1996 bis 1997 teilweise abgetragen und nach einer Stabilisierung der Gründung neu aufgemauert worden. Im Rahmen dieser Sanierung wurde auch die gesamte Leuchtfeuertechnik ersetzt. Das Feuer zeigt die Kennung Glt - 6s = 3 + (3) und erreicht eine Nenntragweite bei Sigma 0,741 bis ca. 16 sm.

Freizeit- und Sportanlagen

Strand bei Gollwitz im Winter
Winterliche Bucht bei Brandenhusen

An den Stränden kann auf öffentlichen Anlagen Volleyball gespielt werden. Des Weiteren werden folgende Sportarten angeboten:

  • Bogenschießen (Gollwitz)
  • Fußball (Kirchdorf)
  • Golf
  • Jogging
  • Power-Walking
  • Kegeln
  • Minigolf (Am Schwarzen Busch und Timmendorf Strand)
  • Reiten
  • Tennis (Gollwitz)
  • Schießhalle Am Kickelberg

Strände

  • Sandstrände mit Parkplatzangebot, sanitären Einrichtungen und Imbissmöglichkeiten befinden sich in Timmendorf, am Schwarzen Busch sowie in Gollwitz.
  • Die schönen und eher ruhigen Naturstrände sind in Neuhof und in Seedorf zu finden. Beide Strände sind am Besten mit dem Fahrrad zu erreichen und verfügen weder über Parkplätze, Toiletten noch über Imbissangebote.
  • Ein FKK-Strand befindet sich in Wangern. Bei diesem Strand handelt es sich ebenfalls um einen Naturstrand. Parkplätze sind vorhanden, sanitäre Anlagen sowie Imbissmöglichkeiten jedoch nicht. Aber auch an den anderen Stränden werden die Bekleidungsregeln sehr locker gehandhabt.

Veranstaltungen

Neben naturkundlichen Veranstaltungen finden insbesondere im Sommer zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Dia-Vorträge, Feste und Kinderveranstaltungen statt.Ein besonderer Höhepunkt ist das historische Schwedenfest im Sommer, welches rund um die Kirche gefeiert wird.

Bildergalerie

Weblinks


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