Schloss Rohrau

Schloss Rohrau
Schloss Rohrau
Fassadendetail

Das Schloss Rohrau liegt in der Gemeinde Rohrau an der niederösterreichischen Grenze zum Burgenland. Das nach außen eher unscheinbar wirkende Gebäude birgt im Inneren eine der kostbarsten Gemäldesammlungen Österreichs.

Inhaltsverzeichnis

Mittelalterliche Burg und Herrschaft

Im 12. Jahrhundert besaßen die Markgrafen von Cham und Vohburg das Gebiet um Rohrau. Erstmals 1240 wird hier ein Herrensitz mit Dietrich de Rorow aus dem Haus Liechtenstein erwähnt. Diese Linie starb 1278 mit Dietrich III. aus. Seine Tochter Diemut brachte die Herrschaft ihrem Gemahl Leutold I. von Stadeck (+ 1292/95) zu. Nach dem Tod des letzten Stadeckers, Johann (+ 1399), wollte Herzog Wilhelm die Herrschaft 1400 einziehen und seinem Bruder Ernst dem Eisernen zuwenden, doch dem Vormund der Stadecker Erbtochter Guta, Graf Hermann II. von Cilli, gelang es, Rohrau als Reichslehen zu deklarieren, und er wurde 1400 von König Wenzel mit Rohrau belehnt. Schon 1402 kam Rohrau an Graf Ulrich, Sohn von Hugo von Montfort-Pfannberg, der Guta geheiratet hatte. 1404 belehnte König Ruprecht die Montforts offiziell mit Burg und Herrschaft, die sie 120 Jahre lang innehatten.

Die Familie Harrach

Das Geschlecht der Harrach tauchte erstmals im 13. Jahrhundert in Südböhmen auf, danach im oberösterreichischen Mühlviertel, u. a. in Freistadt begütert, sodass sich eine österreichische Linie derer von Harrach bildete. In der Folge erwarben die Harrachs Besitz in der Steiermark und in Kärnten. Der Schwerpunkt ihrer Interessen verlagerte sich im Lauf der Zeit nach Wien und Niederösterreich.

Blick in die Gemäldegalerie der Harrach´schen Familiensammlung

Leonhard III. von Harrach erwarb 1524 die Herrschaft und Festung Rohrau in Niederösterreich und erhielt auch die Erlaubnis, sich nach dieser zu benennen. Zur Zeit der Gegenreformation nahm sein Sohn Leonhard IV. eine entschieden katholische Stellung ein, was für die Familie in Zukunft von großer Bedeutung sein sollte. Vom römisch-deutschen König und späteren Kaiser Ferdinand I. wurde er 1552 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und von König Philipp II. von Spanien 1584 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Als er sich 1586 nach seiner 55-jährigen Dienstzeit vom Hof zurückzog, begab er sich auf das zu einem prächtigen Wasserschloss ausgebaute Rohrau. Leonhard IV. starb 1590 und wurde in der Augustinerkirche zu Wien beigesetzt.

1593 standen die Türken vor den Mauern der Burg und bereiteten Festung und Umland bedrängte Zeiten. Das Kastell wurde durch Belagerung und Kampfhandlungen schwer in Mitleidenschaft gezogen, nachfolgende Restaurierungsarbeiten sind im Gräflich Harrachschen Familienarchiv[1] dokumentiert.

Neubau 1599–1605

Maurermeister Leonhard Pall von Sommerein am Leythaberg verrechnete 552 Tagewerk Maurerarbeit, die er mit seinen Gesellen daselbst zu Schloss Rohrau am Neuen Gebäude, auch Gewölbe, usw. ausführte. Für das Tagwerk waren 18 Kreuzer Bargeld zu reichen, samt dem täglichen Essen und Trinken, gesamt 165 fl. 36 Kreuzer.

Steinmetzmeister Antonius Tencalla im kayßerischen Steinbruch am Leythaberg verrechnete aus Kaiserstein hergegebene Tür- und Fensterstein, Staffel zum Schnecken ins Neue Gebäude, samt Gesims auf die Altan. Weiters fünf steinerne Fensterköpfe, den steinernen Pranger im Markt Rohrau, die Quadersteine des Neuen Tores im Äußeren Schloss samt Gesims, zuletzt ein Schöpfbrunnen im Inneren Schloss. Der wohlgeborene Freiherr Karl von Harrach hatte durch seinen Pfleger Hans Rößler 261 Gulden 21 Kreuzer entrichtet und bezahlen lassen.

Quellen

  1. Gräflich Harrachsches Familienarchiv, Schachtel 716

Literatur

  • Helmuth Furch, Das Gräflich Harrachsche Familienarchiv, Schloss Rohrau, Antonius Tencalla, Steinmetz im kayßerischen Steinbruch am Leyttaberg, in Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, Nr. 37, S 7-13, Juni 1995.
  • Wolfgang Westerhoff, Prangersäulen in Österreich, Verlag NÖ-Pressehaus, 1994.
48.062516.852222222222

Weblinks

 Commons: Schloss Rohrau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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